Das schwarze Kleid

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Charybdis

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Als die junge Frau die noble Boutique betrat, wusste die Verkäuferin sofort, dass dies keine Kundin für dieses Geschäft war. Sie führten ausschließlich extravagante und exquisite Modelle, und auch wenn die Ware nicht im absoluten Hochpreissegment angesiedelt war, so gab es kein einziges Stück unterhalb von 100 Euro zu kaufen. Das meiste war sogar signifikant teurer.

Die Verkäuferin musterte die junge Frau, die nach einem kurzen Gruß in ihre Richtung sofort einem schwarzen Kleid, das gut sichtbar an einem Kleiderständer hin, entgegen gestrebt war. Hmmmm, dachte die Verkäuferin, du kleidest dich unvorteilhaft. Du bist eigentlich sehr hübsch, sehr apart, Anfang Zwanzig, nur du machst nichts daraus. Ihr Blick glitt über die schulterlangen, leicht gewellten brünetten Haare, die im Kunstlicht der Boutique beinahe schwarz glänzten. Von der Seite sah sie die markanten Wangenknochen der Besucherin – sie als Kundin zu bezeichnen, weigerte die Verkäuferin sich.

Während die junge Frau über den Stoff des Kleides strich, fuhr sie sich unentwegt mit der Zunge über die Lippen. Sie ist nervös, dachte die Verkäuferin. Sie weiß, dass sie hier nicht richtig ist, und sie hofft inständig, dass ich nicht zu ihr gehe und sie frage, was sie möchte. Denn dann müsste sie zugeben, dass sie mit Sicherheit niemals das Geld für den Kauf auch nur eines Stückes aus diesem Laden hat, und dann würde ich sie, so denkt sie, freundlich aber bestimmt vor die Tür bitten. Und deshalb hat auch sie mich nicht angesprochen, wie es ansonsten in einer derartig kleinen Boutique üblich wäre.

Erneut öffnete sich die Tür, und eine Stammkundin in männlicher Begleitung betrat das Geschäft. Sofort eilte die Kollegin der Verkäuferin zu ihnen und bat die beiden, ihr zu folgen. Die Kundin hatte vorgestern ein Kleid gekauft, und dies war noch etwas geändert worden. Espressotassen klapperten, die drei plauderten angeregt miteinander, die Frau sichtete bereits ein weiteres Kleid auf einer Puppe. Sie war eine gute Kundin.

Die junge Frau hatte inzwischen den Bügel in die Hand genommen und hielt das Kleid vor sich. Verschämt suchte sie nach einem Spiegel und wagte ein, zwei Schritte, um sich darin zu betrachten. Die Verkäuferin sah, wie die Wangen der Besucherin leuchteten.

So etwas Schönes hast Du noch nie getragen, oder? dachte die Verkäuferin. Es ist nicht so, dass deine Kleidung in irgendeiner Weise schäbig ist, nur sie ist stillos. Ein enges T-Shirt, das die wohlproportionierte, allerdings regelrecht gequetschte Oberweite gut zur Geltung brachte, ein kurzer Rock, der Falten auf den Hüften schlug, dazu merkwürdig feste Halbschuhe. Der Blick der Verkäuferin blieb für einen Moment an den muskulösen Unterschenkeln der jungen Frau hängen. Du hast schöne Beine. Nicht wie ein Model, aber wie eine Athletin. Du läufst bestimmt viel. Du läufst Langstrecken. Oder du fährst Rad. Du bist groß und kein Fliegengewicht. Du bist wirklich attraktiv. Erneut betrachtete sie die Falten des Rockes. Und du trägst zu enge Sachen.

Seufzend wendete sich die junge Frau von links nach rechts und zurück. Vor den Augen der Verkäuferin formte sich das Bild ihrer eigenen Tochter, auch Anfang Zwanzig und von notorischer Geldknappheit geplagt. Ohne ein gelegentliches Sponsoring der Eltern würde ihr Leben deutlich schwerer sein, als es derzeit für die Studentin war. Wie ging es aber dieser jungen Frau hier?

Die Verkäuferin schaute sich um. Die andere Kundin war in einer der Kabinen verschwunden, und die zweite Verkäuferin unterhielt sich angeregt mit dem Begleiter. Ansonsten war es bisher ein ruhiger Tag gewesen.

Mit gesenktem Blick ging die junge Frau zu dem Ständer zurück, von dem sie das Kleid geholt hatte, um es dort wieder anzuhängen.

