Der Krieg

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Toby

Mitglied
An ihren Hälsen tragen sie zum Zeichen
des Opfers einen schwarzen Strich aus Ruß,
wenn unten sie im Hof vorüberschleichen,
erheben sie die Hände wie zum Gruß.

Die graue Menge schnarrt aus ihrer Mitte,
wenn sie zum letzten Mal die Heimat sieht,
dann bricht sie auf und wie nach alter Sitte
klingt von den trocknen Lippen unser Lied.

Am Fenster summen wir die alte Weise
mit einem stolzen Lächeln im Gesicht
und bleiben dort, die Schwachen und die Greise,
zurück und löschen bald das Kerzenlicht.

Dann sind sie fort und alle Münder schweigen,
nur ferne hört man eine Mutter flehn:
\"Bringt mir den Sohn zurück, ihr törichten und feigen
Verbrecher, gebt ihn frei, oh bitte lasst ihn gehn!\"

Die Nacht wird bleich und mündet in den Morgen,
der Tag erobert glühend Dach um Dach,
doch unsre Ängste waren wie die Sorgen
in unsern Herzen lang schon vor ihm wach.

\"Und weißt du nicht, was sich derweil begeben,
und weißt du nicht, was sich ereignet hat?\"
fragt mancher und \"Ist der und der am Leben
aus diesem und aus jenem Teil der Stadt?\"

Zu Mittag prescht der schlechteste der Boten,
die feindliche Armee, mit Kunde an,
das Feld ist rot und übersät mit Toten,
und überlebt hat nicht ein einzger Mann.

Spät abends, wenn wir in den stummen Mauern
gefangen sind und keine Hoffnung sehn,
wenn wir betroffen um die Söhne trauern,
dann können wir uns selber nicht verstehn.

Wir schwärzen uns mit Ofenruß die Nacken,
so mit dem Tode ganz auf Du und Du,
dann greifen wir zu Spaten und zu Hacken
und decken unsre toten Söhne zu.
 
B

bonanza

Gast
das hast du hoffentlich nicht abgeschrieben.
gelungenes antikriegsgedicht.

bon.
 



 
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