Der Anfang einer Geschichte - bitte um Meinung

nemo

Mitglied
Es ist das Gedächtnis, das vieles vergräbt und doch gelegentlich Bilder vergangener Tage vor dem geistigen Auge projiziert. Wie bei einer Filmrolle, deren Bilder man mit einer Taschenlampe beleuchtet, kehren Geschichten, Gefühle und Augenblicke zurück.
Je älter diese Bilder sind, desto verschwommener werden sie. Ich finde es schwierig mich an Einzelheiten meiner Kindheit zu erinnern und es stimmt mich traurig. Ich denke mit Grauen an die Zeit, in der dieser Teil meines Leben nur noch ein Schleier sein wird. Undurchdringbar für meine erwachsenen Seele, im dunklen verborgen damit die verlorene Kindlichkeit meinen Weg durch das Leben nicht behindert.
Das Kind im Manne behaupten viele noch in sich zu haben, aber was macht die Kindlichkeit aus ?
Ist es nicht die Phantasie, sich die Welt zu formen wie sie einem gefällt, sich mit Freunden zu unterhalten die nicht existieren, Abenteuer zu erleben, durch Dschungel und Wüsten, die nicht größer sind als ein Kinderzimmer.
Kind zu sein ist ein Geschenk, dass es uns erlaubt ein Teil unseres Lebens in Glück zu verbringen. Ohne Verantwortung, ohne Existenzängste.
Doch irgendwann geht es zu Ende.
Es ist die Zeit des Verstehens.
Wenn man langsam die Augen öffnet und versteht wie die Welt sich dreht. Die ersten Träume platzen, und hinterlassen eine Leere die nie wieder gefüllt wird.
Es ist die Zeit des Leistungsdrucks in der Schule, die Zeit in der man merkt, dass das Leben nicht nur aus Abenteuern besteht.
Für mich war es eine schwierige Zeit, eine Gratwanderung zwischen zwei Welten.
Ich wollte mich nicht von meinen Träumen trennen, ich wollte nicht Erwachsen werden.
Doch man ließ mir keine Wahl, schwimm mit oder geh unter.
Und ich bin geschwommen, aber immerhin nicht in der Ernsthaftigkeit des Lebens ertrunken.
Irgendwie schaffte ich es einer Kriminelle Zukunft aus dem Wege zu gehen und machte sogar einen Schulabschluß.
Jetzt habe ich eine Arbeit, eine Wohnung, eine Busfahrkarte und einen Kredit über
sechstausend Mark den ich monatlich abzahlen muss.
Was braucht man mehr zum Leben ?
Gut ich würde mich über einen Kabelanschluss freuen, weil drei Programme auf Dauer etwas stupide sind, aber was soll‘s, Fernsehen tötet den Geist.
Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus, deren Altersdurchschnitt, bevor ich einzog, um die fünfundsechzig gelegen haben muss. Meine direkte Nachbarin ist eine Alte polnische Schachtel dessen einzige Lebensaufgabe es ist, mich auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass ich wieder vergessen habe den Hausflur zu putzen.
Doch Sie meidet die direkte Konfrontation, und so kommt es, dass in regelmäßigen Abständen, kleine, schlecht lesbare Zettel an meiner Wohnungstür kleben.
