Der Herbstwind und der schmutzige Hund

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Sie hatte acht schwarze Beine. Ihr Aussehen verriet schon, dass sie giftig war. Und sie war sogar eines der giftigsten Tiere überhaupt. Mit dem Flugzeug wurde sie von Australien nach Deutschland geflogen. Per Zug ging es dann auf die Insel Sylt. Dort hatte sie ein Herr um die vierzig mit einem dicken schwarzen Schnurrbart, der den von Kaiser Wilhelm ähnlich sah, vom ahnungslosen Postboten in einem gut verpackten Paket entgegen genommen. Ihr neues Zuhause war dann ein kleines Terrarium aus Glas, auf dem sich ein grauer Kunststoffdeckel befand. Oft hatte sie darin auf einen größeren Stein gesessen. Das Terrarium stand immer am Küchenfenster. Wenn es ihre Augen zugelassen hätten, hätte sie von dort sogar die Nordseewellen sehen können. Eines Samstags mitten im Herbst, als die Sonnenstrahlen an diesem Tage zum ersten Mal hinter den Wolken hervor traten und das kleine Terrarium am Küchenfenster trafen, war die Sydney-Trichternetzspinne nicht mehr da.
„Haben sie etwa Abwaschwasser in den Kaffee getan?“, fragte Winzer den Kellner, als dieser kassieren wollte. „Schauen sie sich doch einmal diese Tasse an. Da ist noch roter Lippenstift dran. Widerlich!“ Winzers Blick musste schon recht Furcht einflößend gewesen sein, denn der Kellner nahm die Tasse in seine leicht zitternde Hand, betrachtete sie und nickte dann mit ängstlichem Blick. „Entschuldigung! Das muss in der Hektik passiert sein. Ich bringe ihnen eine neue Tasse Kaffee.“ Eigentlich war Adalbert Winzer nicht gerade zimperlich. Roter Lippenstift an der Kaffeetasse ging jedoch zu weit.
Als der Kellner weg war, wandte sich jemand vom Nachbartisch an ihn und behauptete, „die Chefin ist heute nicht da. Deshalb ...“ Winzer bedankte sich für den Hinweis. Dann kam der Kellner schon zurück. Die neue Tasse war sauber. Die neue braune Brühe schmeckte jedoch genau so schlecht wie die vorige Suppe. Winzer erhob sich von seinem Platz, um das Café zu verlassen, dabei stieß ihn auch noch ein Herr mit einem schwarzen Kaiser-Wilhelm-Bart an, der am Tisch vorbei wollte. „Können Sie nicht aufpassen?“, schimpfte dieser, obwohl er es gewesen war, der nicht aufgepasst hatte. Winzer murmelte ein grimmiges „Entschuldigung“, damit die Situation nicht eskalierte. Dann sah er, wie der Mann eilig davon lief.
Als Winzer das Café Brauer verlassen hatte, wanderte er zur Kurpromenade von Westerland. Das Wetter war stürmisch und kalt, eben richtiges Herbstwetter. Immerhin schaute jetzt am Nachmittag die Sonne ab und zu zwischen den Wolken hervor. Am Vormittag war von ihr überhaupt nichts zu sehen gewesen. Er hatte noch einen ordentlichen Fußmarsch vor sich. Es ging zurück nach Rantum, wo sich sein Hotelzimmer befand und von wo er am Vormittag gestartet war. Er liebte die frische Seeluft und das Geschrei der Möwen.
Als die Kurpromenade endete, lief er direkt am Strand weiter. Der Sand war einigermaßen fest, da er vom letzten Regen noch feucht war. Winzer setzte die Kapuze seiner gelben Regenjacke auf und band sie fest zu. Er war froh wieder mal auf der Insel zu sein. Seine Frau war mit ihren Freundinnen nach Berlin gefahren. Warum sollte er alleine zu Hause rumhocken. Leider konnte sein Freund Walter Münz nicht mitkommen, denn er hatte als Detektiv zur Zeit einen Job zu erledigen. Auch Winzer war Detektiv und hatte ein eigenes Detektivbüro.
Plötzlich hörte er ein Jaulen hinter sich. Er drehte sich um und erblickte einen kleinen Terrier, der ihn mit der Nase auf dem Boden schnuppernd hinterher lief. Winzer beachtete den Hund erst gar nicht und lief einfach weiter. Er mochte Hunde nicht besonders. Nach einigen Metern überholte ihn der Terrier und blickte ihn von der Seite jaulend an. Jetzt sah Winzer, dass dem Hund ein halbes rechtes Ohr fehlte. Vermutlich eine alte Verletzung. Ein zugehöriges Herrchen konnte Winzer weit und breit nicht erblicken. Der Hund trug auch kein Halsband.
„Na wo kommst du denn her?“ Der kleine Terrier hob den Kopf, bellte einmal und lief einmal mit wedelndem Schwanz um Winzer herum. Sein Fell war schmutzig von schwarzem Sand und anderen Dreck. Plötzlich sah der Detektiv den Hund durch die Luft fliegen. Er machte tatsächlich einen Salto rückwärts. Winzer staunte nicht schlecht über diese akrobatische Leistung. Das kleine zottelige Tier wirkte recht dürr und mitleiderregend auf Winzer, sodass er sich entschloss, in seinen kleinen Rucksack zu greifen, um sein Wurstbrot herauszuholen.
„Hier, das esse ich sowieso nicht mehr.“ Der Hund bellte vor Freude. Dann machte er sich über die Wurst her, das Brot leckte er nur ab. Winzer ging inzwischen weiter. Es dauerte nicht lange, dann sah er den Hund wieder neben sich. Er begleitete seinen Wohltäter ein ganzes Stück. Dann rannte er plötzlich zu einem einzeln stehenden Strandkorb, der ein Stück weiter landauf stand. Die Rückwand war zum Wasser hin gedreht, sodass man nicht sehen konnte, wer darin saß. Als der Terrier davor stand, bellte er laut und machte ein Männchen, als wolle er Winzer etwas zeigen. Winzer beschloss dann auch, sich die Sache näher anzusehen.
Als er die andere Seite vom Strandkorb erreichte, sah er darin eine Frau sitzen. Sie war in sich zusammengefallen. Neben dem Strandkorb lagen ein heruntergefallenes Notebook und eine Milchtüte mit einem Strohhalm. Der Blick der Frau war starr nach unten gerichtet. Aus ihrem Mund war etwas Schaum gequollen. Sie rührte sich nicht. Er erkannte sofort, dass sie tot war.
„Weg da! Komm hier her“, rief er zu dem Hund, der in die Milchtüte beißen wollte. Dieser gehorchte und setzte sich neben Winzer in den Sand. Der Detektiv wollte ihren Puls fühlen. Sie war schon kalt. Vermutlich war sie schon vor ein paar Stunden verstorben. Er schaute sich das Notebook an. Die neueste Datei wurde genau vor drei Stunden abgespeichert. Als Winzer enttäuscht den Kopf schüttelte, glaubte er kurz einen kleinen schwarzen Schatten in einer Ecke im Korb gesehen zu haben. Gerade als er nach der kleinen weißen Handtasche neben der toten Frau auf dem Sitz greifen wollte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich mit heftiger Bewegung um.
„Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken“, hörte er eine bekannte Stimme sagen. Dann erkannte er das vom Wind gerötete Gesicht von Münz.
\"Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?\"
\"Ich habe von Weitem schon gerufen, aber du hast nicht gehört. Das liegt wohl am Sturm.\"
\"Was suchst du hier? Ich denke du wolltest nicht mitkommen?\"
\"Meine Auftraggeberin lebt auf dieser Insel. Hatte ich dir das nicht gesagt? Wie es aussieht, bist du ihr schon begegnet.\" Münz zeigte auf die Leiche. „Das ist Frau Brauer. Ich war hier mit ihr verabredet.“
„Frau Brauer? Ist sie Café-Besitzerin?“
„Ja. Woher weißt du das?“
\"Ich war gerade in ihrem Café. Es ist nicht gerade empfehlenswert.“
„Welches Café würdest du schon empfehlen?“
Winzer ging nicht darauf ein und wechselte das Thema.
„Ich denke, es sieht nach einer Vergiftung aus“. Der Hund bellte plötzlich einmal kurz. Winzer sah, wie er im Sand schnupperte und einer Spur nach lief. „Ruf du die Polizei, ich laufe dem Hund hinterher“, sagte er zu seinem Freund. „Na gut“, sagte dieser mit gereizter Stimme. „Vergiss nicht, dass dies hier mein Fall ist.“
Winzer musste rennen, denn der Hund war schon hinter einer Düne verschwunden. Auf einen schmalen Pfad zwischen den mit Dünengras bewachsenen Sandhügeln sah er den Hund auf ein kleines Häuschen zulaufen. Am Zaun kam er nicht weiter, da die Pforte geschlossen war. Er setzte sich daneben, bellte zweimal und wartete auf Winkler. „Na du bist ja ein ganz schlaues Kerlchen“, sagte der Detektiv und probierte die Klinke an der Pforte. Sie ging auf, der Hund schlüpfte hinein. Der Terrier schnupperte einige Zeit an einer Stelle neben einer Kartoffel-Rose herum. Dann lief er weiter zur Haustür. Die Tür war einen Spalt offen, der Hund war im Nu im Haus verschwunden. Kurze Zeit später hörte Winzer Hundegebell aus dem Haus kommen. Winzer betrat ebenfalls den Garten. An der offenen Haustür blieb er stehen. \"Hallo, ist da jemand?\", rief er. Niemand antwortete. Durch den Türspalt sah er ein paar Hosenbeine hinter einem Sofa auf den Boden liegen. Das war Grund genug, das Haus zu betreten.