„Möchten Sie es einmal probieren?“ Die Verkäuferin war selbst überrascht. Die Worte waren ihr einfach herausgerutscht, ohne dass sie darüber nachgedacht hatte.

„Ich?“ fragte die junge Frau und blickte sich suchend um.

„Sie haben ein überaus schönes Modell gewählt.“ Die Verkäuferin schaltete in den professionellen Modus. Sie arbeitete hier schon seit über zehn Jahren, und sie war gut in ihrem Job. Nun würde sie dieser jungen Dame eine Freude bereiten.

„Ja, es ist wunderschön. Wunderschön.“ Die junge Frau lächelte und hielt das Kleid vor sich in die Höhe.

„Die Größe müsste auch stimmen. Wenn Sie mir bitte zu den Kabinen folgen würden?“

Der Blick des Mannes vor der zweiten Kabine glitt abschätzig über die junge Frau, und er runzelte für einen Moment die Stirn.

Natürlich, dachte die Verkäuferin, sie ist nicht von deiner Klasse, aber dein Blick ärgert mich. Sie zögerte kurz und fragte dann: „Möchten Sie einen Kaffee oder einen Espresso?“

„Oh“, machte die junge Frau und spähte durch den Vorhang nach draußen. „Äh, ginge auch ein Latte Macchiato?“

„Aber selbstverständlich.“

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Kleider machen Leute, dachte die Verkäuferin, als die junge Frau die Kabine verließ. Das schwarze Kleid hätte nicht besser gepasst, wenn es maßgeschneidert gewesen wäre. Der dezente Ausschnitt verschaffte dem Betrachter einen Blick auf ein atemberaubendes Dekolletee, und die eingearbeitete Korsage modellierte Oberkörper und Taille zu einem optischen Genuss. Endlich, sagte die Verkäuferin zu sich, endlich quetschst Du deine Brüste nicht in einem viel zu engen BH zusammen. Hier, in diesem Kleid, kommt alles perfekt zur Geltung.

Der Rock schwang leicht nach, als die junge Frau sich vor dem Spiegel drehte, so dass er einen kurzen Blick auf die muskulösen Oberschenkel freigab. Gerade so viel, dass es anregend, aber dennoch edel und angemessen war. Dieses Kleid war gedacht für Frauen im Alter der Besucherin, nur dazu benötigten sie auch etwas Kleingeld.

„Wie teuer ist es denn eigentlich?“ erkundigte sich die junge Frau, während sie sich weiter im Spiegel bewunderte. Sie hatte an Selbstsicherheit gewonnen und streckte sich mehr als vorher.

„Dieses wundervolle Stück kostet gerade einmal 750 Euro, werte Dame. In Anbetracht dessen, wie es verarbeitet ist und wie es Ihnen steht, ist es ein überaus interessantes Angebot.“ Die Verkäuferin ahnte, was kommen würde.

„750!“ Die junge Frau seufzte, und ihre Schultern sackten für einen Moment nach vorne.

Ja, die hast du nicht, dachte die Verkäuferin. Und irgendwie tut mir das wirklich leid. Nicht nur, weil ich so keinen Verkauf tätigen werde, sondern auch, weil ich sehe, wie sehr du dieses Kleid begehrst.

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Die Verkäuferin konnte nicht sagen, zum wievielten Male die junge Frau das schwarze Kleid anprobierte. Natürlich wurde ihre Zeit über Gebühr strapaziert, und parallel dazu hatte ihre Kollegin bereits eine weitere Kundin bedient, nur es war ansonsten niemand hier, und so machte es einfach Spaß, der jungen Frau diese Freude zu bereiten.

Inzwischen hatte sie bestimmt fünf weitere Kleider ausgewählt und angezogen, nur wusste die erfahrene Verkäuferin, dass das Interesse allein auf das schwarze Kleid gerichtet war. Alles andere war lediglich der Versuch, den Anschein einer wirklichen Kaufentscheidung aufrecht zu erhalten. Sollte sie ihr das sagen? Nein, sie würde diese Farce mitspielen, auch wenn die junge Frau nun bestimmt zum mindestens sechsten Male in das schwarze Kleid schlüpfte.

„Wie lange willst du das noch mitmachen?“ raunte die Kollegin.