Unter mir im Erdgeschoss wohnt eine Großfamilie. Es müssen sechs oder sieben Leute sein, doch so genau habe ich es nie rausbekommen. Der Sohn der Familie, den ich liebevoll Horst getauft habe, ist das perfekte Beispiel eines jungen, aufstrebenden Arbeitslosen.
Er trifft sich häufig mit Freunden auf einen uns gegenüberliegenden Parkplatz, wobei oft mehr als fünf Autos zusammenkommen, und vergleicht mit Ihnen Motorengeräusche und die Lautstärke der eingebauten Musikanlagen. Sein Tagesablauf scheint aus Morgens Bier holen, trinken, Autos anhimmeln und Abends Bier holen zu bestehen. Sein ganzer Stolz ist ein schwarzer, tiefergelegter, breiter, böse aussehender Golf, dessen Musikleistung um längen die einer durchschnittlichen Diskothek übertrifft. Ab und zu, als sei es eine Macht-Demonstration, dreht er die Musik so laut auf, dass ich mich bei jedem Bass-Schlag an meinem Sofa festhalten muss um nicht herunter zu fallen. Ich habe für diese Autofixierung mancher Leute, eine einfache Theorie, es handelt sich um einen Ausgleich für Potenzprobleme. Der Mann benutzt das Auto als Beweis seiner Männlichkeit.
In Zeiten, in der die Emanzipationsbewegung des frühen zwanzigsten Jahrhundert die Gleichberechtigung der Frauen ermöglicht hat, ist es für einen Mann nicht immer einfach seine Überlegenheit und Kraft zu beweisen.
Vielleicht denke ich aber auch nur so, weil ich kein Geld für einen Wagen habe.
Meine Wohnung ist spärlich eingerichtet, die meisten Möbel stammen noch aus meinem Kinderzimmer. Doch es ist gemütlich und ich fühle mich zu Hause. Mein Schlafzimmer, oder sollte ich es Schlafkammer nennen, ist ungefähr fünf Quadratmeter groß und bietet gerade genug Platz für ein Schrank und ein Bett. Es ähnelt einem Separée in einem Rotlichtlokal, daher nannte ich es meine Liebeshöhle, obwohl es in den letzten Wochen eher zur Selbstbefriedigungs-Höhle verkommen ist.
Meine Küche besteht aus einem Kühlschrank den ich geschenkt bekommen habe, einem Schrank, einer Spüle, in der ich, unfreiwillig, seltene Pilzformen züchte, einen Tisch, zwei verschiedene Stühle, eine Camping-Herdplatte und eine Badewanne. Die Badewanne steht zwar naturgemäß im Badezimmer, doch ich zähle Sie zur Küche, da ich Sie für eine Lebensraum Vergrößerung meiner Zucht benutze, wenn die Spüle droht vor Platzmangel zusammenzubrechen.
Das Geschirr mit Bilder verschiedener Jagdwild Arten, sowie andere lebenswichtige Haushaltsartikel habe ich aus Kellern und Speichern meiner Familienangehörigen zusammengekratzt. Ich bin Ihnen zwar dankbar dafür, aber ich bevorzuge es, mich etwas von Ihnen zu distanzieren.
Mein Vater wirft mir regelmäßig vor, meine Familie zu vernachlässigen, aber ich spüre kein Verlangen Sie zu sehen oder mit Ihnen zu reden.
Sie mögen zwar alle nette Menschen sein, aber irgendwie sind sie anders.

