Der Kaffeetrinker

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Emmalouis

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Der Kaffeetrinker

Zeitig am Morgen, so gegen sieben. Die Maschine zur
Herstellung meines allmorgendlichen Kaffeegetränks hat
den Vorgang, Wasser im Behälter zum Kochen zu bringen,
beendet. Sie beginnt damit, Dampf über den
gemahlenen Kaffee zu leiten, um ihn drakonisch
auszulaugen. Die entstandenen Wassertropfen versinken durch den
Filter. Aroma beginnt sich langsam im Raum auszubreiten,
wie ein unsichtbarer Nebel. Stimulierende Wahrnehmungen auf
meine Geschmacksinne, bereiten sich fühlbar
auf das Begehrenswerte vor. Diese eindrucksvolle Erwartung,
jeden Tag aufs Neue. Ohne dieses beinhaltende Alkaloid,
kommt mein Großhirn, und dadurch wiederum, mein Kreislauf, ja sogar mein
Atemzentrum nur mäßig in Gang.
Der erste Schluck, dazu eine Zigarette und der Tag ist
willkommen.
 
@ Emmalouis

Na ja, wenn's einen Nobelpreis für Kaffeetrinken gäbe, hätt' ich den, denn ich: seit ich lebe, zu jeder Zeit, und in fast unbegrenzten Mengen und fast alle Sorten: Kaffee als Leib- und Magengetränk, kalt, warm, heiß, als Kaffee-Eiswürfel gefroren zum Lutschen (außerdem soll Kaffee auch tatsächlich sehr gesund sein).

Deshalb aber verstehe ich als quasi K."Experte" an Deinem viel zu knappen Text nicht, weshalb Du die Funktionsweise Deines eigentlich doch nebensächlichen K.Automaten so ausführlich breit-trittst, ohne andererseits aber evtl. die Vorzüge auch anderer solcher Maschinchen aufzuführen.
K. mittels Filter brühen ist zB nicht optimal, und mit normalem Wasser eh nicht.

Den Satz.
[Stimulierende Reflexe auf meine Geschmacksinne bereiten sich fühlbar auf das Begehrenswerte vor.]
verstehe ich eigentlich gar nicht, denn (reiner) Kaffee "schmeckt" im Prinzip ja einfach nur bitter und sieht auch nicht verlockend aus als schwarze "Pampe".

Und hier:
[Ohne dieses beinhaltende Alkaloid kommt mein Großhirn, mein Kreislauf, ja sogar mein Atemzentrum nur mäßig in Gang.]
müsste statt "kommt" -kommen- stehen, und Kaffee ist -im Gegensatz zum allgemeinen Vorurteil- kaum kreislauf-wirksam, und aufs Atemzentrum im verlängerten Rückenmark wirkt er gottseidank gar nicht, sonst wäre man beim K.Trinken sehr schnell in Lebensgefahr.

Der Trick beim K.Trinken ist, dass das enthaltene Coffein zusammen mit synergistischen Stoffen hemmende Gehirnzellen der Großhirnrinde herabregelt, woraufhin das Hirn bei chronischem Kaffeegenuss zuerst mal Gas gibt, und späterhin aber mehr dieser Inhibitorzellen herstellt, um sein Funktionsgleichgewicht aufrecht zu erhalten.
Daher braucht der chronische K.Trinker immer mehr vom Guten Schwarzen, um die erwünschten Effekte der Analepsie zu erleben (Anregung der frontalen Hirngebiete), die einfach daraus bestehen, die hemmenden Hirnzellen in diesem Gebiet herabzuregeln.
Deshalb gibts auch den Coffein-Mangel-Kopfschmerz (eine eklige Sache). Ohne Kaffee tritt die Hemmwirkung der Inhibitorzellen in den Vordergrund, und da die zahlreicher sind, als bei kaffeelosen Leuten, dann umso stärker: Der auf Entzug gesetzte K.Trinker hat "Migräne", fühlt sich schlapp, lustlos, evtl. sogar depressiv-verstimmt, oder ist aggressiver als normal, usw.

Kaffee ist ein vollgültiger Suchtstoff, und gottlob steht noch nicht auf jeder Kaffeepackung:
"Die EU-Gesundheitsminister: Wer das Kaffeetrinken aufgibt, verringert das Risiko organischer Hirn- und psychischer Wesensveränderungen."
Aber das kommt vielleicht auch noch, genau wie beim Tabak. Dann braucht man zum Betreten einer Tschibo-Filiale den Ausweis, und wer zu Hause Kaffee stapelt, kriegt Besuch vom Drogen-Dezernat - hihi.

Vielleicht solltest Du den Text über Kaffee noch einmal schreiben? Etwas zur Geschichte der Sache erwähnen, nicht vergessen die Kultur der Kaffeehäuser, und dass ganz viele Philosophen und Schriftsteller vielleicht unbekannt geblieben wären ohne Kaffee (zB Voltaire oder Balzac = größeres Thema: "Kunst und Drogen")- und Dir im Weiteren beim Schreiben vorstellen, dass Du die Vorzüge des K.Genusses so einem richtigen mickrigen, mageren, missgelaunten, vegetarisch-asketischen Teetrinker und Nichtraucher schildern müsstest, und zwar so intensiv, dass der das auch begreift und konvertiert.

