Das immer wieder neue Thema- Sie trifft ihn, er trifft sie

2,50 Stern(e) 2 Bewertungen

andermann

Mitglied
Hallo liebe Leselupenfreunde,

Zunächst einmal: Ich bin sehr froh, dass ich euch gefunden habe. Die Art, wie Ihr miteinander umgeht – Konstruktive Kritik, ohne zu verletzen- gefällt mir sehr.

Nun mein erstes Problem- eigentlich nur ein Problemchen: Mein erstes Stück hier hineinstellen.

Als vollkommener Novize in diesem Metier schreibe ich an einem Roman und – wer träumt nicht davon – habe ganz hinten im hinteren Hinterkopf die Idee, diesen einmal zu veröffentlichen. Ein Weg sind Ausschreibungen.

Meine Frage: Wenn ich einen Teil ( ca. 10 Buchseiten) hier hineinstelle, verbaue ich mir damit evt. irgend eine Möglichkeit?

Zunächst einen kleinen Auszug aus meinem Buch:
Die immer wieder neue, aber doch so alte Geschichte


Andermann



Er trifft Sie – Sie trifft Ihn


Mittags hatte Gero Julie gefragt: „treffen wir uns zum Abendessen?“ Irgendwie war bei ihm der Eindruck entstanden, dass Julies Zustimmung nicht ganz so spontan erfolgte, wie bei der Einladung ins Theater oder der Absprache zum Sport. „Vielleicht, wenn, dann komme ich ein bisschen später“, war ihre vieldeutige Antwort gewesen.

Heute war \"Türkischer Abend\". Dies bedeutet, dass sowohl die Speisen und die Dekorationen als auch die Show danach unter dem Motto des Gastgeberlandes stehen.

Gero hatte lange auf Julie gewartet, sich wieder und wieder „zufällig“ auf dem Weg zu ihrem Zimmer zu schaffen gemacht, mit anderen Gästen Smalltalks zur Zeitüberbrückung begonnen - Julie tauchte nicht auf. So gab er auf, ging zu Gästen, mit denen er häufig zusammen saß, mit denen er schon viele Male gemeinsam einen Abend verbracht hatte.

Hier, an diesem Tisch wurden immer viele Witze erzählt, die besonderen Zusammenhänge und Gegensätze zwischen norddeutscher und bayrischer Lebensart in all ihren Nuancen offen gelegt. Unter dröhnendem Lachen wurden die Unterschiede zwischen Weißwurst und Bregenwurst, zwischen Sauerkraut und Weißkraut, zwischen „A Moaß und kleinem Hellen“, aber auch zwischen Dirndl und „Holz vor der Hütten“ einerseits und Speelwaark und „Dralle Deern“ andrerseits, beleuchtet und auch sonst viel sinnvoller Unsinn geredet, jedoch, immer unter Wahrung des zwischenmenschlichen Respekts. Was nach außen als deftige Beleidigung ausgelegt werden konnte, war im Innenverhältnis, ohne dass es je ausgesprochen worden war, die Wahrnehmung und Achtung der Andersartigkeit des Gegenübers.

So auch heute: Karl, der pensionierte Friseurmeister aus der „heimlichen Hauptstadt des nördlichsten Balkanstaates“ - so Geros Bezeichnung für München -, stieg sofort ein: „Also, ich glaube unser Solo-Statist“ - und damit konnte er nur Gero meinen -„ ist da irgendwie mit etwas Schwarzem, oder war es blond?, gesichtet worden. Ich glaube, wir müssen da mal etwas nachhelfen!“. Hier war er sich der Zustimmung der Tischgesellschaft sicher, ist doch das Thema \"wer mit wem\" ein immer wieder beliebtes Spiel aller Menschen, die Gesprächsstoff suchen.

