Der Friederich

gelahh

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DER JUNGE FRIEDERICH

FRITZCHEN
Freude, Stolz und Zufriedenheit
Man sieht sie den Eltern an,
Die Feier zu dieser Begebenheit
Nicht schöner dies spiegeln kann.

Verwandte und Freunde finden sich ein,
Vollzählig ist man heut' da -
Beim Täufling bereits erkennbar scheint,
Wie ähnlich er ist dem Papa.

Ist's nun des Haupthaar's Mangel?
Bestimmte Falten im Gesicht?
Vielleicht sogar die großen Augen?
Die Form des Kopfes ist es nicht!

Ein jeder sieht die Ähnlichkeit,
Tut dazu äußern sich;
´s gibt keinen Zweifel, daß dort liegt
Ein kleiner Friederich.

So wird er denn jetzt auch getauft,
Des Vaters Namen trägt er;
Man wünscht Gesundheit und viel Glück
Dem kleinen Mann für später.

FRITZI
Wild wächst heran der kleine Kerl,
Zu bändigen ist er kaum;
Man sagt, daß auch der Vater schon
Zu halten war schwer im Zaum.

Die Mutter ist zwar mächtig stolz,
Die Tanten mögen ihn nicht sehr;
Ein schlechtes Beispiel sei er nur,
Zieht stets die Vettern hinterher.

Ja immer ist er vorn dabei
Bei neuem wilden Spiel,
Den Nachbarn wächst die Ungeduld,
Gar manchem wird's zu viel.

Doch Fritzi auch zur Schule muß,
Die Lehrer werden´s ihm zeigen;
So denken viele hoffnungsvoll,
Den Frechen bringt zum Schweigen.

Die Freude war jedoch verfrüht;
Zwar ist ein schlechtes Beispiel er,
Doch auch beim Lernen ist er vorn
Das macht es für den Lehrer schwer.

Er ist oft Vorbild für die andern,
In vielem ist er weit voraus,
Es sei denn, daß sie nach der Schule
Im wilden Spiel sich toben aus.

So wächst er auf im Übermut,
Wer wird ihn bremsen, wo und wann?
Dem Vater gleicht schon an Statur
Der Fritzi, - bald ist er ein Mann.

FRITZ
Ein junger Mann ist Fritz geworden,
Noch hat er seinen Übermut;
Die Eltern machen sich schon Sorgen,
Daß auf die Dauer ´s geht nicht gut.

Ein jedes muß sich biegen lernen,
Um von dem Beugen nicht zu sprechen;
Man wird zwar nur allmählich starr,
Kann doch am Schicksal schnell zerbrechen.

Der Fritz, wie jeder wahre Mann,
Fühlt sich zu Mädchen hingezogen;
Die Schönste wäre für ihn recht,
Ist sicherlich ihm auch gewogen.

Doch diesmal hat der Fritz kein Glück,
Zu stolz kam er daher;
Energisch weist sie ihn zurück,
Er müßt sich ändern sehr.

Es ist für Fritz das erste Mal,
Daß er nicht kann erhoffen,
Was er sich selber ausgesucht;
Sein Stolz ist schwer getroffen.

Er mag sie aber gar zu gern,
Ob er sich ändern kann?
Er wägt es ab - mal so mal so,
Es hängt zu vieles d´ran.

Er möcht's ja gern, ob er's auch schafft,
Könnt' leben er zu zweit?
Verwöhnet hatten alle ihn
Durch Nachsicht lange Zeit.

Sein wildes Leben gibt er auf,
Er zeigt wie ernst er's meint;
Versprechen tut er, was sie will
Und wird mit ihr vereint.

So sind sie bald ein junges Paar,
Zwar zweifeln noch viele der andern,
Der wilde Fritz, wie man ihn kennt,
Wird doch wieder anfangen zu wandern.

Die Zeit vergeht der Fritz bleibt treu,
Der erste Nachwuchs stellt sich ein;
Es ist ein Knabe wunschgemäß, -
Ein Fritzchen sollte es sein.

FRIEDRICH
Der Friedrich sitzt jetzt oft vorm Haus,
Denkt an die eigne Jugend;
Beim Fritzchen muß er sich bemüh'n,
Kommt nicht von selbst, die Tugend.

Es war doch eine schöne Zeit,
Als alles ihm gehörte;
Er nahm sich was das Herz begehrt,
Zuerst 's auch keinen störte.

Als es dann aber störend ward,
Man Regeln hatte statt Geduld,
Da war die rechte Zeit verpaßt -
Und das war nicht des Knaben Schuld.

Was man vom Fritz erwarten will,
Das muß der Fritzi schon versteh'n;
Drum muß bereits das Fritzchen lernen,
Mit leichten Regeln umzugeh'n.

Dem Friedrich wird jetzt plötzlich klar,
Warum man oft verpaßt die Zeit;
's ist leicht in Nachsicht sich zu üben,
Die von Verantwortung befreit.

Doch dieses g'rade tut sie nicht,
Denn Eltern sind eh' sie's bedacht,
Die Stützen schuldig ihrem Kind,
Die es zum rechten Menschen macht.

Voll Liebe blickt er auf den Kleinen,
Er will ihm auch nichts schuldig bleiben,
Er wird versuchen Maß zu halten -
Von keinem darf man's übertreiben!

 



 
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