Der Junge und die Elster

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Der Junge und die Elster
(für Kinder ab ca. sechs)

Früher einmal, es ist noch nicht lange her, da lebte ein Junge auf dem Land, dem der Vater im Mai das Schuhwerk nahm und es ihm erst in den Tagen wieder zurückgab, in denen sich die Windräder der Mühlen Tag und Nacht drehten, und schwer beladene Karren über abgeerntete Felder fuhren. Der Vater meinte, gesünder wär`s, und der Junge hatte es gerne, barfuß zu gehen. Er ging barfuß auf den Pflastersteinen der Straße, auf den Äckern und Wiesen, und er ging barfuß zur Schule.

Der Junge liebte es, draußen in der Natur zu sein und verbrachte die freie Zeit häufig in den Wäldern und an den Bächen, wo er die Forelle mit den bloßen Händen fing. Er kannte die Stimmen der Tiere, konnte ihre Spuren deuten und wusste, wo sie zu finden waren, wenn er ihnen nahe sein wollte, denn sein Herz schlug für die Welt da draußen.

Von einem seiner Streifzüge brachte er eine junge Elster mit, die von hoch oben aus einem Nest gefallen war. Von Hand zog er sie auf und sie wurden bald zu unzertrennlichen Freunden. Man traf sie selten alleine an die Zwei, und wenn der Junge zur Schule ging, dann saß der Vogel draußen auf einem Baum und schimpfte auf Gott und die Welt, dass die Leute nur so schauten.

Waren sie beisammen, dann saß die Elster auf der Schulter des Jungen und spielte mit seinen Haaren, oder sie schnatterte in allen Tonlagen, als wollte sie ihm eine Geschichte erzählen. Der Junge konnte die Sprache der Elster nicht verstehen, aber es musste sich um Geschichten handeln, dachte er, denn sie waren an Lebhaftigkeit nicht zu überbieten. Manchmal leise und dann wieder laut, oft ungestüm und man merkte, dass der Elster das zu Erzählende sehr wichtig war, nur innehaltend, um schnell einen Vogelruf in der Ferne nachzuahmen, bevor es in gleicher Manier weiterging.

Im Haus gegenüber des Jungen wohnte Griesgram. Die Kinder nannten ihn heimlich so, wenn sie von ihm sprachen. Er war ein alter, launischer Mann, der sich und die Welt nicht mochte. Er war nicht gut auf den Jungen und seine Elster zu sprechen, hatte diese ihm doch erst vor Kurzem die Fensterbank mit Vogelkot eingedeckt. Er hatte sie dabei erwischt und ihr einen seiner hölzernen Pantoffeln nachgeworfen, worauf die Elster vom Schuh gestreift, fürchterlich erschrak und schnell nach Hause flog.

Griesgram freute sich über den Treffer aber er hatte nicht gewusst, dass Elstern unglaublich kluge Vögel sind und die vergessen nie und nimmer was. So kam es, das Griesgram an einem Sonntagmorgen bei geöffnetem Fenster in seinem Bett schlief. Die Elster nahm die Gelegenheit wahr und landete kurzerhand auf dem Holzrahmen des Bettes. Die Zehen von Griesgram lugten unterhalb der Decke wie krumme Hölzchen hervor und wurden blitzschnell wund gepickt. Der Mann schrie vor Schmerz und die Elster flog davon.

Am späten Nachmittag saß der Junge in kurzen Hosen auf einer Mauer und lies seine Beine nach Herzenslust baumeln. Die Elster kam angeflogen und landete ein kleines Stückchen neben ihm. Sie hatte eine wilde Erdbeere im Schnabel und hüpfte näher an den Jungen heran. Sie steckte das Erdbeerchen in die Hosentasche des Jungen und dieser wusste, sie hatte wieder einmal etwas angestellt. Denn die Elster kannte die Vorliebe des Jungen für Erdbeeren, und jedes Mal, wenn sie ein schlechtes Gewissen aus vollbrachten Taten plagte, schenkte sie ihm eine Beere. Der Junge lächelte, aß die Erdbeere und war froh, dass er die darauf folgende Geschichte der Elster nicht verstand.
 
Der Junge und die Elster
(für Kinder ab ca. sechs)

Früher einmal, es ist noch nicht lange her, da lebte ein Junge auf dem Land, dem der Vater im Mai das Schuhwerk nahm und es ihm erst in den Tagen wieder zurückgab, in denen sich die Windräder der Mühlen Tag und Nacht drehten, und schwer beladene Karren über abgeerntete Felder fuhren. Der Vater meinte, gesünder wär`s, und der Junge hatte es gerne, barfuß zu gehen. Er ging barfuß auf den Pflastersteinen der Straße, auf den Äckern und Wiesen, und er ging barfuß zur Schule.

