Dendrocopos

Dendrocopos

Das Quecksilber zeigte minus vier, als ich mich auf den Weg machte. Hier, einige hundert Meter höher, scheint mir die Temperatur noch weiter gesunken zu sein. Meine rote Nasenspitze, die gefrorenen Wassertropfen in meinem Bart und das fehlende Gefühl in meinen Fingern dienen mir als Beweis meiner Vermutung. Der Boden ist gefroren, was mir das Fortkommen auf schmalen Wegen und Waldgrund erleichtert. Ich marschiere, mal verträumt ruhig, mal militärisch straff. Passe meine Gangart dem unwegsamen Gelände an. Unter meinen Füßen knirscht es. Die Luft ist klar. Jeder Atemzug erfüllt mich mit neuem Leben. Und erfrischt mich umso mehr, da ich weiß, dass dieser Genuss nicht von Dauer sein wird. An manchen Stellen fiel der Schnee durch die Wipfel und bildet dem Waldboden hier und da eine schützende Decke. Auf den breiteren Wegen, welche alle drei-, vierhundert Meter den Forst durchziehen, ist er durch Landmaschinen festgefahren und auch wenn ich weiß, dass ich hier kaum einer Seele begegnen werde, so meide ich diese Pfade trotzdem, so gut es eben geht. Ich bin auf der Suche nach Ruhe und Abgeschiedenheit. Nur für einen kurzen Moment versuche ich der Zivilisation zu entfliehen. Der Winter schien mir schon immer die passendste aller Jahreszeiten zu sein, um Berge und Wälder zu erkunden, da sich nun die Zahl der Besucher auf ein Minimum begrenzt hält. Spuren von Menschen sieht man kaum. Nur die Spuren der Waldbewohner erzählen dem geübten Beobachter Geschichten.

Ich denke an die Zeiten zurück, als mein Großvater mich mit in den Wald nahm und wir Rehe und Füchse, seltener Wildschweine und allerlei anderes Getier zu Gesicht bekamen. Dick eingepackt lief ich ihm hinterher und hatte große Mühe meinen Mund zu halten, denn wir wollten so unauffällig wie möglich sein. Er ging schweigsam voran und sprach nur selten, um mich zur Stille zu ermahnen oder mir unsere Beobachtungen zu erklären. Spuren und Losungen wurden ausgewertet und so lernte ich jedes Mal etwas dazu. Immer hatten wir unsere alten Rucksäcke prall gefüllt mit Äpfeln und Maiskolben, die wir an passenden Stellen verstreuten um den Tieren in dieser beschwerlichen Zeit zu helfen. Es war nicht nur das Verständnis der biologischen Vorgänge welches er mir lehrte, sondern vielmehr ein großer Respekt und tiefe Verbundenheit mit der Natur.

Heute fällt mir das Schweigen nicht sehr schwer. Nur hin und wieder unterbreche ich es, um einsilbig meine neue Begleitung zu mir zu rufen. „Lea, hier!“, presse ich dann mit einem lauten Flüstern hervor. Und flugs kommt sie zu mir geeilt, sofern sie sich entschließt, ihre momentane Beschäftigung zugunsten meines Befehls aufzugeben. Sie ist ein bildschönes Foxterrier-Mädchen von zwei Jahren, die mich genauso bedingungslos liebt, wie ich sie. Eine der wenigen Damen, denen ich einen festen Platz in meinem Leben zugestehe. Ihre Treue ist mit keinem Gold der Welt aufzuwiegen. Sie freut sich immer sehr auf unsere sonntäglichen Wanderungen und wird ganz unruhig, wenn es nach dem Frühstück Zeit zum Aufbruch ist. Ihr seidiges Fell glitzert in der Sonne und ihre braunen und schwarzen Tupfen lassen es bisweilen schwer werden, sie auf dem schneebedeckten Waldboden ausfindig zu machen. Durch einen dicken halbseitigen Fleck, ist ihr Gesicht genau in der Mitte geteilt. Eine Hälfte weiß, die andere schwarz. Ebenso zweigeteilt ist der Ausdruck ihrer Augen, der gleichermaßen Sanftmut und Abenteuerlust erkennen lässt. Ihr junges, ungestümes Temperament belebt mich und ich könnte ihr stundenlang zusehen, wie sie neugierig ihre Umgebung erforscht. Mit nicht zu bremsender Ausdauer sprintet sie zwischen Bäumen umher, begutachtet jedes Bächlein, jeden umgestürzten Baum, jede Unregelmäßigkeit in der Umgebung. Springt auf jeden Felsen, jeden Baumstamm. Wenn das Gelände unwegsamer wird, läuft sie genau hinter mir, ohne von mir zu weichen. Sie ist außerordentlich intelligent und ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sie Wege durch das dichte Unterholz findet, um mir zu folgen. Einzig ihre Vorliebe, sich von Zeit zu Zeit in den Hinterlassenschaften von Füchsen und ähnlichem Getier zu wälzen, finde ich doch etwas befremdlich, obwohl es eine beliebte Beschäftigung unter Hunden zu sein scheint.

