Der Patient

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Doc Sternau

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Der Patient

Grelles Licht flutete den Korridor hinunter und erzeugte starke Reflektionen auf dem gummiartigen Fußboden, als an seinem südlichen Ende die Sicherheitstür mit einem lauten Zischen beiseite glitt und eine eilige Gruppe von Ärzten und Sanitätern, die eine Bahre in ihrer Mitte trugen, entließ.
"Blutdruck fällt!", "Kammerflimmern...", "Kortikalstimulatoren!", "Der Mann hat hohen Blutverlust!", "Zum OP! Schwester, wir brauchen Blutersatz C5, Beeilung...!"
Es dauerte keine zehn Sekunden, und das Rettungsteam war durch den nördlichen Ausgang wieder verschwunden. Niemand beachtete die beiden Männer, die jetzt langsamen Schrittes den Gang betraten und dem Rettungsteam hinterher liefen.
Der eine hatte schulterlanges schwarzes Haar, das er zu einem matt glänzenden Zopf zusammen gebunden hatte. Dadurch wurden seine langen spitzen Ohren sichtbar, in denen er eine Vielzahl kleiner goldener und silberner Ringe trug, was ihm ein verwegenes Aussehen verlieh. Sein Gesicht war kantig und lief spitz zu, ein seltsames Glänzen in seinen Augen verstärkte die hinterlistigen rattenartigen Züge des Mannes. Er trug eine graue Uniform, die an den Schultern blau gefärbt war. Ein zusätzlicher dicker Streifen der selben Farbe verlief von seiner rechten Schulter schräg über seine Brust. Unter den Arm geklemmt trug er einen goldenen Helm.
Der Andere hatte schlohweißes Haar, das zu einem glatten Bürstenschnitt frisiert war. Auch seine Ohren waren spitz, jedoch wiesen sie keinen Schmuck auf. Sein Gesicht trug einen kühlen energischen Zug, der sofort die Führungsperönlichkeit erkennen ließ. Seine Uniform unterschied sich kaum von der seines Begleiters, nur waren bei ihm Schultern und Querstreifen rot und golden gefärbt. Er betrachtete gerade aufmerksam einen Gegenstand den er in der Hand hielt.
Dieser war etwa einen Meter lang und sichelförmig gebogen. In der Mitte war er etwa Handbreit und lief zu den Enden hin spitz zu. Die Innenseite war rasiermesserscharf geschliffen und wies zwei gefährliche Zacken auf. Mehrere Aussparungen in der Klinge waren eindeutig als Handgriffe für den Benutzer gedacht.
Der Weißhaarige schien mit seiner Betrachtung fertig zu sein und wandte sich nun an seinen Begleiter: "Ein klingonisches Bathlet, ich hätte nicht gedacht, jemals eines im romulanischen Heimatsystem zu sehen! Woher hatte er das?"
Sein Begleiter zuckte kurz mit den Schultern und blickte weiter stur geradeaus.
Inzwischen hatten auch die beiden das Ende des Ganges erreicht und traten durch die sich öffnende Tür.

Der alte Mann reckte sich und öffnete die Augen, heute war der Tag gekommen, endlich würde er seine letzte Schlacht schlagen!
Zorn erfüllte ihn, als er an die vergangenen Jahre zurückdachte., Jahre voller Schmerz und Demütigung! Keine Möglichkeit, sein unehrenhaftes Leben zu beenden, musste er auf diesem öden Planeten sein Dasein fristen.
Aber heute würde er seine Freiheit erlangen oder seinen Platz in der ‚Schwarzen Flotte' einnehmen - denn heute war ein guter Tag zum Sterben!
Doch noch war es nicht soweit, er musste noch etwas warten und streckte sich deshalb noch einmal auf seiner harten Liege aus, um über seinen Fluchtplan nachzudenken.
Ein zynisches Lächeln umspielte seine Lippen, als er daran dachte, dass eine Taktik der verhassten Menschen ihm nun zur Flucht verhelfen sollte. Nie hätte ein Klingone daran gedacht, still zu halten und zu beobachten, um die Stärken und Schwächen seiner Gegner kennen zulernen. Aber zu Beginn seiner Gefangenschaft war er zu verletzt gewesen, um sich überhaupt zu bewegen!
Während des langen Heilungsprozesses hatte er genug Zeit gehabt, um über seine Lage nachzudenken. Er war zu dem Schluss gekommen, dass es doch nicht so unehrenhaft war, sich vorläufig in die Gefangenschaft zu ergeben.
Zwanzig Jahre waren seitdem vergangen, und endlich war es soweit, der Tag der Flucht war gekommen! Endlich kannte er alle Schwachpunkte seiner Gegner und hatte sich einen Fluchtweg erarbeitet, der ihn direkt zum Raumhafen führen würde. Und dann war er auf und davon!
Als eine Stunde später der Rundgang des Versorgungspersonals begann, war er bereit.

