Der Abgang

4,10 Stern(e) 12 Bewertungen

wondering

Mitglied
Oh Schmach, oh Schande, wehe mir!
Man hat mein Werk zerpflückt,
verschoben gar! Was tu ich hier?
Ihr seid ja wohl verrückt!

Wo mit viel Herzblut und Verstand
ich Worte zu ganz Großem formte,
kommt ihr daher so ignorant
zu pressen mich in Form, genormte.

Hier ist nun Schluss, mich packt die Wut,
hernach ich auch mein Bündel,
verlass’ euch jetzt, im Aug’ die Glut:
Ich bin kein Dichtermündel!

Als reifer Denker voll der Ehre
geh’ ich mit strammem Schritt.
Ja, ruft nach mir, doch geht’s ins Leere.
Ich mach das nicht mehr mit.

Und selbst wenn ich nach ein’ger Zeit
-dazwischen auch mal heimlich-
zurückzukehren bin soweit
ist dieses mir nicht peinlich.

Und die Moral von der Geschicht’
ist ziemlich schnell erzählt:
Vielleicht geht man gleich besser nicht,
wenn Aufmerksamkeit zählt.

Den Unmut schluckt man einfach runter
besinnt sich auf die inn’re Hupe,
die das Signal gibt mittendrunter:
„Wir sind hier in der Leselupe!“

Ein buntgemischtes, nettes Völkchen,
vom Stammler bis zum Literaten
sitzt jeder auf dem eignen Wölkchen
und allen sei geraten:

für den Nobelpreis, lieber Schreiber,
den du erwartest für dein Wort,
ist dies nicht wirklich der Betreiber;
zum Schimpfen bitte zieh' hinfort.
 
S

Stoffel

Gast
Hallo wondring,

sauber gereimt und danke für den Spiegel..
in den selbst ich NICHT eitler Mensch dann auch mal schaue*lach*

Ein Gedanke:
"wenn Aufmerksamkeit nurzählt."
Wie findste das "nur"?

wünsche schönen 2.Adventabend
lG
Stoffel
*aberniestoffelig*
 

blaustrumpf

Mitglied
Hallo, wondering

Kommentar I, begeistert: Applaus!

Kommentar II, maulig: Warum ist das Vergnügen nur so kurz?

Kommentar III, Wissenschaftlichkeit mimend: Es handelt sich bei diesem Spottgedicht um eine Variante, in der die geneigte Leser/innen/schaft einen vorgehaltenen Spiegel wähnen mag, ohne dass eventuell direkt Betroffene nun durch Namensnennung echauffiert würden.... *rumschwall blubber...*

Kommentar IV, adventlich: Und so etwas einen Tag nach dem Nikolausfest? War da jemand nun ganz besonders nicht brav, oder eben doch und unterhält amüsant?

Kommentar .... Ach was. Ich entscheide mich für I, II, IV und lasse III für andere übrig.

Herzlichen Dank für ein besonderes Lesevergnügen!

blaustrumpf
 

Udogi-Sela

Mitglied
„Ein buntgemischtes, nettes Völkchen,
vom Stammler bis zum Literaten
sitzt jeder auf dem eignen Wölkchen…“

Wenn man all’ die kleinen Wölkchen zusammenschiebt, dann braut sich am Dichterhimmel was zusammen; besonders in der Leselupe.

„…zum Schimpfen bitte zieh' hinfort.“

Warum? Geschimpft werden darf doch hier auch, solange niemand persönlich angegriffen und verletzt wird. Meinungsverschiedenheiten sind doch das Salz in der Leselupensuppe.

Aber Du hast es schon richtig erkannt:

„Wo mit viel Herzblut und Verstand
ich Worte zu ganz Großem formte,
kommt ihr daher so ignorant
zu pressen mich in Form, genormte.“

Manchmal entstehen Verse wie unter Presswehen. Aber wenn sie dann erstmal geboren sind, muss es ja nicht immer in der Form der Norm sein.
Es darf auch experimentiert werden.