Es ist ein typischer Mischwald, wie er in diesen Breitengraden häufig zu finden ist. Wir sind umgeben von hohen, kerzengeraden Fichten, einigen Kiefern, vielen Buchen mit ihrer glatten Rinde und Eichen, einige jung und zart, andere alt und knorrig. Auch Birken begrüßen uns hier und da. Ihre zarten weißen Stämmchen fallen im Winter weit weniger auf als im Sommer. Die Laubbäume haben sich längst ihres Blätterkleides entledigt und trotzen nun nackt den Winden des Winters. Die Kronen der Nadelbäume tragen den Schnee und lassen nur einen Bruchteil zu Boden fallen. Sanft und langsam rieselt er wie Staub nach unten und funkelt dabei durch die einzelnen Sonnenstrahlen, welche sich durch die Wipfel schlagen können. Es ist ein gleichermaßen bezaubernder wie beruhigender Anblick. Eine besondere Energie durchzieht den Hain. Mystisch, träumerisch, geheimnisvoll. Hinter jedem Stamm, unter jedem Felsen vermutet man Kobolde und Waldgeister. Eine Energie, die es aufzusaugen gilt, bevor wir wieder in den Trubel der Stadt zurückkehren.

So ziehen wir also durch den Wald, erkunden kleine Pfade und Wildwechsel, klettern Felsen hinauf, rutschen Abhänge hinunter, bahnen uns den Weg durchs Dickicht, immer auf der Suche nach allem und nichts. Hin und wieder bleibe ich stehen und halte ein. Manchmal ist es ein bestimmter Ort, der mich fasziniert, manchmal nur ein Gefühl, das mir durch den Leib fährt und mich unbeweglich macht. Dann atme ich tief ein, sehe mich um, erblicke die Schönheit und Kostbarkeiten um mich herum und genieße einfach dort zu sein, wo ich gerade bin. Obwohl ein kleiner Teil in mir immer an die Pflichten denkt, die zu Hause auf mich warten. Meine Begleitung spürt meist, wenn ich anhalte und bleibt selbst wie versteinert stehen und blickt mich an, so als ob sie wüsste, dass die Geräusche, die ihre Bewegungen machen, mich bei der akustischen Wahrnehmung meiner Umgebung stören könnten. So höre ich in die Ferne. Höre das knarren der Bäume, das leise Rieseln des Eisstaubs, höre vereinzelt Zweigwerk fallen und manchmal auch die Gesänge eines Vogels. Meine Sinne sind in dieser Umgebung besonders geschärft und ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, welche Details ich in meinem Umfeld wahrnehmen kann. Wenn ich mich dann wieder gesammelt habe, setze ich langsam wieder einen Fuß vor den anderen, was auch für Lea das Zeichen ist weiterzumarschieren.

Als unsere Wanderung nun schon einige Stunden andauert und es langsam Zeit wird den Heimweg anzutreten, stoßen wir wieder auf einen der breiten Pfade, welcher quer vor uns liegt. Da er uns schnell und bequem zurückbringen wird und bei diesen Temperaturen kaum weitere Besucher zu erwarten sind, scheint es mir sinnvoll, ihm in östlicher Richtung zu folgen. Sofort bemerke ich die Erleichterung, die die Fortbewegung nun gegenüber dem vorhergehenden, beschwerlicheren Gelände bietet und die ich auf Grund der etlichen Kilometer, die wir bereits zurückgelegt haben, gerne und dankbar annehme. Ich gehe ein Stück auf dem Weg, während meine treue Begleiterin die Fährten verfolgt, die immer wieder unsere Route kreuzen.