Neben der Eingangstür stand ein Spaten, diesen nahm er als Waffe in beide Hände, dann ging er hinein. Die Wände des Wohnzimmers waren weiß gestrichen. Der Raum war trotzdem recht düster, da die Fenster sehr klein waren. An der gegenüberliegenden Seite befand sich ein kleiner gemütlicher Kamin. Um einen flachen Glastisch standen drei Sessel aus braunem dunklen Leder. Winzer näherte sich vorsichtig den Hosenbeinen hinter dem Sessel. Ein Mann in schwarzem Anzug lag auf dem Boden. Er hatte eine riesige Platzwinde an seinem Schädel. Ein Puls war nicht mehr festzustellen. Unter der Jacke trug er ein leeres Pistolenhalfter. Winzers Blick fiel nun auf den Spaten, der sich in seiner Hand befand. Als er dann kleine Blutflecken an der Schaufel kleben sah, bekam er einen ordentlichen Schreck. In diesem Moment stand plötzlich Münz hinter ihm.
„Was hast du getan?“
Winzer drehte sich erschrocken um. „Nichts. Was machst du hier? Du solltest auf die Polizei warten.“
„Damit du hier Dummheiten machen kannst?“
„Quatsch. Der Mann lag schon da, der Spaten stand vor der Tür“.
Ein Kläffen kam nun aus einem Nebenraum. Die beiden begaben sich sofort dort hin. Sie sahen einen Mann mit einem dicken Schnurrbart am Küchentisch sitzen. Er wollte den Hund mit einem Stück Käsekuchen füttern. Aber der Hund wollte es nicht. Als der Mann die beiden Eindringlinge sah, nahm er ganz ruhig einen Schluck Kaffee und aß von einem großen Stück Käsekuchen. „Man soll sich nicht beim Kaffeetrinken stören lassen“, sagte er schließlich.
„Da liegt ein toter Mann in ihrem Wohnzimmer“, sagte Winzer in vorwurfsvollem Ton.
„Ja. Der Russe.“
„Russe?“
„Er wollte meine Frau entführen. Meine Frau führt das Café Brauer. Kennen sie das? Es ist ein sehr gutes Café.“
„Das Café kenne ich allerdings.“ Mehr wollte Winzer dazu nicht sagen, er hielt den Spaten hoch. „Haben sie damit zugeschlagen?\", fragte er dann den Mann am Tisch. Dieser nickte ruhig.
„Es war Notwehr. Er hatte eine Waffe.“ Er nahm wieder einen Schluck Kaffee.
„Sie sind Anton Brauer, der Ehemann von Olga Brauer?“, fragte nun Münz.
„Ja, wie es draußen am Klingelbrett steht. Haben sie die Klingel übersehen? Ich habe kein Klingeln gehört.“
„Die Tür stand offen. Ich bin übrigens Detektiv. Ihre Frau hat mich in einer Sache beauftragt. Herr Brauer ich muss ihnen leider mitteilen, dass wir ihre Frau tot aufgefunden haben.“
Herr Brauer schaute Münz einen kurzen Moment starr an, dann nahm er erneut einen Schluck Kaffee. \"Ihr Bruder wollte sie nach Moskau holen. Sie wollte wohl nicht mitgehen. Er war sehr hartnäckig\", sagte er und goss sich neuen Kaffee nach.
Winzer bemerkte, dass sich Herr Brauer viel zu ruhig verhielt, nach solch einer Nachricht.
„Wussten sie schon von Ihrem Tod?“, fragte er.
„Was? Ich? Nein.“
Münz griff nun nach seinem Handy. „Haben sie schon die Polizei gerufen?“ Brauer schüttelte den Kopf. „Dann tue ich es jetzt.“ Münz ging nach nebenan, um zu telefonieren.
„Wir sind uns heute schon im Café begegnet“, sagte Winzer.
„Allerdings.“
„Was haben sie dort gemacht?“
Brauer überlegte einen Moment. „Ich habe meine Frau gesucht, aber sie war nicht da.“
Münz kam zurück. „Frau Brauer ist seit etwa drei Stunden tot, hat mir der Kommissar verraten. Die Polizei ist gleich hier.“
„Drei Stunden, ich weiß.“
„Woher?“
„Das Notebook“, sagte Winzer nur.
„Dann kann ich es nicht gewesen sein. Sie sind mein Zeuge. Sie haben mich zu der Zeit im Café gesehen“, sagte Brauer. Genau in diesem Augenblick schob der Terrier einen Kasten aus Glas unter einer Bank hervor. Brauer versuchte den Hund, mit dem Fuß beiseite zu stoßen.
„Sie haben ein Terrarium in der Küche?“ Winzer warf einen Blick in den geöffneten Glaskasten.
„Ja, warum nicht.“
„Es ist aber nichts drin.“
„Sie ist verschwunden“, sagte Brauer und nippte an der Tasse.
„Was ist verschwunden?“
„Die Spinne.“
„War sie giftig?“, Winzer ahnte etwas.
„Giftiger geht es nicht“, sagte Brauer mit trotzigem Gesichtsausdruck.
Der Mann am Küchentisch zog plötzlich eine Waffe hervor.
„Machen sie ihre Taschen leer und legen sie alles auf den Tisch.“
„Damit ist Ihr Alibi wohl geplatzt“, meinte Münz noch höhnisch.
„Klappe halten.“ Brauer drohte mit der Waffe.
Die Detektive gehorchten und legten alles auf den Tisch.
„Da rüber.“ Sie wurden ins Wohnzimmer geführt. Brauer öffnete ein Fach an seinem Schrank und wollte seine Autoschlüssel herausholen. Gerade als Brauer einen Schritt vom Schrank zurückmachen wollte, merkte er, wie er mit den Füssen gegen etwas Weiches stieß. Der Hund biss ihm ins Bein. Brauer schrie auf, kam ins Stolpern und fiel rückwärts auf den Boden. Die beiden Detektive stürzten sich sofort auf ihn. Winzer konnte ihm die Waffe entreißen. Als er sich mit dem Revolver in der Hand wieder auf den Beinen war, kam gerade ein Polizist durch die Eingangstür. Weitere Polizisten folgten.
\"Dieser Mann hat seine Frau mit einer Spinne vergiftet und ihren Bruder erschlagen\", sagte Winzer zu den Polizisten.
\"Immer mit der Ruhe. Haben sie auch Beweise?\", fragte der Kommissar, der gerade ebenfalls durch die Tür trat. Der Kommissar begutachtete den Tatort.
\"Was macht dieser schmutzige Hund hier?\", fragte der Kommissar.
\"Der gehört zu mir. Er hat den Täter überführt\", antwortete Winzer.
Dann begann der Detektiv den Fall genau zu schildern, während Brauer abgeführt wurde. Bei einer Befragung gab dieser dann später alles zu. Er hatte sich mit seiner Frau immer mehr gestritten. Eine Scheidung hätte für ihn das finanzielle Aus bedeutet. So setzte er die Giftspinne in die Handtasche seiner Frau. Keine besonders sichere Methode einen Mord zu begehen, aber sie hatte funktioniert, da Brauer seiner Frau zusätzlich ein Schlafmittel in ihre Milchtüte getan hatte. Der Bruder seiner Frau hatte von den Streitigkeiten erfahren und wollte seine Schwester zurück nach Moskau holen, was Brauer dann verhindert hatte.
Am Abend machte Winzer einen weiteren Spaziergang am Strand. Es war wieder sehr windig und der kleine Hund war immer noch bei ihm. Auch Münz war dabei. Sie liefen am Strand vor Rantum in Richtung Norden. Am Horizont bildeten sich zwischen grauen Schleierwolken Spuren eines Abendrots. Der Hund lief immer ein kleines Stück voraus, als wollte er die Führung übernehmen. Winzer und Münz unterhielten sich noch über den Mord an der Café-Besitzerin.
„Was meinst du, wo die Spinne geblieben ist? Sie wurde immer noch nicht gefunden“, fragte Münz, als sie bereits die letzten Strandkörbe vor Rantum hinter sich ließen.
„Vielleicht hat eine Möwe sie geschnappt. Bestimmt kein gesunder Happen für die Möwe.“ Sie lachten.
„Was wirst du mit dem Hund machen?“, fragte Münz nach einer Pause.
„Ich glaube ich nehme ihn mit auf das Festland.“ Plötzlich, nachdem Winzer dies gesagt hatte, begann der Hund davon zu laufen. Er lief einige Meter voraus, dann bog er rechts ab und rannte hinauf auf die Dünen. Oben drehte er sich noch einmal um als wolle er sich verabschieden. Er machte ein Männchen und dann einen Salto rückwärts und verschwand ganz in den Dünen.
„Er will wohl doch auf der Insel bleiben“, sagte Winzer traurig.
Etwa nach einem Jahr, es war wieder im Herbst, verbrachte Winzer mit seiner Frau ein Wochenende auf Sylt. Bei einem Spaziergang durch Rantum sah er den Hund wieder. Sein halbes rechtes Ohr war unverkennbar. Er lief mit einem älteren Herrn durch einen Garten und verschwand dann im Haus. Winzer war froh, dass er ihn noch einmal gesehen hatte.
 

jon

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Bevor es richtig losgeht: Würdest du bitte noch die Fehler beheben? Da sind viele "Sie" noch klein geschrieben, es fehlen Kommas und an einigen Stellen hast du andere Anführungszeichen verwendet, die jetzt hier falsch wiedergegeben werden.
 