Die beiden Männer betraten den kreisförmigen Saal, der dem Operationsraum vorgelagert war, und blieben vor einer transparenten Wand stehen.
Hinter der Wand war das Rettungsteam damit beschäftigt, seinen sterbenden Patienten zu versorgen und ihm das Leben zu retten.
Der Weißhaarige betrachtete eine Weile das Schauspiel, dann fiel ihm seine Aufgabe wieder ein: "Wie konnte er eigentlich aus seiner Zelle entkommen Tolek?". Erwartungsvoll blickte er den jüngeren Romulaner an.
"Wir wissen es nicht genau Präfekt. Der Wächter berichtete, dass der Gefangene, als er ihm das Essen brachte, sehr freundlich zu ihm war und wie so oft ein Gespräch mit ihm begann. Während der Unterhaltung meinte der Gefangene, dass sein Fenster undicht sei und bat den Wächter, sich dieses einmal anzusehen. Der Wächter betrat auch gutgläubig die Zelle, da der Gefangene als äußerst ruhig galt. Kaum hatte er aber diesem den Rücken zugewandt, als er auch schon von hinten einen Schlag gegen den Kopf erhielt und bewusstlos zusammen brach." Nervös drehte er seinen Helm in den Händen und wartete auf die Antwort des Präfekten.
Als nach einer Minute diese noch nicht erfolgt war, wagte Tolek aufzublicken und gewahrte, dass der Präfekt gebannt das Geschehen im Operationssaal verfolgte. Tolek fragte sich, ob er überhaupt etwas mitbekommen hatte.
Der Präfekt beobachtete das OP-Team, es bestand aus einem Arzt, zwei Sanitätern und fünf Schwestern. An sich nichts interessantes, allerdings zog der Arzt unwillkürlich die Blicke auf sich. War es schon ungewöhnlich, einen Menschen im romulanischen Imperium zu sehen, so war dieser hier in einer Position, die ein Außenstehender eigentlich nicht erreichen sollte, ja nicht erreichen durfte!
Aber nicht einmal das hätte den Präfekten so in seinen Bann gezogen, vielmehr war es das seltsame ‚Ding' das am Bauch des Arztes lebte. Ein blaufarbenes Lebewesen schien sich dort festgesetzt zu haben, dass völlig aus Tentakeln zu bestehen schien.
Die Tentakel fuhren wild hin und her, manche hielten Skalpelle, andere Klammern oder Tupfer. Es schien, als könne der Arzt diese extra Gliedmaßen nach seinem eigenen Willen steuern.
Tolek bemerkte die Faszination des Präfekten: "Ahh, Sie sind von dem Menschen fasziniert? Sein Name ist Sternau, Karl Sternau. Er stammt wohl von der Erde, obwohl seine Geschichte recht seltsam ist, er tauchte vor etwa 15 Jahren mitten im imperialen Bankettsaal auf. Er behauptet in einem parallelen Universum gefangen gewesen zu sein, naja, wir hielten ihn ziemlich lange für einen unfähigen Spion, er war eine ganze Weile auf dem Mond inhaftiert, konnte dann aber irgendwie einen Gönner gewinnen und arbeitet seitdem hier und genießt ein relativ freies Leben. Was dieses Ding auf seinem Bauch ist konnten wir nicht herausfinden, er nennt es einen Okto aber wir haben noch nie etwas ähnliches gesehen."
Der Präfekt nickte und verfolgte weiter, wie der Arzt, Sternau, als Einmann-OP-Team arbeitete.

