Das unglaubliche Tagebuch des Roiyal Heinz

ackermann

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Nachdem der Roiyal Heinz Wind davon bekam, dass auf dem Literaturforum "Die Leselupe" auch sogenannte "fiktive " (ein Wort, beim dem sich in Rioyal Heinz' Hirn gewaltige Zahnräder in Bewegung setzen und sämtliche Glocken Roms gleichzeitig läuten), äh, Tagebücher erwünscht sind, hat er mich gebeten, sein ganz persönliches, fiktives Tagebuch für ihn zu schreiben. Der Roiyal Heinz ist halt eine faule Sau und eigentlich habe ich auch gar keine Zeit. Aber was tut man nicht alles für einen Kasten Bier und eine Palette Chips.

Weil der Roiyal Heinz auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, spricht er manchmal eine recht deutliche, deftige Sprache. Ich habe mich daran gewöhnt und so schlimm ist es auch wieder nicht.

Und weil dem Roiyal Heinz in der Vergangenheit schon einiges aus der Feder floss, geht es jetzt erstmal um Vergangenheitsbewältigung. Bis auch den Roiyal Heinz die Gegenwart ereilt und am Ende des Tunnels die Zukunft aufscheint. Oder auch nicht.

Wohl bekomms. Oder wie der Roiyal Heinz immer zu sagen pflegt: Zur Mitte, zur Titte, zum Sack, zack, zack!
 

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Müde, so müde

Es gab Tage, da war der Rioyal Heinz so müde vom Nichtstun, dass er Nachts kaum in den Schlaf fand. Heute war so ein Tag.
 

ackermann

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Die Stille der Nacht

Roiyal Heinz genießt die Stille im Haus. Er war kurz draußen. Hat einen Rundgang um sein Schloss gemacht. Hat den Sternenhimmel betrachtet und sich wohl gefühlt dabei. Morgen müssen sie wieder zur Arbeit – die Anderen. Er muss nicht. Heinz wird noch ein paar Minuten die Stille genießen und dann ins Bett gehen. Das Knacken des Heizkörpers und das leise Rotieren der Spülmaschine; das Summen der Festplatte und das Klicken der Tastatur: Die Stille der Nacht. Gute Nacht. Gute N8.
Morgen ist Putztag. Heinz wird nicht selber putzen. Das will er sich nicht zumuten. Roiyal Heinz hat eine Putzfrau. Sie heißt Karla. Morgen wird Karla kommen. Sie kommt jeden Montag und jeden Mittwoch. Sie würde auch öfter kommen. Aber Heinz mag die Unruhe, die Karla verbreitet, nicht. Nur Montag und Mittwoch – da mag er es.
 

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Am Bahnsteig

Manchmal steht Roiyal Heinz früh am Morgen auf und macht sich auf den Weg zum Bahnhof des Provinzstädtchens. Dort reiht er sich ein in die Reihen der Wartenden am Bahnsteig. Und wenn der Regionalzug einfährt bleibt Heinz einfach stehen und wartet - bis alle eingestiegen sind. Nur wenige steigen hier aus. Der Zug fährt ab und Heinz schaut lächelnd hinterher. Dann dreht er sich breit grinsend um und macht sich auf den Weg zum Hotel Olga und zu seinem Frühstück.
Und während die Anderen auf dem Weg zur Arbeit sind oder sich bereits an ihrem Arbeitsplatz langweilen, überlegt Roiyal Heinz … tja, was überlegt Roiyal Heinz.
 

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Der Himmel über Irgendwo

Manchmal drängen sich Roiyal Heinz seltsame Gedanken auf. Wichtig ist, dass man diese Gedanken zulässt, denkt Heinz. Denn es bringt einen weiter – oder auch nicht. Wer weiß das schon.

Es folgt eine Zusammenfassung seltsamster königlicher Gedanken. Ein Gedankenhaufen. Ein Haufen Scheiße? Ein Haufen Gold? Ein Sternenhaufen? Zucker und Zimt.

Wenn alles im Sande verläuft … kann es sein, dass du in der Wüste bist? Wenn im Kühlschrank kein Bier mehr ist … Don’t blame your Kühlschrank. Aber der Himmel, der kann nichts dafür. Der Himmel ist immer schön. Schöner blauer … blauer Schöner … Sis Kebap. Wohlan du Trottel, sammle deine Gedanken, vielleicht bekommst du Wertmarken dafür. Wertlose Marken am Wegesrand. Wie ein Platten am Fahrrad.
 