Plötzlich entdecke ich vor mir eine Stelle, an der die flachstehende Sonne einen Weg durch die Baumkronen gefunden hat und nun einen hellen Kegel vor mir bildet. Ich stelle mich hinein, drehe mich Richtung Sonne und freue mich, dass das Fenster in den Wipfeln groß genug ist und ich mich von Kopf bis Fuß im Licht befinde. Die Strahlen auf meinem Gesicht fühlen sich an wie eine warme Hand, die sanft meine Wangen streichelt. Das Feuer, das so viele Lichtjahre entfernt ist und hier auf unserer Erde für so viel Leben verantwortlich ist wärmt mir Körper und Seele. Ganz langsam schließe ich die Augen und atme tief ein und aus, um den Moment aufzusaugen. Den Nebel, den mein Atem in der eisigen Umgebung erzeugt sehe ich nicht mehr. Lea scheint den wohltuenden Genuss zu erahnen, den meine Position birgt, denn ich höre, wie sie zu mir gerannt kommt und regungslos an meiner Seite verharrt. Es ist ganz ruhig. Nach diesem Moment habe ich mich lange gesehnt. Eine angenehme Leere entsteht in meinem Kopf, mein Geist kommt zur Ruhe. Friede macht sich breit, wo sonst Aufruhr herrscht, Ordnung wo sonst Chaos wütet. Und obwohl auch im Winter alles um mich herum lebt, dringt kein Geräusch an meine Ohren. So vergehen etliche Augenblicke. Der Wald ist stumm, meine Gedanken schweigen.

Tok, tok, tok! Nanu, dieses Geräusch erkenne ich sofort. Es scheint so weit entfernt und doch so nah. Und wieder schneidet es sich durch die Stille. Tok, tok, tok! Ich öffne die Augen und drehe mich in die Richtung, in der ich den Ursprung des Radaus vermute. Ohne nachzudenken gehe ich den Weg weiter in seine Richtung. Ich laufe etliche Meter, meine Begleitung immer an meiner Seite, ohne der Ursache näherzukommen. Und wieder! Tok, tok, tok! Ich bin mir mittlerweile ganz sicher, den Künstler zu kennen, der hinter diesem Konzert steckt. Immer wieder höre ich Salven, die mir aufs Neue den Weg weisen. Nach gut hundert Metern verstummt der Rhythmus und so sehr ich mich auch bemühe, kann ich ihn nicht mehr wahrnehmen. In der Hoffnung besser hören zu können, rühre ich mich nicht. Aber nichts, keine Salven mehr. Ich bleibe noch einen Moment stehen, ohne Erfolg, dann gebe ich auf und trotte langsamen Schrittes weiter.

Einige Meter weiter fällt mir eine alte, verdorrte Fichte auf, die nur noch aus einem Stamm besteht, der mager und hoch in die Höhe ragt und wie durch ein Wunder die Stürme der letzten Wochen überstanden zu haben scheint. Wieder unterbreche ich meinen Gang und betrachte den toten Baum. Langsam mustere ich ihn von unten bis oben. An der Spitze verweilt mein Blick einen kurzen Augenblick. Plötzlich erkenne ich unerwartete Bewegung in luftiger Höhe. Das markante schwarz-weiße Gefieder. Rote Male an Schwanz und Genick. Ja, meine Vermutung hat sich doch bestätigt. Ein Buntspecht dreht sich langsam um das leblose Holz. Als ob er sich vor mir versteckte, sich nun ertappt fühlt und das Versteckspiel beendet. Sofort nimmt er die Arbeit wieder auf und hämmert los. Keinen Augenblick länger lässt sich das prächtige Männchen von mir ablenken. Ich lächle auf Grund der schönen Entdeckung. Auch Lea hat ihre treuen Augen auf ihn gerichtet, während er weiter sein perkussives Stück zum Besten gibt. Natürlich ist der Grund dafür weniger die musikalische Untermalung des Waldes, als vielmehr die Beschaffung der für ihn so überlebenswichtigen Nahrung. Er ist vermutlich auf der Suche nach den in dieser Jahreszeit eher seltenen Insekten und Larven. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sein Vorhaben bei diesen Temperaturen von Erfolg gekrönt sein wird. Aber er scheint zu wissen was er tut und ich wünsche ihm innerlich Glück bei seinem Vorhaben. In keiner Weise scheint er infrage zu stellen, was er da gerade tut. Nichts scheint ihm wichtiger zu sein.

