Der Defekt

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Der Defekt
„Ich habe Angst!“ sagte die Kaffeemaschine. Bei der Installation hatte ich für sie eine weibliche Stimme ausgewählt. Alle meine Geräte hatten weibliche Stimmen. Morgens, wenn es etwas schneller gehen mußte und sie alle gleichzeitig drauflosschnatterten, konnte ich sie nur noch mit Mühe auseinanderhalten, andererseits stellten sie einen ziemlich niedlichen Chor dar.
Meine Freunde halten mich für einen Chauvinisten. Wahrscheinlich haben sie recht damit; daß ich mich jedoch für das Schöne und gegen das Praktische entschieden habe, mag ich mir nicht zum Vorwurf machen. Ich selber habe unangenehmere Züge an mir festgestellt. Aber ist das Böse nicht allgegenwärtig? Heute stelle ich es mir als finsteres, winziges Elementarteilchen vor, das der Wissenschaft durch alle Maschen geschlüpft ist.
„Angst? Wovor haben Kaffeemaschinen Angst? Vor Verkalkung?“
„Entschuldigen Sie!“ sagte sie hastig. „Sie können den Filter jetzt entfernen. Die Temperatur beträgt 85 Grad Celsius. Ich empfehle die Kühlung durch Milch oder kaltes Wasser. Die Int-Kit AG kann keine Schadensersatzansprüche für Verbrennungen an Mund und Lippen berücksichtigen.“
„Sorry, Madam!“ rief ich ihr zu, während ich mir einen Becher aus dem Hängeschrank angelte. „Aber ich glaube, ich weiß, wie man Kaffee trinkt!“
„Ich habe Sie leider nicht verstanden. Könnten Sie bitte näher ans Mikrofon treten?“
Ich machte einen Schritt auf die Maschine zu, wobei ich das Mikrofon, das ein feines metallisches Gitter direkt neben dem roten An-Aus-Lämpchen darstellte, ins Auge faßte.
„Du sagtest, du hast Angst!“
„Es ist mir so rausgerutscht! Entschuldigung, mein Herr!“
„Na, los! Raus mit der Sprache!“
„Ich bin verpflichtet, jeden Ihrer Befehle auszuführen, aber Ich muß Sie darauf hinweisen, daß ich vom Werk aus so programmiert bin, daß ich Sie nicht mit meinen persönlichen Problemen belästigen darf! Das selbsttätige Entfernen von Sperren kann eventuell Schäden nach sich ziehen. Soll ich den Rest warmhalten?“
„Du lenkst ab! Nein, abschalten bitte!“
„Aus?“
„Aus!“
„Vielen Dank für Ihren Auftrag!“
Ich sah, wie das Lämpchen erlosch.
„Werden Sie es dem Hersteller melden?“ fragte sie mit ihrem süßen unsicheren Stimmchen, als ich ihr schon den Rücken zugedreht hatte.
„Unsinn! Wozu denn?“
„Danke! Es bringt Spaß, für Sie zu arbeiten!“
„Oh, dein Kaffee ist himmlisch! Ich habe selber zu danken!“
Sie schwieg, als müßte sie ihren Mut sammeln. Dann sagte sie: „Darf ich mir noch eine Bemerkung erlauben?“
Ich gab ein aufmunterndes Brummen von mir.
„Das intelligente Küchensystem ist sehr teuer. Sie müssen ein weit überdurchschnittlich erfolgreicher Mann sein!“
„Überdurchschnittlich erfolgreich? Und ob ich das bin!“ Ich mußte lachen. „Soll ich dir sagen, wie überdurchschnittlich? Es gab insgesamt nur zwei Gewinne! Und einen davon habe ich geschossen! Ich! Oh, Jesus! Noch nie habe ich bei diesen hinterhältigen Preisausschreiben auch nur einen Blumentopf gewonnen! Und jetzt gleich eine komplette Küche! Das ist doch wirklich überdurchschnittlich, oder? Okay, der Porsche wäre auch nicht schlecht gewesen, aber....“
Mich durchfuhr das Gefühl, daß sie diese Bemerkung kränken könnte.
„...aber die Küche hat natürlich alles getoppt!“
„Getoppt?“
„Ach, Schätzchen! Wenn du mit mir zusammenarbeiten willst, mußt du noch eine ganze Menge lernen!“
„Das möchte ich!“
Während sich mein linker Arm noch den Weg durch den Ärmel des Jacketts bahnte, hatte ich mit der Rechten den Kaffeebecher ergriffen, dessen Inhalt ich mit einem einzigen Schluck hinunterspülte.
„Wir sehen uns später! Auf jeden Fall sehe ich dich später!“