Das fiel mir zu Deinem schönen Leselupen-Gedicht ein.

Bleib’ also auch Du hier!!! ;)

Herzlichst
Udo
 

wondering

Mitglied
Hallo Ihr Drei,

freut mich, dass Ihr Vergnügen hattet :)

@Stoffel
"Aufmerksamkeit" passt schon nur mit besonderer Betonung
das nur krieg ich nimmer unter...
war fast die schwierigste Zeile ;)

@blaustrumpf

schade, in deinem Fall, dass man Kommentare nicht mehr bewerten kann ;)
von wegen nicht brav: obwohl in der Ich-Form geschrieben, war ich nur Beobachter und Wiedergeber ;)


@Udogi-Sela
"Schimpfen" war ein Euphemismus ;)
und keine Sorge, ich geh' nicht, droh auch nicht damit
s'ist viel zu schön hier :)

Viele Grüße
wondering
 

Vivi

Mitglied
Wilhelm Busch würde sagen:

Der Dichter, dem sein Fabrikat
so viel Genuß bereitet hat,
er sehnt sich sehr, er kann nicht ruhn,
auch andern damit wohlzutun.
Und muß er sich auch recht bemühn,
er sucht sich wen und findet ihn.

Und so hat uns Dein Werk großen Genuß bereitet.
L.G.Viola
 

wondering

Mitglied
hi Vivi,

hast du ne Ahnung, wieviele Leute daheim losrennen, wenn ich mit nem Zettel in der Hand auf sie zukomme :D

also weiß ich auch die LL zu schätzen

danke für's Lesen

lG wonderjoking
 

Schakim

Mitglied
Hi, wondering!


Alle, die hier munter schreiben,
wollen gerne Dichter bleiben -
Dichter, die mit Worten spielen
und vielleicht daneben zielen ...

Jedenfalls das Lupenleben
lässt auf allen Wolken schweben ...
Fällt man dann einmal herunter,
wird man neu aufsteh'n ganz munter!

Ob gelacht wird oder fest geschimpft,
das ist, also ob man frisch geimpft,
den Schmerz erträgt mit viel Humor -

Und geht im Kopf was andres vor,
da kann ich einfach nur empfehlen:
Unterlasst doch - nervenschonend - Quälen!


Ich wünsche Dir einen guten Wochenstart!
Schakim
 
S

Stoffel

Gast
Hallo wondering,

Habs eben nochmal gelesen, hast was verändert. Gefällt mir gut so.

gerade sah ich, dein Werk ist mies bewertet worden und flog aus der Bestenliste.
Naja..fiel mir nur auf.
Aber was soll ICH denn sagen..*lach* dank der anonymen Miesbewerter, komme ich..erst gar nicht rein:)
Watt auch egol is;)

lG
Stoffel
 

wondering

Mitglied
echt? sowas siehst du, Sanne?
na, wird vielleicht jemand keine spiegel mögen ;)
watt auch egol is ;)

danke für's Veränderungen sehen :D

LG wondering
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Wondering,
ein nettes Gedicht, aber es hat etwa Oberlehrerhaftes,
unter dem Motto.

Wer in die Form
sich nicht läßt pressen,
der wird vom Meister
gleich gefressen ;)

Wenn ein Gedicht schon die Zeile mit der Moral
beinhaltet, wirkt es sehr nach erhobenem Zeigefinger.
Kein Wunder, daß einige schlecht bewertet haben.
Übrigens habe ich nicht gewertet, das nur
zum vielleicht versteckten Vorwurf ;)

Liebe Grüße
von Klopfstock :)
 
W

winni

Gast
Bewertung hin, Bewertung her ....

wondering hat sich klar ausgedrückt, jedenfalls habe ich
es so verstanden, wie auch immer ....

Ich stelle fest, hier bewertet immer die gleiche
Clique die SELBEN !
Mir scheint, das ist der tiefere Sinn (?) des
Gedichtes von `wondering´ ! Einseitiges Komentieren belebt die Szene nicht !

Wenn ich mich geirrt haben sollte, sorry !