„Es ist gleich vorbei“, flüsterte die Verkäuferin zurück. "Eben hatte sie einen Anruf auf dem Handy. Ich glaube, sie wird gleich abgeholt.“

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Der junge Mann, der die Boutique betrat, war gutaussehend und dennoch von angenehmer Zurückhaltung. Schwiegermuttertyp, schoss es der Verkäuferin durch den Kopf. Wäre er der Freund ihrer Tochter… Unsinn, schalt sie sich, was denke ich hier? Er ist jung, vielleicht etwas älter als die junge Frau, unauffällig angezogen, aber wenigstens zum Typ passend. Gut geschnittene Jeans, anständiges Hemd, saubere Schuhe. Alles nicht teuer, aber auch nicht billig. Durchschnitt eben.

Wie stand er wohl zu der jungen Frau? Freund? Möglich. Bruder? Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit. Vielleicht ein Cousin? Ja, eher ein Cousin. Aber ist das wichtig? Dennoch, die Verkäuferin liebte derartige Gedankenspiele. Schließlich war sie es gewohnt, sich in ihre Kundinnen hineinzuversetzen, und die Kenntnis des jeweiligen Umfeldes half ihr, erfolgreichere Verkaufsgespräche zu führen. Es steckte ihr im Blut, und die meisten Stammkundinnen kamen nicht zuletzt auch wegen der sehr persönlichen Betreuung hierher.

„Du bist ja immer noch nicht fertig…“ Der junge Mann blieb mit offenem Mund vor der jungen Frau stehen. Es war sichtbar, dass er sie so noch nie gesehen hatte.

„Ja, ich weiß“, antwortete die Angesprochene hektisch. „Es tut mir auch leid. Ich ziehe mich schnell um und…“

„Du bist eine echte Dame“, entfuhr es ihm.

Die junge Frau lächelte und atmete tief durch: „Danke schön, Bruder. Das aus deinem Mund. Das freut mich wirklich.“

Bruder? dachte die Verkäuferin. Ich habe doch falsch gelegen. Bruder, nicht Cousin.

In diesem Moment ertönte die Türglocke des Geschäftes erneut, und die Verkäuferin glaubte, ein Déjà vu zu haben. Die Besucherin, die nun die Boutique betrat, war der jungen Frau wie aus dem Gesicht geschnitten, wenn auch mit Sicherheit 20 Jahre älter. Halblange, leicht gewellte brünette Haare umspielten ein ebenmäßiges Gesicht mit markanten Wangenknochen, und die Figuren der beiden Frauen schienen sich auf den ersten Blick zu ähneln. Beiden waren schlank und doch weiblich. Hier allerdings endeten die Gemeinsamkeiten.

Die junge Frau war unsicher und nervös, in ständiger Sorge, aus dem Geschäft gewiesen zu werden, weil sie mit Sicherheit niemals etwas kaufen würde. Die neu angekommene Frau hingegen ging aufrecht, als ob ihr jemand einen Stock in den Rücken implantiert hätte, und sie strahlte vollkommene Selbstsicherheit und Souveränität aus. Die Verkäuferin hatte mit fachmännischem Blick sofort den Wert der Kleidung erkannt: Ein beiges Kostüm mit eleganter langärmeliger Jacke, dazu ein figurbetonter Rock, der knapp unterhalb der Knie endete. Ohne Zweifel war dies Maßkonfektion, und zwar von höchster, von allerhöchster Qualität. Dazu trug die Frau High Heels in gleicher Farbe und führte zudem eine ebenso passende Handtasche mit sich. Mit kurzen entschlossenen und überaus gekonnten Schritten auf den dünnen Absätzen stolzierte die Frau auf ihr jüngeres Ebenbild zu und zeichnete merkwürdige Gesten mit der freien Hand in die Luft. An ihren Fingern blitzten Ringe auf, deren Wert, wie die Verkäuferin vermutete, den eines Kleinwagens schnell erreichen dürfte.

„Oh, hallo Tante“, sagte die junge Frau, „ich muss mich entschuldigen, aber ich habe die Zeit verloren.“

Erneut wanderte die freie Hand der älteren Frau durch den Raum.