Der Junge liebte es, draußen in der Natur zu sein und verbrachte die freie Zeit häufig in den Wäldern und an den Bächen, wo er die Forelle mit den bloßen Händen fing. Er kannte die Stimmen der Tiere, konnte ihre Spuren deuten und wusste, wo sie zu finden waren, wenn er ihnen nahe sein wollte, denn sein Herz schlug für die Welt da draußen.

Von einem seiner Streifzüge brachte er eine junge Elster mit, die von hoch oben aus einem Nest gefallen war. Von Hand zog er sie auf und sie wurden bald zu unzertrennlichen Freunden. Man traf sie selten alleine an die Zwei, und wenn der Junge zur Schule ging, dann langweilte sich der Vogel draußen auf einem Baum und schimpfte auf Gott und die Welt, dass die Leute nur so schauten.

Waren sie beisammen, dann saß die Elster auf der Schulter des Jungen und spielte mit seinen Haaren, oder sie schnatterte in allen Tonlagen, als wollte sie ihm eine Geschichte erzählen. Der Junge konnte die Sprache der Elster nicht verstehen, aber es musste sich um Geschichten handeln, dachte er, denn sie waren an Lebhaftigkeit nicht zu überbieten. Manchmal leise und dann wieder laut, oft ungestüm und man merkte, dass der Elster das zu Erzählende sehr wichtig war, nur innehaltend, um schnell einen Vogelruf in der Ferne nachzuahmen, bevor es in gleicher Manier weiterging.

Im Haus gegenüber des Jungen wohnte Griesgram. Die Kinder nannten ihn heimlich so, wenn sie von ihm sprachen. Er war ein alter, launischer Mann, der sich und die Welt nicht mochte. Er war nicht gut auf den Jungen und seine Elster zu sprechen, hatte diese ihm doch erst vor Kurzem die Fensterbank mit Vogelkot eingedeckt. Er hatte sie dabei erwischt und ihr einen seiner hölzernen Pantoffeln nachgeworfen, worauf die Elster vom Schuh gestreift, fürchterlich erschrak und schnell nach Hause flog.

Griesgram freute sich über den Treffer aber er hatte nicht gewusst, dass Elstern unglaublich kluge Vögel sind und die vergessen nie und nimmer was. So kam es, das Griesgram an einem Sonntagmorgen bei geöffnetem Fenster in seinem Bett schlief. Die Elster nahm die Gelegenheit wahr und landete kurzerhand auf dem Holzrahmen des Bettes. Die Zehen von Griesgram lugten unterhalb der Decke wie krumme Hölzchen hervor und wurden blitzschnell wund gepickt. Der Mann schrie vor Schmerz und die Elster flog davon.

Am späten Nachmittag saß der Junge in kurzen Hosen auf einer Mauer und lies seine Beine nach Herzenslust baumeln. Die Elster kam angeflogen und landete ein kleines Stückchen neben ihm. Sie hatte eine wilde Erdbeere im Schnabel und hüpfte näher an den Jungen heran. Sie steckte das Erdbeerchen in die Hosentasche des Jungen und dieser wusste, sie hatte wieder einmal etwas angestellt. Denn die Elster kannte die Vorliebe des Jungen für Erdbeeren, und jedes Mal, wenn sie ein schlechtes Gewissen aus vollbrachten Taten plagte, schenkte sie ihm eine Beere. Der Junge lächelte, aß die Erdbeere und war froh darüber, dass er die darauf folgende Geschichte der Elster nicht verstehen konnte.
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
ganz neu, eine kindergeschichte von dir. ich finde sie gut, obwohl einige satzstellungen etwas "erwachsen" klingen.
z.b. würde ich vorschlagen, das evtl wegzulassen bzw zu ändern.

"Früher einmal,( es ist noch nicht lange her, da) lebte ein Junge auf dem Land,..."

Der Vater meinte, (das wäre) gesünder ..."

" (die) seine freie Zeit ...2

"...Elster (das zu Erzählende) ihre Geschichte/Erzählung sehr wichtig war, (nur innehaltend,), denn sie hielt nur inne, um schnell einen Vogelruf in der Ferne nachzuahmen,..."

