Das senkrechte Lächeln

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viktor

Mitglied
Das senkrechte Lächeln

Ich war ja nicht so ganz von gestern,
ich meine: nicht total naiv...
Ich hatte immerhin drei Schwestern,
doch die warn frech, nicht attraktiv.

Da sah ich dann auch mal ´was blitzen -
die standen schon mal nackt im Bad.
Mit ein paar Dumme-Jungen-Witzen
beließ ich es: ich fand sie fad.

Ganz anders war´s mit dieser Suse!
Da war mein Auge kreativ!
der heiße Blick, die knappe Bluse,
die war halt frech UND attraktiv.

Ich spielte ihr was auf dem Cello,
besorgte Blumen und Konfekt.
Ich war so scharf wie Nachbars Bello,
doch anstandshalber mehr verdeckt...

Sie war ne früh Emanziperte,
zum Glück - und ziemlich hemmungsfrei.
Die redete - und ich kapierte -
nicht lange um den heißen Brei.

Sie bot mir ihre weichen Lippen,
die, wo das Lächeln senkrecht steht,
ließ meine Zunge daran nippen,
recht flott verstand ich, wie das geht...

Sie zog dann bald nach Leverkusen,
wir haben uns nie mehr gesehn.
Sie war die erste meiner Musen,
die half, Metaphern zu verstehn
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo viktor,

das Gedicht hat einen speziellen Stil und Tonfall. Das Titelbild ist sehr originell. Das finde ich gut.

An dieser Stelle

Mit ein paar Dumme-Jungen-Witzen
beließ ich es: ich fand sie fad.
müßte es m.E. heißen:

Bei ein paar ... [blue]oder[/blue] Mit ein paar ... versah ich sie.

Besonders gelungen finde ich die Wahl des Städtenamens Leverkusen; er trägt so eine leicht melancholische Nüchternheit mit in die Szene und holt das Gedicht auf den unromantischen Boden der Tatsachen.

Allein der Schluss spricht mich in seiner Lyrich-Bezogenheit nicht so an. Da schwingt mir ein Quäntchen zuviel Egomanie mit, der dem sonst recht feinen Gedicht schadet. Nimm die Vielzahl der Folgemusen raus und stauche sie irgendwie auf ein gesundes Maß zusammen.

Herzlich gegrüßt

Elke
 

viktor

Mitglied
Das senkrechte Lächeln

Ich war ja nicht so ganz von gestern,
ich meine: nicht total naiv...
Ich hatte immerhin drei Schwestern,
doch die warn frech, nicht attraktiv.

Da sah ich dann auch mal ´was blitzen -
die standen schon mal nackt im Bad.
Bei ein paar Dumme-Jungen-Witzen
beließ ich es: ich fand sie fad.

Ganz anders war´s mit dieser Suse!
Da war mein Auge kreativ!
der heiße Blick, die knappe Bluse,
die war halt frech UND attraktiv.

Ich spielte ihr was auf dem Cello,
besorgte Blumen und Konfekt.
Ich war so scharf wie Nachbars Bello,
doch anstandshalber mehr verdeckt...

Sie war ne früh Emanziperte,
zum Glück - und ziemlich hemmungsfrei.
Die redete - und ich kapierte -
nicht lange um den heißen Brei.

Sie bot mir ihre weichen Lippen,
die, wo das Lächeln senkrecht steht,
ließ meine Zunge daran nippen,
recht flott verstand ich, wie das geht...

Sie zog dann bald nach Leverkusen,
wir haben uns nie mehr gesehn.
Sie war die erste meiner Musen,
die half, Metaphern zu verstehn
 

viktor

Mitglied
hallo enachtigall,
danke für den guten tip: ich habe das "bei" eingesetzt.
deine kritik zum endedes textes verstehe ich nicht so ganz: es soll bedeuten, dass DIESE muse für die metapher "senkrechtes lächeln" zuständig war...
liebe grüße
norbert
 

ENachtigall

Mitglied
Lieber Norbert,

meine Kritik bezieht sich auf den Eindruck, hier seien die Musen quasi als Metaphernträgerinnen "gesammelt" (funktionalisiert) worden. Das das nicht Deine Aussageabsicht war, ist mir klar. Der Eindruck rührt auch allein vom Wörtchen "erste" her. Vielleicht fällt mir da (um Dir den Unterschied zu verdeutlichen, wie es in meinen Augen noch gelungener klänge) noch eine gute Alternative ein. Im Moment weiß ich´s selbst nicht besser.
Dennoch gefällt es mir.

Schönen Abend wünscht Dir

Elke
 

viktor

Mitglied
hallo enachtigall,
zitat wikipedia:
Eine Muse (griechisch Μούσα) ist eine Person, die einen anderen Menschen zu kreativen Leistungen anspornt oder inspiriert. Oft sind Musen Frauen im Umfeld von Künstlern.

Musen werden seit der Antike als göttliche oder genialische Inspirationsquelle für Künstler genannt (Musenkuss; von der Muse geküsst). Ursprung ist die antike Vorstellung, dass Ideen (das Denken) nicht selbst entwickelt, sondern von Göttern (oder eben Musen) von außen eingegeben werden.

liebe grüße
viktor
 



 
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