Da gibt es zum Beispiel meinen Onkel Rüdiger, der zwei Häuser weiter wohnt.
Der Mann hat so viel Stil wie der Gummiring eines Flensburger Pils Verschlusses.
Klassisch gekleidet, in einem Trainingsanzug der Marke Aldi, Farbe dreckig Lila, sehe ich Ihn ab und zu die Straße vor seinem Wohnhaus überqueren, als Ziel ein Lokal mit dem einladenden Namen „Ecki’s Klause“. Dort trifft er meist einen seiner Kollegen aus der Interessengemeinschaft „Saufen“, mit dem er dann stundenlang über hoch brisante politische Themen oder Sport im allgemeinen diskutiert.
Wenn er mal nicht trinkt, arbeitet er in einem Schrauben-Versand-Handel als fachlich-kompetenter-Schrauben-Ein.- und Aus.-sortierer.
Seine Frau, wenn man Sie denn als solche bezeichnen kann, heißt Petra.
Tante Petra besticht nicht nur durch ihre dekadente Ausstrahlung, sondern vielmehr durch Ihrer Trinkfestigkeit sondergleichen. Für Sie ist der Inhalt einer Flasche Korn nicht mehr als ein Aperitif.
Sie besitzt zudem noch die Fähigkeit, jeder auch noch so langweiligen Familienfeier Ihren Stempel aufzudrücken, so dass es jedes Mal zu einer unvergesslichen Angelegenheit wird.
Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut , wenn ich an den fünfundsechzigsten Geburtstag meines Großvaters zurückdenke.
Ich hatte mich bereit erklärt meinen Onkel und meine Tante nach Hause zu bringen, da ich den Wagen meiner Eltern hatte und sowieso in die Richtung fuhr.
Die erste Viertelstunde der Fahrt gestaltete sich recht angenehm.
Rüdiger saß vorne und kämpfte gegen seine Augenlieder, die sich unbedingt schließen wollten, und Petra schlief hinten mit offenem Mund.
Ich hoffte nur, dass ich den beißenden Geruch des Alkohols wieder aus den Wagen bekommen würde.
Plötzlich, wie durch den Blitz getroffen, zuckte Petra auf und schrie „Bleib stehen, bleib stehen !!! Ich muss kotzen !!!“
Nachdem ich mich versichert hatte, dass ich keine anderen Verkehrsteilnehmer behinderte, trat ich auf die Bremse und blieb mitten auf der Kreuzung stehen.
Ich hörte wie sich hinter mir die Tür öffnete, und Petra anfing zu würgen und ihren Mageninhalt, bestehend aus Nudelsalat und Korn mit Bananensaft, auf die Straße zu verteilen.
Das ich mich Ihr nicht angeschlossen habe, verdanke ich nur meiner Willensstärke und der Tatsache, dass ich die Musik lauter machte, um die ekelerregenden Geräusche nicht wahrzunehmen.
Doch es sollte noch schlimmer kommen.
Die laute Musik weckte meinen Onkel, der zwischenzeitlich eingeschlafen war, und als er sah wie seine Frau ein Kunstwerk aus verdauten Lebensmittel auf der Straße erschaffen hatte, versuchte er es mit seiner eigenen persönlichen Note zu vollenden.
Dieses Bild meiner sich übergebender Angehörigen erfüllte mich nicht nur mit Ekel, sondern weckte in mir auch Einsicht, dass sich meine Verwandtschaft doch irgendwie von mir unterschied. Nicht das ich niemals nach übermäßigen Alkoholgenuß auf der nächsten Toilette gelandet wäre...
Vielleicht ist es die Tatsache, dass ich mir die Haare Rot tönte, bevorzugt in zerrissenen Jeans rumlief, die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen, eher aus destruktiven als aus politischen Gründen, ablehnte und aus Prinzip versuchte bei jeder Gelegenheit ein rebellisches Bild abzugeben. Diese Haltung stieß bei meiner Verwandtschaft selten auf Gegenliebe und vor allem nicht bei meinem Großvater, der Konservativer nicht sein könnte.
