Der Anfang

Seymour

Mitglied
Der Anfang
(eine kleine SM-Geschichte)

Ihre Augen. Ja, das Erste was ich sah waren IHRE Augen. Vielleicht kannst du Dir, lieber Leser (ich hoffe, es ist okay, wenn ich dich duze) nicht vorstellen, wie es ist, in solche Augen zu sehen, aber glaube mir, wärst du an meiner Stelle gewesen, du hättest ihre Augen auch zuerst gesehen!
Ich weiß nicht, ob du es weißt. Ich weiß nicht einmal, ob dich das überhaupt interessiert. Aber Augen haben eine Magie. Es ist egal, ob es große runde oder kleine schmale, ob es braune oder blaue Augen sind. Es kommt auf den Moment an. Und in diesem Moment kannst du verfallen, in diesem Moment kannst du lieben, in diesem Moment fangen Geschichten an.
Eine Geschichte wie diese.
Nun brennst du sicherlich darauf zu erfahren, worin die Magie lag. Natürlich könnte ich es dir JETZT sagen, aber dann würdest du es nicht verstehen. Auch Verstehen braucht Momente.
Tue mir einen Gefallen. Gehe ins Bad, laß dir Wasser ein, viel Wasser, warmes Wasser. Entkleide dich. Laß das Wasser deinen Körper umspülen, spüre die Wärme, schließe die Augen. Entspannende Stille. Jetzt lege deinen Kopf soweit ins Wasser zurück, daß deine Ohren bedeckt sind, du aber noch atmen kannst. Spürst Du deinen Herzschlag? Genieße diese Ruhe, reinige deinen Geist, höre nur deinen Puls. Verliere dich in ihn.
Spürst du deine Reinheit? Spürst du den Moment der Empfindsamkeit und Verletzbarkeit?
DIESEN Moment hatte ich, als ich ihre Augen sah!
Ich bin ein Dom. Das könnte ich als Fakt stehen lassen und du, verehrter Leser, würdest nichts verstehen, eher sogar verwirrt sein. Immerhin treffe ich diese Aussage ja im unmittelbaren Zusammenhang mit ihren Augen. Was haben also ihre Augen mit meiner Neigung zu tun? Nun, um es kurz zu sagen: Alles.
 
M

Melusine

Gast
Hi Seymour
sei mir nicht böse aber... na ja, also als ich las "Ich weiß nicht einmal, ob dich das überhaupt interessiert", dachte ich mir schlicht: Nein. Nein, zum Teufel, es interessiert mich nicht die Bohne.
"Nun brennst du sicherlich darauf zu erfahren, worin die Magie lag."
Nein. Mir ist langweilig und ich hoffe, dass diese Geschichte bald zu Ende ist.
"Natürlich könnte ich es dir JETZT sagen ..."
Ach? Eigentlich hättest du es schon vorher sagen können. Jetzt hast du mich als Leserin ohnehin schon endgültig vergrault.
"Tue mir einen Gefallen."
Äh, und warum zum Kuckuck sollte ich das tun? Ich kenne dich doch gar nicht.
"Gehe ins Bad, laß dir Wasser ein, viel Wasser, warmes Wasser."
Das klingt ungefähr so erotisch wie Tante Helga, die fröhlich zum Grießbrei-Essen ruft.
"Entkleide dich."
Uh. Jetzt geht's zur Sache.
"Laß das Wasser deinen Körper umspülen, spüre die Wärme, schließe die Augen. Entspannende Stille. Jetzt lege deinen Kopf soweit ins Wasser zurück, daß deine Ohren bedeckt sind, du aber noch atmen kannst."
Ooch. Und ich dachte das wär vielleicht nun doch eine erotische Geschichte.

Hey, Seymour, selbst die Beschreibung eines unschuldigen Wannenbades ohne alle erotische Absichten könnte sinnlicher geschildert sein. Was wolltest du eigentlich mit diesem Text?


Sooo... und jetzt tief durchatmen, okay? Ist nicht bös gemeint. Willkommen in der Leselupe :).