Der erste Teil seine Plans war ein voller Erfolg gewesen.
Der alte Klingone war in Hochstimmung. Noch einfacher, als er gedacht hatte, ließ sich der Wächter überrumpeln aber der schwierigste Teil seiner Flucht lag noch vor ihm.
Als erstes würde er sich eine Waffe besorgen müssen. Bei diesem Gedanken bekamen seine Augen den Glanz eines Raubtieres, sein Gesicht verzog sich zu einem wölfischen Grinsen. Oh ja, heute befand er sich auf der Jagd!
Kurz darauf stürmte er kampfbereit in das Ausrüstungslager der Wachen und stellte zu seiner Freude, aber gleichzeitig auch Enttäuschung fest, dass sich keine Wachen in dem Raum aufhielten.
Schnell trat er an den Replikator und begann seine Wünsche zu nennen, wurde aber sofort von einer mechanischen Stimme unterbrochen: "Bearbeitung nicht möglich! Zugangscode erforderlich!"
Ein Knurren löste sich von den Lippen des Klingonen. Daran hatte er nicht gedacht! Seine einzige Hoffnung bestand darin, dass die Romulaner doch nicht soviel mit ihren rassischen Vettern gemein hatten.
Hastig durchwühlte er den Schreibtisch des Lagerverwalters - ohne Ergebnis! Zorn und Wut flutete durch seinen Körper, so durfte es einfach nicht enden, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. In fliegender Eile untersuchte er die Schubfächer erneut und wollte bereits frustriert aufgeben, als er im hintersten Winkel des obersten Schubfaches einen kleinen Zettel entdeckte.
Hastig zog er ihn hervor. Erleichterung überkam ihn, als er die Kombination auf dem Zettel las.
Widerspruchslos akzeptierte der Computer den Code und der Klingone konnte endlich seine Wünsche nennen. Kurze Zeit später summte es im Fach des Replikators, und der Wirbel aus Energie formte sich zu einem langen spitzen Gegenstand.
Lächelnd nahm inh der Klingone aus dem Fach und strich liebkosend über die Klinge des Bathlets.
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Überrascht blieb der hereinkommende Romulaner stehen.

Plötzlich riss sich der Präfekt von dem Schauspiel los, als wäre er mit einem Eimer kalten Wassers übergossen worden.
"Wann wurde seine Flucht bemerkt?" gespannt wartete der Präfekt auf die Antwort.
"Bemerkt wurde sie gegen 10.00 Standartdekade, als er in das Quartier der Wachmannschaft stürmte. Zu dem Zeitpunkt befanden sich dort zehn Leute. Der einzige Überlebende befindet sich hier im Krankenhaus und wird wohl nie wieder gehen können!", grimmig schlug er auf seinen Helm.
"Vorher müssen ihn aber auch schon Leute gesehen haben, der Weg vom Zellenblock zur Wachbaracke war mit Toten und Schwerverletzten gepflastert! Warum wir uns überhaupt die Mühe machen, dieses Tier zu retten, ist für mich immer noch unverständlich!"
Vollkommen unerwartet schrie ihn der Präfekt an: "SIE SIND NICHT HIER, UM ÜBER DIE ENTSCHEIDUNGEN VON KLÜGEREN LEUTEN, ALS SIE ES SIND, ZU URTEILEN!"
Der Präfekt hielt inne um Atem zu holen.
Als er fortfuhr, schien er sich etwas beruhigt zu haben: "Dieser Mann ist ein Klingone, für ihn bedeutet es größte Schande, in Gefangenschaft leben zu müssen! Normalerweise begehen sie bei der ersten Gelegenheit Selbstmord. Dass dieser es nicht getan hat, bedeutet, dass er wahrscheinlich eine Botschaft für den Klingonischen Hohen Rat hat, die so wichtig ist, dass er dafür Unehre und Schande auf sich nimmt, um sie zu übermitteln! Wir haben keine Ahnung, um was für eine Botschaft es sich handelt! Deshalb müssen wir ihn am Leben erhalten!"
Seltsam berührt begann Tolek zu sprechen: "Aus diesem Mann werden Sie nichts herausholen können, Präfekt. Wir wissen noch nicht einmal, wer es überhaupt ist. In all den Jahren, die er bei uns gefangen ist, hat er nichts verraten.
Wir haben alles versucht, um ihn zum Reden zu bringen - ohne Erfolg! Wir hatten einen Vulkanier hier, der es mit Gedankenverschmelzung versuchte. Mit dem Ergebnis, dass er durchdrehte und sich umbrachte! Selbst ein Cardassianer hat sich an ihm versucht, nach einer Stunde gab er den Fall als hoffnungslos auf!
Da wir ihn nach unserem Angriff auf Kithomer in der dortigen Koloniezentrale fanden, mehr tot als lebendig, nehmen wir an, dass er zum dortigen Kommandostab gehörte oder zumindest eng mit diesem zusammen arbeitete. Aber es gab keine weiteren Überlebenden, die dies hätten bestätigen oder dementieren können.
In all den Jahren die seitdem vergangen sind, hat er nichts verraten, nur aus diesem Grund war er noch im Gefängnis.
Alle anderen Gefangenen von Kithomer haben wir auf anderen Planeten neu angesiedelt, wo sie ein relativ freies Leben führen."
Der Präfekt blickte erneut aus die Szenerie hinter der Glaswand und murmelte: "Wir werden sehen, wir werden sehen..."

