Der Dreikönigskuchen

Einladend lag unser Dreikönigskuchen auf dem Tisch. Dieses Jahr hatte ich eine reelle Chance, denn nur Karin und ich kämpften um die Königswürde. Enthusiastisch nahmen wir je ein Stück und assen es auf – ohne auf den König zu stossen – 0:0. Nun gut, dann ab in die zweite Runde, wieder wählten wir uns vorsichtig ein Stück aus und assen es auf, diesmal etwas gelassener – auch diesmal ohne Erfolg – 0:0. Phuu noch eine dritte Runde. Scheisse, ich hatte mir das König werden, etwas einfacher vorgestellt und dieser Kuchen sah auf einmal überhaupt nicht mehr gut aus. „Gib auf“ rief mir mein Magen zu, doch so einfach wollte ich nicht auf die Krone verzichten. Also ab in die dritte Runde. Mühsam quälten wir uns von Bissen zu Bissen durch das dritte Stück – ha, auch Karin fällt es nicht einfacher als mir, dachte ich schadenfreudig. Der letzte Bissen war unten, doch vom König immer noch weit und breit nichts zu sehen. Nun lag nur noch ein einzelnes Stück vor unserer Nase und beide wussten wir, dass in diesem einen Stück der König stecken musste. Ich suchte innerlich meinen Magen nach einer kleinen Ecke ab, wo ich dieses Stück noch hinstopfen könnte – erfolglos. Ich wusste, dass ich den Kampf aufgeben musste und tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich wenigstens als „Hol mir und bring mir“ die zu viel gefressenen Kalorien wieder abbauen könnte. Ich schaute zu Karin rüber und gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass ich aufgebe. Karin schaute mich an und stöhnte: „ein Königreich für einen Verdauungstee“. Tja für das Jahr 2014 bleibt bei uns der König im Exil und inzwischen herrscht (eine überfressene) Demokratie.
 



 
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