Der Drachentöter

abercombie

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Ich habe mal aus Spaß an der Freude ein Drachenmärchen angefangen, unter vorläufigem Titel "Der Drachentöter" (wird noch kreativer später ;)) Würde mich mal über Komments freuen!

Die Drachenburg lag mitten im finsteren Wald, geschützt durch den Schatten hoher Bäume und von einem breiten Graben umgeben. Ihren Namen verdankte sie einem Ungeheuer, welches tief in einem Verlies in den Gewölben der Steinmauern hauste. Vor vielen Jahren hatte der Urgroßvater der Prinzessin Katharina den Drachen in einem langen Kampf betäubt, um ihn dann in den Keller der Burg schaffen zu lassen. Der König erhoffte sich dadurch Ansehen und Macht, doch kurze Zeit später starb er und niemand traute sich mehr in die Nähe des Ungeheuers. Von Zeit zu Zeit hörte man in den Gängen das wütende Brüllen der eingesperrten Kreatur widerhallen, doch irgendwann wurde es seltener und verstummte schließlich. So verstrichen viele Jahre, in denen man glaubte, der Drachen wäre von selbst dahingeschieden. Eines verregneten Morgens jedoch langweilte sich Prinzessin Katharina und wusste nichts recht mit sich anzufangen. Als ihr der Geruch aus der Küche von frisch gebackenem Brot entgegenwehte, eilte sie dorthin und riss hastig ein großes Stück vom Laib ab. Summend ging sie die Treppe hinunter, die in den Keller der Burg führte. „Wer ahnt schon, ob Vater mir nicht einen Bären aufgebunden hat mit diesem Drachen?“, fragte sie sich neugierig. „Vielleicht möchte er nur nicht, dass ich zu weit in das Gewölbe hinabsteige.“ Ihre zierlichen Schuhe klickerten fröhlich die Stufen hinunter, die tiefer und tiefer in die Steinmauern führten. „Wenn es da unten doch ein Ungeheuer gibt, dann soll die arme Kreatur wenigstens etwas zu essen haben“, beschloss sie und setzte unbeirrt ihren Weg fort. Schließlich kam sie vor einer schweren Eisentür an, die mit einem verrosteten Riegel verschlossen war. Mit vereinten Kräften ließ dieser sich bewegen, bis die alten Scharniere sich ächzend öffneten. Katharina betrat einen großen Raum, der so dunkel und modrig war, dass sie einen Augenblick brauchte, um sich zu orientieren. Schwache Fackelflammen erhellten die Ecken des Raumes, der ein Durchgang zu einer größeren Halle zu sein schien. Mit vorsichtigen Schritten wagte sie sich auf dem glitschigen Steinboden vorwärts, bis sie plötzlich ein leises Atmen aus dem Nachbarraum vernahm. Sie hielt inne und lauschte einen Moment. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, sie hörte nur ein leises Wassertropfen von der Decke. Neugierig, woher das Geräusch kommen möge, führten ihre Schritte sie durch den Raum. Was sie dann sah, verschlug ihr den Atem. Aus einem massiven Gitterkäfig starrten sie sechs Augenpaare an, die im Dämmerlicht rot glühend funkelten und zu einem dreiköpfigen Ungeheuer gehörten. Erschrocken machte sie einen Schritt rückwärts und betrachtete den Drachen aus sicherer Entfernung. Er besaß ein dunkelgrünes Schuppengewand, welches den Schein der Fackeln reflektierte und die wahren Ausmaße seines Körpers verschwimmen ließ. Der gewaltige Hals teilte sich in drei Köpfe auf, die von spitzen Stacheln gesäumt wurden und alle auf Katharina gerichtet waren. Das beeindruckendste waren jedoch die Flügel der Kreatur, die auch im angewinkelten Zustand furchteinflößend aussahen. Ihre gefächerte Form wurde von dicken Muskelsträngen stabilisiert und erinnerte an die Flughäute von Fledermäusen. „Vater hat also Recht gehabt“, stellte Katharina fest und wagte sich zu dem Drachen vor. „Das arme Tier ist also schon so lange hier eingesperrt. Es würde sich bestimmt über etwas Nahrhaftes freuen.“
Unbedacht, wie es junge Mädchen nun mal sind, ging Katharina geradewegs zum Käfig. Sie merkte jedoch, dass die Gitterstäbe zu eng angeordnet waren, sodass ihre Hände das Brot nicht hineinreichen konnten
 



 
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