Der Bus-Rap

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amelkin

Mitglied
Schon 23 Uhr ist es... Feierabend! Arbeitstag der Straßenkünstler kam zu einem Ende. ...Ich zog mit Kraft meinen schweren Handwagen in den Bus. ...Der Handwagen mit tapezierten Tischen, Klappstühlen, Staffelei, Bildern, Taschen... Dann half ich meiner Frau ihre Rolltasche hinein zu ziehen. Wir ließen uns auf die Sitze fallen... Aber was für eine Überraschung! Fernseher im Bus!! "Schau mal! Schaltest du auf ZDF um!" – sagte ich. Leider war es nur die neue Anzeigetafel... Schade!.. Nur Werbung war da... Wasser... Service... Energie... Noch Wasser... Jemand hat Stoppbutton gedrückt. Plötzlich flimmerte die Anzeigetafel: "Energie", "Wagen hält", "Wasser", "Wagen hält", "Wasser", "Nächste Haltestelle Uhlandstraße"... Bald müssen wir aussteigen... Meine Frau drückte den Button. "Wagen hält", "Wasser", "Wagen hält", "Wasser", "Nächste Haltestelle Chemnitzer Straße"! Lustig! Ein Gedicht ist geboren! ...Na endlich, schlafe ich ein!.. Allerdings, was für ein Lied in meinem Kopf klingt?! - Ein Bus-Rap:

...Wagen hält
Wasser
Wagen hält
Wasser
Nächste Haltestelle
Uhlandstraße

Wagen hält
Wasser
Wagen hält
Wasser
Nächste Haltestelle
Chemnitzer Straße...
 
Wasser und Straße reimt sich nicht wirklich.

Ein besserer Ansatz wäre:

Der Wagen hält,
Nächste Station: Fürstenfeld

Oder

Energie
Nächste Station: Orangerie

Aber da ist bei beiden wiederum das Versmaß schief.

Naja, zu dünn für Humor & Satire, vor allem wenn ich mir die im Alpenraum sehr bekannten und wirklich guten Gstanzln anschaue (siehe dazu meine Website http://www.gstanzln.com)

z.B. dieses wahllos herausgenommene:

Mei Vader is a Metzger,
A Metzger bin i.
Mei Vader sticht Kaibln, (Kälber)
Die Diandlan stich i. (Diandl=Mädchen)

Kein Vergleich.

Marius
 

Mortimer

Mitglied
Liebe amelkin,

üblicherweise versuche ich - letzlich auch aufgrund der in unserem (Autoren/innen-)Kreis vertretenen divergierenden Auffassungen von Satire - meine negative Kritik auf ein Minimum zu beschränken. In deinem Fall fühlte ich mich aber zu einer Stellungnahme "genötigt". Der Fairness halber schicke ich voraus, dass ich noch nie ein Freund des kaum wahrnehmbaren feinsinnigen Humors gewesen bin. Wenn der Witz vor lauter intellektueller Überfrachtung nur noch gebückt dahinkrabbeln kann, so fällt es meinen Mundwinkeln ebenso schwer sich nach oben zu bewegen. Im Klartext:
1. Vielleicht war ich zu blöd, aber ich habe trotz mehr-
maligen Lesens nicht den Hauch einer Pointe gespürt.
2. Der von dir gewählte Titel und die Formatierung im
Schlussabschnitts des Textes legen den Schluss nahe,
dass der Schwerpunkt deines Stückes eher im lyrischen
Bereich liegt. Sollte dies zutreffen, so wäre das Werk
besser im Lyrikforum aufgehoben.
3. Nehmen wir an, es stünde dort, so wäre nach meiner
Ansicht aber auch in diesem Fall Kritik angebracht:
Das Werk entbehrt eines im Einklang mit dem Inhalt des
Textes stehenden Aufbaus. Mir fällt zudem ebenfalls
die von Marius kritisierte metrische Schieflage und
die unsauberen Endreime auf.
4. Obgleich oft die banalen Dinge des Alltags ein enormes
Satirepotential in sich bergen, so ist mir deine Story
wiederum zu banal, um mich auch nur ansatzweise zum
Lächeln zu bringen.

Mein Tipp: Lass dem Witz ruhig mal ein bisschen mehr Freiheiten!

P.S.: Angesichts der klar formulierten Kritik, verzichte ich auf eine schlechte Bewertung.

Liebe Grüße Mortimer!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Geschichte habe ich erst heute entdeckt, als ich mich mit amelkins Werk näher beschäftigt habe.

Satire ist es tatsächlich nicht, gehört aber durchaus zu Humor.
Mir gefällt der feinsinnige Humor und die feinen Beobachtungen, die die Geschichte durchziehen, oft ziehe ich feinsinnigen Humor vor, insbesondere lese ich gern den Text zwischen den Zeilen.

Der Humor liegt hier im Kontrast des Willens und der absurden Situation. Insbesondere absurd ist die Erwartungshaltung, ZDF einschalten zu können und das Resultat der Aktion.

RAP und Reim:
Hier reicht die Assonanz "Wasser" und "Straße" durchaus. Es ist eine im Rapp gebräuchliche Reimform.
Formal haben wir zusätzlich einen identischen Reim des letzten Verses der ersten und zweiten Strophe.

Stilistisch ist das Werk gut durchgehalten.

---
Man kann den Text als Allegorie auf die Bundesrepublik auffassen.
 
U

USch

Gast
Hallo amelkin,
schöne kleine Geschichte mit dem knappen feinen Humor. RAP ist ja meistens gröber und laut, aber warum nicht mal leise daherkommend. Obwohl, deinen Text könnte man ja auch laut singen.
LG USch
 



 
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