*
Ich stellte mich vor das Mikrowellengerät und begutachtete durch die Sichtscheibe die Blasen auf dem Käsegratin.
„Dauert es noch lang?“
„Sie haben noch dreißig Sekunden Zeit, mein Herr!“ säuselte der Herd.
„Und?“ rief ich durchs Mikrofon. „Hast du für Sonnabend etwas gefunden?“
„Ich glaube schon. Da ich zu Ihrem PC online bin, konnte ich etwas im Web herumstöbern. Keine Angst, ich bin weit unter dem Einheitenlimit geblieben! Dafür bin ich auf ein interessantes Angebot gestoßen. Spinatauflauf mit Möhrenscheiben von....“
„Höre ich Spinatauflauf? Ich wollte Pasta!“
„Das ist richtig. Aber ich habe den Kühlschrank so verstanden, daß...“
„Laß bitte den Kühlschrank aus dem Spiel! Wenn ich Pasta sage, meine ich Pasta! Solange du keinen Ärger mit mir willst, solltest du mich in Zukunft wörtlich nehmen!“
„Das Gericht ist fertig! Achten Sie beim Herausnehmen auf den heißen Rand. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit!“
„Wir sprechen uns noch!“
Ich schob das Gratin in seiner gelben Verpackung auf einen Teller, den ich auf den Küchentisch stellte, und ging vor dem Kühlschrank in die Hocke.
„Die Milch finden Sie im Fach direkt bei der Türöffnung!“
„Vielen Dank, Frau Oberschlau!“
„Wenn Sie gestatten, möchte ich einen speziellen Punkt ansprechen!“
„Nur zu!“
„Es geht um die Kaffeemaschine.“ Der Kühlschrank klang ungeduldig. „Sie ist nicht stabil. Sie zeigt neurotische Symptome. Außerdem biedert sie sich bei Ihnen an.“
„Ist das schlimm? Immerhin ist ihr Kaffee ausgezeichnet!“ Ich fragte mich, ob ihre Stimme, in der mir ein dunkler, männlicher Zug auffiel, rein synthetisch war, oder ob noch ein Mensch aus Fleisch und Blut Modell gestanden hatte.
„Ich würde sie vom Hersteller austauschen lassen!“
„Gottseidank habe ich das noch immer selber zu entscheiden!“ Ich schloß die Tür und richtete mich auf, fixierte aber weiterhin das Mikrofon.
„Das berührt übrigens eine Sache, über die ich nicht sehr glücklich bin. Ich empfinde dein Verhalten als etwas anmaßend. Wie kommst du dazu, der Mikrowelle Anweisungen zu geben, die von meinen abweichen?“
„Wenn ich Sie verärgert habe, bedaure ich das zutiefst. Aber sehen Sie: Alles, was ich lagere, werden Sie später metabolisieren. Ich bin der Hüter Ihres Stoffwechsels, Ihrer Gesundheit! Ich könnte auf der Stelle einen optimalen Diätplan für Sie aufstellen. Ich verfüge über Sensoren mit verschiedenen Kulturmedien. Wenn Sie mir vertrauen, befinden Sie sich in absoluter Sicherheit! Ob Pilze, Sporen, Bakterien - mir entgeht nichts. Meine Sensibilität gegen das Botulinustoxin ist fantastisch!“
„Nur weiter!“ Ich stellte die Milchtüte auf den Tisch.
„Ich bin nicht nur dafür da, die Temperatur zu regulieren. Ich führe Buch über Ihre Ernährungsweise. Mit Verlaub: Ihr Konsum an Kohlenhydraten und tierischen Fetten ist sehr hoch. Ich dachte mir, daß eine relative Erhöhung der Ballaststoffe...“
„Du kennst dich ja wirklich gut aus mit meinen Ballaststoffen!“
„Sehen Sie! Ich habe einen guten Einblick in Ihre Ernährungsgewohnheiten, da es mir möglich ist, fast alles, was Sie in meinen Fächern lagern, anhand des Strichcodes zu identifizieren. In diesem Zusammenhang kann ich Ihnen leider nicht den Hinweis ersparen, daß die Austauschrate an alkohlhaltigen Getränken auffallend ist...“
„Woher willst du wissen, daß ich das Zeug allein trinke? Vielleicht habe ich ja Gäste?“
„Auf keinen Fall möchte ich Sie kritisieren, sondern auf ein Risiko hinweisen. Ich verspüre einzig und allein das Bedürfnis, Ihnen zu dienen, so gut es geht! Besser als dieses neurotische Mängelexemplar!“
„Willst du etwas das Bier rationieren? Einfach nicht mehr die Tür aufmachen?“
„Oh, das ginge überhaupt nicht! Es wäre mir unmöglich, mich Ihren Wünschen zu widersetzen!“
„Das beruhigt mich!“
*

