Der Frühling

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Der Frühling
(Assoziation zum Thema Frühling nach Mahler, 1. Symphonie, 1. Satz)

Aufbrechende Schale, aufbrechende Verkrustungen. Der Winter, der schon ganz erstarrt ist in sich selbst, der nur noch Lähmung verbreitet und schon alles unter sich begraben hat – dieser Winter wird jetzt von innen her aufgebrochen. Seine Schale bekommt Risse, wird immer mürber. Durch die Ritzen stiehlt sich schon sehr frühzeitig das eine und andere vorwitzige Gräslein. Immer mehr Halme drängen nach. Aber die Schale schließt sich mit letzter Kraftanstrengung noch einmal fast vollständig. In ihrem Innern wird es aber immer unruhiger. Es raschelt, es klopft gegen die Wände. Ein Kratzen, ein Rauschen, ein Wispern und ein Stöhnen – alle diese Geräusche und Töne werden immer lauter. Da – mit einer wunderschönen, einem Silberklang ähnlichen, zunächst sehr leisen dann immer vernehmlicher werdenden Melodie drängt sich das neue Leben wieder an die Oberfläche. Die Melodie, der Klang wird noch lauter und geht über in einen vielstimmigen Kanon, schwillt an zu einem gewaltigen Chorgesang und mit ihm bricht die porös gewordene Schale nun endgültig auseinander, zerstiebt in tausend Stücke. Das im Untergrund bereits prächtig entwickelte Grün bildet sich im Nu heraus, wächst und überwuchert in seiner hellen frischen Tönung die letzten graubräunlichen Überreste der Winterschale und bringt sie vollends zum Verschwinden. Mit ihm erscheinen nun allerorten kleine bunte Flecken, Knospen in rot, gelb, orange und blau und unzählige Variationen von rot, gelb, orange und blau... Bis alles über und über in Farben schwillt und glüht. Mit einem gewaltigen Paukenschlag ist er jetzt da, endgültig: Der Frühling!


(mangels einer Sparte "Frühling" den "Winterimpressionen" zugeordnet - immerhin kommt ja auch "Winter" im Text vor...)
 



 
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