Sie hatte acht schwarze Beine. Ihr Aussehen verriet schon, dass sie giftig war. Und sie war sogar eines der giftigsten Tiere überhaupt. Mit dem Flugzeug wurde sie von Australien nach Deutschland geflogen. Per Zug ging es dann auf die Insel Sylt. Dort hatte sie ein Herr um die vierzig mit einem dicken schwarzen Schnurrbart, der den von Kaiser Wilhelm ähnlich sah, vom ahnungslosen Postboten in einem gut verpackten Paket entgegen genommen. Ihr neues Zuhause war dann ein kleines Terrarium aus Glas, auf dem sich ein grauer Kunststoffdeckel befand. Oft hatte sie darin auf einen größeren Stein gesessen. Das Terrarium stand immer am Küchenfenster. Wenn es ihre Augen zugelassen hätten, hätte sie von dort sogar die Nordseewellen sehen können. Eines Samstags mitten im Herbst, als die Sonnenstrahlen an diesem Tage zum ersten Mal hinter den Wolken hervor traten und das kleine Terrarium am Küchenfenster trafen, war die Sydney-Trichternetzspinne nicht mehr da.

Haben sie etwa Abwaschwasser in den Kaffee getan?
, fragte Winzer den Kellner, als dieser kassieren wollte.
Schauen Sie sich doch einmal diese Tasse an. Da ist noch roter Lippenstift dran. Widerlich!
Winzers Blick musste schon recht Furcht einflößend gewesen sein, denn der Kellner nahm die Tasse in seine leicht zitternde Hand, betrachtete sie und nickte dann mit ängstlichem Blick. „Entschuldigung! Das muss in der Hektik passiert sein. Ich bringe ihnen eine neue Tasse Kaffee.“ Eigentlich war Adalbert Winzer nicht gerade zimperlich. Roter Lippenstift an der Kaffeetasse ging jedoch zu weit.
Als der Kellner weg war, wandte sich jemand vom Nachbartisch an ihn und behauptete, „die Chefin ist heute nicht da. Deshalb ...“ Winzer bedankte sich für den Hinweis. Dann kam der Kellner schon zurück. Die neue Tasse war sauber. Die neue braune Brühe schmeckte jedoch genau so schlecht wie die vorige Suppe. Winzer erhob sich von seinem Platz, um das Café zu verlassen, dabei stieß ihn auch noch ein Herr mit einem schwarzen Kaiser-Wilhelm-Bart an, der am Tisch vorbei wollte. „Können Sie nicht aufpassen?“, schimpfte dieser, obwohl er es gewesen war, der nicht aufgepasst hatte. Winzer murmelte ein grimmiges „Entschuldigung“, damit die Situation nicht eskalierte. Dann sah er, wie der Mann eilig davon lief.
Als Winzer das Café Brauer verlassen hatte, wanderte er zur Kurpromenade von Westerland. Das Wetter war stürmisch und kalt, eben richtiges Herbstwetter. Immerhin schaute jetzt am Nachmittag die Sonne ab und zu zwischen den Wolken hervor. Am Vormittag war von ihr überhaupt nichts zu sehen gewesen. Er hatte noch einen ordentlichen Fußmarsch vor sich. Es ging zurück nach Rantum, wo sich sein Hotelzimmer befand und von wo er am Vormittag gestartet war. Er liebte die frische Seeluft und das Geschrei der Möwen.
Als die Kurpromenade endete, lief er direkt am Strand weiter. Der Sand war einigermaßen fest, da er vom letzten Regen noch feucht war. Winzer setzte die Kapuze seiner gelben Regenjacke auf und band sie fest zu. Er war froh wieder mal auf der Insel zu sein. Seine Frau war mit ihren Freundinnen nach Berlin gefahren. Warum sollte er alleine zu Hause rumhocken. Leider konnte sein Freund Walter Münz nicht mitkommen, denn er hatte als Detektiv zur Zeit einen Job zu erledigen. Auch Winzer war Detektiv und hatte ein eigenes Detektivbüro.
Plötzlich hörte er ein Jaulen hinter sich. Er drehte sich um und erblickte einen kleinen Terrier, der ihn mit der Nase auf dem Boden schnuppernd hinterher lief. Winzer beachtete den Hund erst gar nicht und lief einfach weiter. Er mochte Hunde nicht besonders. Nach einigen Metern überholte ihn der Terrier und blickte ihn von der Seite jaulend an. Jetzt sah Winzer, dass dem Hund ein halbes rechtes Ohr fehlte. Vermutlich eine alte Verletzung. Ein zugehöriges Herrchen konnte Winzer weit und breit nicht erblicken. Der Hund trug auch kein Halsband.
„Na wo kommst du denn her?“ Der kleine Terrier hob den Kopf, bellte einmal und lief einmal mit wedelndem Schwanz um Winzer herum. Sein Fell war schmutzig von schwarzem Sand und anderen Dreck. Plötzlich sah der Detektiv den Hund durch die Luft fliegen. Er machte tatsächlich einen Salto rückwärts. Winzer staunte nicht schlecht über diese akrobatische Leistung. Das kleine zottelige Tier wirkte recht dürr und mitleiderregend auf Winzer, sodass er sich entschloss, in seinen kleinen Rucksack zu greifen, um sein Wurstbrot herauszuholen.
„Hier, das esse ich sowieso nicht mehr.“ Der Hund bellte vor Freude. Dann machte er sich über die Wurst her, das Brot leckte er nur ab. Winzer ging inzwischen weiter. Es dauerte nicht lange, dann sah er den Hund wieder neben sich. Er begleitete seinen Wohltäter ein ganzes Stück. Dann rannte er plötzlich zu einem einzeln stehenden Strandkorb, der ein Stück weiter landauf stand. Die Rückwand war zum Wasser hin gedreht, sodass man nicht sehen konnte, wer darin saß. Als der Terrier davor stand, bellte er laut und machte ein Männchen, als wolle er Winzer etwas zeigen. Winzer beschloss dann auch, sich die Sache näher anzusehen.
Als er die andere Seite vom Strandkorb erreichte, sah er darin eine Frau sitzen. Sie war in sich zusammengefallen. Neben dem Strandkorb lagen ein heruntergefallenes Notebook und eine Milchtüte mit einem Strohhalm. Der Blick der Frau war starr nach unten gerichtet. Aus ihrem Mund war etwas Schaum gequollen. Sie rührte sich nicht. Er erkannte sofort, dass sie tot war.
„Weg da! Komm hier her“, rief er zu dem Hund, der in die Milchtüte beißen wollte. Dieser gehorchte und setzte sich neben Winzer in den Sand. Der Detektiv wollte ihren Puls fühlen. Sie war schon kalt. Vermutlich war sie schon vor ein paar Stunden verstorben. Er schaute sich das Notebook an. Die neueste Datei wurde genau vor drei Stunden abgespeichert. Als Winzer enttäuscht den Kopf schüttelte, glaubte er kurz einen kleinen schwarzen Schatten in einer Ecke im Korb gesehen zu haben. Gerade als er nach der kleinen weißen Handtasche neben der toten Frau auf dem Sitz greifen wollte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich mit heftiger Bewegung um.
„Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken“, hörte er eine bekannte Stimme sagen. Dann erkannte er das vom Wind gerötete Gesicht von Münz.
\"Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?\"
\"Ich habe von Weitem schon gerufen, aber du hast nicht gehört. Das liegt wohl am Sturm.\"
\"Was suchst du hier? Ich denke du wolltest nicht mitkommen?\"
\"Meine Auftraggeberin lebt auf dieser Insel. Hatte ich dir das nicht gesagt? Wie es aussieht, bist du ihr schon begegnet.\" Münz zeigte auf die Leiche. „Das ist Frau Brauer. Ich war hier mit ihr verabredet.“
„Frau Brauer? Ist sie Café-Besitzerin?“
„Ja. Woher weißt du das?“
\"Ich war gerade in ihrem Café. Es ist nicht gerade empfehlenswert.“
„Welches Café würdest du schon empfehlen?“
Winzer ging nicht darauf ein und wechselte das Thema.
„Ich denke, es sieht nach einer Vergiftung aus“. Der Hund bellte plötzlich einmal kurz. Winzer sah, wie er im Sand schnupperte und einer Spur nach lief. „Ruf du die Polizei, ich laufe dem Hund hinterher“, sagte er zu seinem Freund. „Na gut“, sagte dieser mit gereizter Stimme. „Vergiss nicht, dass dies hier mein Fall ist.“
Winzer musste rennen, denn der Hund war schon hinter einer Düne verschwunden. Auf einen schmalen Pfad zwischen den mit Dünengras bewachsenen Sandhügeln sah er den Hund auf ein kleines Häuschen zulaufen. Am Zaun kam er nicht weiter, da die Pforte geschlossen war. Er setzte sich daneben, bellte zweimal und wartete auf Winkler. „Na du bist ja ein ganz schlaues Kerlchen“, sagte der Detektiv und probierte die Klinke an der Pforte. Sie ging auf, der Hund schlüpfte hinein. Der Terrier schnupperte einige Zeit an einer Stelle neben einer Kartoffel-Rose herum. Dann lief er weiter zur Haustür. Die Tür war einen Spalt offen, der Hund war im Nu im Haus verschwunden. Kurze Zeit später hörte Winzer Hundegebell aus dem Haus kommen. Winzer betrat ebenfalls den Garten. An der offenen Haustür blieb er stehen. \"Hallo, ist da jemand?\", rief er. Niemand antwortete. Durch den Türspalt sah er ein paar Hosenbeine hinter einem Sofa auf den Boden liegen. Das war Grund genug, das Haus zu betreten.