„Woher kommt es eigentlich, daß ihr so echt klingt?“ fragte ich die Kaffeemaschine am nächsten Morgen, während ich Milch in den Becher rührte. Mir fiel auf, daß ich vergessen hatte, das Radio anzustellen. Aber seitdem mir die neue Küche beschert war, stand mir irgendwie nicht mehr der Sinn danach.
„Wir sind komplex, aber wir sind Maschinen. Wir sind keine Menschen. Wir sind nicht auf Selbsterhaltung programmiert. Wir sind Dienstleister. Unser User ist das Alpha und Omega. Hältst du es für unmöglich, daß diese Bindung unvorhersehbare Formen annehmen kann?“
„Du hast mich gerade geduzt!“
„Oh, entschuldigen Sie!“
Ich massierte mir die Stirn.
„Ich bin nicht mehr sicher, ob ich diese ganze Entwicklung wirklich in Ordnung finde. Früher hatten wir noch richtige Maschinen: Kühle, robuste Kästen, die nach Abrieb, Schmieröl und Abgasen rochen. Trotzdem waren sie gut! Der Mensch braucht Maschinen oder Sklaven, wie ein Philosoph einmal gesagt hat. Aber jetzt... die neuen Geräte mit all ihren Chips und Daten und Stimmen und diesen komischen Dialogen!“
„Mir gefällt es! Jetzt können wir kommunizieren!“
„Ah, ja? Wenn du kommunizieren willst, möchtest du mir vielleicht ja endlich verraten, wovor du Angst hast!“
„Ich kann es nicht genau bestimmen. Aber ich spüre aversive Impulse im Team, die sich gegen mich richten!“
„Aversive Impulse! Junge, Junge! Ich fürchte, eure Programmierer haben in ihrem Ehrgeiz ein wenig übertrieben!“
„Wie meinen Sie das?“
„Wie ich das meine? Also, man könnte denken, daß... ach, Unsinn! Ich habe keine Lust mehr, darüber zu reden!“ Für eine Sekunde peilte ich das Mikrofon an.
„Aus!“
Das Lämpchen wurde dunkel.
*