"(hatte diese) sie hatte (ihm) doch erst vor Kurzem (die) seine Fensterbank mit Vogelkot (eingedeckt) beschmutzt (o.ä.)

"Sie hatte eine wilde Erdbeere im Schnabel und (hüpfte näher an den Jungen heran. Sie) steckte (das Erdbeerchen) sie in die Hosentasche des Jungen und..."

"Gewissen (aus vollbrachten) wegen ihrer Taten plagte

ich bin gespannt auf weitere geschichten.

liebe grüße suzah
 
Der Junge und die Elster
(für Kinder ab ca. sechs)

Es ist noch nicht lange her, da lebte im Dorf ein Junge, der gerne barfuß ging: auf der Straße, den Feldwegen, den Äckern und Wiesen und sogar barfuß zur Schule. Der Junge, er hieß Kevin, verbrachte seine freie Zeit in den Wäldern und an den Bächen, wo er Forellen mit den bloßen Händen fing. Er kannte die Stimmen der Tiere, konnte ihre Spuren lesen und wusste, wo sie zu finden waren, wenn er ihnen nahe sein wollte, denn er liebte die Natur.

Von einem seiner Streifzüge brachte Kevin eine junge Elster mit. Sie war von hoch oben aus einem Nest im Baum direkt vor seine Füße gefallen. Zu Hause bettete er sie in einen Schuhkarton, den er vorher mit Heu ausgepolstert hatte. Von seinen Eltern ließ er sich zeigen, wie man aus Hundefutter, Zwieback, Eigelb und Vitaminen die richtige Futtermischung herstellt und fütterte seinen Vogel damit alle zwei Stunden mit einer Pipette. Dies machte er so lange, bis seine Elster fliegen konnte und lernte, sich ihr Futter selbst zu besorgen. Als das Gefieder glatt und glänzend war, und die Flügel sie durch die Luft trugen waren sie schon lange zu unzertrennlichen Freunden geworden. Selten traf man einen von beiden alleine an: Wo der Junge war, war auch der Vogel, wenn man den Vogel sah, war der Junge nicht weit. Wenn der Junge zur Schule ging, langweilte sich die Elster, die mittlerweile Elsa hieß, draußen auf einem Baum und schimpfte in ihrer Vogelsprache.

Waren sie zusammen, saß Elsa auf Kevins Schulter und spielte mit seinen Haaren, zupfte an einzelnen Strähnen und zwitscherte ihm ins Ohr, als wollte sie ihm eine Geschichte erzählen. Der Junge konnte die Sprache der Elster nicht verstehen, aber es musste sich um Geschichten handeln, dachte er, denn sie erzählte sehr lange und lebhaft. Manchmal leise und dann wieder laut. Selten machte sie eine kurze Pause, um schnell einen Vogelruf aus der Ferne nachzuahmen, bevor sie ihre Erzählung wieder aufnahm, die ihr sehr wichtig zu sein schien.

Kevin wohnte mit seinen Eltern mitten im Dorf in einem alten Fachwerkhaus. Im Haus gegenüber wohnte Griesgram. Griesgram war natürlich nicht sein richtiger Name, die Dorfkinder nannten ihn heimlich so, wenn sie von ihm sprachen. Er war ein alter, oft schlecht gelaunter Mann, der ganz alleine lebte und immer mit den Kindern schimpfte. Besonders Kevin und seine Elster konnte er nicht leiden, der Vogel hatte ihm schon mehrmals seinen Kot auf der Fensterbank hinterlassen. Beim letzten Mal hatte er Elsa dabei erwischt und ihr einen seiner Pantoffel nach geworfen. Die Elster wurde von dem Schuh gestreift, erschrak fürchterlich und flog schnell nach Hause.

Griesgram freute sich über den Treffer. Was er aber nicht wusste: Elstern sind sehr kluge Vögel und vergessen nie und nimmer was. Als Griesgram an einem Sonntagmorgen bei geöffnetem Fenster in seinem Bett schlief, landete Elsa auf dem Holzrahmen des Betts. Die Zehen von Griesgram schauten unter der Decke wie krumme Stöckchen hervor. Mit schief gelegtem Kopf betrachtete der Vogel die kleinen Stöckchen, die manchmal wackelten und sich krümmten. Die runden, schwarzen Knopfaugen funkelten. Ein paar Mal trippelte sie auf dem Bettgestell hin und her. Dann pickte sie blitzschnell in das dickste der Stöckchen. Griesgram fuhr mit einem Schrei aus dem Schlaf und sah die Elster nur noch durch das Fenster davon fliegen.