Neben der Eingangstür stand ein Spaten, diesen nahm er als Waffe in beide Hände, dann ging er hinein. Die Wände des Wohnzimmers waren weiß gestrichen. Der Raum war trotzdem recht düster, da die Fenster sehr klein waren. An der gegenüberliegenden Seite befand sich ein kleiner gemütlicher Kamin. Um einen flachen Glastisch standen drei Sessel aus braunem dunklen Leder. Winzer näherte sich vorsichtig den Hosenbeinen hinter dem Sessel. Ein Mann in schwarzem Anzug lag auf dem Boden. Er hatte eine riesige Platzwinde an seinem Schädel. Ein Puls war nicht mehr festzustellen. Unter der Jacke trug er ein leeres Pistolenhalfter. Winzers Blick fiel nun auf den Spaten, der sich in seiner Hand befand. Als er dann kleine Blutflecken an der Schaufel kleben sah, bekam er einen ordentlichen Schreck. In diesem Moment stand plötzlich Münz hinter ihm.
„Was hast du getan?“
Winzer drehte sich erschrocken um. „Nichts. Was machst du hier? Du solltest auf die Polizei warten.“
„Damit du hier Dummheiten machen kannst?“
„Quatsch. Der Mann lag schon da, der Spaten stand vor der Tür“.
Ein Kläffen kam nun aus einem Nebenraum. Die beiden begaben sich sofort dort hin. Sie sahen einen Mann mit einem dicken Schnurrbart am Küchentisch sitzen. Er wollte den Hund mit einem Stück Käsekuchen füttern. Aber der Hund wollte es nicht. Als der Mann die beiden Eindringlinge sah, nahm er ganz ruhig einen Schluck Kaffee und aß von einem großen Stück Käsekuchen. „Man soll sich nicht beim Kaffeetrinken stören lassen“, sagte er schließlich.
„Da liegt ein toter Mann in ihrem Wohnzimmer“, sagte Winzer in vorwurfsvollem Ton.
„Ja. Der Russe.“
„Russe?“
„Er wollte meine Frau entführen. Meine Frau führt das Café Brauer. Kennen sie das? Es ist ein sehr gutes Café.“
„Das Café kenne ich allerdings.“ Mehr wollte Winzer dazu nicht sagen, er hielt den Spaten hoch. „Haben sie damit zugeschlagen?\", fragte er dann den Mann am Tisch. Dieser nickte ruhig.
„Es war Notwehr. Er hatte eine Waffe.“ Er nahm wieder einen Schluck Kaffee.
„Sie sind Anton Brauer, der Ehemann von Olga Brauer?“, fragte nun Münz.
„Ja, wie es draußen am Klingelbrett steht. Haben sie die Klingel übersehen? Ich habe kein Klingeln gehört.“
„Die Tür stand offen. Ich bin übrigens Detektiv. Ihre Frau hat mich in einer Sache beauftragt. Herr Brauer ich muss ihnen leider mitteilen, dass wir ihre Frau tot aufgefunden haben.“
Herr Brauer schaute Münz einen kurzen Moment starr an, dann nahm er erneut einen Schluck Kaffee. \"Ihr Bruder wollte sie nach Moskau holen. Sie wollte wohl nicht mitgehen. Er war sehr hartnäckig\", sagte er und goss sich neuen Kaffee nach.
Winzer bemerkte, dass sich Herr Brauer viel zu ruhig verhielt, nach solch einer Nachricht.
„Wussten sie schon von Ihrem Tod?“, fragte er.
„Was? Ich? Nein.“
Münz griff nun nach seinem Handy. „Haben sie schon die Polizei gerufen?“ Brauer schüttelte den Kopf. „Dann tue ich es jetzt.“ Münz ging nach nebenan, um zu telefonieren.
„Wir sind uns heute schon im Café begegnet“, sagte Winzer.
„Allerdings.“
„Was haben sie dort gemacht?“
Brauer überlegte einen Moment. „Ich habe meine Frau gesucht, aber sie war nicht da.“
Münz kam zurück. „Frau Brauer ist seit etwa drei Stunden tot, hat mir der Kommissar verraten. Die Polizei ist gleich hier.“
„Drei Stunden, ich weiß.“
„Woher?“
„Das Notebook“, sagte Winzer nur.
„Dann kann ich es nicht gewesen sein. Sie sind mein Zeuge. Sie haben mich zu der Zeit im Café gesehen“, sagte Brauer. Genau in diesem Augenblick schob der Terrier einen Kasten aus Glas unter einer Bank hervor. Brauer versuchte den Hund, mit dem Fuß beiseite zu stoßen.
„Sie haben ein Terrarium in der Küche?“ Winzer warf einen Blick in den geöffneten Glaskasten.
„Ja, warum nicht.“
„Es ist aber nichts drin.“
„Sie ist verschwunden“, sagte Brauer und nippte an der Tasse.
„Was ist verschwunden?“
„Die Spinne.“
„War sie giftig?“, Winzer ahnte etwas.
„Giftiger geht es nicht“, sagte Brauer mit trotzigem Gesichtsausdruck.
Der Mann am Küchentisch zog plötzlich eine Waffe hervor.
„Machen sie ihre Taschen leer und legen sie alles auf den Tisch.“
„Damit ist Ihr Alibi wohl geplatzt“, meinte Münz noch höhnisch.
„Klappe halten.“ Brauer drohte mit der Waffe.
Die Detektive gehorchten und legten alles auf den Tisch.
„Da rüber.“ Sie wurden ins Wohnzimmer geführt. Brauer öffnete ein Fach an seinem Schrank und wollte seine Autoschlüssel herausholen. Gerade als Brauer einen Schritt vom Schrank zurückmachen wollte, merkte er, wie er mit den Füssen gegen etwas Weiches stieß. Der Hund biss ihm ins Bein. Brauer schrie auf, kam ins Stolpern und fiel rückwärts auf den Boden. Die beiden Detektive stürzten sich sofort auf ihn. Winzer konnte ihm die Waffe entreißen. Als er sich mit dem Revolver in der Hand wieder auf den Beinen war, kam gerade ein Polizist durch die Eingangstür. Weitere Polizisten folgten.
\"Dieser Mann hat seine Frau mit einer Spinne vergiftet und ihren Bruder erschlagen\", sagte Winzer zu den Polizisten.
\"Immer mit der Ruhe. Haben sie auch Beweise?\", fragte der Kommissar, der gerade ebenfalls durch die Tür trat. Der Kommissar begutachtete den Tatort.
\"Was macht dieser schmutzige Hund hier?\", fragte der Kommissar.
\"Der gehört zu mir. Er hat den Täter überführt\", antwortete Winzer.
Dann begann der Detektiv den Fall genau zu schildern, während Brauer abgeführt wurde. Bei einer Befragung gab dieser dann später alles zu. Er hatte sich mit seiner Frau immer mehr gestritten. Eine Scheidung hätte für ihn das finanzielle Aus bedeutet. So setzte er die Giftspinne in die Handtasche seiner Frau. Keine besonders sichere Methode einen Mord zu begehen, aber sie hatte funktioniert, da Brauer seiner Frau zusätzlich ein Schlafmittel in ihre Milchtüte getan hatte. Der Bruder seiner Frau hatte von den Streitigkeiten erfahren und wollte seine Schwester zurück nach Moskau holen, was Brauer dann verhindert hatte.
Am Abend machte Winzer einen weiteren Spaziergang am Strand. Es war wieder sehr windig und der kleine Hund war immer noch bei ihm. Auch Münz war dabei. Sie liefen am Strand vor Rantum in Richtung Norden. Am Horizont bildeten sich zwischen grauen Schleierwolken Spuren eines Abendrots. Der Hund lief immer ein kleines Stück voraus, als wollte er die Führung übernehmen. Winzer und Münz unterhielten sich noch über den Mord an der Café-Besitzerin.
„Was meinst du, wo die Spinne geblieben ist? Sie wurde immer noch nicht gefunden“, fragte Münz, als sie bereits die letzten Strandkörbe vor Rantum hinter sich ließen.
„Vielleicht hat eine Möwe sie geschnappt. Bestimmt kein gesunder Happen für die Möwe.“ Sie lachten.
„Was wirst du mit dem Hund machen?“, fragte Münz nach einer Pause.
„Ich glaube ich nehme ihn mit auf das Festland.“ Plötzlich, nachdem Winzer dies gesagt hatte, begann der Hund davon zu laufen. Er lief einige Meter voraus, dann bog er rechts ab und rannte hinauf auf die Dünen. Oben drehte er sich noch einmal um als wolle er sich verabschieden. Er machte ein Männchen und dann einen Salto rückwärts und verschwand ganz in den Dünen.
„Er will wohl doch auf der Insel bleiben“, sagte Winzer traurig.
Etwa nach einem Jahr, es war wieder im Herbst, verbrachte Winzer mit seiner Frau ein Wochenende auf Sylt. Bei einem Spaziergang durch Rantum sah er den Hund wieder. Sein halbes rechtes Ohr war unverkennbar. Er lief mit einem älteren Herrn durch einen Garten und verschwand dann im Haus. Winzer war froh, dass er ihn noch einmal gesehen hatte.
 