Ich denke an mich und die Menschen im Allgemeinen. Wie oft tun wir etwas, während wir in Gedanken gänzlich anderswo sind? Wie oft denken wir nur an die tausend Dinge, die gerade wichtiger sein könnten. Wir hetzen von einem Termin zum nächsten und müssten eigentlich schon wieder woanders sein. Kaum ein Mensch, der seinem Leben nicht hinterherrennt. Kaum ein Mensch, der hier und jetzt ist. Ein Leben im ständigen Konjunktiv. Nicht so mein neuer Bekannter, der Specht. Mir scheint, als ob er in keinem Moment daran denkt, dass es gerade irgendetwas Besseres oder Wichtigeres zu erledigen gibt. Er widmet sich ganz seiner Aufgabe, ist ganz im Augenblick. Ein Paradebespiel für Achtsamkeit. Keine Alternativen. Keine Optionen. Keine Konjunktive. Er tut, was es eben gerade zu tun gibt. Mein Lächeln wird stärker. Ich gehe in die Hocke und Lea drückt sich an mich. Ich gebe ihr einen sanften Kuss auf den Kopf und blicke wieder nach oben. Unser gefiederter Freund ist weiterhin beschäftigt. Eine ungeheure Gelassenheit überkommt mich, als ob ich gefunden hätte, wonach ich gesucht habe. Vorsichtig richte ich mich auf und flüstere ein leises „Mach’s gut“, als ich den Heimweg antrete. Das Schmunzeln bleibt mir noch eine ganze Weile im Gesicht, während hinter mir die Salven immer leiser und leiser werden, bis sie schließlich in der Ferne verschwinden. Heute gehe ich sehr glücklich nach Hause. Ich verabschiede mich vom Wald und wir kehren wieder heim, um das zu tun, was es eben gerade zu tun gibt.
 

Silbenstaub

Mitglied
Hallo Matthias Auwald, ich mag Geschichten, in denen genau hingeschaut wird, in denen genau beschrieben wird, so wie in deiner. Irgendwie denke ich an den Roman von Marlen Haushofer: „Die Wand“ bei dieser Waldszene. Als Kurzgeschichte finde ich das Ganze schwierig, ich sehe es eher als Auftakt zu einer längeren Erzählung.
Gruß Silbenstaub
 

Lord Nelson

Mitglied
Hallo Matthias Auwald,

ich bin dem Ich-Erzähler gerne durch den Wald gefolgt. Sehr schön die Bilder ungestörter Natur, in welcher der Mensch zur Ruhe kommt. Besonders gefällt mir die verhaltene Stimmung, in der einzelne Sonnenstrahlen zu richtigen Höhepunkten werden. Dein Text könnte durchaus eine abgeschlossene Episode sein, doch in der jetzigen Fassung fehlt mir ein roter Faden, der zu einem definierten Abschluss führt. Für mich liest sich dein Text wie die Aneinanderreihung zweier in sich abgeschlossener Geschichten, die in etwa denselben Inhalt mit jeweils eigenen Bildern wiedergeben - Genaueres dazu in meinen Anmerkungen.

Viele Grüße
Lord Nelson

Einige Anmerkungen:

Meine rote Nasenspitze, die gefrorenen Wassertropfen in meinem Bart und das fehlende Gefühl in meinen Fingern dienen mir als [red]Beweis[/red] meiner Vermutung.
nicht Beweis, sondern Grundlage. Schließlich basiert die Vermutung ausschließlich auf diesen Umständen, oder?

?Sie ist ein bildschönes Foxterrier-Mädchen von zwei Jahren, [red]die[/red] mich genauso bedingungslos liebt, wie ich [red]sie[/red].
das Mädchen! aber "das mich... wie ich es" klingt blöd -> vielleicht besser “Dame” statt "Mädchen"?


