Das Zimmer

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dingdoi

Mitglied
Er kommt ins Zimmer.
Und möchte sofort wieder umkehren.
Denn er kann den Anblick nicht ertragen. Alles voll mit
Schläuchen, Kabeln und allerlei technischem Gerät.
Doch dort auf dem Tisch, in der dunkelsten Ecke des
Zimmers, ein Strauß mit Rosen.
Und daneben ein Bild.
Ein Bild aus guten Tagen. Erst vor kurzer Zeit aufgenommen.
Dann zwingt er sich. Dann quält er sich.
Es blutet innerlich
als er aufs Bett hinüber schaut.
Abgemagert, kraftlos, schrecklich
liegt er da.
Gerade ein leises "Hallo
schafft er zu röcheln.
Ein gequältes Lächeln huscht
über seine hängenden Mundwinkel.
"Ich wollte dich vorher noch mal sehen."
Er setzt sich.
Er schaut ihn an.
Dann starrt er ihn an,
mit wässrigen Augen.
Ein schwaches „Danke” erfüllt den ganzen Raum.
Und so sitzen und liegen sie da.
Und die Stille schreit.
Ein Ächzen.
"Man sieht sich!"
Der rhythmisch piepende Ton wird
quälend durchgehend.
Kein Puls, kein Herzschlag mehr.
Nicht der kleinste Lufthauch durchläuft seine Lungen.
Noch eine ganze Weile sitzt er dort,
auf dem Stuhl, neben dem Bett, in dem Zimmer.
Er schaut herum.
Die Zeit vergeht.
Da.
Endlich steht er auf, ohne ein Wort.
Er verlässt das Zimmer.
Er geht, irgendwohin.
Nach nirgendwo.
Um zu schreien, um zu weinen.
Und um zu hoffen,
nie wieder in dieses Zimmer zu müssen.


(Übernommen aus der 'Alten Leselupe'.
Kommentare und Aufrufzähler beginnen wieder mit NULL.)
 



 
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