Der Angriff der Amerikaner auf Klein Hutzenbrügg

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Mortimer

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Eine Chronik des Schreckens

1903
Der aus Klein Hutzenbrügg stammende Bauer Diethelm Peck entdeckt unter einem Busch in der Nähe seines Rapsfeldes einen toten Maulwurf. Sein Fell ist mit einer glänzenden, schwarzen Masse überzogen. Alle Experten im Land stehen vor einem Rätsel.

1905
Kaiser Wilhelm II schaltet auf Empfehlung der einberufenen Untersuchungskommission ein Team von Pet-Profilern aus den Vereinigten Staaten ein. Nach Erstellung eines Psychogramms des Maulwurfes und einer landesweiten Speichelprobe kann ein Sexualverbrechen ausgeschlossen werden. Die Todesursache liegt nun klar auf der Hand: Ölvergiftung.


1911
Bauer Diethelm Peck gründet eine eigene Ölfirma, die O-Peck GmbH. Er versorgt 2/3 des europäischen Kontinents mit dem wichtigen Rohstoff. Sogar ein politisch ambitionierter Postkartenmaler aus Braunau (Österreich) malt mit dem Öl erste Bilder vom "ewigen Juden".

1919
Spione des amerikanischen Geheimdienstes berichten von Verbindungen der O-Peck GmbH mit den bolschewistischen Kräften der Sowjetunion. Der Agent Martin Hari hat beobachtet wie sich Vertreter der russischen Regierungsdelegation auf der Rückreise aus Versailles zum Pinkeln an das Rapsfeld von D. Peck gestellt haben. Sofort werden mehrere Doppelagenten in das Unternehmen geschleust.

1920
Der Verdacht gegen die O-Peck GmbH erhärtet sich. Diesmal wird in die nationalsozialistische Richtung ermittelt. Martin Hari schickt ein Plakat mit dem Motiv der "Dolchstoßlegende" nach Washington. Die Kunstexperten der Coca-Cola-Company sind sich einig: Das "O" in "Dolchstoß" ist identisch mit dem "O" in "O-Peck".


1933
Der passionierte Postkartenmaler wird Reichskanzler. Die amerikanischen Pet-Profiler haben keine Zweifel: Dieser ölige Glanz der zur Seite gekämmten Haare kann nur eine Ursache haben.


1971
Wahlexperte und US-Präsident Thien erklärt die O-Peck GmbH zum "wichtigsten, friedensstabilisierenden Kampfunterstützungsunternehmen in Europa zur Bekämpfung nordvietnamesischer Aggressionen." Den amerikanischen Truppen war im Vietnamkrieg das Napalm ausgegangen.

1991
Die mittlerweile von Hubert Peck geleitete Ölfirma gerät erneut unter diplomatischen Beschuss. Die USA vermuten, dass die im Golfkrieg in Brand gesetzten Ölquellen auf das Konto des Klein Hutzenbrügger Familienbetriebes geht. Der 8-jährige Sohn des Unternehmers wurde in der Nacht zum Sonntag von Topagenten des CIA beschattet. Die Männer wurden Zeuge, wie der Junge mehrere Miniaturnachbildungen von Bohrtürmen im Mülleimer verschwinden ließ. Die spätere Laboranalyse ergibt, dass sich im Sockelbereich der Plastiknachahmungen Rußspuren befinden. Das lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Mit Hilfe dieser Imitate wurde in der Operationszentrale der O-Peck GmbH das grauenhafte Spektakel erprobt. Und auch das Motiv ist den Ermittlern längst klar, denn sie haben einen Brief Hubert Pecks an seine Geliebte Erika, die Schankwirtin aus der "Hafenmaid", abgefangen. Dort liest sich die letzte Zeile wie ein Schuldbekenntnis.
"Oh Erika, du wirst das Feuer meines Herzens noch lodern sehen!"

2002

September

Die Lage spitzt sich zu. Einige der Stallknechte des nachbarlichen Bauernhofes grüßen mit "Ey,ey Sir."

Oktober

Der mittlerweile 19-jährige Sohn des Bauern hat sich einen Vollbart wachsen lassen und trägt aufgrund einer Sportverletzung einen Kopfverband. Jetzt hat leugnen keinen Sinn mehr. Der Terrorchef der Al – Kaselza hält sich auf dem Bauernhof der Pecks auf. Die USA gehen davon aus, dass mit dem Öl der O-Peck GmbH, die Waffen aller Terroristen der Welt gereinigt werden.

