Der Bullerlux 12

Den ganzen nächsten Tag konnten Gerda und Bruno das Gefühl der Besorgnis um den Bullerlux nicht abschütteln. Nach dem Frühstück pflückten die Kinder mit Papa und Opa im Obstgarten die letzten Äpfel und sammelten die ein, die bereits von selbst herunter gefallen waren. Davon buken Gerda und Bruno zusammen mit Oma einen Kuchen und Astrid half Mama dabei, das Fallobst zu Apfelmus einzukochen.
„Das stellt ihr am besten in den Keller“, meinte Oma. „Da hält sich das noch hundert Jahre.“
„Du, ich weiß gar nicht, ob wir den schon richtig nutzen können“, sagte Mama und zog fragend die Augenbrauen nach oben.
„Es gibt noch ein paar möhlige Ecken, aber vorne habe ich schon zwei Regale für Konserven und Vorräte hingestellt“, schaltete sich Papa in die Unterhaltung ein.
„Du denkst ja an alles, mein Sohn“, grinste Oma und schob den Kuchen in den Backofen.
„Supi!“, rief Gerda dazwischen. „Dann können wir bis ans Ende unserer Tage jeden Tag Eierkuchen mit Apfelmus essen bis uns ganz schlecht wird.“ Alle lachten.
„Am Apfelmus soll es jedenfalls nicht scheitern“, meinte Mama und schraubte einen Deckel fest auf das letzte Glas.

Später regnete es leider, sodass sie nicht raus gehen konnten. Oma übernahm kurzerhand die Vorbereitung von Brunos Schulsachen, denn der musste ja auch bald auf eine neue Schule gehen. Sorgsam beschriftete sie bunte Hefter, schlug Bücher ein und nebenbei fand sie noch die Ruhe, Gerda Geschichten von Baumgeistern zu erzählen.
„In der großen Ulme in eurem Hof wohnt mit Sicherheit auch einer.
„Meinst du?“, fragte Gerda und lief hastig zum Küchenfenster, von dem aus man den Baum sehen konnte. „Hoffentlich stört es ihn nicht, wenn Papa für Bruno das Baumhaus baut.“
„Och, mach dir da mal keine Sorgen. Der sucht sich schon ein ruhiges Plätzchen bis es fertig ist und außerdem hat er dann netten Besuch dort oben. Das wird ihn freuen.“
„Meinst du wirklich?“
„Na, selbstverständlich. Ihr dürft ihn nur nicht ärgern und ihm seinen Platz lassen.“
„Ganz bestimmt, oder Bruno?“ Ihr Bruder nickte nur stumm, weil er gerade hochkonzentriert seinen neuen Stundenplan in sein Hausaufgabenheft übertrug.
„Wenn ich groß bin, komme ich auch mal in die Schule“, seufzte Gerda fast sehnsüchtig.
„So toll, wie man sich das vorstellt, ist es gar nicht“, bemerkte Bruno grummelnd.
„Aber die Zuckertüte und die Federtasche voller bunter Stifte und mein erster Füller!“
„Ja, die Einschulung ist Klasse“, gab Bruno zu und verdrehte die Augen, „aber das Ganze danach...“
„Ach, du wieder...“
„Ich treff' mich nochmal kurz mit Kathrin“, rief Astrid zur Tür hinein. „Zum Abendbrot bin ich zurück.“ Man hörte nur noch das Rascheln ihrer Jacke und die Tür knallen.
„Hat Astrid etwa schon eine Freundin gefunden?“, blickte Oma freudig in die Runde.
„Scheint so“, grinste Mama. „Auch, wenn sie das noch nicht ganz wahr haben will.“
Tatsächlich war Astrid pünktlich zum Abendbrot zurück. Es gab Lasagne nach Omas Art. Danach lümmelten sie sich alle satt und glücklich im Wohnzimmer. Selbst die Kinder durften noch etwas aufbleiben und eine Spielshow im Fernsehen angucken, doch als Gerda der Kopf an Omas Brust sank, war Feierabend. Papa trug Gerda vorsichtig nach oben, während Bruno zähne putzte. Auch er war müde und freute sich auf sein behagliches Bett. Astrid wollte und durfte noch etwas sitzen bleiben, doch auch sie blinzelte schon mit den Augen.
Bruno schlief schnell ein, wachte aber noch einmal auf und bemerkte, dass Astrid noch immer wach lag und mit gedämpftem Licht irgendetwas las. Beruhigt durch die leise Lichtquelle schlief er schnell wieder ein.
 



 
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