Der Kelch

Als wir uns trafen, nahmen wir unsere Herzen
und formten daraus einen Kelch der Liebe.

Wir brannten ihn in unserer Leidenschaft
und füllten ihn mit all' unserem Vertrauen,
unserer Hoffnung und unserer Sehnsucht.

Doch dann, im Laufe der Zeit,
still und heimlich,
gerann die süße Füllung.
Vielleicht dadurch, daß wir sie vernachlässigten,
daß wir durch unseren Mißverstand unser Vertrauen und unsere Hoffnung
zu Zweifel und Verbitterung werden ließen.

Und so gährte der Saft unserer Liebe zu bitteren Tränen,
welche sich im Laufe der Zeit immer tiefer in den Kelch fraßen.
Wir bemerkten dies nicht, aber eines Tages zerbrach er
und vergoß seinen Inhalt zwischen uns.

Alles, was übrig blieb, waren die Scherben unserer Herzen
in einem Meer aus vergoßener Tränen,
und wir fanden uns wieder,
wie wie aus den Trümmern unseres zerbrochenen Glückes
die Reste unsererer Herzen einsammelten.

Hin und wieder schnitten wir uns an den spitzen Scherben,
sowohl deiner als auch meiner.
Vielleicht hast Du einen Teil meines Herzens behalten und ich einen Teil Deines.
Aber heute haben wir daraus wieder zwei einsame Herzen geformt,
darauf wartend, daß wir ein anderes finden,
mit dem wir es zu einem Kelch der Liebe verschmelzen können.

Einen Kelch, welcher vielleicht stark genug ist,
der Zeit und der Angst zu trotzen.
Einem Kelch, welcher stark genug ist,
unser Vertrauen, unsere Hoffnung und unsere Sehnsucht zu tragen
- ein Leben lang.

(Denn selbst der bitterste Frühlingsregen
wird eines Tages der Sonne weichen...)

(Übernommen aus der 'Alten Leselupe'.
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