Sie hatte acht schwarze Beine. Ihr Aussehen verriet schon, dass sie giftig war. Und sie war sogar eines der giftigsten Tiere überhaupt. Mit dem Flugzeug wurde sie von Australien nach Deutschland geflogen. Per Zug ging es dann auf die Insel Sylt. Dort hatte sie ein Herr um die vierzig mit einem dicken schwarzen Schnurrbart, der den von Kaiser Wilhelm ähnlich sah, vom ahnungslosen Postboten in einem gut verpackten Paket entgegen genommen. Ihr neues Zuhause war dann ein kleines Terrarium aus Glas, auf dem sich ein grauer Kunststoffdeckel befand. Oft hatte sie darin auf einen größeren Stein gesessen. Das Terrarium stand immer am Küchenfenster. Wenn es ihre Augen zugelassen hätten, hätte sie von dort sogar die Nordseewellen sehen können. Eines Samstags mitten im Herbst, als die Sonnenstrahlen an diesem Tage zum ersten Mal hinter den Wolken hervor traten und das kleine Terrarium am Küchenfenster trafen, war die Sydney-Trichternetzspinne nicht mehr da.

"Haben Sie etwa Abwaschwasser in den Kaffee getan?", fragte Winzer den Kellner, als dieser kassieren wollte. "Schauen Sie sich doch einmal diese Tasse an. Da ist noch roter Lippenstift dran. Widerlich!" Winzers Blick musste schon recht Furcht einflößend gewesen sein, denn der Kellner nahm die Tasse in seine leicht zitternde Hand, betrachtete sie und nickte dann mit ängstlichem Blick. "Entschuldigung! Das muss in der Hektik passiert sein. Ich bringe eine neue Tasse Kaffee." Eigentlich war Adalbert Winzer nicht gerade zimperlich. Roter Lippenstift an der Kaffeetasse, das ging jedoch zu weit.
Als der Kellner weg war, wandte sich jemand vom Nachbartisch an ihn und behauptete, "die Chefin ist heute nicht da. Deshalb ...". Winzer bedankte sich für den Hinweis. Dann kam der Kellner schon zurück. Die neue Tasse war sauber. Die neue braune Brühe schmeckte jedoch genau so schlecht wie die vorige Suppe. Winzer erhob sich von seinem Platz, um das Café zu verlassen, dabei stieß ihn auch noch ein Herr mit einem schwarzen Kaiser-Wilhelm-Bart an, der am Tisch vorbei wollte. "Können Sie nicht aufpassen?", schimpfte dieser, obwohl er es gewesen war, der nicht aufgepasst hatte. Winzer murmelte ein grimmiges "Entschuldigung", damit die Situation nicht eskalierte. Dann sah er, wie der Mann eilig davon lief.

Als Winzer das Café Brauer verlassen hatte, wanderte er zur Kurpromenade von Westerland. Das Wetter war stürmisch und kalt, eben richtiges Herbstwetter. Immerhin schaute jetzt am Nachmittag die Sonne ab und zu zwischen den Wolken hervor. Am Vormittag war von ihr überhaupt nichts zu sehen gewesen. Er hatte noch einen ordentlichen Fußmarsch vor sich. Es ging zurück nach Rantum, wo sich sein Hotelzimmer befand, und von wo er am Vormittag gestartet war. Er liebte die frische Seeluft und das Geschrei der Möwen.
Als die Kurpromenade endete, lief er direkt am Strand weiter. Der Sand war einigermaßen fest, da er vom letzten Regen noch feucht war. Winzer setzte die Kapuze seiner gelben Regenjacke auf und band sie fest zu. Er war froh wieder mal auf der Insel zu sein. Seine Frau war mit ihren Freundinnen nach Berlin gefahren. Warum sollte er alleine zu Hause rumhocken. Leider konnte sein Freund Walter Münz nicht mitkommen, denn er hatte als Detektiv zurzeit einen Job zu erledigen. Auch Winzer war Detektiv und besaß ein eigenes Detektivbüro.