Am späten Nachmittag saß Kevin auf seiner Gartenmauer und ließ seine Beine nach Herzenslust baumeln. Die Elster kam angeflogen und landete nicht weit entfernt von ihm. Im Schnabel trug sie eine wilde Erdbeere. Hüpfend näherte sie sich ihrem Freund. Sie legte die Erdbeere neben ihn und dieser wusste, sie hatte wieder einmal etwas angestellt. Denn die Elster kannte die Vorliebe des Jungen für Erdbeeren, und jedes Mal, wenn sie ein schlechtes Gewissen plagte, schenkte sie ihm eine Beere. Der Junge lächelte, aß die Erdbeere und hörte zu, was der Vogel ihm erzählte.

Auf dem Weg nach Hause kam er mit Elsa am Haus von Griesgram vorbei. Der alte Mann saß am offenen Fenster und hatte die Arme auf der Fensterbank abgestützt. Auf seiner Stirn zeigten sich schon die ersten Zornesfalten. Plötzlich erhob sich Elsa in die Luft, verschwand und kam kurz darauf mit einer Erdbeere im Schnabel zurück. Doch, statt zu Kevin zu fliegen, landete sie auf der Fensterbank und legte die Frucht neben Griesgram ab. Dann legte sie ihren Kopf noch einmal schief, zwitscherte kurz und flog weg.

„Was war das denn jetzt?“, fragte Griesgram erstaunt.
„Elsa hat sich bei Ihnen für etwas entschuldigt.“, erklärte der ebenso verblüffte Kevin.
„Entschuldigt? Ein Vogel? Nötig war das ja, aber, dass deine Elster so intelligent ist, das hätte ich nicht gedacht.“, kopfschüttelnd entfernte sich der alte Mann vom Fenster und holte eine Tüte Kekse aus der Küche. „Hier, hast Du was für deine Elsa und für dich, wenn du magst. Vielleicht mögt ihr beiden ja mal zu Besuch kommen und mir zeigen, was so ein Vogel alles lernen kann.“
Jetzt war Kevin sprachlos, das konnte doch nicht der alte Griesgram sein. Elsa hatte mit ihrer Erdbeere ein Wunder vollbracht.
„Ach so, ich weiß, dass ihr mich Griesgram nennt, du kannst aber gerne Holger zu mir sagen.“, mit einem Zwinkern schloss Holger das Fenster. Kevin hüpfte über die Straße nach Hause und teilte dort mit Elsa freundschaftlich die Kekse.
 
hallo liebe suzah

ich glaub, ich hab da ziemlich viel falsch gemacht, denn es soll ja eine Kindergeschichte sein, also hab ich eine liebe Freundin-Maus um Hilfe gebeten, und sie hat mir die Geschichte heute überarbeitet (ich hatte keine Zeit, weil ich das nicht so gut kann und ging lieber in die Berge fischen, lächle)

lieben dank dir für deinen Kommentar und natürlich auch der Sabine-Maus.

grüsschen gernot
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
"und ging lieber in die Berge fischen,"

da hast du sicher mehr spaß gehabt, und ich hoffe, du warst erfolgreich. was gabs denn für fisch zum abendessen?

liebe grüße suzah
 
liebe suzah

da muss ich dich leider enttäuschen, ich mag keine Fische essen, also lass ich sie nach dem Fangen wieder aus. Sie gefallen mir im Wasser besser wie in der Pfanne. Und da ich nur das Fliegenfischen ausübe und nur ganz kleine Hacken ohne Widerhaken verwende, verschmerzen sie das.

in den Stauseen unsere Berge schwimmt die Bach, Regen, See und Tigerforelle. Auch der Seesaibling ist in den Seen heimisch geworden und mit etwas Glück bekommt man auch Mal eine lustige Groppe zu Gesicht. Der Forellenbestand wird durch Besatz reguliert und ich mag die Fische.

liebe grüße
nach berlin
gernot

PS. so schön wars heut auch wieder nicht in der silvretta, es hatte nur sieben-acht grad, und nieselte immer wieder, vor drei wochen hats mich da oben sogar noch ein bisschen beschneit.
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
danke für deine antwort und deine einstellung zu den fischen. die silvretta kenne ich.
nun warte ich auf deine geänderte kindergeschichte.

liebe grüße suzah
 

Tante Oma

Mitglied
Hallo Gernot!

Eine schöne Geschichte!
Du hast alles gut beschrieben!