Durch einen dicken halbseitigen Fleck[red],[/red] ist ihr Gesicht genau in der Mitte geteilt.
kein Komma

Wenn das Gelände unwegsamer wird[red],[/red] läuft sie genau hinter mir, ohne von mir zu weichen.
kein Komma

Dann atme ich tief ein, sehe mich um, erblicke die Schönheit und Kostbarkeiten um mich herum und genieße [blue]es[/blue] einfach dort zu sein, wo ich gerade bin.
Sofort bemerke ich die Erleichterung, die die Fortbewegung nun gegenüber dem vorhergehenden, beschwerlicheren Gelände bietet und die ich auf Grund der etlichen Kilometer, die wir bereits zurückgelegt haben, gerne und dankbar annehme.
die Fortbewegung bietet Erleichterung? Der Beginn dieses Satzes sollte umformuliert werden.
?
Die Strahlen auf meinem Gesicht fühlen sich an wie eine warme Hand, die sanft meine Wangen streichelt.
Sorry, aber das glaub ich nie und nimmer. Sie fühlen sich an wie Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Oder trägt der Protagonist Augenklappen?

Lea scheint den wohltuenden Genuss zu erahnen, den meine Position birgt, denn ich höre, wie sie zu mir gerannt kommt und regungslos an meiner Seite verharrt.
doppelt gemoppelt - entscheide dich zwischen Wohltat und Genuss

Es ist ganz ruhig. Nach diesem Moment habe ich mich lange gesehnt. Eine angenehme Leere entsteht in meinem Kopf, mein Geist kommt zur Ruhe. Friede macht sich breit, wo sonst Aufruhr herrscht, Ordnung wo sonst Chaos wütet. Und obwohl auch im Winter alles um mich herum lebt, dringt kein Geräusch an meine Ohren. So vergehen etliche Augenblicke. Der Wald ist stumm, meine Gedanken schweigen.
Ein wahrhaft vollkommener Augenblick, die perfekte Abrundung der vorangegangenen Schilderung. Das Fazit. Jetzt wird aber wie ein Kropf noch die Episode mit dem Specht draufgesetzt, die ich mitsamt den anschließenden Überlegungen nicht nur als eine Präzisierung des bereits Gesagten empfinde, sondern fast als dessen Wiederholung.

In der Hoffnung [blue]Komma[/blue] besser hören zu können, rühre ich mich nicht.
?Ich denke an mich und die Menschen im Allgemeinen. Wie oft tun wir etwas, während wir in Gedanken gänzlich anderswo sind? Wie oft denken wir nur an die tausend Dinge, die gerade wichtiger sein könnten. Wir hetzen von einem Termin zum nächsten und müssten eigentlich schon wieder woanders sein. Kaum ein Mensch, der seinem Leben nicht hinterherrennt. Kaum ein Mensch, der hier und jetzt ist. Ein Leben im ständigen Konjunktiv. Nicht so mein neuer Bekannter, der Specht.
Überlfüssig. Du resümierst hier noch einmal nüchtern, was du in deinem Text doch schon so wunderbar hast fühlen lassen.

Mein Lächeln wird stärker. Ich gehe in die Hocke und Lea drückt sich an mich. Ich gebe ihr einen sanften Kuss auf den Kopf und blicke wieder nach oben. Unser gefiederter Freund ist weiterhin beschäftigt. Eine ungeheure Gelassenheit überkommt mich, als ob ich gefunden hätte, wonach ich gesucht habe. Vorsichtig richte ich mich auf und flüstere ein leises „Mach’s gut“, als ich den Heimweg antrete. Das Schmunzeln bleibt mir noch eine ganze Weile im Gesicht, während hinter mir die Salven immer leiser und leiser werden, bis sie schließlich in der Ferne verschwinden. Heute gehe ich sehr glücklich nach Hause. Ich verabschiede mich vom Wald und wir kehren wieder heim, um das zu tun, was es eben gerade zu tun gibt.
hier überkommt den Protagonisten genau die Gelassenheit, die er doch schon gefunden hatte, ehe der Specht auftauchte.
 
G

Gelöschtes Mitglied 19691

Gast
Hallo Matthias,
im Gegensatz zu Lord Nelson finde ich die nachdenkliche Passage am Ende keineswegs überflüssig. Ich kann mir aber vorstellen, die betreffenden und weitere) Gedanken zwischen die Absätze so einzustreuen, dass der Protagonist nicht nur fortwährend beobachtet und erlebt (was für den einen oder anderen Leser etwas viel Emotion auf einmal sein kann), sondern immer wieder ein wenig 'ins Grübeln' kommt, da er sich durch seine Beobachtungen inspiriert fühlt (was ja durchaus ein Zeichen mentaler Erholung während einer Waldwanderung ist). Das würde m.E. den Text noch lebendiger gestalten.
 



 
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