De Veritate I

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rolarola

Mitglied
@ Michael

Hallo Michael!

Hab Dank für deine Sätze,
sie sind kein Geschwätze!
Und du hast recht, mir aufzutragen,
(mit Popper) nach dem Falsch zu fragen:


Die Kunst, die Wahrheit zu besitzen,
schablonisierend sie zu nützen,
ist ganz einfach arrangiert,
wenn Folgendes beachtet wird:

„Man bastle eine Theorie,
die auf Verhaltensweisen zielt,
und man formuliere sie,
daß sie für alle Menschen gilt.
Inhaltlich ist es das Beste,
man bezieht sich auf die Reste
steinzeitlicher Urgebärden -
was war, das ist und wird auch werden!

Doch dies ist nur der erste Streich,
was noch fehlt ist ein Vergleich!
‘Ne allegorische Bewegung
bar jedweder Widerlegung.
Unüberprüfbar muß sie sein,
recht kurz ist da die Überlegung:
Es ist die Zeit der Kinderei’n.
Von den ersten Lebensjahren,
schließt man aufs heutige Gebaren,
denn niemand kann mehr dorthin reisen,
und das Gegenteil beweisen!“

Solch System ist grenzgenial,
mit ihm schmeckt niemals etwas schal,
und Kritik wird unverdrossen
in die „Wahrheit“ eingeschlossen.
Ein Irrtum oder gar ein Fehler
macht die „Wahrheit“ auch nicht schmäler,
einen sozialen Widerstreit
begründet man mit ‘Menschlichkeit’.


LG,

rolarola
 

Vera-Lena

Mitglied
köstlich

Hallo, rolarola,

das ist ja köstlich. Am besten fand ich:"damit die Krankheit zu Euch paßt", und von den Regieanweisungen:"goethend". Eins hättest Du aber noch unbedingt wörtlich unterbringen müssem, weil dieser Satz so oft vorkommt, und ich ihn ganz besonders abstoßend finde:"Du brauchst Hilfe" für Dein Gedicht natürlich im Plural und dann mit einer wunderbaren Regieanweisung.
Gratulation zu Deinem Werk!!!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

rolarola

Mitglied
Hallo Vera-Lena!

Herzlichen Dank für deine Kritik!

Weil die Therapeuten und Analytiker nicht permanent das Gedicht vortragen können, haben sie es auf den handlichen Satz: "Du brauchst Hilfe!" zusammengekürzt... ;)

LG,
rolarola
 

mc poetry

Mitglied
hallo zusammen,

jawohl, jedoch trifft das eher auf psychoanalytiker zu und das vielleicht auch nicht so pauschal. bei psychiatern und
verhaltenstherapeuten international anerkannte stoerungskonzepte (who, sog. dsm-kriterien) verlangen, dass die person von sich aus empfindet,
dass sie in bestimmter weise "belastet", "eingeschränkt", dass die symptome "stärker" sind als bei anderen bzw. dass sie hilfe braucht (bei angst, depression etc.).

anders ist das bei persönlichkeitsstörungen,
da liegt es in der natur der sache, dass die betroffenen
nicht einsehen, dass sie weit von der "norm" entfernt liegen.

ciao, michael
 

rolarola

Mitglied
@ mc poetry

Es ist mir klar, dass pauschale Urteile so gut wie nie zutreffen. Dennoch werden sie gefällt und wenn, dann zumeist aus taktischen Überlegungen. Man kann immer nur EINEN Dämon beschwören! Ob dies nun in einer politischen Rede zum Zweck der Durchsetzung der eigenen Vorhaben (Alle Immigranten sind..., Alle Arbeitslosen sind..., Alle Amerikaner sind...) passiert, oder eben auch in einer Kritik (Alle Therapeuten sind...), dann ist dies ein rhetorisches Mittel zur Vereinfachung. Es muss einfach, begrenzt und abgeschlossen sein, es muss undurchlässig sein. Hier sind wir und dort sind die! Und "die" müssen dort sein, damit wir mit dem Finger draufzeigen können.

Sobald sich herausstellt, dass es doch nicht so einfach ist, dass die Grenzen fliessend sind, dass es natürlich Ausnahmen gibt und dass kein Boot gross genug ist, dass wir alle darin Platz hätten, geht jegliche Kritik flöten, widerspricht und relativiert sich.

Ein Grundwiderspruch, mit dem "wir" leben müssen?

LG,

rolarola
 

mc poetry

Mitglied
hallo rolarola,

klar, ein grundwiderspruch:
um zu diskutieren, muss man pauschalisieren,
eine theorie, die alles erklärt, erklärt
nichts, jede theorie ist falsch, die frage ist,
ob sie nützlich ist..

ich habe nur viel bessere erfahrungen mit psychologen
gemacht (da ich beruflich mit ganz vielen zusammenarbeite,
die genau wissen, wie begrenzt ihr können und wie
komplex und unvorhersehbar die psyche ist..)

viele grüße und schönen abend,
michael
 

rolarola

Mitglied
Hallo mc poetry!

Ja, ich kenne auch einige, die sind nicht wirklich so arg, ich kenne aber auch viele, die das studieren, und nicht wenige sind wirklich übel drauf (so nach dem Motto: Ich studier das jetzt, vielleicht hilfts mir ja...)!

Das Gedicht entstand übrigens aus dem Grund, weil ich mehrere Artikel über die Therapie- und Therapeutenlandschaft in den USA gelesen hatte. Von wegen "Therapie der Therapie der Therapie", usw. Klar, Europa ist nicht Amerika, aber selbst hier haben Therapeuten, Psychiater und Psychologen auch die Aufgabe des Beruhigens. Irgendjemand tut irgendetwas, die Frage nach dem Warum? ist im Raum. Nichts leichter für einen Psychologen, als zu behaupten: "Ja, ja, irgendwas stimmt da nicht. Ich schlage eine Therapie vor, nach zwei, drei Jahren werden wir der Sache schon auf den Grund gekommen sein! Weil irgendetwas stimmt da nicht..." Und schon ist man beruhigt.

Waren früher die Schulmediziner die 'Götter in weiss', so sind es derzeit sicher die Psychotherapeuten, die langsam aber sicher diesen Status erlangen.

'Hilf dir selbst, sonst hilft dir ein Therapeut und dann kann nicht mal Gott dir noch helfen!'


Nix für Ungut.

LG,

rolarola
 



 
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