Der Dichter und sein Untergang

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Ralf Langer

Mitglied
Der Dichter und sein Untergang

und auch das Denken
hilft nicht weiter,
als bis zu jenem Ort,
der mir den Horizont begrenzt.
Mit forschem Blick,
mit einem ausgelegtem Alphabet
erscrabble ich mir Worte, Formeln,
erschaffe Konstruktionen
und dem Wahren
einen voruebergehenden Weg.

Doch auch das Schreiben
hilft nicht weiter:
es ergibt sich
dem Moment, dem Untergang,
da sich aus letztem Licht,
aus Luft und tiefen Wassern
das Vollkommene zusammenfuegt.

Hier will ich schweigen,
warten, staunen
bis das Bild in sich erlischt,
um dann im Dunklen
neue Worte auszulegen

aus Glaube, Dichtung, Konstruktion.
 
F

Fettauge

Gast
Lieber Ralf Langer,

dies ist ein langes, meiner bescheidenen Ansicht nach nicht gerade aufregendes Gedicht über das Unvermögen eines Nichtdichters. Ein Gedicht ist eben nicht Glaube und Konstruktion. Wenn die Phantasie fehlt, wirds auch keine Dichtung. Dichtung ist immer: Was wäre, wenn? Aber muss man das so trocken auch aufschreiben?

lg Fettauge
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Ralf,
ich lese den Text als den Versuch eines Dichters, ein frisches Werk in die optimale, die finale Form zu bringen.
Tatsächlich ist das nicht immer nur über den Kopf möglich, weder über eine gelungene Konstruktion noch (allein) über den formidablen Inhalt.
Gehen wir davon aus, dass LyrI die handwerklichen Voraussetzungen zur Dichterei mitbringt, dass es ihm weder an Sprache noch an Rhythmus fehlt, so ist es ihm doch bei seinem neuesten Werk nicht gelungen, seine Empfindungen angemessen umzusetzen und dabei niemand als er selbst zu bleiben.
Aber ich denke, das wird schon. Wie sonst auch. ;)

Doch da warten ein Staunen, ein Schweigen der Schönheit gegenüber und das Wissen, dass alles nichts ist.

Grüßle
Heidrun
 

Label

Mitglied
Hallo Ralf

Ich lese deinen Text so, dass LI um Textinhalte ringt, flüchtendes Erfassen von Zusammenhängen nicht in Worte einzufangen weiß.
Bis sich die Aufmerksamkeit dem Lichtblick zuwendet, ist er schon wieder fort.

als bis zu jenem Ort,
de[red]n[/red] mir de[red]r[/red] Horizont begrenzt

fände ich in diesem Zusammenhang stimmiger

Der Ort und der Horizont ist ja nicht geografischer Natur, für diesen Fall wäre der Horizont vom Ort abhängig.
Im übertragenen Sinne ist aber der Horizont der, der den Aufenthaltsort bestimmt.

Dir einen lieben Gruß
Label
 

HerbertH

Mitglied
hallo ralf,

wie wäre es mit einem "ambulanten weg"? Das passt rhythmisch besser und enthält neben dem gehen ("ambulare") auch noch die vorahnung des untergangs ...

Liebe grüße

herbert
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo zusammen,

mich drängt es eine kurze erklärung zu diesem stück abzugeben,
da wie mir scheint, das für mich weithin sichtbare hier nicht
gesehen wurde?!

Da ist ein dichter der betrachtet den horizont und die untergehende sonne.
er sieht das vollkommene der natur und weiss, das er dieser vollkommenheit unterlegen ist.

also schweigt er beim letzten licht, bei der "offenbarung"
des einzigartigen.

doch was bleibt einem künstler, als spuren auszulegen, wege zu bereiten um sich seinem idol zu nähern.

Und so ist alle Kunst Konstruktion und muss es sein.
Ich kenne keinen weg der Kunst, der nicht konstruiert, der nicht
"ab-bildet" und so neue, andere sichtweisen zum uns begrenzenden
horizont entwirft
( Entwurf: schon wieder ein konstrukt)

lg
an alle
ralf
 



 
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