November

Der Dorfrat beschließt eine Entsendung von Hofinspektoren. Chefinspektor Twix findet auf dem Grundstück mehrere verdächtige Spuren von Pilsbrand. Die angekohlten Bierflaschen werden zur Untersuchung in eine amerikanische Brauerei geschickt.

Dezember

Die Amerikaner können Bier brauen.

2003

Januar

Die Beweise verdichten sich. Auf den Nachbarhöfen stapeln sich Verpackungen von Burger King. Die Stallknechte kauen unentwegt Kaugummi und tragen die Werkzeuge einarmig über der Schulter.

Februar

Verteidigungsminister Ums Feld spielt dem Dorfrat einen Film vor. Er zeigt die Sezierung eines Außerirdischen im Labor der Area 51. Der Dorfrat ist endgültig überzeugt: Peck muss weg!


März

Mit 145 Stealthbombern in der Vorhut, 40 Artillerieregimentern, dem Einsatz des Gases zur Befreiung der Geiseln im Moskauer Staatstheater und gleichzeitigem Beschuss durch schwere Kriegsschiffe, die im Dorfbach auf Grund gelaufen sind, schaffen es die Amerikaner den Ort Klein Hutzenbrügg dem Erdboden gleichzumachen.

April

Der aus Neu Kleckersheim stammende Bauer Hartmut Grabbewedder entdeckt unter einem Busch in der Nähe seines Maisfeldes einen toten Hühnerhabicht. Sein Federkleid ist mit einer glänzenden, schwarzen Masse überzogen. Alle Experten im Land stehen vor einem Rätsel.



Anmerkung des Verfassers:
Es ist nicht meine Intention , die Greueltaten Saddam Husseins zu verharmlosen. Sein Vorgehen gegen die Kurden und auch gegen Regimekritiker im eigenen Volk ist zutiefst menschenverachtend. Das Gleiche gilt für die Ereignisse des 11. Septembers.
 
Da kann man schon fast sagen: "Sir Mortimer".
Dieses Werk bewerte ich mit der Bestnote.
Phantastisch, Klasse, Super!

(neid, neid, daß mir das nicht eingefallen ist!!!)

Einen Schreibfehler entdeckt: Im Text "leugnen" großschreiben.
 

Mortimer

Mitglied
Rainer, auch Dir vielen Dank! Zum 11.09. :

Da zwischen dem angeschlagenen Bauernsohn mit Kopfverband und dem Terrorchef und Drahtzieher der Anschläge vom 11. September ein Zusammenhang vermutet werden könnte, habe ich mich von diesen Geschehnissen distanziert.

Liebe Grüße

Mortimer
 

Ruffnekk

Mitglied
Einfach genial !

Ich finde dieses Werk sehr sehr gut.


VERÖFFENTLICHEN !!


( da habe ich im Vergleich schon weniger gute Beiträge in etablierten Zeitungen gelesen die dieses Thema humoristisch angehen wolten ! )
 

Rainer

Mitglied
...blindheit...

hallo mortimer,

alles klar. beim lesen des textes wußte ich noch, worum es ging, nur bei deinem p.s. war es mir unklar, da sich die amis bei ihrer kriegshetze ja nun schon auf angebliche verbindungen des irak zu al quaida stützen, und da kam mir der 11. september in die (gedanken-)quere.

danke für die nette antwort auf die blöde frage.

viele grüße

rainer
 
D

dubidu

Gast
Sehr gut Herr Kollege,
Sie haben Witz, den ich sehr schätze.
das dubidu
 

Mortimer

Mitglied
Hi Cäcilie,

besten Dank für dein Kommentar. Es freut mich, wenn Du meinen Humor teilst. Das nächste Werk ist übrigens fertig. Die Hauptrolle spielt ein bekannter Musikproduzent.

Liebe Grüße

Mortimer
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
superklasse!

mein erster lacher heute morgen. überaus vergnüglich, dein text. kommt in meine sammlung "Lupengold". ganz lieb grüßt
 
D

dubidu

Gast
Liebste flammende Marion,

du erzählst uns immer einen von deiner Sammlung "Lupengold". Was ist das? Eine Briefmarkensammlung?
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
also,

der titel sollte es eigentlich schon sagen: in meine sammlung "Lupengold" kommen die sachen, die mir in der lupe am besten gefallen. ist schon ein ziemlich dicker ordner . . .
lg
 



 
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