„Ja, ich habe etwas gefunden…“ Die junge Frau zog ihre Unterlippe ein und schloss die Augen, bevor sie auf das schwarze Kleid deutete. Eine weitere Geste beantwortete sie mit: „Ja, es ist umwerfend.“

Staunend verfolgte die Verkäuferin das Schauspiel, und aus den Augenwinkeln registrierte sie, dass es ihrer Kollegin nicht anders ging. Beide waren vornehme und exquisite Kundinnen gewohnt, nur diese Frau war… Wie war sie? Edel? Bemerkenswert? Die Verkäuferin konnte es nicht einordnen. Vielleicht war es auch ihre extrem überstreckte Haltung, gepaart mit der Tatsache, dass sie offenbar stumm war.

Inzwischen hatte die ältere Frau sich zu ihr gedreht und ein Computerpad aus der Tasche gezogen. Sie tippte etwas darauf und drehte dann den Bildschirm zu ihr.

Ich kaufe es. Nennen Sie mir den Preis.

Die Verkäuferin war vieles gewohnt. Sie hatte Kundinnen mit gut gefüllter Geldbörse, die sofort jeden Preis akzeptierten, andere wiederum feilschten wie auf einem Basar. Und ähnlich war es mit den Männern, die die Frauen begleiteten und manchmal die Rechnung übernahmen. Sie hatte es allerdings während ihrer gesamten beruflichen Laufbahn noch nie erlebt, dass eine Kundin bereits nach bestenfalls 30 Sekunden einen Kauf abschloss. Und das, ohne den Preis zu kennen. Nun, dachte sie, die Kundin ist Königin.

Die 750 Euro nahm die elegante Frau ohne jegliche Regung zur Kenntnis und zog ihre Kreditkarte. Das Kleid war bei weitem nicht das teuerste Stück, das sie führten, und unwillkürlich fragte die Verkäuferin sich, wie die Kundin wohl reagiert hätte, wenn sie 3.500 Euro aufgerufen hätte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass auch dieser Preis klaglos akzeptiert worden wäre. Solche Kundinnen braucht man, schoss es ihr durch den Kopf, während sie das Lesegerät für die Kreditkarte bediente. Kurz, schnell, schmerzlos. Wiewohl… Die Kleiderproben mit der jungen Frau hatten wirklich Spaß gemacht, das Leuchten in den Augen, die roten Wangen…

Die junge Frau stand neben ihrer Tante und öffnete und schloss den Mund in einem fort. Ihr war die Freude über dieses wertvolle Geschenk deutlich anzumerken, wobei ihr offensichtlich die Worte fehlten, um den Dank zu artikulieren. Der junge Mann wirkte regelrecht schockiert. Nun, immerhin, dachte die Verkäuferin, ihr bekommt nicht ständig derartige Gaben. Vielleicht wirklich besser so.

Die drei Besucher verließen schließlich die Boutique, und noch in der Tür hängte sich die junge Frau an die Schulter des jungen Mannes und plapperte: „Das glaubst du nicht, das glaubst du einfach nicht!“ Die ältere Frau schritt ungerührt voraus und drehte sich nicht nach den beiden um.

„Hast du das gerochen? Diese Chance?“

Die Verkäuferin schreckte hoch. Ihre Kollegin blinzelte sie neugierig an.

„Ha, wie denn? Das Mäuschen strahlte alles andere als Eleganz aus, oder?“

„Na, will ich wohl meinen. Du warst einfach großzügig also.“

„Es hat Spaß gemacht. Sie war so glücklich…“

Die Kollegin nickte: „Das war nicht zu übersehen. Und nun nimmt sie ein Geschenk in Höhe von 750 Euro mit nach Hause. Hmmmm…“

„Du fragst dich, ob das gut für sie ist?“

„Schon…“

Die Verkäuferin lachte: „Na hör mal. Wir haben hier schon alles erlebt. Reiche Mütter, die ihre Töchter ausstaffieren, alte Männer, die ihre jungen Geliebten einkleiden…“

„Ja, mag sein“, grübelte die Kollegin, „aber das hier war irgendwie merkwürdig.“

„Merkwürdig ist vieles im Leben.“

„Stimmt schon. Wir verkaufen ja schließlich und geben keine Lebensberatung.“

Die beiden Frauen grinsten sich an, und die Verkäuferin fügte hinzu: „Wiewohl man sich manchmal auch so fühlt, bei allem, was uns so erzählt wird, oder?“

„Aber ja. Nur, ist das nicht gerade das Reizvolle an unserem Job?“

Sie machten sich daran, die von der jungen Frau anprobierten Kleider wieder auf die Bügel zu hängen und in das Sortiment einzufügen, als der Verkäuferin noch etwas einfiel: „Sag mal, die Ähnlichkeit der beiden Frauen war schon enorm, oder?“