Gero half das wenig. Missmutig stopfte er die köstlichen Vorspeisen in sich hinein - latucana, eine köstlich kross gebackene türkische Art der Frühlingsrolle und Gözleme, ein Tasche aus hauchdünnem Teig, nach Wahl gefüllt mit Spinat und Schafskäse, ausgebacken auf einem heißen Stein. Er ärgerte sich über sich selbst. Warum konnte er nicht einfach abwarten? Wenn Julie tatsächlich ungebunden war, dann würde sie sich, wenn sie dann Interesse an ihm haben würde, ihm schon zuwenden, sinnierte er, das delikate Essen ohne zu genießen in sich hineinstopfend.

„Ich glaube, da kommt eine ganz besonders hübsche Dame, viel zu schade für einen solchen Griesgram wie Gero!“, fabulierte Karl, den Kopf reckend, damit er möglichst viele Personen im Speiseraum hinter Geros Rücken wahrnehmen konnte und gleichzeitig möglichst viel Aufmerksamkeit von den Gästen der Nachbartische ziehend. Gero reagierte nicht, blickte weiter an Karl vorbei in die mediterrane Gartenanlage, reagierte auch nicht als Karls Augen offensichtlich einer, sich dem Tisch nähernden Person folgten. Er bemerkte auch nicht, dass sich jetzt alle sechs Augenpaare auf einen Punkt hinter seiner rechten Schulter gerichtet hatten. Alle Personen - außer dem mampfenden Gero - waren jetzt ganz still, saßen regungslos da, starrten mit offenem Mund auf eine Stelle oberhalb Geros rechter Schulter.

Gero hatte von all dem immer noch nichts wahrgenommen, wollte gerade, hastig einen der letzten Happen der Schafkäse-Teigtasche in eine Joghurtsauce tauchend und mit einem viel zu großen Hieb Rotwein hinunterspülend, nach links vom Tisch aufspringen, um sich erneut Ersatzbefriedigung durch einen neuen Essensgang - nicht den letzten für heute - zu beschaffen, da hörte er von rechts, von der Stelle, auf die die sechs Augenpaare gerichtet waren, eine Stimme: „Ist dieser Platz noch frei?“

Gero zitterte, er traute sich gar nicht, aufzusehen. Julie! Sie war doch gekommen. Langsam erhob er sich, ungelenk, ein wenig linkisch, bot er ihr den Platz rechts neben sich an, war froh, dass er sich wieder setzen konnte. Wie eine Maschine schob er mit einem Stück Brot die Saucen-, Fleisch- und Salatreste auf seinem Teller zusammen, spießte das Brot auf eine Gabel und balancierte dieses widerliche Gemengsel, den eigentlich unvermeidbaren Fleck auf Hose oder Hemd mit zwischenzeitlich angelerntem Geschick gerade noch vermeidend, in seinen gierig aufgesperrten Mund, schluckte es, mit einem viel zu großen Schluck roten Tischwein hinunter, ohne wahrzunehmen, was er in sich hinein gefüllt hatte.
Fassungslos starrte Julie auf seinen Teller, seine Finger, seinen Mund. Erst nach einer Weile Gero bemerkte dies. Unsicher, sich schämend, hob er seinen Kopf, seine Augen streiften ihren Hals, ihre Lippen, Wangen, Nase, fanden dann ihre Augen. Wortlos fanden sich die Augenpaare.

Deutlich: heute war dies nicht ihr Tisch! Eigentlich hätten beide lieber abgeklärt, was so in der Phase nach dem ersten Kennen Lernens so abzuklären ist. Nach einer Weile hatte auch die bayerische Fraktion ein Einsehen und Julie und Gero konnten, nachdem auch Julie sich mit dem ersten Essensgang versorgt hatte, zunächst ungestört reden.

Nachdem sie das Abendessen und die zwischenzeitlich wieder aufgenommene, kurzweilige Unterhaltung mit den Tischnachbarn beendet hatten, wagte Gero die Frage: \"Siehst du dir heute abend die türkische Folkloreshow an?\", und dann: \"gemeinsam mit mir?\" Julie nickte zwar, irgendwie kam es Gero vor, als wenn dieser Vorschlag noch geringere Begeisterung auslöste, als der vorangegangene Wunsch, gemeinsam zu Abend zu essen.
 

