Der Antrag

Roman

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Der Antrag
„Das ist schön, dass Sie den Antrag persönlich vorbeigebracht haben, Herr Meier“, sagte Amtsrat Schröder und schob die Mappe mit den Unterlagen über den Schreibtisch zurück, nachdem er sie flüchtig durchgeblättert hatte. „Da spart die Zeit fürs Zurückschicken. “Wieso zurückschicken?“, fragte Meier entgeistert. „Ist denn irgendetwas nicht in Ordnung damit? „Amtsrat Schröder lehnte sich auf seinem Ledersessel zurück und lächelte. Der Haarkranz mit seinen zwei Wirbeln, die links und rechts nach oben standen, verlieh dem kleinen Mann ein diabolisches Aussehen. „Ihr Antrag zur Lizenz einer mobilen Wurstbrateier ist unvollständig“, sagte er kurz.

„Aber es sind doch alle Anlagen enthalten, die in der Erklärung zum Antrag notwendig sind. Ich hab es extra noch mal überprüft, da ist sogar meine Körpergröße und mein derzeitiges Gewicht angegeben, wie gefordert“

„Das ist ja auch richtig“, beschwichtige Schröder. „Das Problem ist, die fehlende Angabe zur Gesamtfläche des mobilen Tisches. Eine Auflage lautet, dass pro angefangene Hundert Quadratzentimeter Verkaufsfläche eine Vorsteuer von 0,15% erhoben wird, unabhängig ihres Umsatzes. Sie müssen mir schon mitteilen welche Fläche Ihr Bauchladen insgesamt einnimmt .Ich muss das dann ans Finanzamt weiterleiten.“

„Das sind doch Kinkerlitzchen, was sie mir da erklären. Das hat doch mit der Bratwurstbraterei nichts zu tun“, rief Meier. „Vorschrift ist Vorschrift. Vervollständigen Sie die Unterlagen. Dann können Sie wiederkommen.“ Schröder verließ wortlos den Raum.

Am nächsten Tag später schickte Meier die korrigierten Unterlagen mit der Post wieder zum Ordnungsamt. Er hatte höchstpersönlich die Gesamtfläche seines Bauchladens dreimal nachgemessen. Nun wartete er auf Antwort. Die kam überraschend bereits 14 Tage später, und zwar telefonisch. „Meier!“, meldete er sich. „Amtsrat Schröder, Ordnungsamt, Abteilung Antragsbewilligung“, kam es zurück. „Herr Meier, ich habe gerade ihren Antrag vor mir liegen. Da wären noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln. Seien Sie doch so freundlich und schauen sie Morgen Vormittag um Elf Uhr bei mir herein. “Also gut. Bis morgen um Elf“, sagte Meier und legte auf. „Was er jetzt schon wieder hat“, dachte er. „kann ja eigentlich nichts schlimmes sein hoffentlich. Sind ja nur Kleinigkeiten, hat er gesagt.“
Am nächsten Vormittag saß Meier wieder vor dem Schreibtisch des Amtsrats und sah ihn erwartungsvoll an. „Also, ich habe den Antrag durchgearbeitet“, begann Schröder. „So kann ich ihn natürlich nicht genehmigen. “Warum nicht?“, fragte Meier, der sich etwas Ähnliches schon gedacht hatte. „Bei der Nachrechnung der Verkaufsfläche fiel mir auf, dass diese um genau fünf Quadratzentimeter zu groß ist“, antwortete Schröder. „Dadurch ist die vorgeschriebene maximale Größe um 1 Quadratzentimeter überschritten ist, wenn man eine Toleranz von Plusminus 1% berücksichtigt.“

„Fünf Quadratzentimeter? Das ist ja allerhand. “ Meier konnte sich das Lachen über so viel Beamtenstarrsinn kaum noch verkneifen. “Ich sehe, dass sie sich über mich lustig machen wollen, Herr Meier“, fuhr Schröder fort. „Aber wir haben hier in unserem Land eindeutige Vorschriften, die wir beachten wollen. “Sicher doch, Herr Schröder“, entgegnete Meier, „ich werde mir eine Säge kaufen und die Gesamtfläche meines Bauchladens um die fraglichen 5 Quadratzentimeter verkleinern, und die Außenrahmen um einen halben Millimeter verstärken. Dann kommt es mit dem Gesamtmaterial wieder hin.