Mein Opa Karl, wie man Ihn liebevoll nennt, ist vom Typ Eckel-Alfred. Er beherrscht es perfekt, seine Gemütsverfassung, ein Wechselspiel zwischen schlecht gelaunt und mies drauf, auf seine Umwelt zu projizieren.
Die Wohnung meiner Großeltern ist in zwei Territorien unterteilt. Das Bad, das Schlafzimmer, und die Küche ist der Bereich meiner Großmutter aber das Wohnzimmer gehört eindeutig meinem Opa Karl.
Als Kind hatte ich immer etwas Angst in den heiligen Hallen einzutreten. Nach dem Begrüßungsritual, dass aus einem strengen „Schuhe aus !“ bestand, durfte ich die Ordentlichkeit eines sauberen und mit System aufgeräumten deutschen Wohnzimmers bewundern. Staubfrei und sortierte Videokassetten (Kriegsfilme), staubfrei und sortierte Bücher (Kriegsromane), staubfrei und sortierte Langspielplatten (Schlager) und der heilige Graal; die Landser Sammlung meines Großvaters. Auf dem Ledersofa lagen Millimeter genau plazierte Lederkissen, mit einem Knick in Ihrer Mitte, der ihnen das Aussehen von braunen Herzen verlieh.
Auch wenn man es im ersten Augenblick nicht bemerkt, ist das Wohnzimmer meiner Großeltern ein Schlachtfeld und mein Großvater ein ranghoher Offizier.
Bewaffnet mit einem Rosa-Grün gestreiften Wedel, führt er einen ewigen Krieg gegen Tausenden von Staub- und Dreckpartikeln, die drohen die deutschen Tugenden, Ordnung und Sauberkeit, zu untergraben. Manchmal hatte ich sogar das Glück, eine Schlacht hautnah mitzuerleben. Es war immer wieder faszinierend zu beobachten, wie er sich mit seiner Katzenhaften Agilität an seine Gegner heranpirschte um sie mit einer blitzschnellen Bewegung aus dem Handgelenk in die ewigen Staub-Jagdgründe zu verbannen. Kaum war die Feindesfront vernichtet, erspähte mein Großvater schon einen Staub-Aufklärungstrupp der sich tückisch auf den Fernseher niedergelassen hatte, doch auch dieser wurde binnen Sekunden gnadenlos vernichtet. Der Kampf dauerte bis der letzte Staubkorn, die letzte Fluse ausgerottet war. Erst dann setzte sich mein Opa neben mich auf das Sofa, schaltete den Fernseher ein, und schaute mürrisch durch das Wohnzimmer, denn er wusste, der nächste Angriff würde kommen.
Er ist das perfekte Beispiel für meine These, dass man sich auch durch gezieltes Meckern und antrainierte Unfreundlichkeit, erfolgreich durchs Leben schlagen kann.
Zum Geburtstag seines Bruders wollte er Ihm eine Flasche Aldi Eierlikör schenken, die er schon seit sechs Jahren in der hintersten Ecke seiner Minibar hatte.
Nachdem er die Flasche vom Staub befreit hatte, bemerkte er, dass die Flüssigkeit nicht die Typische Farbe von Eierlikör hatte, sondern eher grünlich war. Ein Blick auf das Haltbarkeitsdatum verriet Ihm, dass die Farbänderung wahrscheinlich durch eine Chemische Reaktion verursacht worden war, die im direkten Zusammenhang mit der Tatsache stehen musste, dass der Eierlikör seit dreieinhalbe Jahren abgelaufen war.
Also ging er zum Aldi, machte dort die Verkäuferin zur Sau, beschuldigte sie Ihn vergiften zu wollen und bekam dafür eine neue Flasche, die er dann in die Bar stellte.
Seinem Bruder schenkte er ein Buch über Stalingrad.