Liebe Grüße
Mel
 

Seymour

Mitglied
Hi Mel,

die Absicht meines Textes war folgende:
Im eigentlichen geht es um die Beschreibung eines Momentes. Wenn wir uns von einer wildfremden Person im ersten Moment verzaubern lassen, dann ist es zumindest bei mir so, daß dies ein Moment der Reinheit, der Unschuld ist. Deshalb auch die Metapher mit dem Badewasser. Assoziieren wir mit Wasser nicht oftmals genau dieses? Liegt nicht auch der Aspekt einer Wassergeburt genau darin?
Der Titel *Anfang – eine kleine SM-Geschichte* war sehr mit Bedacht gewählt. Es geht ein wenig auch um Vorurteile des Lesers. SM steht für Erotik, Schmerz, Lust und was auch immer. Aber es entgeht einem oftmals die Basis, wie Liebe, Respekt und Vertrauen.

R.
 
M

Melusine

Gast
Hi Seymour,
dass du den Titel mit Bedacht gewählt hast, glaube ich gern, aber er wirkt auf mich ein wenig wie eine Mogelpackung. Na schön: BDSM würde es vielleicht treffen. (Abteilung "domination & submission".)
Übrigens glaube ich nicht, dass ein Dom sagen würde "tu mir einen Gefallen" ;). (Oder doch? Ich muss gestehen, ich kenne keinen.)

Den Kern deines kurzen Textes (von "Entkleide dich" bis "Verliere dich in ihn") finde ich eigentlich recht gut gelungen. Aber immer noch mehr Meditationsanleitung als erotischer Text.

Was mich vor allem stört, sind die vielen Erklärungen. Du klärst dein Verhältnis zum Leser, du erklärst die Empfindungen des Ich-Erzählers - statt den Leser das alles einfach mitempfinden zu lassen. Ich vermute, das ist beabsichtigt; aber für ein bewusstes Spiel mit den Vorurteilen des Lesers ist es mir zu schwerfällig.

LG Mel
 

Seymour

Mitglied
Mel,

vielleicht wirkt es als Mogelpackung für dich, weil Du bestimmte Erwartung hast, wenn du SM liest. So nach dem Motto: jetzt muss eine kleine erotische Geschichte kommen. Aber es ist der Anfang, und bei einem allerersten Kennenlernen (egal welche sexuelle Neigungen etc) spielt Erotik keine Rolle (zumindest nicht vordergründig)? Also ist genau das drinne, was drinne sein soll. Es ist ein Anfang. Basta. *g*
Im übrigen: Da der Leser als Leser den Schreiberling fremd ist, wird er sehr wohl formulieren: *tue mir ein Gefallen*. Die dominante Neigung spielt nur innerhalb einer Beziehung eine Rolle. Und ja, ich weiss wovon ich rede/schreibe.
Und nochmal: Es soll kein erotischer Text sein. Ich will dem Leser vermitteln, wie ich in dieser erdachten Situation gefühlt habe. Ein ganz kleines wenig geht es eben auch um das völlig normale Denken eines Doms *g*.
Gut, schwerfällig ist es vielleicht. Ich meinte auch nicht, daß ich leicht schreibe. Auch wenn für mich Schreiben nur ein Hobby ist, so gefällt mir daran vor allem die intellektuelle Ebene, aber eben auch die Dialektik.

R.
 
M

Melusine

Gast
Oh je. Das habe ich befürchtet.
Aber weißt du... eine dialektische Abhandlung über die Gefühlswelt eines Dom ist eben nicht so wirklich das Gelbe vom Ei. Finde ich halt.
Nur nebenbei: Mit "schwerfällig" meinte ich nicht das Gegenteil von leichter Muse.

Aber du musst deinen Text ja gar nicht verteidigen. Erstens mal ist meine Meinung nur eine von vielen möglichen Meinungen (und vielleicht kriegst du ja demnächst ein paar weitere Rückmeldungen). Zweitens ist Kritik für den Autor da. Genau dafür gibt es hier die Möglichkeit zu kommentieren.

Auch wenn Schreiben nur Hobby ist - und das ist es für die meisten hier, für mich jedenfalls auch - kann man von Lesermeinungen profitieren.

Mel
 



 
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