"Einfältige Romulaner, kleine Schwächlinge, die glauben, sie wären gefährlich mit ihren Disruptoren!" Der Klingone spuckte aus, als er sich den Wachraum besah.
Zehn Wachen hatten sich hier aufgehalten, alle bis an die Zähne bewaffnet. Keiner war ihm entkommen! Aber er musste sich beeilen, seine Flucht würde nicht mehr lange unbemerkt bleiben. Bis dahin musste er den Schutzschirm über dem Raumhafen des Gefängnismondes zerstört haben. Der erste Schritt dazu war getan, durch den Wachraum hatte er freien Zugang zur Steuerzentrale.
Der Klingone schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er das Zischen der Tür vernahm. Katzengleich schnellte er herum, sah aber nur noch, wie einer der tot geglaubten Romulaner sich durch die Tür schleppte. Dann erklang das Singen eines Disruptors, gefolgt von einer Explosion, als der Romulaner den Öffnungsmechanismus der Tür zerstörte.
Jetzt gab es nur noch den Weg vorwärts, und der Klingone musste sich beeilen, da der Romulaner sicherlich sofort Alarm schlagen würde.
Er riss sein Bathlet aus dem Körper des zuletzt niedergemetzelten Romulaners und rannte durch die gegenüber liegende Tür zur Steuerzentrale.
Während dessen sank draußen auf dem Flur ein schwerverletzter Romulaner zu Boden, er sollte erst zwei Stunden später von der Wachablösung gefunden werden.

Die Lage hinter der Glaswand schien sich zu entspannen. Vor zehn Minuten hatte der Erste erschöpft den Raum verlassen und seitdem war mehr als die Hälfte des Rettungsteams an ihnen vorbei gekommen. Nur der Arzt und zwei Schwestern kümmerten sich noch um den Klingonen.
Nervös lief der Präfekt auf und ab, hing es doch vom Zustand des Patienten ab, ob man ihn vernehmen konnte oder nicht.
Als Sternau den OP verließ, blickten ihm zwei Augenpaare gespannt entgegen.
Der Präfekt fragte: "Wie geht es Ihm, Doktor? Wann wird er vernehmungsfähig sein?"
Der menschliche Arzt schüttelte schaudernd den Kopf: "Sie können froh sein, dass der Mann überhaupt noch lebt! Was haben Sie mit Ihm auf Ihrem verfluchten Mond angestellt?"
Mit den Schultern zuckend, entgegnete der Präfekt: "Das ist unser Problem, wir wissen nicht, was mit ihm passiert ist! Er brach aus dem Gefängnis aus und floh mit einem kleinen Raumschiff. Allerdings enttarnte sich ein klingonischer Bird of Prey, als er aus der Ionosphäre auftauchte und eröffnete das Feuer auf ihn. Irgendwie hat er es geschafft, das wracke Raumschiff Notzulanden und aus der brennenden Maschine zu entkommen.
Wir vermuten, dass er eine Nachricht von solcher Wichtigkeit hat, dass er sogar eine Verkrüppelung in Kauf nimmt, um sie zu überbringen. Wir müssen wissen, warum und wie es diese Klingonen geschafft haben, so weit in unseren Raum einzudringen, und vor allem, woher sie die Kenntnis von diesem Gefängnis haben! Und nur dieser Klingone kann uns möglicherweise darüber Auskunft geben! Also, tun Sie, was in Ihrer Macht steht, um Ihn zum Reden zu bringen!"
Der Arzt stand da und überlegte, was mit ihm passieren würde, sollte er dem Präfekten nicht gehorchen, immerhin war er noch immer so etwas wie ein Gefangener der Romulaner. Nach kurzer Zeit hatte er einen Entschluss gefasst: "Gut, folgen Sie mir, ich will sehen, was ich machen kann!"
Sternau wandte sich um und ging zurück in den OP.

