Der Beamte

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Aurelio

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I. Das Innungszeichen - leider nicht möglich einzubringen

II. Was ist ein Beamter?

Grundsätzlich ist ein Beamter ein Mensch! Ein Mensch lebt jedoch normalerweise um zu arbeiten oder er arbeitet um zu leben, doch alle arbeiten um letztenendes Geld zu verdienen. Aber es gibt auch Menschen, die verdienen Geld, weil andere arbeiten – das sind die Beamten. Es sind Herdentiere und leben vor allem in Amtsreservaten, wo sie in Massen auftreten. Sie ernähren sich von Formularen, Vorschriften, Kaffee und mitgebrachten Wurstbroten und warten so geduldig auf eine Beförderung oder Pension. Trotz ihrer, meist beachtlichen Körpermasse verstehen sie es bestens, auf kleinster Fläche unsichtbar zu erscheinen, weshalb man den Richtigen nur selten zu Gesicht bekommt. Aber auch, wenn man die Tarnung durchblickt hat, ergibt sich kaum die Gelegenheit, mit einem dieser Wesen zu sprechen, denn sie sind nachtaktiv, schlafen also während des Tages. Die Beamten sind ein mächtige Kaste und sie zeigen das auch gerne indem sie sich, wie einst die Könige, mit Machtfetischen vor den Besuchern präsentieren. Ihr Thron ist ein bequemer Sessel, die Weltkugel in der linken Hand wird mit einer Wurstsemmel symbolisiert, das Zepter in der Rechten mit der Thermoskanne. Auf den Hermelinmantel müssen sie, weil die Räume ohnehin überheizt sind, verzichten denn sie dürfen alles, nur nicht schwitzen! Der Körper eines Beamten ist allergisch gegen seinen eigenen Körperschweiß! Eine gottgewollte Vorsichtsmaßnahme gegen Übereifer und blindwütige Arbeitswut. Doch die Beamten unterscheiden sich von uns normalen Arbeitstieren durch eine weitere Tatsache. Der liebe Gott hat den Menschen über Tiere und Pflanzen gestellt, den Beamten hat er über alles gestellt . So herrscht er über Tiere, Pflanzen, Menschen und das gesamte Universum inclusive aller Galaxien und verwaltet diesen gesamten Komplex.
Frisch geschlüpfte Beamte erkennt man leicht an der Aktentasche, die vor nicht allzu langer Zeit noch als Schultasche gedient hat, altgediente Beamte am Bankkonto.
Beamte sind immer ruhig und bewegen sich nur selten. Aktiv werden die Beamten erst ab dem vierzigsten Lebensjahr. Dies ist eine Art Versorgungstrieb, der sie weckt, denn sie wollen auf keinen Fall den Ruhestand verpassen.

III. Woher kommen sie?

Die Vermehrung von Mensch, Tier und Pflanze birgt für die Forscher von heute kaum noch Geheimnisse. Die Vermehrung der Beamten hingegen wird ewig unerforscht bleiben.
Täglich erscheinen neue, völlig ausgewachsene Exemplare dieser Unterart. Sie können bereits kurz nach der Geburt “dafür bin ich nicht zuständig“ sagen. Wäre nicht ihr Gewicht, wäre man geneigt den guten alten Adebar mit in den Entstehungsprozeß einzubeziehen. Aber setzt man die Population der Adebare und die der Beamten zueinander, so muß man feststellen, daß dies nicht der Weg zur Lösung des Herkunftsproblems ist. Eine normale geschlechtliche Vermehrung ist unmöglich. Ersten weil dabei selten ausgewachsene Exemplare zur Welt kommen und zweitens laut Aussage des Beamtenbundes eine solche Tätigkeit nicht auf dem Soll-Programm steht, zudem nichts erzeugt wird, was Hand und Fuß hat. Die Räumlichkeiten sind außerdem hierzu nicht geeignet und zu Hause – Überstunden – nein, das sicher nicht!
Bleibt also nur noch der Gärtner – die Vermehrung durch den Steckling! Sicher werden die Finger des Beamten als Stecklinge benutzt, braucht er sie doch ohnehin nicht bei der Arbeit. So können aus einem einzigen Beamten zehn neue Beämtlein gezogen werden und im Wartesaal, Brotzeitraum oder auf der Toilette ausreifen.
Machen sie einen Test!
Fordern sie, wenn sie das nächste mal auf einem Amt sind, den Beamten doch einfach auf, seine Fausthandschuhe auszuziehen!