“Nun wenn Sie die Außenrahmen verstärken, stimmt aber die Statik nicht mehr, die im Übrigen sowieso einiges zu wünschen übrig lässt.“

“Was stimmt denn mit der Statik nicht? “Die Werte für die Gesamtlast sind nicht in Ordnung. Die sind nur für 90 Bratwürste einschl. des elektrischen Grills und des Senfspenders etc. bei Windstärke 3 berechnet.“ Sie wollen aber, Schröder blätterte in den Antragsunterlagen, 100 Bratwürste absetzen und dass auch noch zur Herbstzeit, ihr Bauchladen muss aber bis mindestens Windstärke 12 ausgerichtet sein.

„Was heißt hier „nur“?“, fragte Meier entgeistert. „So eine Wetterlage haben wir hier noch nie gehabt. Ich finde diese Vorschrift schon ein bisschen übertrieben. “Haben Sie mal an die Klimaverschiebung gedacht?“, fragte Schröder zurück. „Haben Sie noch nie davon gehört, dass Wissenschaftler eine Eiszeit innerhalb der nächsten 200 Jahre prognostizieren? Auf so etwas müssen wir vorbereitet sein.“ Amtsrat Schröder richtete sich auf und stützte die Arme auf die Kante seines Schreibtisches, wodurch er nicht gerade größer wurde. „Wer, glauben Sie, bekommt die Schuld, wenn ihr Bauchladen zusammenbricht?“, fragte er laut. „Sie vielleicht? Von wegen. Ihr Anwalt wird zum Schluss alle Schuld auf mich schieben. Schließlich habe ich diesen fragwürdigen Bauchladen genehmigt.“

Inzwischen war der Kopf von Amtsrat Schröder rot angelaufen und schien sogar noch anzuschwellen, wodurch die zuvor schon erwähnte Ähnlichkeit mit einem Teufelchen noch deutlicher wurde. Die Spitzen der Haarwirbel vibrierten und auf seiner Stirn war eine pochende Ader angeschwollen. „Aber mit mir lasse ich so etwas nicht machen! MIT MIR NICHT!“, brüllte er dann und sank in seinen Stuhl.

„Sie wollen meinen Bauchladen nicht genehmigen?“, fragte Meier eingeschüchtert. „Nein!“, stieß Schröder hervor. „Ich sitze seit 20 Jahren in dieser Abteilung und habe noch nie einen Bauchladen genehmigt. Warum, frage ich Sie, sollte ich jetzt ausgerechnet bei Ihnen damit anfangen? Das ist mir viel zu gefährlich. Ich habe schließlich nur noch zwei Jahre bis zu meiner Pensionierung. Und die möchte ich in Ruhe genießen können. Guten Tag.“
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo Roman,

deutlich besser lesbar wäre dein Text, wenn du bei jedem Perspektivwechsel, oder wenn eine andere Person zu Wort kommt, eine neue Zeile beginnen würdest. In etwa so:

Am nächsten Tag später schickte Meier die korrigierten Unterlagen mit der Post wieder zum Ordnungsamt. Er hatte höchstpersönlich die Gesamtfläche seines Bauchladens dreimal nachgemessen. Nun wartete er auf Antwort. Die kam überraschend bereits vierzehn Tage später, und zwar telefonisch.
„Meier!“, meldete er sich.
„Amtsrat Schröder, Ordnungsamt, Abteilung Antragsbewilligung“, kam es zurück. „Herr Meier, ich habe gerade ihren Antrag vor mir liegen. Da wären noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln. Seien Sie doch so freundlich und schauen sie morgen Vormittag um elf Uhr bei mir herein.“
„Also gut. Bis morgen um elf“, sagte Meier und legte auf. „Was er jetzt schon wieder hat“, dachte er. „Kann ja eigentlich nichts Schlimmes sein, hoffentlich. Sind ja nur Kleinigkeiten, hat er gesagt.“
Am nächsten Vormittag saß Meier wieder vor dem Schreibtisch des Amtsrats und sah ihn erwartungsvoll an.
„Also, ich habe den Antrag durchgearbeitet“, begann Schröder. „So kann ich ihn natürlich nicht genehmigen.“
„Warum nicht?“, fragte Meier, der sich etwas Ähnliches schon gedacht hatte.
„Bei der Nachrechnung der Verkaufsfläche fiel mir auf, dass diese um genau fünf Quadratzentimeter zu groß ist“, antwortete Schröder. „Dadurch ist die vorgeschriebene maximale Größe um einen Quadratzentimeter überschritten, wenn man eine Toleranz von Plusminus einem Prozent berücksichtigt.“

Auf Rechtschreibfehler und Schlampigkeiten in der Zeichensetzung, (vor allem bei den Anführungszeichen), könntest du auch noch ein Auge werfen, bei der Gelegenheit.
Schon alleine dadurch würde dein Text viel dazugewinnen.
Zahlen bitte ausschreiben.