Einige Vorschläge, die Du übernehmen kannst, wenn Du willst.
Zu Hause bettete er sie in einen Schuhkarton, den er vorher mit Heu – Du kannst auch schreiben, die Hälfte der Schachtel hat er mit Heu und die andere Hälfte der Schachtel mit Vogelsand gefüllt.

Am späten Nachmittag saß Kevin [strike]auf [/strike][strike]seiner Gartenmauer [/strike] auf der Gartenmauer und ließ seine Beine [strike]nach [/strike][strike]Herzenslust[/strike] – Kinder kennen das Wort nicht, besser ist lustig baumeln.
Vielleicht mögt ihr [strike]beiden[/strike] – beide mal zu Besuch kommen und mir zeigen, [strike]was so ein Vogel alles lernen kann[/strike] was dein Vogel alles kann.

Herzliche Grüße
Tante Oma
 
Der Junge und die Elster
(für Kinder ab ca. sechs)

Es ist noch nicht lange her, da lebte im Dorf ein Junge, der gerne barfuß ging: auf der Straße, den Feldwegen, den Äckern und Wiesen und sogar barfuß zur Schule. Der Junge, er hieß Kevin, verbrachte seine freie Zeit in den Wäldern und an den Bächen, wo er Forellen mit den bloßen Händen fing. Er kannte die Stimmen der Tiere, konnte ihre Spuren lesen und wusste, wo sie zu finden waren, wenn er ihnen nahe sein wollte, denn er liebte die Natur.

Von einem seiner Streifzüge brachte Kevin eine junge Elster mit. Sie war von hoch oben aus einem Nest im Baum direkt vor seine Füße gefallen. Zu Hause bettete er sie in einen Schuhkarton, den er zuvor mit Heu und Vogelsand ausgepolstert hatte. Von seinen Eltern ließ er sich zeigen, wie man aus Hundefutter, Zwieback, Eigelb und Vitaminen die richtige Futtermischung herstellt und fütterte seinen Vogel damit alle zwei Stunden mit einer Pipette. Dies machte er so lange, bis seine Elster fliegen konnte und lernte, sich ihr Futter selbst zu besorgen. Als das Gefieder glatt und glänzend war, und die Flügel sie durch die Luft trugen waren sie schon lange zu unzertrennlichen Freunden geworden. Selten traf man einen von beiden alleine an: Wo der Junge war, war auch der Vogel, wenn man den Vogel sah, war der Junge nicht weit. Wenn der Junge zur Schule ging, langweilte sich die Elster, die mittlerweile Elsa hieß, draußen auf einem Baum und schimpfte in ihrer Vogelsprache.

Waren sie zusammen, saß Elsa auf Kevins Schulter und spielte mit seinen Haaren, zupfte an einzelnen Strähnen und zwitscherte ihm ins Ohr, als wollte sie ihm eine Geschichte erzählen. Der Junge konnte die Sprache der Elster nicht verstehen, aber es musste sich um Geschichten handeln, dachte er, denn sie erzählte sehr lange und lebhaft. Manchmal leise und dann wieder laut. Selten machte sie eine kurze Pause, um schnell einen Vogelruf aus der Ferne nachzuahmen, bevor sie ihre Erzählung wieder aufnahm, die ihr sehr wichtig zu sein schien.

Kevin wohnte mit seinen Eltern mitten im Dorf in einem alten Fachwerkhaus. Im Haus gegenüber wohnte Griesgram. Griesgram war natürlich nicht sein richtiger Name, die Dorfkinder nannten ihn heimlich so, wenn sie von ihm sprachen. Er war ein alter, oft schlecht gelaunter Mann, der ganz alleine lebte und immer mit den Kindern schimpfte. Besonders Kevin und seine Elster konnte er nicht leiden, der Vogel hatte ihm schon mehrmals seinen Kot auf der Fensterbank hinterlassen. Beim letzten Mal hatte er Elsa dabei erwischt und ihr einen seiner Pantoffel nach geworfen. Die Elster wurde von dem Schuh gestreift, erschrak fürchterlich und flog schnell nach Hause.

Griesgram freute sich über den Treffer. Was er aber nicht wusste: Elstern sind sehr kluge Vögel und vergessen nie und nimmer was. Als Griesgram an einem Sonntagmorgen bei geöffnetem Fenster in seinem Bett schlief, landete Elsa auf dem Holzrahmen des Betts. Die Zehen von Griesgram schauten unter der Decke wie krumme Stöckchen hervor. Mit schief gelegtem Kopf betrachtete der Vogel die kleinen Stöckchen, die manchmal wackelten und sich krümmten. Die runden, schwarzen Knopfaugen funkelten. Ein paar Mal trippelte sie auf dem Bettgestell hin und her. Dann pickte sie blitzschnell in das dickste der Stöckchen. Griesgram fuhr mit einem Schrei aus dem Schlaf und sah die Elster nur noch durch das Fenster davon fliegen.

