Depression

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Udogi-Sela

Mitglied
Wind peitscht Regen von der Seite,
satt voll nassem, fetten Schnee.
LKW’s in voller Breite,
rauschen durch den Pfützensee.

Meines Autos Scheibenwischer
reiben aus dem Kopf die Nacht.
Ein paar Stunden hab ich sicher
ohne tiefen Schlaf verbracht.

Warum will der Tag nicht kommen,
wohin wollen alle schnell?
Weshalb, frag’ ich mich beklommen,
wird es gar nicht richtig hell?

Aus dem Radio erklingen
Pop-Songs. Dann ein netter Gruß. -
Doch in meiner Seele schwingen
Töne eines tiefen Blues’.

Depression schnürt meine Kehle
wo sonst meist ein Lachen wohnt. –

Was bringt Licht in meine Seele
und wird Strahl am Horizont?
 

Warui

Mitglied
Hallo Udogi-Sela,
gefällt mir ... besonders die Lautmalerei in der ersten Strophe sagt mir zu ...
Auch die Gefühlswelt wird gut rübergebracht (Depression schnürt meine Kehle / wo sonst meist ein Lachen wohnt)
Das einzige, was mir nicht so zusagt, ist die letzte Zeile ... aber nen konkreten Verbesserungsvorschlag hab ich auch nicht .... :/

Im Grossen und ganzen kann ich aber nur sagen: Mehr davon, bitte ;)

Mata ne
Warui
 

Udogi-Sela

Mitglied
Besser?

Danke, Warui, für Deine Kritik.

Mir kam der Schluss des Gedichts auch ein bisschen zu abrupt vor.
Eine Alternative:

...
Doch in meiner Seele schwingen
Töne eines tiefen Blues’.

Dunkle Stimmung kriecht wie zäher
Nebel mir durch mein Gemüt. -
Bis mich plötzlich dann ein jäher
Bremsvorgang ins Leben zieht.

Ja, ich weiß, die dunklen Zeiten
können nicht von Dauer sein.
Mag’ die Trübsal nicht verbreiten. –
Will nur weiterfahr’n. – Allein.

Herzlichst
Udogi
 

Warui

Mitglied
*klatsch*

viel besser ;)
Nein wirklich, das gefällt mir sehr gut ... liest sich auch sehr schön und flüssig.

Mata ne
Warui
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Udogi:)
erst einmal das Positive - es ist handwerklich
eine gute Arbeit!!!
Nun was zum Meckern. Der flotte Rhythmus, das Leichte
des Ganzen, paßt nicht zu einer Depression, allenfalls
zu einer melancholischen Verstimmung. Wir nennen heutzutage
alles Depression, ohne zu wissen, was das ist.
Ich weiß wovon ich spreche, denn ich bin zeitweilig
betroffen. Ich will Dir nicht unterstellen, daß Du nicht
weißt, was eine Depression ist, allein das Gedicht klingt
nicht danach.
Nicht böse sein, aber so empfinde ich es :)

Liebe Grüße
von Klopfstock :)
 

Udogi-Sela

Mitglied
Danke, Klopfstock, für deine Beurteilung.

Du hast Recht. Das Gedicht ist nicht in einer Phase der Depression geschrieben worden.
Vielleicht in Melancholie oder schlimmer noch: in nachträglich betrachteter schlechter Laune.

Andererseits sind mir schon witzige, lustige, schwarz-humorvolle Zeilen grade in Zeiten, in denen es mir nicht so gut ging, eingefallen.

Vielleicht ist es wie mit der Schauspielerei: ein Schauspieler muss spielen, was die Rolle verlangt und nicht das, was er selbst grade im Moment fühlt.
Auf das Dichten übertragen heißt das: In jedem Moment alles schreiben können, egal, wie einem zumute ist. (Ja, ist schwer!)
Der Schreiber hat’s natürlich einfacher; er ist mit sich alleine, und braucht sich (vor sich selbst) nicht zu verstellen.
Zudem bringt ja jeder Leser seine eigenen Erfahrungen und sich selbst in das Gelesene ein, von daher wird es eben unterschiedliche Sichtweisen beim Lesen geben.