Ist jetzt nicht gerade ein brandneues Thema, aber insgesamt gesehen ganz gut geschrieben.

Grüße, Th.
 

Roman

Mitglied
Hallo Th,
Erst einmal danke für diese konstruktive Kritik, die ich gerne annehme, eben weil sie konstruktiv ist. Du hast allenthalben keine Mühe gescheut, mir lange Passagen als Spiegel vorzuhalten.

Ich komme nicht aus dem "schreibenden Gewerbe", deshalb sind die
Rechtschreibfehler und Schlampigkeiten in der Zeichensetzung
zu erklären aber nicht zu entschuldigen, mithin es dem stets "schreibenden Teil" der Menschheit wohl leichter von der Hand zu gehen vermag.
Indessen werde ich mir Mühe geben, es zu lernen.
Das mit den neuen Zeilen bei Perspektivwechsel bzw. wenn eine andere Person zu Wort kommt, ist mir wirklich neu.

mit lesenden Grüßen

Roman
 

Roman

Mitglied
Der Antrag
„Das ist schön, dass Sie den Antrag persönlich vorbeigebracht haben, Herr Meier“, sagte Amtsrat Schröder und schob die Mappe mit den Unterlagen über den Schreibtisch zurück, nachdem er sie flüchtig durchgeblättert hatte. „Da spart die Zeit fürs Zurückschicken. “Wieso zurückschicken?“, fragte Meier entgeistert. „Ist denn irgendetwas nicht in Ordnung damit? „Amtsrat Schröder lehnte sich auf seinem Ledersessel zurück und lächelte. Der Haarkranz mit seinen zwei Wirbeln, die links und rechts nach oben standen, verlieh dem kleinen Mann ein diabolisches Aussehen. „Ihr Antrag zur Lizenz einer mobilen Wurstbrateier ist unvollständig“, sagte er kurz.

„Aber es sind doch alle Anlagen enthalten, die in der Erklärung zum Antrag notwendig sind. Ich hab es extra noch mal überprüft, da ist sogar meine Körpergröße und mein derzeitiges Gewicht angegeben, wie gefordert“

„Das ist ja auch richtig“, beschwichtige Schröder. „Das Problem ist, die fehlende Angabe zur Gesamtfläche des mobilen Tisches. Eine Auflage lautet, dass pro angefangene Hundert Quadratzentimeter Verkaufsfläche eine Vorsteuer von 0,15% erhoben wird, unabhängig ihres Umsatzes. Sie müssen mir schon mitteilen welche Fläche Ihr Bauchladen insgesamt einnimmt .Ich muss das dann ans Finanzamt weiterleiten.“

„Das sind doch Kinkerlitzchen, was sie mir da erklären. Das hat doch mit der Bratwurstbraterei nichts zu tun“, rief Meier. „Vorschrift ist Vorschrift. Vervollständigen Sie die Unterlagen. Dann können Sie wiederkommen.“ Schröder verließ wortlos den Raum.

