Dass ich

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DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Genau!

Wer früher stirbt, ist länger tot. Auch wenn er nichts davon hat, dass der teure Sarg ein Leben lang hält....
LG Doc
 
D

dubidu

Gast
Hm, kann man wirklich tot sein?
Sein enthält Seiendes zum Tode hin. Ist man tot, dann existiert weder das Man noch das Sein. Nix iss mehr! Rien ne va plus, sagen die Franken.
Hinzu kommt ein Zeitproblem. 'Wenn ich mal tot bin, dann..." erzeugt 2 Teilprobleme:
Hauptproblem: siehe oben: kann man tot sein?
1. tot bin = Gegenwart, was unmöglich ist, denn es handelt sich um ein bestimmtes Ereignis in einer unbestimmten Zukunft
2. Das habe ich vergessen

Frage: Erlischt ein Copyleft, wenn der Tod eintritt?
 
D

dubidu

Gast
Jetzt ist mir das 2. Teilproblem wieder eingefallen: 'Dass ich mal tot bin', fehlt der nötige Ernst; es klingt nach: Wenn ich mal groß bin, dann..., also impliziert eine fortdauernde Tätigkeit in der Zukunft, allerdings ist der Tod ein singuläres Ereignis.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Dubidu, Du hast den Finger drauf. Es ist tatsächlich eine unernste Methode, sich damit zu beschäftigen.
Es gibt einen Unterschied:

Der Tod ist ein singuläres Ereignis und unterscheided sich hierin vom Todsein.

Überigens war ich schon viel länger tot als lebendig. Allerdings betrachten wir meist den Tod vor der Zeugung nicht ...


Mein erster Einfall war:
Dass ich mal tot bin werr ich net darlaab.
 
D

dubidu

Gast
Hallo Bernd,
der erste Einfall war besser, denn die immanente Weisheit des Dialekts geht in der hochdeutschen Version völlig unter.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dies ist wahr, und insoweit ist es ein Experiment.
Aber der Ausgangspunkt ist kein Gedichtwerk ...

Vor allem habe ich leider meinen Dialekt schon als Kind "verlernt", leider.
Meine Eltern sagten immer "Sprich anständig!"

So oder so: Wenn ich den Text zu "Meinen Tod werde ich nicht erleben!" ändere, verliert er alles Paradoxe, insbesondere all das, was Du so gut herausgearbeitet hast. Es wird einfach banal. Der Tod ist nicht mehr personifiziert, die scheinbare Handlungsfähigkeit, die aber ja nicht vorhanden ist, verschwindet, und die im Deutschen übliche Verwendung der Gegenwartsform für die Zukunft ebenfalls.
Das Werk verlöre alle Untertöne.

Außerdem verliert es die Figur des Kreuzes bzw. Grabsteins.

Meinen
Tod
werde ich
nicht
erleben​


Frage: Erlischt ein Copyleft, wenn der Tod eintritt?
Ich hoffe, nicht.
Aber es gab schon Fälle, in denen die Erben durchgesetzt haben, dass Werke aus dem Netz entfernt wurden, die der Autor gedulded oder sogar gefördert hat.
 
D

dubidu

Gast
Die Figur des Kreuzes habe ich übersehen. Und damit sind wir beim Kritikerparadox. Der Kritiker kritisiert basierend auf dem, was er (er)kennt. Manchmal sieht der Kritiker den Wald vor lauter Bäumen nicht und schließt in seiner nicht-kritikfähigen Kritik, dass der Wald fehle.
 
Lieber Bernd,
vielleicht schwebt zum Zeitpunkt des Sterbens deine Seele schon über dir und du erlebst durch sie deinen Tod.

Ich wünsche dir, dass du noch lange lebst.

Marie-Luise
 



 
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