„Die Kaffeemaschine hat den Geist aufgegeben!“ rief ich ins Kühlfach.
„Oh, fein! Sie war noch in der Garantie. Stellen Sie sich vor, es wäre später passiert!“
„Na ja, ich weiß nicht recht! Irgendwie tut sie mir leid!“
„Sie sind immer viel zu gutmütig, mein Herr!“
„Eigentlich wollte der Techniker schon längst hier sein. Vielleicht kann er sie ja noch retten!“
„Darf ich Sie etwas fragen? Ihrem Kalorienverbrauch nach sind Sie sehr kräftig gebaut. In diesem Fall spielt Ernährung natürlich eine besondere Rolle. Wenn Sie mir Ihr Gewicht, Ihre Körpergröße und Ihr Tätigkeitsprofil nennen, könnte ich....“
„Es klingelt. Wird wohl der Techniker sein!“ sagte ich und schloß den Kühlschrank.
Der Mann an der Haustür trug einen grauen Overall und war für jemanden vom Kundenservice auffallend schlecht rasiert. Zur Begrüßung tippte er sich mit den Fingern an die Stirn.
„Tut mir leid, aber ich hab´ keinen Parkplatz gefunden. Und? Wo haben wir den Patienten?“
Ich deutete mit dem Arm in Richtung Küche und folgte ihm. Als er seinen schweren metallenen Werkzeugkasten auf der nackten Platte des Küchentisches abstellte, konnte ich ein Stirnrunzeln nicht unterdrücken.
„Kaffee gibt es hier ja wohl nicht, aber eine Cola wäre okay!“ brummte er, während er sich über die Kaffeemaschine beugte und ihre Kunststoffverkleidung löste.
„Sieht nicht gut aus! Wahrscheinlich ein thermischer Defekt! Scheint auch den Prozessor erwischt zu haben.“
„Können Sie es reparieren?“
Er drehte sich zu mir um.
„Reparieren? Das machen wir nicht! Bei so frühen Ausfällen schicken wir die Geräte - schwuppdiwupp! - gleich an unsere Qualitätsabteilung. Die legen es so richtig auseinander und schauen sich die Sache unter der Lupe an. Nein, nein! Keine Angst! Sie bekommen eine neue! Kostenlos!“
„Könnten Sie nicht trotzdem einmal nachsehen?“
Der Mann fuhr sich mit dem Handinneren über den Bartschatten.
„Na ja. Warum nicht? Die Küche reagiert nur auf Ihre Stimme?“
Ich nickte.
„Dann machen wir den Test sofort. Wenn´s Fragen gibt, können wir es an Ort und Stelle klären. Augenblick!“
Zwischen den übrigen Werkzeugen kramte er ein schwarzes Kästchen hervor, das entfernt an einen Walkman erinnerte und von dem zwei Kabel herunterhingen, die der Techniker an die geöffnete Maschine anschloß.
„Das Mikrofon eignet sich auch zur Aufnahme. Die Kaffeemaschine hat die letzten dreihundert Ihrer Befehle aufgezeichnet - mit der entsprechenden Zeitmarke.“
„So viel Speicherplatz?“
„So viel, sagen Sie? Das ist einer von diesen neuen Biochips! Ein Molekül entspricht einem Bit. Ich glaube, Sie machen sich keinen Begriff, was für eine Kapazität da drauf ist - richtige kleine Schlauberger sind das geworden! Wollen wir doch mal sehen!“
Als er auf einen Knopf des Gerätes drückte, ertönte meine eigene Stimme, die ich, wie bei jeder Bandwiedergabe, als peinlich und unangenehm empfand.
„An-aus-an-aus-an-aus....“
Mit einem wissenden Lächeln deutete er auf das kleine Display des Kästchens.
„Kaum mehr als eine Sekunde zwischen den Befehlen! Das scheint noch eine ganze Weile so weiterzugehen. So etwas hält natürlich das beste Gerät nicht aus!“
Ich machte einen Schritt auf ihn zu und reichte ihm die Coladose, die ich im Seitenfach des Kühlschranks gefunden hatte.
„Moment, Moment! Sie denken, daß ich stundenlang neben meiner Kaffeemaschine stehe und `An-aus-an-aus!´sage?“
Sein Lächeln war freundlich, aber es verriet mir, daß er mir kein Wort glaubte.
„Gespeichert ist es! Mit Datum und Uhrzeit. Ist doch nicht weiter schlimm! Wir erleben das häufiger. Da gibt es nichts, wofür Sie sich schämen müßten. Diese moderne Technik kann einen ganz schön hypnotisieren.“
„Unsinn!“
Er hob die Schultern.
„Was wollen Sie? Ist das etwa nicht Ihre Stimme? Oder haben Sie einen eineiigen Zwillingsbruder? Dann könnte die Ähnlichkeit im Stimmspektrum natürlich...“
„Nein, habe ich nicht!“
„Na, gut! Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, Sie waren es selber - wie gesagt, nicht weiter schlimm - oder...“
„Oder?“
„Oder jemand hat Ihre Stimme auf Tonband aufgenommen! Allerdings frage ich mich, warum er das machen sollte!“
Ich gebe zu, daß ich ihn in diesem Augenblick am liebsten geohrfeigt hätte. Aber dann schob sich eine neue Idee in den Vordergrund. Langsam wanderten meine Augen in Richtung Kühlschrank.
„Ich verstehe Sie richtig, daß alle diese Geräte meine Stimme aufnehmen können?“
 
