Der Dichter

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JeanJeudi

Mitglied
Jeden Morgen steht er auf
ein paar Schritte - klick - und dann
endlich der Computer an
nimmt die Unart ihren Lauf

Kaffee, noch in Jogginghose
endlich wach und wieder wer
loggt sich ein mit seinem Speer
fasst das erste Blatt, das lose

schnell kopiert aus feuchtem Traum
fliesst Profanes und ganz Biedres
manchmal Dummes und auch Niedres
blitzeschnell, man glaubt es kaum

in die Feder oder Tasten
ein, zwei Zeilen oder mehr
ohne Schreiben gehts nicht mehr
kennt kein Ruhen oder Rasten

und am Ende schnauft er laut
nachgemessen, metrisch fein
eins wird einst ein Kunstwerk sein
Erpelpickel auf der Haut

Massenware steht am End
jeden Tag derselbe Tritt
wehe einer jubelt mit
dann ist er im Focus/Trend

und das Joggingding es wackelt
sehr zufrieden, geistig vorn
hält die Feder wie nen Dorn
als er in die Küche dackelt

vor ihm steht das Schreckgespenst
hoch erhoben Schreibers Haupt
etwas schütter, leicht entlaubt
vor der alle Metrik glänzt

einmal, morgens, ganz allein
ranzt ihn seine Alte an
er stimmt zu im Alltagswahn
kann er wirklich Dichter sein
 
H

Heidrun D.

Gast
Da ist er gottlob wieder, der "alte" boshaft-witzige JeanJeudi. - In letzter Zeit schienst du mir leicht verbiestert ... :D

Nun wird bestimmt alles, alles gut!

Heidrun
 
L

label

Gast
Hallo JeanJeudi,

flüssig und heiter gereimt, mit viel Detailverliebtheit, als habest du jemand vor Augen gehabt.

vergnügt
label
 

JeanJeudi

Mitglied
Jeden Morgen steht er auf
ein paar Schritte - klick - und dann
endlich der Computer an
nimmt die Unart ihren Lauf

Kaffee, noch in Jogginghose
endlich wach und wieder wer
loggt sich ein mit seinem Speer
fasst das erste Blatt, das lose

schnell kopiert aus feuchtem Traum
fliesst Profanes und ganz Biedres
manchmal Dummes und auch Niedres
blitzeschnell, man glaubt es kaum

in die Feder oder Tasten
ein, zwei Zeilen oder mehr
ohne Schreiben gehts nicht mehr
kennt kein Ruhen oder Rasten

und am Ende schnauft er laut
nachgemessen, metrisch fein
einst wird es ein Kunstwerk sein
Erpelpickel auf der Haut

Massenware steht am End
jeden Tag derselbe Tritt
wehe einer jubelt mit
dann ist er im Focus/Trend

und das Joggingding es wackelt
sehr zufrieden, geistig vorn
hält die Feder wie nen Dorn
als er in die Küche dackelt

vor ihm steht das Schreckgespenst
hoch erhoben Schreibers Haupt
etwas schütter, leicht entlaubt
vor der alle Metrik glänzt

einmal, morgens, ganz allein
ranzt ihn seine Alte an
er stimmt zu im Alltagswahn
kann er wirklich Dichter sein
 

JeanJeudi

Mitglied
Merci Rhea, Heidrun und label.

Deine Heiterkeit sei mir Anliegen, Rhea, dein Wunsch sei mir auch Wunsch, Heidrun (allerdings habe ich darauf sehr wenig Einfluss) und Du hast recht, label. Dir schenke ich mein Lachen. Nimm es bitte mit in den Tag.

Ich habe zu danken für eure Emotion - und ich darf mich über Erkenntnis freuen. Heute bin ich reich beschenkt.

Jean
 

presque_rien

Mitglied
Jeden Morgen steht er auf
ein paar Schritte - klick - und dann
endlich der Computer an
Yep.
loggt sich ein mit seinem Speer
Frau muss hierzu ja langweiligerweise ihre Finger benutzen, da kommt der Penisneid wieder hoch.

Ne, aber im Ernst, nicht schlecht, aber zu lang, finde ich, und einige Stellen sind "Füller", z.B.:
ein, zwei Zeilen oder mehr
Was ist der Sinn dieser Zeile? Sie passt auch nicht zusammen mit
fliesst Profanes und ganz Biedres manchmal Dummes und auch Niedres blitzeschnell
, denn da denkt man an mehr als ein paar Zeilen.
nimmt die Unart ihren Lauf
Irgendwie fände ich hier "das Elend" besser.
fasst das erste Blatt, das lose
blitzeschnell, man glaubt es kaum
Hier ist der Reim etwas erzwungen.
einst wird es ein Kunstwerk sein
Wann genau? Es wurde doch schon nachgemessen und ist metrisch fein, also was müsste passieren, damit es ein Kunstwerk wird?
einmal, morgens, ganz allein
?

Also nur Kleinigkeiten, aber bei mir hinterlässt das Gedicht leider einen unrunden Eindruck.
 

JeanJeudi

Mitglied
Merci, Paloma.
Es ist erfüllt, wenn es lächeln macht - egal was ich schrieb!

presque_rien
Nun tapp doch nicht in die Falle, der metrisch-harmonisierenden Gesellschaft!
Ja, es ist nicht perfekt. Stimmt auffallend. Es wäre auch wirklich unsensibel, wenn ich dem Bedichteten ein perfektes Gedicht widmete in seiner belanglosen Alltäglichkeit, oder? So trifft sich galoppierende Wahrheit mit schlechtem Stil in einem "Versmass für Rüpel". Zwischen Teig und Teig befindet sich das leckere, der (meiner) Quiche. Ich fand und finde das sehr stimmig. Nicht durchgehend, aber zumindest im letzten Vers hat es mich durchgeschüttelt vor Lachen. Da hab ich dann - unvermutet - auf die Füllung der Quiche gebissen.

Ich bin kein guter Dicher und will es auch garnicht sein. Ich bin immer am Sinn und Zweck des Gedichts interessiert: Der aus dem Gedicht resultierenden Emotion!

Ich danke Dir herzlich für die Deine!

Jean
 
M

Marlene M.

Gast
Griins-der Dichter mit dem Worte-Speer in der Hand, der sich selbst und seinen Alltag gründlich auf die Schippe nimmt.
Witzig, schön geschrieben- gerne gelesen.
Tipp:
siollte es nicht heißen:
endlich deN Computer an?

GG von Marlene
 



 
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