Das alte Haus

3,90 Stern(e) 12 Bewertungen

Janosch

Mitglied
Dort aus dem faulen Schlamm, da ragt ein weißes, altes Haus.
Ein morscher Baum ist auf das kahle Dach hereingebrochen
und zwischen wüstem Heckenwuchse stecken warme Knochen:
Nach letztem rohem Fleische heischt verschlingend eine Maus.

Und weitre kommen durch den engen Spalt der Tür gekrochen.
Du öffnest: Knarzend trägt der Wind ein Stöhnen mit sich raus.
Und drinnen wuchert Unbekanntes wirr zerzaust und kraus,
als neben dir entfaltet sich ein schrilles, krankes Pochen,

das monoton, bald stählern schlägt im Takt und schillernd kracht
und den Verdauungstrakt zerhackend knackt wie eine Seuche.
Du spürst die Blutung innerlich. Und dort aus schwarzem Schacht

erschallen wie aus einem Schwall verdorbene Geräusche.
Aus deinem Rachen stürzt es rot, vor Augen wird es Nacht:
Du wünschst nur noch, dass letztes Leben rasch aus dir entfleuche.
 

Ellen

Mitglied
Hallo Janosch

Hmm.. am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten mich in dein
Gedicht hinein zu versetzen.
Doch dann hab ich es in einem anderen Rythmus gelesen und dann ging es wie von alleine.
Die Atmosphäre des Gedichts ist düster und unheimlich und soll beim Lesen schon Spannung erzeugen.
Und ...wie in solchen Situationen, der Atem ,sicherlich nicht rgelmässig ist und bleibt,...
denke ich,
sollte auch der Textablauf demnach gestaltet werden.

Hier nun wie ich es gelesen habe :

Dort..,
aus dem faulen Schlamm, da ragt,
ein weißes, altes Haus.
Ein morscher Baum ,ist auf das kahle ,
Dach hereingebrochen
und zwischen wüstem Heckenwuchse ,
stecken ,warme Knochen:
Nach letztem ,rohem Fleische heischt,
... verschlingend eine Maus.

Und weitre, kommen ,durch den engen Spalt,
der Tür gekrochen.
Du öffnest:
Knarzend trägt der Wind ,
ein Stöhnen mit sich raus.
Und drinnen... wuchert Unbekanntes,
wirr zerzaust und kraus,
gleich neben dir ,
entfaltet sich ,
ein schrilles, krankes Pochen,

Das monoton, bald stählern schlägt,
im Takt...
und schillernd kracht.
Und den Verdauungstrakt zerhackend ,
knackt, wie eine Seuche.
Du spürst die Blutung ,innerlich.
Und dort...
aus schwarzem Schacht erschallen ,
wie aus einem Schwall,
verdorbene Geräusche.

Aus deinem Rachen stürzt es rot,
vor Augen wird es Nacht!
Du wünschst nur noch,
dass ,letztes Leben ...
rasch ,
aus dir entfleuche.
 

Janosch

Mitglied
hallo franzi,
ja, cool, so soll es rüberkommen. krank und cool. danke. ;-)

hallo ellen,
ich finde deinen vorschlag sehr interessant. so liest sich das ganze gleich ganz anders, ist auf jeden fall auch eine variante. da es sich aber um ein sonett handelt, kann ich da förmlich nicht mehr wirklich rumschrauben - muss es also so lassen. ist nicht jedermanns sache, ich weiß. :) danke trotzdem für deine mühe.


ich grüße euch beide recht herzlich
Janosch
 

Walther

Mitglied
Wirklich? Soso. Empfehle für Sonette die an Orpheus. Ich habe wahrscheinlich (a) mehr Rilke gelesen und (b) mehr verstanden als Du. Was ja kein Kunststück ist.
Gruß W.
 

Carlo Ihde

Mitglied
Hab ich schon mal erwähnt, dass deine Schreibe nach den Gedichten von Klaus Kinski klingt? Und dass Kinski das trotzdem etwas besser konnte?
 

Janosch

Mitglied
Hallo Druidencurt, Walther und Carlo Ihde,
also ich hab mich weder mit rilke noch mit kinski (seine gedichte) auseinandergesetzt, ich habe aber einen gedichtband von georg heym daheim. ich mag es manchmal gruselig und ich mag verstörende psycho-horrorfilme, daher könnte es auch rühren. vielen dank für eure beiträge, es ist immer interessant zu hören wonach die eigenen gedichte klingen, aber bitte nicht streiten. ;-)
gruß Janosch
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Ich finds auch gut. Dichte Athmosphäre. Einziger Kritikpunkt: ...ist auf das kahle Dach hereingebrochen.
Das stimmt irgendwie nicht.

VG Thomas
 

Justina

Mitglied
"Nach letztem rohem Fleische heischt verschlingend eine Maus"

Das ist die einzige Zeile, die mir in Deinem Gedicht nicht gefällt. "Verschlingend" und "Maus"; das passt für mich nicht zusammen (läßt mich an den Filmtitel "Die Maus, die brüllte" denken). Du hast die Maus natürlich wegen des Reimes gewählt - Ratten hätten mir hier aber wesentlich besser gefallen, weil ihnen mehr Morbides, Todbringendes anhaftet.

