Dat iss Passion!!

5,00 Stern(e) 1 Stimme
Dat iss Passion!!

Bei Püttmanns war seit Monaten dat Jagdgedöns Reizthema Numero eins. Berta plapperte immer noch vom Hobby, wat ich künftig frönen wollte. So ging dat nich weiter. Aufklärung tat Not.
Ich versuchte dat mit dem „Hobby“ heute endgültig im ruhigen Ton klarzustellen.
„Berta, stell ma die Glotze ab, ich muss ma mit dir reden. Ich reg mich schweinisch auf, wenne meine Jagdpassion „Hobby“ nennen tus. Die Jägerei iss doch keine Freizeitbeschäftigung wie Skatspielen oder Kegeln! Nee, Berta, dat iss dat wirklich nich, du machs mich krank, wenne dat sagen tus!“
Berta warf drohend ihr Haupt auf, hörte aber noch aufmerksam zu.
„Pass ma gut auf: Totschießen kann doch niemals Hobby sein! Dat verstehsse doch?“ Berta nickte und grinste provozierend.
„Ja, und warum muss ich dann immer wieder mit dir über dat Thema quatschen, verdorri noch ma! Dat versteht doch jedet Blag! Übersteigt dat dein Fassungsvermögen?
Jagen, Berta, dat iss PASSION. Dat iss Leidenschaft pur, die tief in dir stecken tut.
Tiere müssen erlegt werden, weil keine Bären, Wölfe und andere gefährliche Biester mehr regelmäßig in unsere Wälder rumturnen, die dat Kaltmachen vonne Wildtiere erledigen.
Dat Wild, dat heute bei uns rumläuft, verwüstet Mais- und Kartoffelfelder, Wiesen und schält Bäume. Dat bringt die Bauern in Rage und die Förster aufe Palme.
Stell dir vor, Berta, die Wildtiere verbreiten oft sogar Seuchen, Pest, Tollwut und die gefährliche Vogelgrippe. Wie sich dat dann aufe Haustierkes und Menschen auswirken kann, steht fast jede Woche inne Zeitung. Millionen vonne armen Tiere werden dann vergast oder auf ne andere schreckliche Art ermordet. Keulen nennen die Politikers dann dat Massentöten, weil sich dat Wort „Umbringen“ nich gut bei die Bevölkerung verkaufen lässt.
Et wär ja auch jammerschade um dat wertvolle Ökofleisch, wat uns Menschen ohne Jagd tonnenweise durch die Lappen gehen würde.“ Berta nickte wieder verständnisvoll.
„Und weil man nich jeden Blödmann mit ner Waffe und ohne Ahnung von Jagdgesetz- und Naturschutz durch Felder und Wälder latschen lassen kann, musse zwölf Monate bimsen, büffeln, ochsen. Danach hassse ne staatliche Jagdprüfung abzulegen. Dann erst bisse son richtigen Jäger. So wat kannze doch nich Hobby nennen! Berta, iss dat jetz von dir endlich verstanden worden?“
„Willi, soll ich dir ma ne Flasche Bier holen, du hass doch bestimmt ne dröge Zunge?“
„Gute Idee, bring besser zwei!“ Ich musste aber noch wat loswerden:
„Berta, musse dir ma vorstellen, keiner von die krakeelenden, selbsternannten Naturschützer muss sonne harte Schule durchlaufen! Iss so wat gerecht? Die Arschgeigen haben immer die größte Schnauze und wissen allet besser, haben aber null Fachwissen im Schädel.“
Meine deutlichen Worte hatten Berta stark beeindruckt. Sie konnte sich aber ihre fiesen Fragen nich verkneifen:
„Willi, weiße eigentlich wie alt du biss? Meinze, du schaffs die Prüfung wirklich noch? Man hat auch schon ma gehört, dat Politikers und Akademikers durch die Prüfung gerasselt sind.“
„Berta, iss doch klar, die Vögel haben geglaubt, die brauchten nix für die Prüfung zu tun, oder könnten von wegen Rang und Namen den Jägerbrief für lau kriegen. Miese Schiebung iss bei so wat normalerweise völlig ausgeschlossen. Die Behörden setzen sich doch keine Läuse im Pelz rein.“
Berta hatte immer noch schwere Bedenken und ließ nich locker:
