Der Neukauf

anemone

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Mir war da eine Panne passiert. Nachdem wir uns mit einer Flasche Rotwein am Strand niedergelassen hatten und diese im Lauf der Zeit auch entleerten, muss ich wohl doch nicht mehr so ganz nüchtern gewesen sein.

Marion hatte noch ihre Sinne sämtlich beisammen, aber mir fiel es schon schwerer, mich auf die nächsten Dinge zu konzentrieren, so z.B. darauf die beiden Rucksäcke mit aus dem Taxi herauszunehmen.

Bevor ich richtig begriff, dass der Fahrer schon davongebraust war, fehlte mir ein Beutel. Wir dachten über den Inhalt nach und beschlossen, dass der Verlust nicht allzu groß wäre. Erst im Lauf des weiteren Tages bemerkte ich dann noch den Verlust meiner Uhr, die wohl das Teuerste vom Inhalt dieses Beutels darstellte.

Ebenso steckte dummerweise nur eine Bikinihälfte in dem abhanden gekommenen Rucksack, den ich auch am nächsten Tag nicht wieder erhalten sollte.

Trotz allem konnte ich den Verlust verschmerzen, nahm mir jedoch vor, so nach und nach die verlorenen Teile durch Neukauf zu ersetzen.

Das war dann der Grund, weshalb ich in dem Einkaufszentrum auf ein Sportgeschäft zuging, um mir die dort angebotenen Bikinis anzuschauen.

Anfangs ließ man mich gewähren. Ich schaute mir in Ruhe die Teile an und musste feststellen, dass sie zwar nicht billig, aber dennoch gut waren.

Nun hatte man mich aber wohl lange genug in Ruhe gelassen. Der Verkäufer schritt zur Tat.

Ständig hielt er mir Bikiniteile vor, die mir unmöglich passen konnten. Er schien sich darüber zu amüsieren, wenn ich sie wegschob mit dem Kommentar: „Zu klein! Das Oberteil ist zu klein!“ Nun drängelte er darauf, mich in die Kabine zu bekommen.

Er hielt mir die Bikinis vor und sobald ich nickte suchte er im Eiltempo nach der richtigen Größe. Nachdem er mir dann 5-6 Teile in die Hand gedrückt hatte, schob er mich damit in die Umkleidekabine.

Dort blieb mir kaum Zeit zum Anziehen, denn ich hatte den Verschluss noch nicht zu, stand er schon hinter mir, um mir behilflich zu sein. Kritisch musterte er, wog und zupfte von hinten und vorne und
lief nervös auf und ab zwischen den Ständern. Inzwischen kam er auch überraschend in die Kabine mit einigen neuen Größen.

Kunden, die den Laden zwischendurch aufsuchten, schienen ihm besonders genehm, wenn sie ihn bald wieder verließen. Wies ich ein Teil zurück mit der Bemerkung: „Zu teuer!“ Gab er es mir zurück mit dem Kommentar: „Oh, nix zu teuer, Papa Kapitaliste!“

Mich begann dieser Bikinikauf zu amüsieren, war doch dieser heißblütige Verkäufer scheinbar hier und jetzt zu allem bereit. Nachdem ich mich dann für ein Raubtiermuster entschieden hatte wurde ich von ihm noch herzlich umarmt bekam das Angebot, dass er gerne bei mir vorbeikäme, doch leider, hatte ich ja meinen Mann da.

Nachdem seine Finger dann auf dem Rechner hin und her surrten hatte er endlich die richtige Zahl ermittelt und der Kauf war perfekt. Zum Abschied umarmte mich der Heißblüter noch und drückte mich eng an sich. „Schade, meinte er, dass der Papa auch da sei!“
„Ja, da konnte man nichts machen!“ Es wär so schön gewesen, es hat nicht sollen sein!
 



 
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