Trotzdem: eine ausdrucksstarke Darstellung von Verfall und Vergänglichkeit. Gefällt mir sehr und erinnert mich dunkel an an ein Gryphius-Sonett.

LG
 

Höldereden

Mitglied
Um Justinas Idee aufzugreifen und da Mäuse ja auch kein Fleisch essen (vllt. hast du das Paradoxon ja auch so gewollt, keine Ahnung..):

"An letztem rohem Fleische nehmen Ratten ihren Schmaus."

Wäre eventuell ne Alternative?

Liebe Grüße, und feines Sonett!!!

Alex
 

Janosch

Mitglied
Hallo Sta.tor,
ich habs mir nochmal überlegt, ist es so besser?
danke für den eindruck.

Hallo HerbertH,
ich find das legitim. :) vielen dank für deinen kommentar.

Hallo Justina,
ich fand das irgendwie abstrakt wenn selbst die mäuse beginnen zähnefletschend am fleisch zu zerren. gruseliges bild. :) kann deinen einwand aber nachvollziehen.

Hallo Höldereden,
danke für deinen vorschlag. ich werd es jetzt so lassen, eine änderung würde das ganze gedicht jetzt nur noch verfremden, zumal ich jetzt in einer anderen verfassung bin, als in der, in der ich war, als ich es geschrieben hab, in der ich war, weil ich es damals geschrieben hab, und nicht heute oder morgen, in der ich war. :D so, hör einfach nich hin, freut mich, dass es dir gefällt.

Ich grüße euch alle herzlich
Janosch
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
[red]...auf das Dach herein... [/red]FALSCH
[red]Heckenwuchse? [/red]kompliziert und unnötig
[red]heischt verschlingend...[/red] schlingend!
[red]Maus/Fleisch[/red] Killermouse!
[red]Knarzend trägt der Wind [/red] seit wann kann der Wind knarzen?
[red]schrilles Pochen? [/red] dumpf ja, schrill nein!
[red]...das ... kracht [/red] was nu? isses jetzt ein Pochen oder ein Krachen?
[red]aus...Schacht...erschallen....wie aus einem Schwall..[/red] hääää???
in einem Schwall, ok, aber wie aus?!
[red]verdorbene Geräusche [/red]Porno?

Hallo Leute

Für ein solches Sprachmonster so gute Bewertungen?! Ich verstehe euch nicht.

Gruss

Jürgen
 

Janosch

Mitglied
Dort aus dem faulen Schlamm, da ragt ein weißes, altes Haus.
Ein morscher Baum ist durch das kahle Dach hinein gebrochen
und zwischen wüstem Heckenwuchse stecken warme Knochen:
Nach letztem rohem Fleische heischt verschlingend eine Maus.

Und weitre kommen durch den engen Spalt der Tür gekrochen.
Du öffnest: Knarzend trägt der Wind ein Stöhnen mit sich raus.
Und drinnen wuchert Unbekanntes ganz zerzaust und kraus,
als neben dir entfaltet sich ein schrilles, krankes Pochen,

das monoton, bald stählern schlägt im Takt und schillernd kracht
und den Verdauungstrakt zerhackend packt wie eine Seuche.
Du spürst die Blutung innerlich. Und dort aus schwarzem Schacht

erschallen wie aus einem Schwall verdorbene Geräusche.
Aus deinem Rachen stürzt es rot, vor Augen wird es Nacht:
Du wünschst nur noch, dass letztes Leben rasch aus dir entfleuche.
 

Janosch

Mitglied
huch, hatte vergessen die überarbeitete version reinzustellen. scheint wohl geschmackssache zu sein, jote. aber wer weiß, ich ziehe mich am besten mal zurück, du hattest ja auch nicht mich angesprochen, sondern die "leute". und "sprachmonster" find ich übrigens sehr passend. ;-)
gruß Janosch
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Janosch

Du darfst Dich ruhig mit angesprochen fühlen. Ich will das Gedicht nicht "runtermachen", aber die Schwachstellen, die reichlich vorhanden sind, ansprechen.

Grundsätzlich hat das Gedicht einen sehr guten Faden und die Grudstimmung passt. Es ist jedoch neben der Semantik auch die Grammatik durch abenteuerliche Verdrehungen doch arg geschunden worden.....

Wenn man so will, ist das Werk gleich doppelt gruselig :D

Nein... es ist vom Ansatz her gut, bedarf aus meiner Sicht aber noch einiger Operationen, bis es durch und durch gut ist.

LG

Jürgen
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hi Janosch,

ja die Zeile finde ich jetzt besser.
Allerdings hat mich JoteS`s Analyse nachdenklich gemacht.
OK die Killermäuse - an diesem Orte sind sie wohl zugelassen.
Das Pochen würde ich aber dann doch lieber dumpf entfalten lassen. Pochen ist wirklich nicht schrill.
Und bei "wie aus einem Schwall", klänge vielleicht der Pfuhl besser, weil "verdorbene Geräusche = (Sünden)Pfuhl" passt.

VG Thomas
 



 
Oben Unten