IV. Was machen sie?

Meist gleiten sie. Sie gleiten vondannen, den die gleitende Arbeitszeit ist eine schlüpfrige Angelegenheit und kaum in den Griff zu bekommen. Sie haben nämlich mit Pausen und Feierabend bereits alle Hände voll zu tun und das sind bekanntlich auch nur zwei! Haben sie ohnehin noch zusätzlich etwas im Griff – nämlich zur richtigen Zeit einen Fehler zu machen, der ihnen eine schnelle Beförderung und den vorzeitigen Ruhestand garantiert. Ansonsten verwalten sie und sorgen dafür, daß immer genügend zu verwalten ist, und dies bis zur völligen Zerwaltung des gesamten Staates.
Sie fertigen, um ihre Existenzberechtigung zu bezeugen von jedem Bürger eine gewichtsidentische Kopie in Papierform an. Meine Kopie wiegt somit 95 Kilogramm. Geht man von 60 Millionen Bürgern aus, die etwa mein Gewicht haben, so kann man sich ein Bild davon machen, was ein Beamter an Papier zu verwalten hat. Er muß schuften, denn 5,7 Millionen Tonnen Papier sind nicht so nebenbei zu verwalten. Es muß schließlich getragen , abgestaubt, bewegt werden, weil es sonst vom Schimmel befallen wird.
Eine stattliche Leistung! Und was leisten wir?
Wir tragen die Hälfte unseres mickrigen Einkommens zu ihnen – in Scheckform – ein Gramm schwer! Also ein Sechsbillionstel Teil an Leistung gegenüber der Leistung unserer Beamten!
Darum lieber nächstenliebener Christ:
Hat er dir die Hälfte deines Lohnes genommen, reich ihm auch noch die andere Hälfte!

V. Die Zukunft des Beamten

Sie ist rosig. Bald gibt es nämlich keine Beamten mehr. Sie werden umbenannt, heißen nicht mehr Verwaltungsbeamte, sondern Volksverwalter. Sie heißen nicht mehr Vollzugsbeamte, sondern einfach Vollstrecker und anstatt dem Finanzbeamten haben wir es mit dem Volksvermögensverwalter zu tun. Aber Trost, wir sind dann auch keine Steuerzahler mehr, sondern einfache Geldbringer – wie treffend!

Warum diese Änderung?
Die Bezeichnungsänderung hat zwei schwerwiegende Gründe!

Zum ersten ist es eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme! Es muß ein Bezeichnungsänderungsgesetz entworfen, formuliert und verabschiedet werden. Das sichert etwa zehntausend Arbeitsplätze bis zum Jahr zweitausendundzehn.
Alle Formulare, Stempel, Laufzettel, Lohnlisten, ja alles bis zum Türschild muß geändert werden. Damit hat jeder Beamte mit sich selbst bis zu seiner Pensionierung zu tun. Und wer soll das alles verwalten, was vorher war und jetzt noch dazukommt? Richtig kombiniert, Herr Geldbringer. Es müssen neue Planstellen geschaffen werden, Leute angestellt werden – Arbeitslose abgebaut werden. Dies ohne Umschulung und deren gewaltigem Kostenaufwand! Denn, wer bei Gott, kann nicht einfach Geld ausgeben? Jeder kann das und hat damit die Aufnahmeprüfung bereits bestanden.

Den zweiten Grund für die Bezeichungsänderung haben Wissenschaftler geliefert. Sie wollen für alle Zukunft das Wort “Beamte“ für die Wissenschaft verwenden. “Beamte“ wird eine neue Maßeinheit!
So gibt es bald: “Kilobeamte, Megabeamte, Multibeamte“. Doch „Beamte“ ist die erste Maßeinheit, die nicht teilbar ist! Also keine “Millibeamten, Mikrobeamte“ etc.. Doch ich will es genau formulieren und zitiere deshalb Herrn Professor K. aus P., Leiter des dortigen, arbeitstechnischen Instituts:

Die Einheit „Beamte“ ist die Leistung, die bei geringstmöglichem Einsatz trotz modernsten und optimalsten technischen Voraussetzungen, der größtmöglichsten Zeitdauer für jeglichen Handgriff und Gedankengang, die minimalsten Ergebnisse trotz überdimensionalen Kosten erzielt.

½ „Beamte“ gibt es deshalb nicht - es wäre strafbar!

VI. Beamte

Kurzfassung für ihre kleine Wissenskartei als Ergänzung für „Brehms Tierleben“
Bea = Abk. für Beamter – nicht zu verwechseln mit Nutztieren wie Beo oder Boa.

- unauffälliger, kostenintensiver, schmarotzender und nachtaktiver Säuger. Kulturfolger, besonders häufig in der BRD. Seine Zucht ist einkommensreduzierend, da Vermehrung ungewöhnlich stark. – siehe Kaninchen – Bekämpfung nur durch Wohnsitzwechsel nach Monaco, Schweiz oder Luxemburg möglich.
Steht nicht auf der Artenschutzliste, darf in Ballungsgebieten bekämpft werden.
Weibliche Exemplare sind selten aktiv zu beobachten. Meist verschlafen sie ihre Amtszeit in Brutarchiven.
Befallene Archive erkennt man an dem penedranten Kaffeegeruch.
Leicht zu fotografieren. Auch während dem Bewegungsablauf lange Belichtungszeiten möglich.
 

egotrip

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Beamte

Hallole,

Text ist gut, nur etwas langwierig und brisant. Denn Beamte sind nicht nur in Verwaltung tätig sondern auch Polizisten werden als Beamte bezeichnet. Und hier liegt die Gefährlichkeit. Was passiert wenn alles privatisiert wird. Das wäre sehr, sehr übel und für den Staat gäbe es noch mehr Kosten. Ansonsten hörts sichs teilw. witzig an. Reif für ne Bühnenshow. Da gibts ja tolle Kaberettisten die den Beamten super imitieren. Also alles nicht so ernst nehmen.
 



 
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