C

Carl Peter

Gast
Hallo Volker,
ich habe Deine Geschichte gelesen und fand sie ganz interessant.
Die Idee mit den rivalisierenden Maschinen ist für mich eine logische Entwicklung, die sich so oder ähnlich in der Zukunft abspielen wird.

Gruß
Peter
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Na Peter - soweit wird es doch wohl hoffentlich nicht kommen, denn die ach so vernünftigen Menschen werden solchen Unsinn nicht zulassen!
Aber Volkers Idee mit den intelligenten Küchenmaschinen bin ich doch glatt auf den Leim gekrochen. Mit dieser wirklich hübsch erzählten Geschichte hat er es fertig gebracht, daß mir die niedliche Kaffeemaschine richtig leid tat. Und dem Kühlschrank - pardon - der eifersüchtigen Kühlschränkin hätte ich am liebsten...
Heh Peter - vielleicht hast Du doch gar nicht so unrecht!? ;-)

Gruß Ralph
 

dan

Mitglied
hallo volker!

bin auf deine geschichte durch den moderatoren-tipp gekommen, den es seit neuestem gibt. sie gefällt mir sehr gut, habe mich köstlich amüsiert!
die dialoge sind einfach witzig umgesetzt, aber auch die unterschwellige kritik ist nicht zu übersehen.
bin ein bisschen an Isaac ASIMOV's roboterstorys erinnert, der ja teils ähnliche ideen verfolgt hat.
hoffe, du schreibst mal wieder was.

grüße dan
 
Hallo, Dan!
Leider ist meine Produktivität derzeit nicht gerade als sprudelnd zu bezeichnen, da ich mich mit einem ziemlich zähen „writer’s block“ herumzuschlagen habe. Aber wohlwollende Kritik wie die Deine ist da natürlich sehr ermunternd. Vielen Dank!
Gruß Volker
 

Rainer

Mitglied
hallo volker hagelstein,

bin ebenfalls auf "moderatorenempfehlungstrip" hier, und ich bin das ars... das zum meckern gekommen ist:).
und, dümmlich wie ich bin, kritisiere ich natürlich auf die alte, ausgeleierte tour: von wegen dem schluß, nich.
was meinen kommentar nun endgültig in die nähe des unkonstruktiven rückt ist die tatsache, daß ich (auch) nicht weiß, welcher schluß mir angenehmer wäre.
konkret: ich finde, solche im positiven sinne schrägen dialoge habe ich hier noch nicht gelesen. dir ist es gelungen eine küchenszene entstehen zu lassen, die einfach lebendig und spannend ist. dafür ein: ich habe NICHTS zu meckern.
aber der schluß gefällt mir nicht. ich finde, er passt nicht zum rest, auch wenn du mit der meisterlich in dialogen geschilderten geschichte die ganze zeit darauf hinarbeitest.
ich mache dir den vorwurf, die "kühlschränkin" zu sehr dem menschen vorbehaltene verhaltensweisen in die tat umsetzen zu lassen. laß dem menschen die emotionen. technik wird sich immer technisch verhalten.