„O ja. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Wie Mutter und Tochter. Oder beinahe wie ältere und jüngere Schwester. Wiewohl, da liegen bestimmt satt 20 Jahre dazwischen.“

„Die junge Frau hat allerdings Tante gesagt… Und Bruder zu dem jungen Mann.“

„Kann ja auch sein. Eine gewisse Ähnlichkeit zu ihm war vorhanden.“

Die Verkäuferin schluckte, schloss die Augen und sagte dann: „Kannst du dir ein Gespräch mit dieser Frau vorstellen?“

„Mit der Frau mit dem Computerpad? Ha!“ lachte die Kollegin. „Die ist eher ein Roboter. Vielleicht, weil sie stumm ist und somit ungewöhnlich für uns. Aber…“

„Nein, die ist seltsam. Auch so.“ Die Verkäuferin wischte die Gedanken fort. „Egal. Vermutlich werden wir sie nie wieder sehen.“

„Und wenn doch, dann sollten wir sie bestens bedienen!“ Die Kollegin zwinkerte mit den Augen. „Bei allem Vergnügen, letztendlich muss der Rubel rollen, oder?“

„Ohne Zweifel. Es bleibt aber das wunderschöne Gefühl, eine junge Frau wirklich glücklich gemacht zu haben.“ Nachdenklich blickte die Verkäuferin zur Tür. Die drei waren nicht mehr zu sehen. „Und hoffen wir, sie hätte auch ohne dieses Geschenk ein wenig Glück mit nach Hause genommen.“
 

Elenore May

Mitglied
Hallo Charybdis,
der Text gefällt mir gut, aber mir fehlt irgendwie die Pointe. Zum Schluss hätte ich etwas erwartet, etwas eigenartiges oder eine spektakuläre Wendung, wie auch immer.
Jedenfalls, eine mitfühlende, empfindsame Verkäuferin? Vielleicht kaufe ich in den falschen Läden ein - denn mir wäre es ebenso ergangen wie der jungen Dame - 750 für ein Kleid? Niemals! Mein Budget würde Zeter und Mordio schreien.
Trotzdem - sehr gut beobachtet und schön beschrieben, der ganze Vorgang - wenn mir auch, wie schon gesagt, die Pointe fehlt, deshalb die abgesenkte Note.
Liebe Grüße
Elenore
 

Charybdis

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Liebe Eleonore May,

danke vielmals für Dein ehrliches Feedback, über das ich mich sehr freue.

Du hast natürlich vollkommen recht: Diese kleine Geschichte hat keine wirkliche überraschende Pointe. Es ist letztendlich ein Spot aus einer Alltagssituation heraus, wie es geschehen könnte (und, zugegeben, ich kaufe auch nicht ständig 750,- € Kleider. Da arbeiten wir beide vermutlich mit einem ähnlichen Budget.), aber ich habe schon einmal vor vielen Jahren einen Verkäufer (es war ein Mann in diesem Fall) erlebt, der ähnlich agierte.

Für mich ist diese winzige Story eine Art Fingerübung gewesen, in die Gedankenwelt dieser netten namenlosen Verkäuferin abzutauchen und zu überlegen, was die Frau in so einer Situation empfindet.

Die Anekdote selbst gehört eigentlich zu einem Handlungsstrang einer deutlich längeren Erzählung (hier nicht veröffentlicht, gehört eher dem Genre Krimi oder Thriller an), dort ausschließlich aus Sicht der jungen Frau geschildert, um deren soziales Verhältnis zu der letztendlichen Käuferin des Kleides zu beschreiben. Diese Ladengeschichte ist dort eine Winzigkeit, eine Nebensächlichkeit, unbedeutend für den eigentlichen Plot, aber sie führt die merkwürdige, stumme, elegante Frau als eine der Protagonistinnen der Erzählung ein. Um die geht es eigentlich dort. Nicht um die junge Frau.

Insofern: Erwischt! Die Pointe kann es nicht geben. Außer, dass es vielleicht mitfühlende Verkäuferinnen gibt. :)
 

Charybdis

Mitglied
Danke schön. Dieses Projekt ist bereits fertig, und es wurde auch schon von zahlreichen Testlesern quasi abgenommen. Ich muss es nun "nur" noch ein letztes Mal durchgehen, und das dauert noch eine Weile. ;)
 



 
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