Den Titel habe ich einfach kurz entschlossen, ohne großes Nachdenken, über meine Zeilen gesetzt.
Ein anderer Titel wäre sicher besser.

Wenn man meinen alternativen Schluss an das Ende des Gedichtes setzt, kommt das Wort Depression auch nicht mehr vor.
Sicher würde "Autofahrer-Blues" oder etwas in der Richtung besser passen.

Jedenfalls hat Dein Kommentar mich nachdenklich gemacht, in der Auswahl von bestimmten Worten etwas bedachter zu sein.

Herzliche Grüße
Udo
 

Inu

Mitglied
Hallo Udogi Sela

Mir gefällt die Stimmung des Gedichts gut.

ein kleiner Fehler:
Wind peitscht Regen von der Seite,
satt voll nassem, fette[strike]n[/strike]mSchnee.


Die Zeilen mit dem Horizont würde ich auch weglassen, passt auch nicht so richtig vom Reim her, es sei denn, man spräche es "Horizoont" aus.

Doch in meiner Seele schwingen
Töne eines tiefen Blues’.

Dunkle Stimmung kriecht wie zäher
Nebel mir durch mein Gemüt. -
Bis mich plötzlich dann ein jäher
Bremsvorgang ins Leben zieht.
Das find ich gut. Und warum nicht hier SCHLUSS? Ich höre förmlich das Bremsgeräusch, das den Fahrer aus seinen Gedanken reißt und zum Handeln zwingt. Damit wird sinnbildlich die Depression durchbrochen. Natürlich wäre die Aussage sehr einfach und schlicht.

Aber ob die noch folgende Strophe bereichernd ist? Ich weiß nicht. So richtig gefällt sie mir nicht. Wirkt für mich ein bisschen aufgesetzt.

Liebe Grüße
Inu
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Inu :)
ich habe nicht behauptet, daß mir die Stimmung im
Gedicht nicht gefällt, sondern nur bemängelt, daß
es hier nicht um Depression geht - und es geht nicht darum.
Um Traurigkeit, depressive Verstimmung, Melancholie, ja,
aber nicht um Depression. Das war alles.
Ansonsten finde ich dieses Gedicht auch gut, nur es
müßte halt ein anderer Titel drüber, dann sähe die Sache
auch ganz anders aus. Das Wort "Depression" ist zu groß
für diesen Inhalt :)

Liebe Grüße
Klopfstock :)
 

Udogi-Sela

Mitglied
Tatsächlich besser

Also so:

Unterwegs im Februar

Wind peitscht Regen von der Seite,
satt voll nassem, fettem Schnee.
LKW’s in voller Breite,
rauschen durch den Pfützensee.

Meines Autos Scheibenwischer
reiben aus dem Kopf die Nacht.
Ein paar Stunden hab ich sicher
ohne tiefen Schlaf verbracht.

Warum will der Tag nicht kommen,
wohin wollen alle schnell?
Weshalb, frag’ ich mich beklommen,
wird es gar nicht richtig hell?

Aus dem Radio erklingen
Pop-Songs. Dann ein netter Gruß. -
Doch in meiner Seele schwingen
Töne eines tiefen Blues’.

Dunkle Stimmung kriecht wie zäher
Nebel mir durch mein Gemüt. -
Bis mich plötzlich dann ein jäher
Bremsvorgang ins Leben zieht.



Einverstanden.
Danke für Eure Ratschläge.

Herzliche Grüße
Udo
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Udogi,
so ist es wirklich klasse :) - man spürt den "Blues"...
Und jetzt gibt der neue Titel dem ganzen die richtige
Bedeutung und drückt dieses melancholische Gedicht
nicht mit der vorherigen Schwere des Wortes "Depression"
in eine falsche Richtung....

Nochmale liebe Grüße
Klopfstock :)
 



 
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