„Hoffentlich tusse nich über die ganze Lernerei dein Weibchen und dat Geschäft vernachlässigen, Willi, sach mir, das du dat nich tus. Versprich mir dat inne Hand.“
Klar versprach ich ihr dat, auch inne Hand rein.
Auch dat musste ich mir noch anhören:
„Willi, und von dem vielen Geld, wat du bisher schon für dein Hobby, ‚tschuldigung, für deine Passion vergeudet hass, könnten wir drei wunderbare Urlaube buchen.“
„Ja, Berta, und sechs Waschmaschinen kaufen, ich weiß.“ Ich hatte schon wieder soon Hals!
Ich und Geld vergeuden! Ich stand wieder kurz vor nem Wutausbruch.
„Willi“, dachte ich „ruhig bleiben, Schnauze halten, trink noch ne Pulle Bier.“
„Von wegen dat viele Moos, Berta, da muss ich dir ja Recht geben.
Ich hab mich oft schon gefragt, wie lange so junge Leute brauchen, bisse dat Geld fürn Jagdlehrgang zusammengekratzt haben.
Die haben schließlich auch Jagdblut inne Adern drin. Die haben dat mit den Jagdgenen nur viel früher als dein Willi erkannt, und stehen, wenn se ihre Jagd-Erbgene im Balg spüren, meist völlig mittellos inne Startlöcher.
Die armen Schweine sind doch gezwungen, Eltern und Großeltern anzupumpen. Wenn ich ma allet zusammenrechne, hasse bis zur Prüfung fünftausend Euro anne Backe. Bei der vielen Kohle überlegse dir als jungen Hüpfer dat mindestens dreimal mit die Jägerei!
Diese Jugend wird sauer, kribbelig und vielleicht aus lauter Verzweiflung gemeingefährliche Wilderer oder kriminelle Jagdgegner.
So kann man doch nich den Jägernachwuchs aussem Urwald locken. Dat iss einfach zuviel Knete! Da müssen Förderprogramme her, wie damals son Kohlepfennig. Et müssten auch Notopfer-Jagd-Briefmarken für mittellose Jagdscheinanwärter/Innen eingeführt werden.
Die Jagdoberen schießen sich mit den hohen Gebühren und Beiträgen doch den Nachwuchs unterm Hintern weg. Wahrscheinlich laufen bald nur noch gutbetuchte Flintengreise durch den Busch! Wenn dat so weiter geht, entsorgen sich die Jäger selbst.
‚Selber Schuld, Nachwuchs vergrämt und inne Pfanne gehauen’, heißt dann mein Nachruf!“
„Aber, Willi, so weit darf dat auf keinen Fall kommen. Wofür hab ich denn die vielen schönen Trachtenklamotten im Schrank? Die will ich endlich tragen!“
Dat mit den vielen Klamotten überhörte ich als Diplomatiker. Ich war noch nich fertig.
„Hömma, Berta, weiße eigentlich, wat dann noch passiert, wenn die Jäger aussterben? Nee? Ich sach et dir:
Die Jagdgegner hätten endlich, ohne auch nur einen Schuss abzufeuern, den langersehnten Sieg gegen Jagd und Jäger inne Tasche. Horrido!
Son bissken wat Gutet hätte dat natürlich auch: die Grünen und militanten Jagdgegner wären dann schwer inne Bedrulle. Die müssten dann ihre idiotologistischen Umtriebe gegen die Jagd aufgeben und sich endlich wieder auf ihre eigentlichen Themen besinnen. Die gesponserten autonomen „Jagdfreunde“ kämen vonne Straße und wären nach langer Faulenzerei endlich gezwungen, ma wieder ne ehrliche Maloche anzunehmen.
Aber da finden die Schmarotzer bestimmt wieder tolle Schlupplöcher auf Kosten von uns Steuerzahler. Berta, ich muss aufhören, ich reg mich bei dem Thema immer tierisch auf.“
„Also, Willi, dat mit die Jagd lassen wir uns von keinem kaputtmachen! Wenn et überall so leidenschaftliche Männer gäb wie dich, mein Williken, mein gutet Böckchen, wird et immer Jäger geben!“
Endlich hatte meine Berta dat mit die Passion geschnallt. „Heiliger Hubertus, Waidmannsdank!“
 



 
Oben Unten