Der Schaefer

stemo

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Der Schäfer

Wo sich die Wege verlieren,
kauert deine zerrüttete Hütte
im Tal des Laubes
am Waldrand
Loblied der Schweigsamkeit
Durch die Löcher im Dach
dämmert das Licht herab
Durch die Bretterwände
schimmert das rauschende Nichts
aus einer Welt,
auf der es nichts mehr zu tauschen gibt
Die Träume verflüchtigen sich
Doch dann tropfen sie vereinzelt wieder
als ungebetene Gäste
in die Stiefel neben deinem Bett

In Siebenbürgen begab sich die Anekdote,
als da jemand an dieser Hütte gerüttelt hat,
dass die Angeln,
die sich einst an Tür und Fenster geklammert hatten,
ächzende Laute von sich gaben
Eine weitgereiste Dame von Welt,
die durch Nebensächlichkeiten mit Niveau
eine gelangweilte Leserschaft unterhielt,
wusste nicht da nicht, wo sie anklopfen sollte
Sie setzte sich aus der Fassung gebracht
neben das Mäusenest im Sofa,
kreuzte die fein bestrumpften Beine, wippte mit dem Füsschen
und frug mit bestimmter Unwissenheit
und bemühter Anteilnahme:

„Hörst du nicht das Bimmeln
deiner Schafe auf der Weide?
Sind sie nicht einig und zufrieden?
„Sie sind einig und zufrieden,
die weissen Schafe.“
„Und die schwarzen?“
„Ja, die schwarzen auch.“

Die grünen Wiesen, die blühenden Blumen:
Sind sie nicht satt und zufrieden?“
„Sie sind satt und zufrieden,
die weissen Schafe.“
„Und die schwarzen?“
„Ja, die schwarzen auch.“

„Das weite Tal, die unbegrenzte Natur:
Sind sie nicht frei und zufrieden?“
„Sie sind frei und zufrieden,
die weissen Schafe.“
„Und die schwarzen?“
„Ja, die schwarzen auch.“

„Sag, warum betonst du dergestalt die Zufriedenheit
der weissen Schafe?“
„Sie gehören mir!“
„Und die schwarzen?“
„Ja, die schwarzen auch.“
 



 
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