Und politisch: Auch heute noch wird jedes gute Tässchen mit dem Blut und Elend derjenigen Leute bezahlt, die diesen Stoff aller möglichen Genüsse als Farmer wachsen lassen. Sieh mal, wie widersinnig es kommt, dass zB Costa Rica ein schrecklicher sozialer "Müllberg" ist, auf dem die Leute dort einen der besten Kaffees der Welt produzieren, oder "Café de Colombia" = Kolumbien mit seinem riesigen Kaffeeangebot, und das Land steht seit -im Prinzip- ~500 Jahren im ausweglosen Bürgerkrieg.
Schau nach unter "federacion de cafeteros", das ist die internationale Kaffee-Mafia, und erwähne Liselotte von der Pfalz, die einst Schokolade und Kaffee soff, und in verlogenen Traktaten dem Volk Wasser an-empfahl, "weil's gesünder ist".

Und vielleicht erwähnst Du ja auch dann die K.Sorte "blue mountain", fast teurer als Gold, von dem das japanische Kaiserhaus den Großteil (die besten Lagen jedenfalls) stets aufkauft.

Brühe Dir in Mußestunden reichlich Tässchen des Guten, und dann mach was draus, textlich.
Kaffee ist ein riesiges Thema, viel zu schade, um in "drei Sätzlein" abgehandelt zu werden.

(Ich sage öfter: "Wer Kaffee trinkt (viel) und Tabak raucht (in Maßen), der ist wahrer Mensch, alle anderen .??., na ja, die Evolution arbeitet noch daran!")
 

Emmalouis

Mitglied
Hallo Waldemar Hammel!
Deine Antwort, Donnerwetter! Ich habe die Worte aufgenommen, wie ein trockener Schwamm Nässe. Beanstandung zuzüglich Verbesserungsvorschlag, das hat mich außerordentlich angesprochen. Auch ich bin ein begeisterter Kaffeetrinker, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich muss anerkennen, Kaffee hat wesentlich mehr Potenzial, als ich mit meiner Miniabfassung dargeboten habe. Dennoch wollte ich ausschließlich meine Spannung, meine Vorfreude beschreiben. Vielleicht kannst Du mir zumindest da beipflichten. Ehe man den ersten Kaffee am Morgen trinkt, kann der Wohlgeruch durchaus eine Rolle spielen.
Lieben Gruß
Emmalouis
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Gibt es irgendeinen plausiblen Grund, warum du diesen Prosatext mit handgemachten Zeilenumbrüchen hier einstellst?


Details:

Zeitig am Morgen, so gegen sieben. Die Maschine zur
Herstellung meines allmorgendlichen Kaffeegetränks hat
den Vorgang, Wasser im Behälter zum Kochen zu bringen[red]KOMMA[/red]
beendet. Sie beginnt damit[red]KOMMA[/red] Dampfdruck[red]Man kann Dampf über etwas leiten, vielleicht auch (Hoch)Druckdampf, aber nicht Dampfdruck[/red] über den
gemahlenen Kaffee zu leiten, um ihn drakonisch
auszulaugen. Die ersten Tropfen [red]Was für Tropfen? Ich denke, die Maschine arbeitet mit Dampf …[/red] versinken durch den
Filter. Aroma beginnt sich langsam im Raum auszubreiten,
wie ein unsichtbarer Nebel. Stimulierende Reflexe auf
meine Geschmacksinne bereiten sich fühlbar
auf das Begehrenswerte vor. [red]Mal eingedampft: „Reflexe bereiten sich vor“ - wie geht das denn? „Reflexe auf die Geschmacksinne“ - Der LICHTreflex kann sichtbar sein, über eine Oberfläche huschen und sogar etwas auslösen. Aber nicht auf etwas einwirken. Die Reflexe, die du meinst - unwillkürliche körperliche Reaktionen - können nicht mal das (sichtbar sein und huschen). Zwar kann ein Reflex dazu führen, dass man jemandem eine runter haut, aber dann wirkt die Hand auf die Backe des Gegners, nicht der Reflex.[/red] Diese eindrucksvolle Erwartung [blue]Eindrucksvolle Erwartung?[/blue],
jeden Tag aufs Neue. Ohne dieses beinhaltende Alkaloid [red]… und was beinhaltet das Alkaloid? (Nichts. Es sei denn, du spielst auf die chemische Zusammensetzung an.) Oder meinst du „dieses jenes Alkaloid beinhaltende Getränk“?[/red]
kommen mein Großhirn, mein Kreislauf, ja sogar mein
Atemzentrum [blue]Meinst du wirklich die Stelle im Gehirn, die die Atmung steuert?[/blue] nur mäßig in Gang.
Der erste Schluck, dazu eine Zigarette und der Tag ist
willkommen.
 



 
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