Plötzlich hörte er ein Jaulen hinter sich. Er drehte sich um und erblickte einen kleinen Terrier, der ihn mit der Nase auf dem Boden schnuppernd hinterher lief. Winzer beachtete den Hund erst gar nicht und lief einfach weiter. Er mochte Hunde nicht besonders. Nach einigen Metern überholte ihn der Terrier und blickte ihn von der Seite jaulend an. Jetzt sah Winzer, dass dem Hund ein halbes rechtes Ohr fehlte. Vermutlich eine alte Verletzung. Ein zugehöriges Herrchen konnte Winzer weit und breit nicht erblicken. Der Hund trug auch kein Halsband.
"Na wo kommst du denn her?" Der kleine Terrier hob den Kopf, bellte einmal und lief einmal mit wedelndem Schwanz um Winzer herum. Sein Fell war schmutzig von schwarzem Sand und anderen Dreck. Plötzlich sah der Detektiv den Hund durch die Luft fliegen. Er machte tatsächlich einen Salto rückwärts. Winzer staunte nicht schlecht über diese akrobatische Leistung. Das kleine zottelige Tier wirkte recht dürr und mitleiderregend auf Winzer, sodass er sich entschloss, in seinen kleinen Rucksack zu greifen, um sein Wurstbrot herauszuholen.
„Hier, das esse ich sowieso nicht mehr.“ Der Hund bellte vor Freude. Dann machte er sich über die Wurst her, das Brot leckte er nur ab. Winzer ging inzwischen weiter. Es dauerte nicht lange, dann sah er den Hund wieder neben sich. Er begleitete seinen Wohltäter ein ganzes Stück. Dann rannte er plötzlich zu einem einzeln stehenden Strandkorb, der ein Stück weiter landauf stand. Die Rückwand war zum Wasser hin gedreht, sodass man nicht sehen konnte, wer darin saß. Als der Terrier davor stand, bellte er laut und machte ein Männchen, als wolle er Winzer etwas zeigen. Winzer beschloss dann auch, sich die Sache näher anzusehen.
Als er die andere Seite vom Strandkorb erreichte, sah er darin eine Frau sitzen. Sie war in sich zusammengefallen. Neben dem Strandkorb lagen ein heruntergefallenes Notebook und eine Milchtüte mit einem Strohhalm. Der Blick der Frau war starr nach unten gerichtet. Aus ihrem Mund war etwas Schaum gequollen. Sie rührte sich nicht. Er erkannte sofort, dass sie tot war.
„Weg da! Komm hier her“, rief er zu dem Hund, der in die Milchtüte beißen wollte. Dieser gehorchte und setzte sich neben Winzer in den Sand. Der Detektiv wollte ihren Puls fühlen. Sie war schon kalt. Vermutlich war sie schon vor ein paar Stunden verstorben. Er schaute sich das Notebook an. Die neueste Datei wurde genau vor drei Stunden abgespeichert. Als Winzer enttäuscht den Kopf schüttelte, glaubte er kurz einen kleinen schwarzen Schatten in einer Ecke im Korb gesehen zu haben. Gerade als er nach der kleinen weißen Handtasche neben der toten Frau auf dem Sitz greifen wollte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich mit heftiger Bewegung um.
„Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken“, hörte er eine bekannte Stimme sagen. Dann erkannte er das vom Wind gerötete Gesicht von Münz.
\"Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?\"
\"Ich habe von Weitem schon gerufen, aber du hast nicht gehört. Das liegt wohl am Sturm.\"
\"Was suchst du hier? Ich denke du wolltest nicht mitkommen?\"
\"Meine Auftraggeberin lebt auf dieser Insel. Hatte ich dir das nicht gesagt? Wie es aussieht, bist du ihr schon begegnet.\" Münz zeigte auf die Leiche. „Das ist Frau Brauer. Ich war hier mit ihr verabredet.“
„Frau Brauer? Ist sie Café-Besitzerin?“
„Ja. Woher weißt du das?“
\"Ich war gerade in ihrem Café. Es ist nicht gerade empfehlenswert.“
„Welches Café würdest du schon empfehlen?“
Winzer ging nicht darauf ein und wechselte das Thema.
„Ich denke, es sieht nach einer Vergiftung aus“. Der Hund bellte plötzlich einmal kurz. Winzer sah, wie er im Sand schnupperte und einer Spur nach lief. „Ruf du die Polizei, ich laufe dem Hund hinterher“, sagte er zu seinem Freund. „Na gut“, sagte dieser mit gereizter Stimme. „Vergiss nicht, dass dies hier mein Fall ist.“
Winzer musste rennen, denn der Hund war schon hinter einer Düne verschwunden. Auf einen schmalen Pfad zwischen den mit Dünengras bewachsenen Sandhügeln sah er den Hund auf ein kleines Häuschen zulaufen. Am Zaun kam er nicht weiter, da die Pforte geschlossen war. Er setzte sich daneben, bellte zweimal und wartete auf Winkler. „Na du bist ja ein ganz schlaues Kerlchen“, sagte der Detektiv und probierte die Klinke an der Pforte. Sie ging auf, der Hund schlüpfte hinein. Der Terrier schnupperte einige Zeit an einer Stelle neben einer Kartoffel-Rose herum. Dann lief er weiter zur Haustür. Die Tür war einen Spalt offen, der Hund war im Nu im Haus verschwunden. Kurze Zeit später hörte Winzer Hundegebell aus dem Haus kommen. Winzer betrat ebenfalls den Garten. An der offenen Haustür blieb er stehen. \"Hallo, ist da jemand?\", rief er. Niemand antwortete. Durch den Türspalt sah er ein paar Hosenbeine hinter einem Sofa auf den Boden liegen. Das war Grund genug, das Haus zu betreten.
Neben der Eingangstür stand ein Spaten, diesen nahm er als Waffe in beide Hände, dann ging er hinein. Die Wände des Wohnzimmers waren weiß gestrichen. Der Raum war trotzdem recht düster, da die Fenster sehr klein waren. An der gegenüberliegenden Seite befand sich ein kleiner gemütlicher Kamin. Um einen flachen Glastisch standen drei Sessel aus braunem dunklen Leder. Winzer näherte sich vorsichtig den Hosenbeinen hinter dem Sessel. Ein Mann in schwarzem Anzug lag auf dem Boden. Er hatte eine riesige Platzwinde an seinem Schädel. Ein Puls war nicht mehr festzustellen. Unter der Jacke trug er ein leeres Pistolenhalfter. Winzers Blick fiel nun auf den Spaten, der sich in seiner Hand befand. Als er dann kleine Blutflecken an der Schaufel kleben sah, bekam er einen ordentlichen Schreck. In diesem Moment stand plötzlich Münz hinter ihm.
„Was hast du getan?“
Winzer drehte sich erschrocken um. „Nichts. Was machst du hier? Du solltest auf die Polizei warten.“
„Damit du hier Dummheiten machen kannst?“
„Quatsch. Der Mann lag schon da, der Spaten stand vor der Tür“.
Ein Kläffen kam nun aus einem Nebenraum. Die beiden begaben sich sofort dort hin. Sie sahen einen Mann mit einem dicken Schnurrbart am Küchentisch sitzen. Er wollte den Hund mit einem Stück Käsekuchen füttern. Aber der Hund wollte es nicht. Als der Mann die beiden Eindringlinge sah, nahm er ganz ruhig einen Schluck Kaffee und aß von einem großen Stück Käsekuchen. „Man soll sich nicht beim Kaffeetrinken stören lassen“, sagte er schließlich.
„Da liegt ein toter Mann in ihrem Wohnzimmer“, sagte Winzer in vorwurfsvollem Ton.
„Ja. Der Russe.“
„Russe?“
„Er wollte meine Frau entführen. Meine Frau führt das Café Brauer. Kennen sie das? Es ist ein sehr gutes Café.“
„Das Café kenne ich allerdings.“ Mehr wollte Winzer dazu nicht sagen, er hielt den Spaten hoch. „Haben sie damit zugeschlagen?\", fragte er dann den Mann am Tisch. Dieser nickte ruhig.
„Es war Notwehr. Er hatte eine Waffe.“ Er nahm wieder einen Schluck Kaffee.
„Sie sind Anton Brauer, der Ehemann von Olga Brauer?“, fragte nun Münz.
„Ja, wie es draußen am Klingelbrett steht. Haben sie die Klingel übersehen? Ich habe kein Klingeln gehört.“
„Die Tür stand offen. Ich bin übrigens Detektiv. Ihre Frau hat mich in einer Sache beauftragt. Herr Brauer ich muss ihnen leider mitteilen, dass wir ihre Frau tot aufgefunden haben.“
Herr Brauer schaute Münz einen kurzen Moment starr an, dann nahm er erneut einen Schluck Kaffee. \"Ihr Bruder wollte sie nach Moskau holen. Sie wollte wohl nicht mitgehen. Er war sehr hartnäckig\", sagte er und goss sich neuen Kaffee nach.
Winzer bemerkte, dass sich Herr Brauer viel zu ruhig verhielt, nach solch einer Nachricht.
„Wussten sie schon von Ihrem Tod?“, fragte er.
„Was? Ich? Nein.“
Münz griff nun nach seinem Handy. „Haben sie schon die Polizei gerufen?“ Brauer schüttelte den Kopf. „Dann tue ich es jetzt.“ Münz ging nach nebenan, um zu telefonieren.
„Wir sind uns heute schon im Café begegnet“, sagte Winzer.
„Allerdings.“
„Was haben sie dort gemacht?“
Brauer überlegte einen Moment. „Ich habe meine Frau gesucht, aber sie war nicht da.“
Münz kam zurück. „Frau Brauer ist seit etwa drei Stunden tot, hat mir der Kommissar verraten. Die Polizei ist gleich hier.“
„Drei Stunden, ich weiß.“
„Woher?“
„Das Notebook“, sagte Winzer nur.
„Dann kann ich es nicht gewesen sein. Sie sind mein Zeuge. Sie haben mich zu der Zeit im Café gesehen“, sagte Brauer. Genau in diesem Augenblick schob der Terrier einen Kasten aus Glas unter einer Bank hervor. Brauer versuchte den Hund, mit dem Fuß beiseite zu stoßen.
„Sie haben ein Terrarium in der Küche?“ Winzer warf einen Blick in den geöffneten Glaskasten.
„Ja, warum nicht.“
„Es ist aber nichts drin.“
„Sie ist verschwunden“, sagte Brauer und nippte an der Tasse.
„Was ist verschwunden?“
„Die Spinne.“
„War sie giftig?“, Winzer ahnte etwas.
„Giftiger geht es nicht“, sagte Brauer mit trotzigem Gesichtsausdruck.
Der Mann am Küchentisch zog plötzlich eine Waffe hervor.
„Machen sie ihre Taschen leer und legen sie alles auf den Tisch.“
„Damit ist Ihr Alibi wohl geplatzt“, meinte Münz noch höhnisch.
„Klappe halten.“ Brauer drohte mit der Waffe.
Die Detektive gehorchten und legten alles auf den Tisch.
„Da rüber.“ Sie wurden ins Wohnzimmer geführt. Brauer öffnete ein Fach an seinem Schrank und wollte seine Autoschlüssel herausholen. Gerade als Brauer einen Schritt vom Schrank zurückmachen wollte, merkte er, wie er mit den Füssen gegen etwas Weiches stieß. Der Hund biss ihm ins Bein. Brauer schrie auf, kam ins Stolpern und fiel rückwärts auf den Boden. Die beiden Detektive stürzten sich sofort auf ihn. Winzer konnte ihm die Waffe entreißen. Als er sich mit dem Revolver in der Hand wieder auf den Beinen war, kam gerade ein Polizist durch die Eingangstür. Weitere Polizisten folgten.
\"Dieser Mann hat seine Frau mit einer Spinne vergiftet und ihren Bruder erschlagen\", sagte Winzer zu den Polizisten.
\"Immer mit der Ruhe. Haben sie auch Beweise?\", fragte der Kommissar, der gerade ebenfalls durch die Tür trat. Der Kommissar begutachtete den Tatort.
\"Was macht dieser schmutzige Hund hier?\", fragte der Kommissar.
\"Der gehört zu mir. Er hat den Täter überführt\", antwortete Winzer.
Dann begann der Detektiv den Fall genau zu schildern, während Brauer abgeführt wurde. Bei einer Befragung gab dieser dann später alles zu. Er hatte sich mit seiner Frau immer mehr gestritten. Eine Scheidung hätte für ihn das finanzielle Aus bedeutet. So setzte er die Giftspinne in die Handtasche seiner Frau. Keine besonders sichere Methode einen Mord zu begehen, aber sie hatte funktioniert, da Brauer seiner Frau zusätzlich ein Schlafmittel in ihre Milchtüte getan hatte. Der Bruder seiner Frau hatte von den Streitigkeiten erfahren und wollte seine Schwester zurück nach Moskau holen, was Brauer dann verhindert hatte.
Am Abend machte Winzer einen weiteren Spaziergang am Strand. Es war wieder sehr windig und der kleine Hund war immer noch bei ihm. Auch Münz war dabei. Sie liefen am Strand vor Rantum in Richtung Norden. Am Horizont bildeten sich zwischen grauen Schleierwolken Spuren eines Abendrots. Der Hund lief immer ein kleines Stück voraus, als wollte er die Führung übernehmen. Winzer und Münz unterhielten sich noch über den Mord an der Café-Besitzerin.
„Was meinst du, wo die Spinne geblieben ist? Sie wurde immer noch nicht gefunden“, fragte Münz, als sie bereits die letzten Strandkörbe vor Rantum hinter sich ließen.
„Vielleicht hat eine Möwe sie geschnappt. Bestimmt kein gesunder Happen für die Möwe.“ Sie lachten.
„Was wirst du mit dem Hund machen?“, fragte Münz nach einer Pause.
„Ich glaube ich nehme ihn mit auf das Festland.“ Plötzlich, nachdem Winzer dies gesagt hatte, begann der Hund davon zu laufen. Er lief einige Meter voraus, dann bog er rechts ab und rannte hinauf auf die Dünen. Oben drehte er sich noch einmal um als wolle er sich verabschieden. Er machte ein Männchen und dann einen Salto rückwärts und verschwand ganz in den Dünen.
„Er will wohl doch auf der Insel bleiben“, sagte Winzer traurig.
Etwa nach einem Jahr, es war wieder im Herbst, verbrachte Winzer mit seiner Frau ein Wochenende auf Sylt. Bei einem Spaziergang durch Rantum sah er den Hund wieder. Sein halbes rechtes Ohr war unverkennbar. Er lief mit einem älteren Herrn durch einen Garten und verschwand dann im Haus. Winzer war froh, dass er ihn noch einmal gesehen hatte.
 