Am späten Nachmittag saß Kevin auf der Gartenmauer und ließ seine Beine lustig baumeln. Die Elster kam angeflogen und landete nicht weit entfernt von ihm. Im Schnabel trug sie eine wilde Erdbeere. Hüpfend näherte sie sich ihrem Freund. Sie legte die Erdbeere neben ihn und dieser wusste, sie hatte wieder einmal etwas angestellt. Denn die Elster kannte die Vorliebe des Jungen für Erdbeeren, und jedes Mal, wenn sie ein schlechtes Gewissen plagte, schenkte sie ihm eine Beere. Der Junge lächelte, aß die Erdbeere und hörte zu, was der Vogel ihm erzählte.

Auf dem Weg nach Hause kam er mit Elsa am Haus von Griesgram vorbei. Der alte Mann saß am offenen Fenster und hatte die Arme auf der Fensterbank abgestützt. Auf seiner Stirn zeigten sich schon die ersten Zornesfalten. Plötzlich erhob sich Elsa in die Luft, verschwand und kam kurz darauf mit einer Erdbeere im Schnabel zurück. Doch, statt zu Kevin zu fliegen, landete sie auf der Fensterbank und legte die Frucht neben Griesgram ab. Dann legte sie ihren Kopf noch einmal schief, zwitscherte kurz und flog weg.

„Was war das denn jetzt?“, fragte Griesgram erstaunt.
„Elsa hat sich bei Ihnen für etwas entschuldigt.“, erklärte der ebenso verblüffte Kevin.
„Entschuldigt? Ein Vogel? Nötig war das ja, aber, dass deine Elster so intelligent ist, das hätte ich nicht gedacht.“, kopfschüttelnd entfernte sich der alte Mann vom Fenster und holte eine Tüte Kekse aus der Küche. „Hier, hast Du was für deine Elsa und für dich, wenn du magst. Vielleicht mögt ihr beiden ja mal zu Besuch kommen und mir zeigen, was dein Vogel alles kann.“
Jetzt war Kevin sprachlos, das konnte doch nicht der alte Griesgram sein. Elsa hatte mit ihrer Erdbeere ein Wunder vollbracht.
„Ach so, ich weiß, dass ihr mich Griesgram nennt, du kannst aber gerne Holger zu mir sagen.“, mit einem Zwinkern schloss Holger das Fenster. Kevin hüpfte über die Straße nach Hause und teilte dort mit Elsa freundschaftlich die Kekse.
 
Hallo Tante Oma

Freu mich, dass du auch noch vorbei geschaut hast und dass es dir gefällt. Deine Vorschläge habe ich übernommmen, die sind gut.

liebe grüße
gernot
 

Tante Oma

Mitglied
Hallo Gernot!

Ich war auf Urlaub, deshalb habe ich jetzt erst vorbei geschaut.
Ich war mit meinem Mann in Island eine Woche.
Es war wunderschön! Natur pur!

Liebe Grüße
Tante Oma
 

Melonenfee

Mitglied
Hallo Gernot,

ich habe Deine Geschichte gerne gelesen. Sie zeigt uns, dass nicht alle Menschen so sind, wie sie scheinen. Manchmal braucht´s nur eine Kleinigkeit, um etwas Neues zu entdecken.

Ein paar Kleinigkeiten:

Zu Hause bettete er sie in einen Schuhkarton, den er zuvor mit Heu und Vogelsand ausgepolstert hatte.
(Das mit dem Zitat hab ich noch nicht raus, deshalb markiere ich Deine Textstellen einfach mal fett. )
Vogelsand und polstern passt irgendwie nicht zusammen.

Mit schief gelegtem Kopf betrachtete der Vogel die kleinen Stöckchen, die manchmal wackelten und sich krümmten. Die runden, schwarzen Knopfaugen funkelten.
Einen kleinen Augenblick könnte man glauben, die "Stöckchen" hätten die Knopfaugen.
Vllt: Elsas schwarze Knopfaugen funkelten.