Das Raumschiff stand im kalten weißen Licht des Hangars und brummte leise durch den Aufladevorgang. An mehreren Konsolen erwachten Lämpchen flackernd zum Leben, und überall ertönte das Geräusch der Bereitschaftsbestätigung.
Der Klingone lehnte sich zurück, nur noch wenige Minuten und er würde diesen Mond verlassen. Aber etwas beunruhigte ihn: Es war zu leicht gewesen! Viel zu Leicht! Nie hatte er zu hoffen gewagt, bis hierher vorzudringen! Und weshalb hatte der entkommene Romulaner keinen Alarm ausgelöst? Alles roch förmlich nach einer Falle.
Er hatte eine Schneise des Todes und der Verwüstung hinterlassen aber bisher schien dies noch niemandem aufgefallen zu sein. In der Steuerzentrale hatte sich gerade ein einziger Techniker befunden, der ihm bereitwillig half, nur um dann von ihm aufgeschlitzt zu werden!
Und zum Schluss stand hier ein Raumschiff, startbereit und unbewacht, welches geradezu auf ihn zu warten schien!
Nun, er würde ja sehen, was dahinter steckte! Sein Ziel war es, den Hohen Rat auf Q'Onos zu erreichen und Rache zu nehmen für den Verrat von Kithomer! Endlich würde er mit diesem wimmernden Wurm Duras und dessen verkommener Sippe abrechnen!
Der Hohe Rat musste einfach über ‚die Laus in seinem Pelz' unterrichtet werden.
Und danach, danach würde er nach seinem Sohn suchen! Von den Romulanern hatte er erfahren, dass es Überlebende des Massakers gab, vor allem Kinder. Er hoffte, dass sein Sohn zu ihnen gehörten.
Der Computer des Raumschiffs signalisierte Startbereitschaft und der klingone zögerte keinen weiteren Augenblick mit dem Abflug, jetzt würde es sich zeigen, ob es eine Falle gab!
Das Schiff glitt aus dem Hangar, um erst langsam, dann immer schneller werdend in den Weltraum hinaus zu fliegen.

Als der Doktor den Injektor an den Arm des Klingonen presste und noch einmal prüfend auf die Monitore über der Liege sah, standen der Präfekt und Tolek an seiner Seite und warteten gespannt auf das Ergebnis der Injektion. Dann entlud sich die Spritze mit einem leisen Zischen und die Werte auf den Monitoren veränderten sich schlagartig.
Der Herzschlag stieg und die Atemfrequenz erhöhte sich, der Patient erwachte.
Aufgeregt wollte der Präfekt mit der Befragung beginnen, doch der Mensch hielt ihn noch zurück: "Der Mann mag zwar Wichtiges zu berichten haben, aber wenn ich ihn länger als eine halbe Stunde wach halte, stirbt er wahrscheinlich!"
"Mehr Zeit hoffe ich nicht zu brauchen!" Damit wandte sich der Präfekt dem Klingonen zu, der gerade die Augen öffnete und registrierte, wo er sich befand.
"Verstehen Sie mich?"
Der Klingone nickte.
"Können Sie mir sagen, was passiert ist? Wer war in dem Bird of Prey?"
Leise kamen die Worte aus dem Mund des Klingonen und der romulanische Präfekt musste sich tief über ihn beugen, um etwas zu verstehen.
Dann berichtete der Klingone.