Sie hatte acht schwarze Beine. Ihr Aussehen verriet schon, dass sie giftig war. Und sie war sogar eines der giftigsten Tiere überhaupt. Mit dem Flugzeug wurde sie von Australien nach Deutschland geflogen. Per Zug ging es dann auf die Insel Sylt. Dort hatte sie ein Herr um die vierzig mit einem dicken schwarzen Schnurrbart, der den von Kaiser Wilhelm ähnlich sah, vom ahnungslosen Postboten in einem gut verpackten Paket entgegen genommen. Ihr neues Zuhause war dann ein kleines Terrarium aus Glas, auf dem sich ein grauer Kunststoffdeckel befand. Oft hatte sie darin auf einen größeren Stein gesessen. Das Terrarium stand immer am Küchenfenster. Wenn es ihre Augen zugelassen hätten, hätte sie von dort sogar die Nordseewellen sehen können. Eines Samstags, mitten im Herbst, als die Sonnenstrahlen an diesem Tage zum ersten Mal hinter den Wolken hervor traten und das kleine Terrarium am Küchenfenster trafen, war die Sydney-Trichternetzspinne nicht mehr da.

"Haben Sie etwa Abwaschwasser in den Kaffee getan?", fragte Winzer den Kellner, als dieser kassieren wollte. "Schauen Sie sich doch einmal diese Tasse an. Da ist noch roter Lippenstift dran. Widerlich!" Winzers Blick musste schon recht Furcht einflößend gewesen sein, denn der Kellner nahm die Tasse in seine leicht zitternde Hand, betrachtete sie und nickte dann mit ängstlichem Blick. "Entschuldigung! Das muss in der Hektik passiert sein. Ich bringe eine neue Tasse Kaffee." Eigentlich war Adalbert Winzer nicht gerade zimperlich. Roter Lippenstift an der Kaffeetasse, das ging jedoch zu weit.
Als der Kellner weg war, wandte sich jemand vom Nachbartisch an ihn und behauptete, "die Chefin ist heute nicht da. Deshalb ...". Winzer bedankte sich für den Hinweis. Dann kam der Kellner schon zurück. Die neue Tasse war sauber. Die neue braune Brühe schmeckte jedoch genau so schlecht wie die vorige Suppe. Winzer erhob sich von seinem Platz, um das Café zu verlassen, dabei stieß ihn auch noch ein Herr mit einem schwarzen Kaiser-Wilhelm-Bart an, der am Tisch vorbei wollte. "Können Sie nicht aufpassen?", schimpfte dieser, obwohl er es gewesen war, der nicht aufgepasst hatte. Winzer murmelte ein grimmiges "Entschuldigung", damit die Situation nicht eskalierte. Dann sah er, wie der Mann eilig davon lief.

Als Winzer das Café Brauer verlassen hatte, wanderte er zur Kurpromenade von Westerland. Das Wetter war stürmisch und kalt. Eben richtiges Herbstwetter. Immerhin schaute jetzt am Nachmittag die Sonne ab und zu zwischen den Wolken hervor. Am Vormittag war von ihr überhaupt nichts zu sehen gewesen. Er hatte noch einen ordentlichen Fußmarsch vor sich. Es ging zurück nach Rantum, wo sich sein Hotelzimmer befand, und von wo er am Vormittag gestartet war. Er liebte die frische Seeluft und das Geschrei der Möwen.
Als die Kurpromenade endete, lief er direkt am Strand weiter. Der Sand war einigermaßen fest, da er vom letzten Regen noch feucht war. Winzer setzte die Kapuze seiner gelben Regenjacke auf und band sie fest zu. Er war froh wieder mal auf der Insel zu sein. Seine Frau war mit ihren Freundinnen nach Berlin gefahren. Warum sollte er alleine zu Hause rumhocken. Leider konnte sein Freund Walter Münz nicht mitkommen, denn er hatte als Detektiv zurzeit einen Job zu erledigen. Auch Winzer war Detektiv und besaß ein eigenes Detektivbüro.

Plötzlich hörte er ein Jaulen hinter sich. Er drehte sich um und erblickte einen kleinen Terrier, der ihn mit der Nase auf dem Boden schnuppernd hinterher lief. Winzer beachtete den Hund erst gar nicht und lief einfach weiter. Er mochte Hunde nicht besonders. Nach einigen Metern überholte ihn der Terrier und blickte ihn von der Seite jaulend an. Jetzt sah Winzer, dass dem Hund ein halbes rechtes Ohr fehlte. Vermutlich eine alte Verletzung. Ein zugehöriges Herrchen konnte Winzer weit und breit nicht erblicken. Der Hund trug auch kein Halsband.
"Na wo kommst du denn her?" Der kleine Terrier hob den Kopf, bellte und lief einmal mit wedelndem Schwanz um Winzer herum. Sein Fell war schmutzig von schwarzem Sand und anderen Dreck. Plötzlich sah der Detektiv den Hund durch die Luft fliegen. Er machte tatsächlich einen Salto rückwärts. Winzer staunte nicht schlecht über diese akrobatische Leistung. Das kleine zottelige Tier wirkte recht dürr und mitleiderregend auf Winzer, sodass er sich entschloss, in seinen kleinen Rucksack zu greifen, um sein Wurstbrot herauszuholen.
"Hier, das esse ich sowieso nicht mehr." Der Hund bellte vor Freude. Dann machte er sich über die Wurst her, das Brot leckte er nur ab. Winzer ging inzwischen weiter.

Es dauerte nicht lange, dann sah er den Hund wieder neben sich. Er begleitete seinen Wohltäter ein ganzes Stück. Dann rannte er plötzlich zu einem einzeln stehenden Strandkorb, der ein Stück weiter landauf stand. Die Rückwand war zum Wasser hin gedreht, sodass man vom Wasser her nicht sehen konnte, wer darin saß. Als der Terrier davor stand, bellte er laut und machte ein Männchen, als wolle er Winzer etwas zeigen. Winzer beschloss dann auch, sich die Sache näher anzusehen.
Als er die andere Seite vom Strandkorb erreichte, sah er darin eine Frau sitzen. Sie war in sich zusammengefallen. Neben dem Strandkorb lagen ein heruntergefallenes Notebook und eine Milchtüte mit einem Strohhalm. Der Blick der Frau war starr nach unten gerichtet. Aus ihrem Mund war etwas Schaum gequollen. Sie rührte sich nicht. Er erkannte sofort, dass sie tot war.

"Weg da! Komm hier her", rief er zu dem Hund, der in die Milchtüte beißen wollte. Dieser gehorchte und setzte sich neben Winzer in den Sand. Der Detektiv wollte ihren Puls fühlen. Sie war schon kalt. Vermutlich war sie schon vor ein paar Stunden verstorben. Er schaute sich das Notebook an. Die neueste Datei wurde genau vor drei Stunden abgespeichert. Als Winzer enttäuscht den Kopf schüttelte, glaubte er kurz einen kleinen schwarzen Schatten in einer Ecke im Korb gesehen zu haben. Gerade als er nach der kleinen weißen Handtasche neben der toten Frau auf dem Sitz greifen wollte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich mit heftiger Bewegung um.
"Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken", hörte er eine bekannte Stimme sagen. Dann erkannte er das vom Wind gerötete Gesicht von Münz.

"Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?"
"Ich habe von Weitem schon gerufen, aber du hast nicht gehört. Das liegt wohl am Sturm."
"Was suchst du hier? Ich denke du wolltest nicht mitkommen?"
"Meine Auftraggeberin lebt auf dieser Insel. Hatte ich dir das nicht gesagt? Wie es aussieht, bist du ihr schon begegnet." Münz zeigte auf die Leiche. "Das ist Frau Brauer. Ich war hier mit ihr verabredet."
"Frau Brauer? Ist sie Café-Besitzerin?"
"Ja. Woher weißt du das?"
"Ich war gerade in ihrem Café. Es ist nicht gerade empfehlenswert."
"Welches Café würdest du schon empfehlen?"
Winzer ging nicht darauf ein und wechselte das Thema.
"Ich denke, es sieht nach einer Vergiftung aus". Der Hund bellte plötzlich einmal kurz. Winzer sah, wie er im Sand schnupperte und einer Spur nach lief. "Ruf du die Polizei, ich laufe dem Hund hinterher", sagte er zu seinem Freund. "Na gut", sagte dieser mit gereizter Stimme. "Vergiss nicht, dass dies hier mein Fall ist."