Ich arbeite jetzt schon seit Fünf Jahren für die Wagener und Jordan GmbH und manchmal
wünsche ich mir ich hätte ein besonderes Talent, daß mir erlauben würde etwas anderes aus meinem Leben zu machen als „Kunststoffteile zur Verwendung in der Automobilindustrie“ an unfreundliche Kunden mit noch unfreundlicheren Spediteuren zu versenden.
Ich würde gerne vor einem Publikum stehen und Ihnen meine Ängste und Aggressionen ins Gesicht schreien untermalt von einem treibenden Rhythmus aus verzerrten Gitarren oder in einem voll besetztem Theater den Romeo so intensiv spielen, daß seine Todesszene zu tiefen Depressionen bei den (bevorzugt Weiblichen) Zuschauern führt. Ich träume von Annerkennung, von Schulterklopfen, von dem entscheidenden Tor bei der Weltmeisterschaft, von Geschlechtsverkehr mit zwei Frauen gleichzeitig...
Ich muss zugeben, daß ich mit der typisch deutschen Einstellung zum Thema Arbeit nicht viel anfangen kann. Ich arbeite um zu leben und lebe nicht um zu arbeiten.
Es gibt Leute in meinem Alter die mir von der Karriereleiter auf den Kopf spucken können, aber das geht mir am allerwertesten vorbei.
Ich brauche kein BMW Z3 und keine Penthouse Wohnung, ich brauche nicht jedes Wochenende nach Ibiza zu fliegen und schon gar kein Handy mit fünfzig verschiedenen Klingeltönen. All das sind doch nur Statussymbole, die einzig dem Zweck dienen mit dem was man im Leben erreicht hat zu prahlen.
Ich könnte höchstens mit meinem Kreditrahmenvertrag der Citibank angeben.
Vom gesellschaftlichen Standpunkt gesehen, könnte man mich glatt als Verlierer bezeichnen.
Vielleicht bin ich einfach nur zu naiv, aber ich habe das Gefühl, daß das Leben nicht nur aus Arbeiten, Geld verdienen, Kinder zeugen und sterben bestehen sollte.
Ich habe für mich selber entschlossen, mein Leben so zu führen wie es für richtig halte.
Ich arbeite nur soviel wie nötig, damit ich meine Freizeit finanzieren kann und durchstreife die Nacht auf der Suche nach der Frau der ich mein Herz schenken werde.
Auch auf die Gefahr hin das es klischeehaft klingt, ich weiß das es dort draußen jemanden gibt der auf mich wartet. Eine Frau die es wert ist, das man alles für sie aufgibt. Eine Frau die mir das Gefühl gibt wichtig zu sein. Eine Frau dessen nähe reicht, um die Traurigkeit aus meiner Seele zu bannen. Eine Frau für die ich sterben würde.
Und so stolpere ich von einer Beziehung in die nächste, immer in der Hoffnung zu finden wonach ich suche.
Was die Sache nicht besonders vereinfacht, ist daß ich nicht gerade aussehe wie Brad Pitt.
Ich bin zwar nicht hässlich wie die Nacht, aber auch kein Typ nach dem sich die Frauen pfeifend umdrehen. Ich bin mit meinen einsvierundsiebzig ziemlich klein, sportlich gebaut, was soviel heißt, daß ich keine dicken Bauch vor mich hinschauckel, und habe ein recht ansehnliches Gesicht mit etwas zu groß geratenen Ohren.
Meine großer Vorteil ist, das ich weiß wie man mit Frauen redet oder besser ausgedrückt, ich weiß was Frauen hören wollen.
Ich kann sehr charmant sein, höre zu wenn ich merke, das sie reden will, nicke an den richtigen Stellen, bringe sie zum lachen und vor allem bedränge ich sie nicht.
Ich achte Frauen, respektiere sie und gehe auf sie ein.
Ich gebe Ihnen das Gefühl was besonderes zu sein und das gefällt ihnen und mir.
Ich bin weit davon entfernt ein Casanova zu sein, aber bis jetzt bin ich mit meiner Taktik oft zum Erfolg gekommen.
Leider hatte ich bisher ein äußerst unglückliches Händchen bei der Wahl meiner Partnerinnen.
In den ersten Tage scheint alles immer Perfekt.
Dieses Gefühl im Bauch wenn man sich erneut trifft.
Der erste leidenschaftliche Kuss.
Die erste noch leidenschaftlichere Nacht.
Doch dann kommt irgendwann der große Knall und es stellt sich heraus, daß sie, um nur ein paar Beispiele zu nennen, täglich zur Flasche greift und Beruhigungsmittel schluckt als wären es Veilchen oder beim Geschlechtsverkehr aufs übelste beleidigt werden möchte.
Inzwischen bin ich der Meinung, daß ich ein Magnet für außergewöhnliche Menschen sein muß. Ich ziehe Problemfälle an wie das Licht die Mücken.