Am nächsten Tag später schickte Meier die korrigierten Unterlagen mit der Post wieder zum Ordnungsamt. Er hatte höchstpersönlich die Gesamtfläche seines Bauchladens dreimal nachgemessen. Nun wartete er auf Antwort. Die kam überraschend bereits 14 Tage später, und zwar telefonisch. „Meier!“, meldete er sich. „Amtsrat Schröder, Ordnungsamt, Abteilung Antragsbewilligung“, kam es zurück. „Herr Meier, ich habe gerade ihren Antrag vor mir liegen. Da wären noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln. Seien Sie doch so freundlich und schauen sie Morgen Vormittag um Elf Uhr bei mir herein. “Also gut. Bis morgen um Elf“, sagte Meier und legte auf. „Was er jetzt schon wieder hat“, dachte er. „kann ja eigentlich nichts schlimmes sein hoffentlich. Sind ja nur Kleinigkeiten, hat er gesagt.“
Am nächsten Vormittag saß Meier wieder vor dem Schreibtisch des Amtsrats und sah ihn erwartungsvoll an. „Also, ich habe den Antrag durchgearbeitet“, begann Schröder. „So kann ich ihn natürlich nicht genehmigen. “Warum nicht?“, fragte Meier, der sich etwas Ähnliches schon gedacht hatte. „Bei der Nachrechnung der Verkaufsfläche fiel mir auf, dass diese um genau fünf Quadratzentimeter zu groß ist“, antwortete Schröder. „Dadurch ist die vorgeschriebene maximale Größe um 1 Quadratzentimeter überschritten ist, wenn man eine Toleranz von Plusminus 1% berücksichtigt.“

„Fünf Quadratzentimeter? Das ist ja allerhand. “ Meier konnte sich das Lachen über so viel Beamtenstarrsinn kaum noch verkneifen. “Ich sehe, dass sie sich über mich lustig machen wollen, Herr Meier“, fuhr Schröder fort. „Aber wir haben hier in unserem Land eindeutige Vorschriften, die wir beachten wollen. “Sicher doch, Herr Schröder“, entgegnete Meier, „ich werde mir eine Säge kaufen und die Gesamtfläche meines Bauchladens um die fraglichen 5 Quadratzentimeter verkleinern, und die Außenrahmen um einen halben Millimeter verstärken. Dann kommt es mit dem Gesamtmaterial wieder hin.

“Nun wenn Sie die Außenrahmen verstärken, stimmt aber die Statik nicht mehr, die im Übrigen sowieso einiges zu wünschen übrig lässt.“

“Was stimmt denn mit der Statik nicht? “Die Werte für die Gesamtlast sind nicht in Ordnung. Die sind nur für 90 Bratwürste einschl. des elektrischen Grills und des Senfspenders etc. bei Windstärke 3 berechnet.“ Sie wollen aber, Schröder blätterte in den Antragsunterlagen, 100 Bratwürste absetzen und dass auch noch zur Herbstzeit, ihr Bauchladen muss aber bis mindestens Windstärke 12 ausgerichtet sein.

„Was heißt hier „nur“?“, fragte Meier entgeistert. „So eine Wetterlage haben wir hier noch nie gehabt. Ich finde diese Vorschrift schon ein bisschen übertrieben. “Haben Sie mal an die Klimaverschiebung gedacht?“, fragte Schröder zurück. „Haben Sie noch nie davon gehört, dass Wissenschaftler eine Eiszeit innerhalb der nächsten 200 Jahre prognostizieren? Auf so etwas müssen wir vorbereitet sein.“ Amtsrat Schröder richtete sich auf und stützte die Arme auf die Kante seines Schreibtisches, wodurch er nicht gerade größer wurde. „Wer, glauben Sie, bekommt die Schuld, wenn ihr Bauchladen zusammenbricht?“, fragte er laut. „Sie vielleicht? Von wegen. Ihr Anwalt wird zum Schluss alle Schuld auf mich schieben. Schließlich habe ich diesen fragwürdigen Bauchladen genehmigt.“

Inzwischen war der Kopf von Amtsrat Schröder rot angelaufen und schien sogar noch anzuschwellen, wodurch die zuvor schon erwähnte Ähnlichkeit mit einem Teufelchen noch deutlicher wurde. Die Spitzen der Haarwirbel vibrierten und auf seiner Stirn war eine pochende Ader angeschwollen. „Aber mit mir lasse ich so etwas nicht machen! MIT MIR NICHT!“, brüllte er dann und sank in seinen Stuhl.

„Sie wollen meinen Bauchladen nicht genehmigen?“, fragte Meier eingeschüchtert. „Nein!“, stieß Schröder hervor. „Ich sitze seit 20 Jahren in dieser Abteilung und habe noch nie einen Bauchladen genehmigt. Warum, frage ich Sie, sollte ich jetzt ausgerechnet bei Ihnen damit anfangen? Das ist mir viel zu gefährlich. Ich habe schließlich nur noch zwei Jahre bis zu meiner Pensionierung. Und die möchte ich in Ruhe genießen können. Guten Tag.“
 



 
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