Winzer musste rennen, denn der Hund war schon hinter einer Düne verschwunden. Auf einen schmalen Pfad zwischen den mit Dünengras bewachsenen Sandhügeln sah er den Hund auf ein kleines Häuschen zulaufen. Am Zaun kam er nicht weiter, da die Pforte geschlossen war. Er setzte sich daneben, bellte zweimal und wartete auf Winkler. "Na du bist ja ein ganz schlaues Kerlchen", sagte der Detektiv und probierte die Klinke an der Pforte. Sie ging auf, der Hund schlüpfte hinein und schnupperte einige Zeit an einer Stelle neben einer Kartoffel-Rose herum. Dann lief er weiter zur Haustür. Die Tür war einen Spalt offen, der Hund war im Nu im Haus verschwunden. Kurze Zeit später hörte Winzer Hundegebell aus dem Haus kommen. Winzer betrat ebenfalls den Garten. An der offenen Haustür blieb er stehen. "Hallo, ist da jemand?", rief er. Niemand antwortete. Durch den Türspalt sah er ein paar Hosenbeine hinter einem Sofa auf den Boden liegen. Das war Grund genug, das Haus zu betreten.
Neben der Eingangstür stand ein Spaten, diesen nahm er als Waffe in beide Hände, dann ging er hinein. Die Wände des Wohnzimmers waren weiß gestrichen. Der Raum war trotzdem recht düster, da die Fenster sehr klein waren. An der gegenüberliegenden Seite befand sich ein kleiner gemütlicher Kamin. Um einen flachen Glastisch standen drei Sessel aus braunem dunklen Leder. Winzer näherte sich vorsichtig den Hosenbeinen hinter dem Sessel. Ein Mann in schwarzem Anzug lag auf dem Boden. Er hatte eine riesige Platzwinde an seinem Schädel. Ein Puls war nicht mehr festzustellen. Unter der Jacke trug er ein leeres Pistolenhalfter. Winzers Blick fiel nun auf den Spaten, der sich in seiner Hand befand. Als er dann kleine Blutflecken an der Schaufel kleben sah, bekam er einen ordentlichen Schreck. In diesem Moment stand plötzlich Münz hinter ihm.

"Was hast du getan?"
Winzer drehte sich erschrocken um. "Nichts. Was machst du hier? Du solltest auf die Polizei warten."
"Damit du hier Dummheiten machen kannst?"
"Quatsch. Der Mann lag schon da, der Spaten stand vor der Tür".
Ein Kläffen kam nun aus einem Nebenraum. Die beiden begaben sich sofort dort hin. Sie sahen einen Mann mit einem dicken Schnurrbart am Küchentisch sitzen. Er wollte den Hund mit einem Stück Käsekuchen füttern. Aber der Hund wollte es nicht. Als der Mann die beiden Eindringlinge sah, nahm er ganz ruhig einen Schluck Kaffee und aß von einem großen Stück Käsekuchen. "Man soll sich nicht beim Kaffeetrinken stören lassen", sagte er schließlich.
"Da liegt ein toter Mann in ihrem Wohnzimmer", sagte Winzer in vorwurfsvollem Ton.
"Ja. Der Russe."
"Der Russe?"
"Er wollte meine Frau entführen. Meine Frau führt das Café Brauer. Kennen sie das? Es ist ein sehr gutes Café."
"Das Café kenne ich allerdings." Mehr wollte Winzer dazu nicht sagen, er hielt den Spaten hoch. "Haben sie damit zugeschlagen?", fragte er dann den Mann am Tisch. Dieser nickte ruhig.
"Es war Notwehr. Er hatte eine Waffe." Er nahm wieder einen Schluck Kaffee.
"Sie sind Anton Brauer, der Ehemann von Olga Brauer?", fragte nun Münz.
"Ja, wie es draußen am Klingelbrett steht. Haben sie die Klingel übersehen? Ich habe kein Klingeln gehört."
"Die Tür stand offen. Ich bin übrigens Detektiv. Ihre Frau hat mich in einer Sache beauftragt. Herr Brauer ich muss ihnen leider mitteilen, dass wir ihre Frau tot aufgefunden haben."
Herr Brauer schaute Münz einen kurzen Moment starr an, dann nahm er erneut einen Schluck Kaffee. "Ihr Bruder wollte sie nach Moskau holen. Sie wollte wohl nicht mitgehen. Er war sehr hartnäckig", sagte er und goss sich neuen Kaffee nach.
Winzer bemerkte, dass sich Herr Brauer viel zu ruhig verhielt, nach solch einer Nachricht.
"Wussten sie schon von Ihrem Tod?", fragte er.
"Was? Nein."
Münz griff nun nach seinem Handy. "Haben sie schon die Polizei gerufen?" Brauer schüttelte den Kopf. "Dann tue ich es jetzt." Münz ging nach nebenan, um zu telefonieren.

"Wir sind uns heute schon im Café begegnet", sagte Winzer.
"Allerdings."
"Was haben sie dort gemacht?"
Brauer überlegte einen Moment. "Ich habe meine Frau gesucht, aber sie war nicht da."
Münz kam zurück. "Frau Brauer ist seit etwa drei Stunden tot, hat mir der Kommissar verraten. Die Polizei ist gleich hier."
"Drei Stunden, ich weiß."
"Woher?"
"Das Notebook", sagte Winzer nur.
"Dann kann ich es nicht gewesen sein. Sie sind mein Zeuge. Sie haben mich zu der Zeit im Café gesehen", sagte Brauer. Genau in diesem Augenblick schob der Terrier einen Kasten aus Glas unter einer Bank hervor. Brauer versuchte den Hund, mit dem Fuß beiseite zu stoßen.
"Sie haben ein Terrarium in der Küche?" Winzer warf einen Blick in den geöffneten Glaskasten.
"Ja, warum nicht."
"Es ist aber nichts drin."
"Sie ist verschwunden", sagte Brauer und nippte an der Tasse.
"Was ist verschwunden?"
"Die Spinne."
"War sie giftig?", Winzer ahnte etwas.
"Giftiger geht es nicht", sagte Brauer mit trotzigem Gesichtsausdruck.
Der Mann am Küchentisch zog plötzlich eine Waffe hervor.
"Machen sie ihre Taschen leer und legen sie alles auf den Tisch."
"Damit ist Ihr Alibi wohl geplatzt", meinte Münz noch höhnisch.
"Klappe halten." Brauer drohte mit der Waffe.
Die Detektive gehorchten und legten alles auf den Tisch.
"Da rüber." Sie wurden ins Wohnzimmer geführt. Brauer öffnete ein Fach an seinem Schrank und wollte seine Autoschlüssel herausholen. Gerade als Brauer einen Schritt vom Schrank zurückmachen wollte, merkte er, wie er mit den Füssen gegen etwas Weiches stieß. Der Hund biss ihm ins Bein. Brauer schrie auf, kam ins Stolpern und fiel rückwärts auf den Boden. Die beiden Detektive stürzten sich sofort auf ihn. Winzer konnte ihm die Waffe entreißen. Als er sich mit dem Revolver in der Hand wieder auf den Beinen war, kam gerade ein Polizist durch die Eingangstür. Weitere Polizisten folgten.

"Dieser Mann hat seine Frau mit einer Spinne vergiftet und ihren Bruder erschlagen", sagte Winzer zu den Polizisten.
"Immer mit der Ruhe. Haben sie auch Beweise?", fragte der Kommissar, der gerade ebenfalls durch die Tür trat. Er begutachtete den Tatort.
"Was macht dieser schmutzige Hund hier?", fragte der Kommissar.
"Der gehört zu mir. Er hat den Täter überführt", antwortete Winzer.
Dann begann der Detektiv den Fall genau zu schildern, während Brauer abgeführt wurde. Bei einer Befragung gab dieser dann später alles zu. Er hatte sich mit seiner Frau immer mehr gestritten. Eine Scheidung hätte für ihn das finanzielle Aus bedeutet. So setzte er die Giftspinne in die Handtasche seiner Frau. Keine besonders sichere Methode einen Mord zu begehen, aber sie hatte funktioniert, da Brauer seiner Frau zusätzlich ein Schlafmittel in ihre Milchtüte getan hatte. Der Bruder seiner Frau hatte von den Streitigkeiten erfahren und wollte seine Schwester zurück nach Moskau holen, was Brauer dann verhindert hatte.

Am Abend machte Winzer einen weiteren Spaziergang am Strand. Es war wieder sehr windig und der kleine Hund war immer noch bei ihm. Auch Münz war dabei. Sie liefen am Strand vor Rantum in Richtung Norden. Am Horizont bildeten sich zwischen grauen Schleierwolken Spuren eines Abendrots. Der Hund lief immer ein kleines Stück voraus, als wollte er die Führung übernehmen. Winzer und Münz unterhielten sich noch über den Mord an der Café-Besitzerin.
"Was meinst du, wo die Spinne geblieben ist? Sie wurde immer noch nicht gefunden", fragte Münz, als sie bereits die letzten Strandkörbe vor Rantum hinter sich ließen.
"Vielleicht hat eine Möwe sie geschnappt. Bestimmt kein gesunder Happen für die Möwe." Sie lachten.
"Was wirst du mit dem Hund machen?", fragte Münz nach einer Pause.
"Ich glaube ich nehme ihn mit auf das Festland." Plötzlich, nachdem Winzer dies gesagt hatte, begann der Hund davon zu laufen. Er lief einige Meter voraus, dann bog er rechts ab und rannte hinauf auf die Dünen. Oben drehte er sich noch einmal um als wolle er sich verabschieden. Er machte ein Männchen und dann einen Salto rückwärts und verschwand ganz in den Dünen.
"Er will wohl doch auf der Insel bleiben", sagte Winzer traurig.

Etwa nach einem Jahr, es war wieder im Herbst, verbrachte Winzer mit seiner Frau ein Wochenende auf Sylt. Bei einem Spaziergang durch Rantum sah er den Hund wieder. Sein halbes rechtes Ohr war unverkennbar. Er lief mit einem älteren Herrn durch einen Garten und verschwand dann im Haus. Winzer war froh, dass er ihn noch einmal gesehen hatte.
 



 
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