Ein paar Sätze sind in Deiner Geschichte, die für 6jährige ein wenig lang sind. Die ließen sich wunderbar teilen, ohne an Wirkung einzubüßen.
Schön wäre es, die Kinder, die Deine Geschichte lesen, könnten sich Deine Prots besser vorstellen. Kleine Beschreibungen ließen sich ohne Aufdringlichkeit leicht in den Text integrieren.

Insgesamt eine Geschichte, die durch ihre Ruhe wirkt und sehr gefällt.

Liebe Grüße, Melonenfee
 
Der Junge und die Elster
(für Kinder ab ca. sechs)

Es ist noch nicht lange her, da lebte im Dorf ein Junge, der gerne barfuß ging: auf der Straße, den Feldwegen, den Äckern und Wiesen und sogar zur Schule. Der Junge, er hieß Kevin, war acht Jahre alt. Solange es warm genug war, lief er in kurzen Hosen, aus denen die braun gebrannten Beine heraus schauten. Meistens trug er auch seine Schirmmütze verkehrt herum auf seinen kurzen braunen Haaren. Seine freie Zeit verbrachte er im Wald. Dort fing er am Bach Forellen mit den bloßen Händen. Er kannte die Stimmen der Tiere und konnte ihre Spuren lesen. So wusste er immer, wo sie zu finden waren, wenn er ihnen nahe sein wollte.

Von einem seiner Streifzüge brachte Kevin eine junge Elster mit. Sie war von hoch oben aus einem Nest im Baum direkt vor seine Füße gefallen. Ein kleines, noch flaumiges Vögelchen war sie. Das schwarze Federkleid und der weiße Brustlatz sahen noch stumpf aus. Der schwarze Schnabel war hungrig aufgesperrt. Zu Hause füllte er einen Schuhkarton zur Hälfte mit Vogelsand. Dann polsterte er ihn mit Heu aus und bettete den Vogel hinein. Von seinen Eltern ließ er sich zeigen, wie man aus Hundefutter, Zwieback, Eigelb und Vitaminen die richtige Futtermischung herstellt und fütterte den Jungvogel alle zwei Stunden mit einer Pipette. Dies machte er so lange, bis seine Elster fliegen konnte und lernte, sich ihr Futter selbst zu besorgen. Als das Gefieder glatt und glänzend war, und die Flügel sie durch die Luft trugen, waren sie schon lange zu unzertrennlichen Freunden geworden. Selten traf man einen von beiden alleine an: Wo der Junge war, war auch der Vogel, wenn man den Vogel sah, war der Junge nicht weit. Wenn der Junge zur Schule ging, langweilte sich die Elster, die mittlerweile Elsa hieß, draußen auf einem Baum und schimpfte in ihrer Vogelsprache.

Waren sie zusammen, saß Elsa auf Kevins Schulter und spielte mit seinen Haaren. Dabei zupfte sie an einzelnen Strähnen und zwitscherte ihm ins Ohr, als wollte sie ihm eine Geschichte erzählen. Der Junge konnte die Sprache der Elster nicht verstehen. Es musste sich um Geschichten handeln, dachte er, denn sie erzählte sehr lange und lebhaft. Manchmal leise und dann wieder laut. Selten machte sie eine kurze Pause, um schnell einen Vogelruf aus der Ferne nachzuahmen. Dann nahm sie ihre Erzählung wieder auf, die ihr sehr wichtig zu sein schien.

Kevin wohnte mit seinen Eltern mitten im Dorf in einem alten Fachwerkhaus. Im Haus gegenüber wohnte Griesgram. Griesgram war natürlich nicht sein richtiger Name, die Dorfkinder nannten ihn heimlich so, wenn sie von ihm sprachen. Er war ein alter, oft schlecht gelaunter Mann. Im Sommer saß er tagsüber auf einem Stuhl vor dem offenen Küchenfenster. Auf der Fensterbank hatte er ein Kissen liegen, worauf er seine Arme abstützte. Sein Gesicht hatte ganz tiefe Falten und sein volles weißes Haar hing bis zu den Augen hinab. Der alte Mann lebte ganz alleine und schimpfte immer mit den Kindern. Besonders Kevin und seine Elster konnte er nicht leiden, der Vogel hatte ihm schon mehrmals seinen Kot auf der Fensterbank hinterlassen. Beim letzten Mal hatte er Elsa dabei erwischt und ihr einen seiner Pantoffel nach geworfen. Die Elster wurde von dem Schuh gestreift, erschrak fürchterlich und flog schnell nach Hause.