Rainer

Mitglied
hallo andermann,

willkommen in grünland, und dir noch viel spaß hier.

nun, der text ist recht flüssig geschrieben. ich habe aber einige probleme mit dem verständnis, was daran liegen mag, dass es mir eine szene zu sein scheint, die etwas vorkenntnis erfordert.

deinem disclaimer und profil entnehme ich, daß du an textarbeit interessiert bist. deswegen nehme ich jetzt mal kein blatt vor den mund, sondern schreibe dir meine ehrliche meinung. du kannst dir aber wenigstens sicher sein, daß ich dir so keinen honig um den bart schmiere :).

deinen stil würde ich als behäbig bezeichnen. vieles bleibt oberflächlich (ich habe kein lachen am tisch "gehört", ich weiß noch nicht mal wer da ist, der raum bleibt dunkel), manches dagegen zu intensiv protokollarisch-aufklärend (z.b. die "witze" kann sich sicher jeder selbst vorstellen, ihre genaue angabe zerstört sogar das eigenen fabulieren - sie dienen mir mehr zur charakterisierung deines prot; das war aber bestimmt nicht beabsichtigt). die bandwurmsätze erschweren mir das lesen, ich erkenne auch momentan noch keinen sinn am einsatz dieses stilmittels an dieser textstelle.

trotzdem glaube ich, dasss bei dir potential da ist. ich möchte dir empfehlen, unsere schreibwerkstatt zu besuchen. stelle diesen (oder einen anderen) abschnitt deines buchers mal hinein, und erkläre genau, was du wissen möchtest.
anschließend veröffentlichst du genau den gleichen abschnitt nochmal in die erzählungen, und erweiterst ihn um ein paar seiten bei denen du versucht hast, die hinweise welche dir in der schreibwerkstatt gegeben wurden, umzusetzen.

ich hoffe, ich war nicht zu hart zu dir; meine kritik gilt deinem text, nicht dir.


viele grüße

rainer

p.s. du verbaust dir nichts, wenn du hier veröffentlichst. im falle des falles kannst du deinen text hier jederzeit wieder löschen (edit/delete-button unter deinem text).
 

andermann

Mitglied
Exposee

Hallo rainer,
ja ich werde sicher viel Spaß im „Grünland“ haben.

Vorab: Danke für deine ehrliche Kritik. Sicher ist es ein Problem, diese Szene, die aus einer langen Geschichte herausgenommen wurde, zu beurteilen. Darum stelle ich jetzt zum besseren Verständnis zusätzlich das Exposee hinein.

Habe den Punkt, deiner Kritik, der mir am meisten zu schaffen gemacht hat, –behäbig – mit meinen 5 Kolleginnen (30 – 50 Jahre, also alle jünger als ich)besprochen. Sie bekommen alles, was ich so geschrieben habe, zu lesen. Nein, „behäbig“ finden sie meinen Stil absolut nicht.

Das eigene Fabulieren, d. h.: der Leser soll sich eigene Gedanken machen- setze ich sehr häufig und sehr bewusst ein.

Das Problem der Bandwurmsätze ist mir bewusst. Ich liebe sie! Obwohl: Ich muss noch ausloten, ob es einen potentiellen Leser dazu veranlasst, genau zu lesen oderihn ermüdet oder gar überfordert. (Das kommt natürlich auch auf den Verlag an, der mein Werk irgendwann einmal veröffentlichen wird (bitte drei Smilies).