Das kleine Raumschiff durchstieß gerade die Ionosphäre, als schrille Alarmsirenen im Cockpit aufheulten. Fluchend überprüfte der Klingone die Anzeigen, bevor er seine Augen ungläubig auf den Hauptschirm richtete. Vor ihm enttarnte sich ein Bird of Prey!
Noch ehe er zu einer Reaktion fähig war, wurde er gerufen. Ein Tastendruck bestätigte den Empfang und öffnete einen Kanal.
Der Hauptschirm zeigte die Brücke des Raubvogels, in deren Mitte sich zwei klingonische Frauen aufhielten, die ihn neugierig musterten.
"Wir grüßen Sie, Mogh!" die linke Frau schaffte es, in vier Worte soviel Hohn und Spott zu legen, wie niemand sonst, den Mogh kannte.
Mit wenigen Blicken hatte er das Familienwappen der Schwestern entdeckt, dies waren also die beiden Mädchen, die er als Kinder auf seinen Armen gehalten hatte, bevor ihr Vater schmählichen Verrat beging! Scheinbar waren sie ganz nach ihrem Vater geraten, so wie sie ihn begrüßt hatten und jetzt höhnisch angrinsten.
"Lursa und Bethor - elendes Geschmeiß aus dem Verräterhaus Duras!" Mogh spuckte demonstrativ auf den Boden.
Die Rechte, Bethor, zischte und wollte auffahren aber ihre Schwester hielt sie zurück.
"Wollt ihr jetzt beenden, was euer Vater begonnen hat? Nur zu, tötet einen wehrlosen alten Mann!"
Beide Frauen lachten gehässig, bevor Lursa antwortete: "Aber, aber, lieber Mogh, wie könnten wir denn jemanden töten, der schon vor Jahren starb, auf Kithomer, noch dazu als Verräter!" Wieder lachten sie wiehernd.
Mogh's Gesicht war während dessen immer dunkler geworden. Er antwortete mit nur mühsam verhaltenem Zorn: "Wir werden sehen, was der Hohe Rat zu ihren Anschuldigungen und meinen Beweisen sagen wird! Vielleicht ist es besser, wenn sie sich gleich bei ihren romulanischen Verräterfreunden verstecken! Oder glauben Sie, dass es ein gutes Licht auf sie wirft, wenn der Rat erfährt, wo ich sie getroffen habe, mitten im romulanischen Ruam?"
Ein wütendes Knurren kam von den klingonischen Frauen, bevor Bethor mit einem grimmigen Handschlag die Verbindung unterbrach.
Mit einem neuen schrillen Heulen machte der Computer Mogh darauf aufmerksam, dass der Bird of Prey seine Waffen- und Schildsysteme aktiviert hatte.
Im letzten Moment hämmerte Mogh noch auf eine Taste, die ein Fluchtmanöver einleitete, doch aufgrund der geringen Entfernung nutze ihm das nicht viel. Die Entladung des klingonischen Disruptors traf das Steuermodul des romulanischen Schiffes und schleuderte es trudelnd in die Atmosphäre des Mondes zurück.