Griesgram freute sich über den Treffer. Was er aber nicht wusste: Elstern sind sehr kluge Vögel und vergessen nie und nimmer was. Als Griesgram an einem Sonntagmorgen bei geöffnetem Fenster in seinem Bett schlief, landete Elsa auf dem Holzrahmen des Betts. Die Zehen von Griesgram schauten unter der Decke wie krumme Stöckchen hervor. Mit schief gelegtem Kopf betrachtete der Vogel die kleinen Stöckchen, die manchmal wackelten und sich krümmten. Elsas runde, schwarze Knopfaugen funkelten. Ein paar Mal trippelte sie auf dem Bettgestell hin und her. Dann pickte sie blitzschnell in das dickste der Stöckchen. Griesgram fuhr mit einem Schrei aus dem Schlaf und sah die Elster nur noch durch das Fenster davon fliegen.

Am späten Nachmittag saß Kevin auf der Gartenmauer und ließ seine Beine lustig baumeln. Die Elster kam angeflogen und landete nicht weit entfernt von ihm. Im Schnabel trug sie eine wilde Erdbeere. Hüpfend näherte sie sich ihrem Freund. Sie legte die Erdbeere neben ihn und dieser wusste, sie hatte wieder einmal etwas angestellt. Denn die Elster kannte die Vorliebe des Jungen für Erdbeeren, und jedes Mal, wenn sie ein schlechtes Gewissen plagte, schenkte sie ihm eine Beere. Der Junge lächelte, aß die Erdbeere und hörte zu, was der Vogel ihm erzählte.

Auf dem Weg nach Hause kam er mit Elsa am Haus von Griesgram vorbei. Der alte Mann saß am offenen Fenster. Auf seiner Stirn zeigten sich schon die ersten Zornesfalten. Plötzlich erhob sich Elsa in die Luft, verschwand und kam kurz darauf mit einer Erdbeere im Schnabel zurück. Doch, statt zu Kevin zu fliegen, landete sie auf der Fensterbank und legte die Frucht neben Griesgram ab. Dann legte sie ihren Kopf noch einmal schief, zwitscherte kurz und flog weg.

„Was war das denn jetzt?“, fragte Griesgram erstaunt.
„Elsa hat sich bei Ihnen für etwas entschuldigt.“, erklärte der ebenso verblüffte Kevin.
„Entschuldigt? Ein Vogel? Nötig war das ja, aber, dass deine Elster so ein kluges Geschöpf ist, das hätte ich nicht gedacht.“, kopfschüttelnd entfernte sich der alte Mann vom Fenster und holte eine Tüte Kekse aus der Küche. „Hier, hast Du was für deine Elsa und dich. Vielleicht mögt ihr beiden ja mal zu Besuch kommen und mir zeigen, was für Trick`s dein Vogel kann.“
Jetzt war Kevin sprachlos, das konnte doch nicht der alte Griesgram sein. Elsa hatte mit ihrer Erdbeere ein Wunder vollbracht.
„Ach so, ich weiß, dass ihr mich Griesgram nennt, du kannst aber gerne Holger zu mir sagen.“, mit einem Zwinkern schloss Holger das Fenster. Kevin hüpfte über die Straße nach Hause und teilte dort mit Elsa freundschaftlich die Kekse.
 
hallo flammarion

ich freu mich sehr über dein lob.
und ich freu mich noch über etwas anderes, ich glaub, du weißt, was ich mein.

liebe grüße aus vorarlberg
gernot
 

Melonenfee

Mitglied
Hallo Gernot,

die Änderungen, die du gemacht hast, lassen Deine Geschichte gleich "farbiger" und lebendiger wirken. Besonders die Beschreibung des hungrigen Vogelbabys gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße, Melonenfee
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
das überarbeiten hat sich gelohnt! deine geschichte gefällt mir jetzt sehr gut und ist wirklich sehr schön und auch kindgerecht geschrieben",

noch zwei kleinigkeiten:

"Der alte Mann saß [blue]wieder[/blue] am offenen Fenster

"du kannst aber gerne Holger zu mir sagen.“
das passt nicht so ganz (ins dorf), dass der junge ihn nur mit dem vornamen nennen soll. ich denke der alte würde vielleicht eher sagen:
"du kannst mich [blue]opa[/blue] holger oder onkel holger nennen.

liebe grüße suzah
 
hallo liebe suzah

ja, ich denk, es hat sich wirklich gelohnt, bei so vielen fleißigen Helferlein kein Wunder.
Deine Vorschläge setz ich um.
Vielen Dank euch allen.
Ganz liebe Grüße
gernot
 



 
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