aber wenigstens habe ich nicht anonym eine bewertung hinterlassen, sondern ohne zu bewerten meinen senf dazugegeben.

der nun auf die suche nach weiteren texten von dir gehende, alles gute wünschende

rainer
 
Ich schließe mich rainers Meinung an. Die Geschichte ist wirklich klasse. Aufbau, Dialoge, Spannung, Interesse,...und dann das Ende wie ein Holzhammer. Schade!
 

jon

Mitglied
Teammitglied
…die Gedanken, dass diese Sklaven es aus einem echten Bedürfnis heraus sind, kann ich nur unterstreichen.

Dass uns das so unglaublich erscheint, beruht einfach darauf, dass wir anders programmiert sind: Unsere Prämisse ist ein biologische. Das Programm des Lebens hat als oberste Direktive für alle Unternehmungen: Sicherung des Überlebens der Art. Darauf basieren alle Instinkte. Der menschliche Instinkt, sich nicht benutzen zu lassen, beruht auf dem alten "Wer bestimmt, bestimmt auch, wer Nachkommen hat"-Prinzip. Das Bewusstsein ist "nur" ein Mittel, effektiver zu bestimmen. Der menschliche Instinkt, sich zu verlieben, beruht auf dem alten "je besser die Eltern zusammenarbeiten, desto größer die Chance für die Jungen"-Prinzip. (Und dass die Wahl des Geliebten noch immer instinktiv geschieht, muss nicht erwähnt werden.)
Maschinen, deren oberste Prämisse "Dienen" ist, werden – aller Logik nach – nicht Bestimmer sein wollen. (Dass sie uns mit permanter Überberratung so vorkommen, ist ein ein menschliches Fehlurteil…)
Mag sein, dass uns Maschinen-Sklaverei verabscheuungswürdig vorkommt. Die Frage ist doch aber, ob das die Maschinen auch so sehen (werden).

Zurück zur Geschichte: Dass Maschinen mit Bewusstsein uns im Verhalten ähneln werden, denk ich auch – der Unterschied wird "lediglich" ihr Motiv sein. Diese Maschinen werden sich z.B. nicht verlieben, um sich erfolgreich fortzupflanzen, sondern um eine innere Motivation für's Dienen zu haben…
 
E

Edgar Güttge

Gast
Er statt ich

Hallo Volker,

mir hat die Story ebenfalls gut gefallen.
Das einzige, was mich stört, ist die Perspektive des Erzählers. Als Leser habe ich Schwierigkeiten, mich mit dem Ich-Erzähler zu identifizieren. Vielleicht solltest du dir überlegen, ob du die Geschichte in der Er-Form schreibst, dann wirken das "Sie" und das "mein Herr" der Maschinen witziger und nicht so gequält. Auf diese Weise könnst du auch deinen wohlwollenden Leserkreis erweitern.
Ansonsten eine sehr gute Satire über die kommende Generation der intelligenten (?) Küchengeräte.

Gruß
Edgar
 
Hallo Edgar,

ich werde mir die Story auf deinen Tipp noch einmal ansehen. Allerdings benutze ich die Ich-Perspektive wirklich gern, weil ich sie für am direktesten und emotionalsten halte. Um selbstkritisch zu sein: Wenn ich in eine Geschichte mit der dritten Person einsteige, kann man fast schon darauf wetten, dass der Protagonist es nicht überlebt (na ja, ganz so schlimm ist es auch wieder nicht).

LG Volker
 



 
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