Meine ersten sexuellen Erfahrungen hatte ich im zarten Alter von zwölf.
Wir lebten zu dieser Zeit außerhalb der Stadt, in einer Gegend in der entlaufene Kühe das Gesprächsthema einer ganzen Woche waren, und man nie wusste ob der Vater von jemanden nicht auch sein Großvater war.
Es war der Wunsch meiner Mutter auf dem Land zu leben.
Sie selbst ist in einem Kuhdorf in der Eiffel aufgewachsen und argumentierte, daß die frische Luft uns allen sehr gut tun würde.
Mein Vater , der nicht sehr begeistert von dieser Idee war, wehrte sich einige Zeit um dann schließlich, nach mehreren lautstarken Diskussionen mit meiner Mutter, doch nachzugeben.

Es war an einem heißen, schwülen Sommertag.
Der Geruch eines herannahenden Gewitters biss sich in meine Nase und die dunkelgraue Wolkendecke hing bedrohlich tief.
Von Zeit zu Zeit durchbrach ein einzelner Sonnenstrahl die düstere Schicht aus gasförmiger Flüssigkeit und tauchte Teile der Landschaft in ein geisterhaftes Leuchten.
Trotz des drohenden Unwetters war ich unterwegs zum Vogelteich um ein paar Fische zu fangen für den künstlich angelegten Teich in unserem Garten.
Als die ersten schweren Regentropfen fielen, machte ich kehrt.
Doch es war bereits zu spät.
Das Wasser fiel in strömen vom Himmel und bildeten einen Vorhang, durch den man keine
hundert Meter weit sehen konnte.
Innerhalb weniger Sekunden war ich nass bis auf die Knochen.
Mir blieb keine andere Wahl als in einem kleinen Geräteschuppen zu flüchten, der ganz in der nähe stand.
Ich hatte glück, denn der Schuppen war nicht verschlossen.
Als ich drin war schüttelte ich mich, wie eine Katze nach dem ungeliebten Bad, und versuchte das Wasser aus meiner Kleidung zu wringen.
Ich sah mich kurz um, aber wie ich es nicht anders erwartet hatte, war der Schuppen voller Gartenwerkzeug und anderem wertlosen Plunder.
Ein altes Holzpferd, dem ein Bein fehlte, eine Nähmaschine, die noch mit einem Fußpedal angetrieben wurde, einige Porzellanpuppen und eine ziemlich schwer aussehende Kiste standen scheinbar zurechtgerückt in einer Ecke.
Die Kiste weckte mein Interesse und ich betrachtete sie etwas näher.
Ich versuchte den Deckel zu heben aber er klemmte.
Ich schaute mich kurz um, griff nach einer Eisenstange und hebelte den Deckel auf.
Ich öffnete die Kiste und erblickte etwas, daß mein Leben verändern sollte.
Es war ein alter Playboy aus den siebziger Jahren. Auf dem Titelblatt war eine Frau abgebildet, die ein Teil Ihrer Brüste mit den Händen verdeckte.
Sie stand in einer traumhaften Kulisse aus weißem Sand, Palmen und einer vielzahl bunter, seltsam anmutenden, Tropischen Pflanzen.
Sie lächelte neckisch und Ihre Zähne waren so weiß wie die Tasten eines Klaviers.
Ich streckte zitternd die Hand aus und nahm das Heft an mich.
Während ich durch das Magazin blätterte, spürte ich eine leichte Bewegung im Bereich meiner Lenden.
Ich war bei dem Fotos der Frau vom Titelbild angekommen und konnte mich kaum entscheiden ob ich auf Ihre Honigmelonen große Brüste oder die lockigen Haare am Eingang ihrer Liebeshöhle starren sollte.
Ich rückte meine Unterhose zurecht um mein zum leben erwecktes Glied etwas mehr Raum zu geben und die Berührung meiner Hand ließ ein freudigen Schauer durch mein Rückgrat
wandern.
Ich glitt mit dem Finger über Ihre Brüste, über ihre Hüften, über das Dreieck zwischen Ihren Schenkeln und obwohl ich nur Hochglanzpapier berührte, fühlte ich mich erregt als würde ich die Wärme eines weiblichen Körpers spüren.
Es war das erste mal, daß ich eine nackte Frau sah und ich war so fasziniert, daß ich alles um mich herum vergaß.
Natürlich hatte ich schon mehrmals meine Mutter in Ihrem Eva Kostüm gesehen. Aber Mütter sind geschlechtlose Geschöpfe, ungeeignet für sexuelle Fantasien wie der Papst für Partnertausch.
In den Augen eines Kindes sind sie unschuldige Wesen, heilig wie Indische Kühe, rein wie
Weihwasser.

