Der Schandfleck

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H

HFleiss

Gast
Es war eines der Häuser, denen man ansieht, dass sie bis auf den letzten Ziegelstein ausgedient haben.

Das Haus hatte hier in dieser Gegend nichts zu suchen, es war ebenerdig, mit kleinem, verwildertem Gartengrundstück und lag inmitten einer Beamtenwohnsiedlung aus den zwanziger Jahren, die man erst kürzlich saniert hatte. Das Dach war eingefallen, schwarz stachen die Sparren in das Geäst des abgestorbenen Ahornbaumes, durch die Fensterhöhle zur Straße blickte man im Vorbeigehen in ein Wohnzimmer mit ehemals bunten Tapeten, die verschmutzt und zerfetzt von den Wänden hingen. Es war nicht ausgebrannt, wie ich nach meinem ersten Eindruck vermutete, nein, die Zeit hatte das Haus getötet wie etwas Lebendes, der Atem war ihm ausgegangen, und es war wie ein leerer Blasebalg in sich zusammengefallen. Es war ein Fremdkörper in unserem Wohnviertel, ein trauriger, der Rest einer Zeit, die wohl in die Kindheit meiner Eltern fiel. Es lag auf einer Anhöhe, ausgetretene Stufen führten zum Haus hinauf, dorthin, wo man den Eingang vermuten konnte. Der Drahtzaun um den Garten aber war erst wenige Jahre alt, so die Verfallenheit des Gebäudes wie zum Hohn betonend. Jeder fragte sich, weshalb die Stadt diesen Schandfleck nicht abreißen ließ.

Sooft ich an diesem Gemäuer vorbei ging, reizte es mich, den Garten zu betreten, die drei Stufen hinaufzugehen und von nahem zu betrachten, was blieb von vergangenem Leben. Ich wohnte schon zwei Jahre in dieser Gegend, als ich eines regnerischen Nachmittags, ich begegnete nur wenigen Leuten auf der Straße, mir ein Herz fasste, den an einer verborgenen Stelle herabgedrückten Zaun überstieg und mit unsicherem Schritt die drei Stufen betrat. Der sandige Mörtel knirschte unter meinen Schritten. Es war Juli, das nasse Grün des Gartens verhüllte mitleidig die Trauer des Ortes.

Es war ein kleines, schmuckloses Haus: ein Wohnzimmer mit großem Fenster, eine bescheiden große Küche, denn ein altertümlicher Kochherd, dem die Ringe über dem Feuerloch fehlten, drückte sich an eine Wand, linker Hand ein winziges Zimmer, das als Schlafzimmer gedient haben musste, und ein schmaler Raum, von dem ich glaubte, dass es einst der Flur war. Es roch nach Moder und feuchtem Mörtel, die Dielen waren von Insekten zerfressen oder herausgerissen, ich musste achten, worauf ich meine Füße setzte. Plötzlich stutzte ich. Seltsam, eine guterhaltene Tür verschloss ein Kellergelass. Ich rüttelte am Vorhängeschloss. Vergebens, das Schloss war neu, öffnen ließ es sich nur mit einem Schlüssel. Das Haus gehörte also jemandem, es wurde benutzt.

Ich war in ein fremdes Haus eingedrungen! Panik ergriff mich. Ich stürzte die Stufen hinab, verfing mich mit dem Fuß an dem herabgedrückten Zaun und war froh, als ich endlich auf der Straße stand. Verstohlen blickte ich mich um: Hatte mich jemand aus der Ruine kommen sehen? Ein älterer Mann mit Einkaufsbeutel kam mir entgegen, er blickte nicht hoch, als er an mir vorüberging. Ich atmete auf, alles war gut, niemand, so hoffte ich, war aufmerksam geworden.

Am selben Abend noch wurde ich aus meiner Wohnung gekidnappt.

Wohin mich die beiden Männer geschleppt hatten, konnte ich nicht herausfinden. Der Raum war eng, zweimal ein Meter, fensterlos, durch die Spalten des Bretterverschlags, der als Tür diente, fiel Licht. Sie hatten mir Hände und Füße gefesselt. Aber mein Mund war frei. Ich befand mich in einem Zustand, den ich in Freiheit als Trance bezeichnet hätte. Ein bittersüßlicher Geschmack lag mir auf der Zunge. Nach und nach wurde mir klar, dass ich betäubt worden war, ehe man mich hierhin gebracht hatte.

Wie spät war es? War es noch Nacht oder bereits Tag? Ich saß in die Ecke gepresst und konnte mich nicht rühren. Ich ließ mich auf die Seite fallen. Ein spitzer Schmerz in der Schulter, als ich auf sie fiel, ich unterdrückte ein Stöhnen. Mit äußerster Anstrengung robbte ich mich näher an die Tür, ich musste wissen, wo ich mich befand. Es gelang mir, meinen Kopf einem der Spalte in der Tür zu nähern.

Es war ein hellerleuchteter Raum. Das Auge schmerzte, nur langsam gewöhnte ich mich an das Licht. Der Raum war riesig, soviel konnte ich ausmachen, auch er fensterlos. In der Nähe meines Verschlages stand hüfthoch ein dunkelmetallenes Gerät, eine Maschine, ein Drehstuhl davor.

Gedämpft ertönten plötzlich Stimmen, Männerstimmen. Sie näherten sich meinem Verlies. So schnell es ging, robbte ich zurück, wieder in meine Ecke. Ich stellte mich schlafend.