Die Schreibwerkstatt werde ich aufgreifen. Nachdem ich in den vergangenen drei Monaten allenfalls 30 Seiten schreiben konnte (Flasche leer), habe ich in den letztenTagen Stoff für min 100 Seiten im Kopf, die müssen natürlich erst einmal aufgeräumt werden.

andermann

Anhang:

Exposee

Das Jahr der Kastanienbäume

Gero hat am Ende seines wenig erfolgreichen Lebens doch noch seine Nische gefunden: Er arbeitet in seiner freien Zeit als Golflehrer in Ferienclubs am Mittelmeer. Neben der fachlichen Anerkennung sieht er sich auch sonst auf einer Ebene mit wesentlich jüngeren Ski- und Tennis Lehrern.

Da tritt Julie in sein Leben: Die Frau, von der alle Männer träumen! Lange blonde Haare, strahlende blaue Augen, immer ein Lächeln auf den Lippen und vor allem:die Pfunde an den richtigen Stellen.

Julie sieht sich als moderne Frau. Im wahrsten Sinne des Wortes genießt sie die Vorzüge ihres beruflichen Status; der Freiberuflerin. Seit rund zehn Jahren betreibt sie mit ihrem langjährigen Lebenspartner Herbert ein Beratungs-Büro. Stillschweigend hat sich Arbeitsteilung ergeben. Sie holt die Aufträge herein, er arbeitet sie ab. Diese Arbeitsteilung hat es Julie seit kurz nach ihrem Einstieg in Herberts Beratungsbüro ermöglicht, mehrfach im Jahr auf Reisen zu gehen, meist in die Türkei zu ihrer langjährigen Liebe: Hasan, dem Hotelbesitzer.

Sie führt ein Leben wie sie es sich wünscht –wie im Paradies. Da Herbert bei einer Unterredung Kondome aus der Tasche gefallen sind, hat sie einen guten Grund gehabt, die ohnehin spärlichen erotischen Kontakte zu Herbert ganz aufzukündigen. Herbert ist zu schwach, um dies zu ändern.

Er ist mit dem Statuszufrieden: Sie die junge, frische Frau hatte den Kontakt zu ihm aufgenommen und jetzt, da er alterte, beibehalten.Wieder einmal ist Julie auf dem Weg in die Türkei. Zum letzten Male? Zum einen verlangt Herbert eine Veränderung, zum anderen hat doch Hasan die Unverfrorenheit gehabt,zu heiraten, eine Türkin! Nur weil er einen Sohn haben wollte. Julie fährt nicht in eines von Hasans Hotels, in denen sie selbstverständlich freies Gastrecht genießen würde, sie hat die erste Woche ihres Aufenthalts in einem Ferienclub gebucht.In dem Club, in dem Gero Golfunterricht erteilt.Die Sache nimmt ihren Lauf. Auch die Sache mit den Kondomen klärt sich spät,sehr spät.
 
E

Enza ost

Gast
Lieber andermann!

Mit Interesse habe ich nun den Auszug aus dem Roman sowie auch das Expose gelesen. Ich finde das Ganze gar nicht schlecht, möchte nur zwei Dinge zu bedenken geben:

Das Expose ist zu lang und zu umständlich verfasst. Ziel eines solchen Textes ist es, Lust auf das ganze Werk zu machen. Du schreibst Unterhaltungsliteratur, dementsprechend frisch und munter sollte dieses Appettithäppchen daher kommen, nicht wahr!? Also bitte: Kürzen!!!
Das zweite ist der Titel des Buches: "Das Jahr der Kastanienbäume". Also nein, was soll das denn heissen???
Blühen die Bäume nur ein Jahr lang? Werden sie im Buch gefällt? Was passiert mit den Bäumen? Wieso gibt es sie nur ein Jahr lang?
Nein, der Titel ist nichtssagend, platt und absolut ungeeignet, tut mir leid! Du könntest Dir damit ein ansonsten ansprechendes Manuskript versauen...überleg Dir das bitte noch einmal genau!!!

Aber, okay, meine Stimme hast Du ansonsten! Viel Glück bei Deinem Projekt...wünscht Enza ost
 



 
Oben Unten