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Blogsberg

Als man Heinz empfahl einen Blog zu tun, da hatte Heinz Zweifel. Arge Zweifel. Bis er dann einige Blogs las und gelesen hatte. Da hatte Heinz dann keine Zweifel mehr. Und er wusste dann auch, dass die Welt seinen Blog genauso wenig braucht, wie Millionen anderer Blogs. Er ging dann auf den Blogsberg, machte Pipi und dachte nach. Eine Flasche nach der anderen landete im Gebüsch. Und er versprach sich selber die Flaschen später einzusammeln. Doch wann ist später wenn die Zeit wie im Fluge vergeht und kaum einer weiß, was morgen ist? Doch an diesem Abend auf dem Blogsberg war morgen Samstag. Und deshalb blieb Roiyal Heinz liegen – weil morgen Samstag sein würde. Ganz bestimmt. Wie das Atmen der Gläubigen in der Kirche wenn Sonntag war und die Vögel zwitscherten. So dachte Heinz und Blogsberg … Heinz Blogsberg. Was für ein Name.
 

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Niemandsmann und ein Hintern

Im Niemandsland da ist gut lustig sein. Solange niemand da ist und dir das Recht auf lustig sein streitig macht. Ein Hintern am Horizont näherte sich und nahm bedrohliche Formen an. Erst jetzt sah der königliche Heinz, dass es ihr Hintern war. Geliebter Arsch, dachte Heinz. Geliebter Arsch. So oft geleckt und immer noch Sehnsucht. Traumhafter Strand an blauem Meer mit Kräuterschaum und Erdnussraspel, traumhafte Fülle in der Stille - der Nacht. Aber ist es nicht egal?
Sie saß neben ihm – lange. Heinz schwieg – wie immer. Sie ging – schweigend. Heinz ließ sie gehen. wie hätte er sie auch festhalten sollen. Sie war nackt und ihre Arschbacken schwangen hin – und her. Gleichgewichtsstörungen. Der schöne blaue Himmel verdunkelte sich. Heinz zog sich in seine Hütte zurück. Er wollte nicht nass werden. Obwohl es warm war und es egal gewesen wäre.
 

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Olymbia

Heinz hat sich Sotschi damals nicht angeschaut. Kein bisschen. Heinz hat keine Interesse mehr an Wintersport. Olymbia ist eine Fassade. Tagtäglich begegnet Roiyal Heinz auf seinen Spaziergängen Fassaden. Masken. Scheinheiligkeiten. Gesichter mit Fensterglas-Brillen. Schönheit aus dem Beauty-Shop, Schönheit von der Stange. Einer schöner wie der Andere. Doch wie ist es mit der Seele, mit dem Herzen? Doch Heinz weiß, auch ihre Seelen und ihre Herzen tragen Fensterglas-Brillen, sind beauty-gestyled und solariumgebräunt. Mehr ist da nicht. Ihre Seelen sind in Wahrheit eine App aus irgendeinem App-Store. Und die Herzen schlagen im Takt der Social-Media-Generatoren.

Und Olymbia?

Auch Olymbia hat seine Seele verloren. Die Athleten sind zu bedauern. Aber bedauerlicherweise haben auch die ihre Seele verloren. Sie sind Kinder dieser Zeit, unserer Zeit.

Der Athlet – ein Produkt.
Der Athlet – ein Werbeträger.
Der Athlet – ein Auslaufmodell?

Früher, da war das anders. Früher saß Heinz am Samstagnachmittag mit anderen Kindern im Wohnzimmer vom alten Wagner und schaute Abfahrtslauf in schwarzweiß. Weil der alte Wagner fast der einzige in der Siedlung war, der einen Fernseher hatte. Und die Kinder bekamen Limonade vom alten Wagner, der fett im alten Sessel saß und beobachtete. Die Eltern von Heinz waren nicht so ganz einverstanden mit diesen samstäglichen Fernsehnachmittagen. Aber der alte Wagner war harmlos. Irgendwann ist er gestorben. Da war der Abfahrtslauf schon in Farbe und die Springer flogen immer weiter von den Sprungschanzen.

Früher war Olympia schöner, spannender, mehr Herzblut, mehr Begeisterung, weniger Kapitalismus, weniger Gier. Manchmal ist weniger eben doch mehr. Aber mit weniger kann man nicht mehr Geld verdienen. Das wäre, so glaubt Heinz, ein Widerspruch in sich.
 



 
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