Liebe Grüsse
winni
 
D

DeGie

Gast
Liebe Wondering,

Stoffel sieht alles, wenn es um Bewertungen geht (nein, Stoffel, das soll nicht wirklich eine verdeckte Bosheit sein)...

Sie hat bestimmt auch schon errechnet, daß ich Dein Gedicht gerade vermöge einer 6 von 8,2 auf 7,9 runtergevotet habe...

Was heißt, daß ich es zwar nicht schlecht finde, aber eben auch nicht begeistert bin.
Partiell kann ich mich Klopfi anschließen.
Hinzu kommt, daß mir einige Zeilen in der Formulierung nicht wirklich gefallen:
"verlass’ euch jetzt, im Aug’ die Glut",
sowie z.B. die letzte Strophe.

Den Grundrhythmus - Viervierteltakt in den ungeraden Zeilen, Dreiviertel- in den geraden (übrinx: auch der hat sehr leicht was Oberlehrerhaftes) - hältst Du zwar gut durch, doch gefällt er mir in längeren Texten selten. Paßt m.E. besser in 4- oder 8-Zeilern, um nicht zu ermüden.

Bei einem anderen Werk zum Thema - Begnadet! (wo ich durchaus ein paar Stellen zu bemosern hatte) - schätze ich z.B. gerade die Variation des Rhythmus und das Verspielte, was in meinen Augen einer Satire immer gut tut.


So, damit wäre mein heutiges Nörgelpensum erledigt...

...nicht schlagen...
 

wondering

Mitglied
Hallo,

also, der Text sollte weder oberlehrerhaft, noch vorwurfsvoll und auch nicht (schon gar nicht) bewertungsbezogen sein...
einen "tieferen" Sinn, lieber winni, hat er eigentlich nicht...;)

ich wollte einfach mal aus der Sicht eines empfindsamen Schreibers darstellen, wie er dazu kommt, an seinen "Abgang" zu denken... (das kommt ja hier doch schon mal vor, gelle)

interessant, was noch alles in diesem satirischen Textchen steckt, was ich gar nicht bewusst schrieb ;)

Lieber DeGie,
danke für die Arbeit nah am Text :)

Viele Grüße
wondering
 
K

Klopfstock

Gast
Hi, Vinni,
macht Dir nicht so viel Kopf um Bewertungen.
Wenn es Dir so scheint, als ob hier "dieselbe Clique die SELBEN" bewertet, dann denke immer daran, daß im selben
Moment eine andere Clique schon auf dem Sprung sitzt
um "die SELBEN" runterzuwerten ;)...so ist es und so wird
es bei Bewertungssysthemen immer sein - also was soll's,
freu Dich an Gedichten und werte oder nicht, aber immer so,
wie Du es für richtig hälst;)

In diesem Sinne
wünsche ich Dir einen
schönen Tag, ohne Ärger über Noten ;)
 

Herr Müller

Mitglied
Hallo wondering

"Und die Moral von der Geschicht’
ist ziemlich schnell erzählt:"

kündigt eigentlich ein nahendes Ende an, aber dann kommen noch drei aus meiner Sicht völlig überflüssige Strophen.
In dieser Strophe die letzte Zeile müßte ein wenig in Schwung gebracht werden, dann könnte man die restlichen Strophen wirklich sein lassen.

"Vielleicht geht man gleich besser nicht,
wenn Aufmerksamkeit zählt."

Herzliche Grüße
Herr Müller
 

wondering

Mitglied
Hallo Herr Müller,

da hast du irgendwie Recht... wenn man das Ende ankündigt, sollte es auch kommen ;)
ich erinnere mich, auf einmal konnte ich nicht mehr aufhören...

Dann werde ich mich wohl noch mal drangeben...

danke und Grüße
wondering
 
S

Stoffel

Gast
hallo du..

setz doch einfach dann die Moral-Strophe ans Ende?
Müller hat ja Recht...mir fiels nicht auf, weil bei mir ein Ende immer schööööön llllang sein darf*ggg*

lG
Sanne
 



 
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