Unter meinem Bett lag jetzt ein Schatz den ich hütete wie ein alter Drache sein Gold.
Wenn meine Eltern mal nicht da waren, holte ich den Playboy hervor und ich trieb es mit den Frauen, manchmal sogar mehrmals nacheinander.
Der Sommer verging, sowie der Herbst und der Winter.
Als die Natur Ihr braunes Kleid langsam ablegte und der Frühling lauerte, zogen im Nachbarhaus neue Leute ein.
Ich tat so als ob ich spielen würde, beobachtet allerdings den Einzug mit einem Auge.
Ich hatte bemerkt, daß auch ein Mädchen in meinem Alter dabei war.
Sie hatte langes Blondes Haar, trug ein Jeanskleid und ich konnte erkennen, daß sie schon Brüste hatte.
Es war nicht neues für mich, in meiner Klasse waren auch schon einige Mädchen die mit Ihrer Weiblichkeit prahlten, aber keine von Ihnen war so hübsch wie meine neue Nachbarin. Ich konnte sie lachen hören, und bekam eine Gänsehaut.
 
E

ElsaLaska

Gast
hallo nemo,

das ist ganz unterhaltsam zu lesen. ja doch...
ich weiss nicht, wie lang es werden soll, und ob es gelingt, den leser bei der stange zu halten.
bei einigen schilderungen habe ich mitfühlend aufgeseufzt.
der absatz am anfang ist mir zu abstrakt.
ich mag es lieber, wenn gleich etwas persönliches kommt. nach dem ersten absatz gehend hätte ich vielleicht schnell wieder aufgehört zu lesen. der punkt, an dem ich richtig einsteigen wollte, war, als du schriebst, dass du es schwierig findest, dich an deine kindheit zu erinnern und dich das traurig macht. so etwas ist eben mitreissender, als eine abstrakte abhandlung über das gedächtnis, die noch dazu mit einem unpersönlichen satz "es ist..." beginnt.

hoffe, du konntest etwas mit dem kommentar anfangen. wenn nicht, hilft nachfragen.

beste grüsse
elsa
 

nemo

Mitglied
Liebe Elsa,

erst einmal vielen Dank, daß du dir die Zeit genommen
hast meinen Text zu lesen.
Wie lang diese Geschichte noch werden soll, kann ich dir beim besten Willen nicht sagen.
Ich habe bei meinen Texten meist nur einen grobes Muster vor Augen und schreibe einfach drauf los. Meist weiss ich selber nicht wie die nächsten Seiten oder Zeilen aussehen werden.
Es mag vielleicht nicht die Ideale Herangehensweise zu sein, aber es ist meine Art zu schreiben.

Was du über den Anfang der Geschichte geschrieben hast, kann ich zum Teil nachvollziehen. Ich wollte damit das Gefühl vermitteln, daß man (ich hoffe es ist nicht nur bei mir der Fall) von Zeit zu Zeit Bilder aus seine frühen Kindheit vor Augen hat ohne diese in einem (zeitlichen) Zusammenhang bringen zu können.

Vielen Dank nochmals für die Kritik

Nemo
 
E

ElsaLaska

Gast
hallo nemo,

ja, ist doch o.k., das mit dem drauflosschreiben. ich denke immer viel zu viel darüber nach, worauf das ganze wohl hinauslaufen soll. und dann hör ich wieder auf zu schreiben:)
also mach ruhig weiter. denk nochmal über den anfang nach, denn er entscheidet ja, ob der leser bei der stange bleibt.
frohes schaffen wünscht dir
elsa
 



 
Oben Unten