Mühsam rang der Klingone nach Luft, ehe fortfuhr: "Als das Schiff abstürzte, wusste ich, dass es für mich kein Entrinnen mehr gab, trotzdem musste ich jemanden finden, der meine Informationen zum Hohen Rat bringt!" Mit diesen Worten griff er sich in den Mund und förderte kurz darauf einen abgebrochenen Zahn zu Tage.
"Diese Zahnattrappe enthält einen Speicherkristall. Er wird dem Hohen Rat beweisen, wer der wirkliche Verräter ist und meine Familie und mein Haus von jeder Anschuldigung befreien!
Bitte...Sie müssen...nach Q'onos...gehen...und den...Kristall...überbringen!...Sagen...sagen Sie...Mogh...schickt sie!" Der Klingone musste sich zwischen den Worten immer mehr Zeit lassen, um wieder zu Atem zu kommen.
Längst war die halbe Stunde, die der menschliche Arzt ihnen gewährt hatte verstrichen aber nur einmal versuchte Sternau, dass Gespräch zu beenden. Doch sowohl Mogh als auch der Präfekt hatten ihn abgewiesen. Also injizierte er Mogh eine weitere Dosis und verließ dann den Raum, nicht ohne noch einmal darauf hinzuweisen, dass er keine Garantie für das Leben des Patienten übernähme.
Der Klingone hatte vieles berichtet, angefangen von seiner Zeit auf Kithomer, dem Verrat von Duras und hatte letztlich von seiner Flucht vom Gefängnismond erzählt.
Jetzt spürte Mogh, dass sein Ende nahe war. Noch einmal richtete er sich auf, um mit kräftiger Stimme zu rufen: "Khales, ich komme!"
Dann sank er tot auf die Liege zurück.
Tiefbewegt starrte der Präfekt die Leiche des alten Mannes an und hielt dabei den Datenkristall fest umschlossen.
Hätte er doch eher von ihm erfahren! Das Kithomer Massaker war schon lange vom Imperator persönlich geächtet worden und die meisten Gefangenen von Kithomer lebten jetzt ein ruhiges Leben auf abgelegenen Planeten.
Zuwenig wusste er von den Klingonen, um zu verstehen, dass sie für Macht und Ansehen sogar ihr eigenes Volk verrieten, nur um einen alten Rivalen zu entehren.
Die Geschichte des alten Klingonen hatte das steinerne Herz des Präfekten gerührt, denn auch für diesen war die Ehre das höchste Gut.
In diesem Augenblick beschloss er, den Wunsch des Klingonen zu erfüllen und den Kristall nach Q'Onos`zu bringen, um die Ehre des Mogh wieder herzustellen.
Der Präfekt wandte sich von der Leiche ab, um den Raum zu verlassen, als er plötzlich in die Mündung eines Handphasers sah, den Tolek auf ihn richtete: "Den Kristall, Präfekt, her damit!"
Erstaunen, gefolgt von unvermittelter Erkenntnis, durchfluteten den Präfekten. Jetzt wurde ihm klar, wer der Verbindungsmann der Durasschwestern war!
"Ich sehe, Sie haben die Situation erkannt, Präfekt. Sie verstehen sicherlich, dass niemand die Wahrheit kennen darf!"
Tolek fing an zu lachen und betätigte den Auslöser.

-Ende-

by doc (1997)
 

Templar

Mitglied
Abend Doc

Nun, wie soll ich sagen, die Geschichte ist gut geschrieben, und so Trekkies wie ich kommen natürlich sofort darauf, der alte Klingone Worfs Papi, und die beiden Schwestern die Tussen aus 'Treffen der Generationen' sind.;)
Trotzdem stören mich ein paar Sachen, die ich für Logikfehler halte, zB das die Romulaner den Klingonen so lange festhalten, ohne wirklich vermuten zu können, das er etwas sehr wichtiges weiß, und dann das der Bird of Prey dort auftaucht, ohne eigentlich wissen zu können, wer sich an Bord des Shuttles befindet, und das der alte Klingone einen Fluchtverusch gestartet hat, können die beiden doch eigentlich auch nicht wissen.
Ausserdem muss dein Doc Sternau auf Leute die seine Geschichte nicht kennen, doch sehr merkwürdig wirken, mit seinem Okto...:D
Ansonsten, gut wie immer.;)

Grüsse

Templar
 

Doc Sternau

Mitglied
Naja, da ich die Story mal für unser Startrek Fanzine geschrieben habe, dürfte sich erklären, warum ich nicht näher auf Sachen eingehe, die für Nichttrekkies wichtig wären.

Das mit dem solange festhalten hab ich mir nicht ausgedacht, in irgendeinem Zweiteiler von TNG sucht Worf nach seinem Vater und kommt da auf einen Planeten, der von auf Kithomer gefangen genommenen Klingonen bewohnt wird.

Außerdem sind das Romulaner, die leiden eh an zig Psychosen! :D

Das Lursa und Bethor dort auftauchen, hängt mit der Verschwörung zusammen, die Mogh ja erahnt. Die Verrätersippe Duras hat eben gewisse Kontakte bei den Romulanern, mit deren Hilfe sie die Flucht Moghs ermöglichten, um an den Datenkristall der ihre Schuld beweisen würde heran zukommen.

Naja, mein Doktor Sternau mag ja seltsam wirken, aber welche Figuren bei StarTrek tuen das nicht?
 



 
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