Der Entwachsene

Daniel J.

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Wenn er sich manchmal, in einsamen Stunden, zurueckerinnerte an jene Zeit, als er noch faehig gewesen war, mit Inbrunst zu hassen, wie ein Wahnsinniger oder ein Kind, nicht wissend ob der Tatsache: die Zeit heilt alle Wunden, dann war er ganz still und wusste, er lebte nur noch teilweise. Es fehlte die Glut, das Feuer in allen Handlungen, die Endlichkeit und Fatalitaet hatten es erloeschen lassen. Das war gut, solange es half ruhig zu werden, besonnen, alltaegliche Schmerzen nicht nur zu lindern, ja, sie gar gaenzlich aufzuloesen, aber manchmal eben, da wollte man doch auch sich spueren und das Leben, mit all seinem Gewicht.
In solchen Momenten wollte er sich zwingen, wollte fuehlen wie ihn jener Verlust schmerzte, und nicht selten brachte er eine Traene hervor, aber es folgte keine Zweite, und wie bei einem Gedicht,das anfangs unsagbar traurig erscheint, dann jedoch ploetzlich, an einer ganz und gar peinlichen Stelle, sich ins Klischee verkehrt, trocknete die Erste, noch bevor sie das Lid verlassen hatte.
 



 
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