Die Tür wurde aufgerissen. Schritte näherten sich mir. Eine Hand machte sich an meinen Beinen zu schaffen, die Fessel wurde gelöst. Der Mann schnaufte, er roch nach Bier und Zigarettenrauch. Er klatschte mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich tat, als würde ich soeben erst zu mir kommen.

„Hoch!“

Mühsam stützte ich mich mit dem Rücken an der Wand ab, ich schob mich an ihr hoch, bis ich stand.

„Mitkommen!“

Der erste Schritt ging ins Nichts. Ich stürzte. Diesmal unterdrückte ich den Schrei nicht, als ich auf die Schulter fiel. Der Mann riss mich hoch, bis ich wieder stand. Er umklammerte meinen Arm und gab mir einen Stoß in den Rücken. „Los! Vorwärts!“

Der Raum war gleißend hell wie tausend Sonnen. Ich blieb stehen, die Augen schmerzten. „Weitergehen!“ Wieder ein Stoß in den Rücken.

Es war ein noch junger Mann, höchstens Dreißig. Gut gebaut, elastischer Schritt. Er trug einen blauen Overall wie unser Hausmeister.

Ein älterer Mann in dem gleichen blauen Overall, er ähnelte meinem Schwager mit seinem gepflegten grauen Haar und dem leichten Bauchansatz, kam uns entgegen. Er nahm mich in Empfang. Wortlos ging er neben mir hier. Überall standen Maschinen herum, der Raum war damit angefüllt. Ich rätselte: Wozu mochten sie dienen? Endlich hatten wir den riesigen Raum durchschritten und blieben vor einer eisernen grauen Tür mit großen Riegeln stehen. Ich kannte solche Türen aus den Luftschutzkellern meiner Kindheit.

Mein Begleiter führte eine Karte in einen Schlitz rechts neben der Tür ein. Die Riegel bewegten sich, die Tür öffnete sich einen Spalt.

„Stufe, Achtung!“

Der Raum war leer bis auf einen Schreibtisch in der Mitte, an dem eine Tischlampe brannte. Dahinter erkannte ich ein Gesicht, durch das Spiel von Licht und Schatten ähnelte es einem Totenkopf.

„Treten Sie näher, setzen Sie sich!“ Die Stimme klang herrisch.

Jetzt erst sah ich den Holzstuhl vor dem Schreibtisch. Misstrauisch nahm ich umständlich Platz. Hinter mir schloss sich die Metalltür.

„Wie fühlen Sie sich?“

Ich antwortete nicht. Ich versuchte das Gesicht zu erkennen. Der Mann merkte es und rückte vom Schreibtisch ab, in das dahinter liegende Dunkel.

„Es geht“, sagte ich. Meine Stimme klang fremd, ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich in meiner Situation überhaupt eine Antwort geben könnte.

„Margitta Schönemann, Sie sind einundvierzig Jahre alt, geschieden, die beiden Söhne im Ausland, der ältere Kapstadt, der jüngere London. Ist das richtig?“

Ich nickte. „Sie wissen Bescheid“, wagte ich zu sagen.

„Was tun sie dort?“

Ich zögerte mit der Antwort. Ich rückte mich auf dem Stuhl zurecht, um Zeit zu gewinnen.

„Antworten Sie!“

„Sie wissen es doch, warum fragen Sie?“

„Wir wissen, dass der Jüngere in London studiert, Hochfrequenztechnologie. Was studiert der Ältere?“

„Finden Sie es heraus.“

„Sie haben zu antworten. Sonst muss ich andere Seiten aufziehen.“

„Was für andere Seiten?“

„Wir können Ihre Söhne holen. Falls Ihnen das lieber ist.“

„Sie wissen es doch, was er studiert: Jura!“

„Warum nicht gleich so.“ Der Mann beugte sich wieder vor und suchte etwas aus den vor ihm liegenden Papieren heraus. Er hielt ein Blatt in der Hand und las ab: „Der geschiedene Ehemann lebt in den USA, Connecticut. Was tut er dort, wovon lebt er?“

„Mir nicht bekannt. Warum halten Sie mich hier fest? Was habe ich getan? Wer sind Sie überhaupt?“

Der Mann antwortete nicht. Plötzlich dreht er die Lampe in meine Richtung. Geblendet senkte ich den Kopf.

„Sie haben hier nichts zu fragen.“

„Werden Sie Lösegeld verlangen?“

Der Mann fixierte mich, spürte ich, obwohl ich ihn nicht erkennen konnte.

„Oder werden Sie mich ... töten?“

Er schwieg. Minutenlang blätterte er dann in seinen Papieren. Plötzlich prallte seine Hand auf die Tischplatte. Er erhob sich.

„Werden Sie wegziehen?“

Die Frage kam unverhofft. „Warum? Ich bin erst vor zwei Jahren hierher gezogen. Sagen Sie mir den Grund, weshalb ich wegziehen sollte.“

„Wir finden Sie, verlassen Sie sich darauf.“

„Dann finden Sie mich eben. Mehr als töten können Sie mich nicht, Sie ... Sie Zwerg Nase.“ Woher ich in diesem Moment meinen Mut genommen hatte, konnte ich mir später nicht erklären.

„Und keine Polizei. Verstanden?“

Der Mann, er war älter, als ich ihn mir vorgestellt hatte, erhob sich und ging zur Tür. Sie öffnete sich wie von Geisterhand.

Der jüngere, elastische Mann nahm mich in Empfang und führte mich wieder durch den Riesenraum. Ein paar Männer in blauen Overalls saßen jetzt an den Maschinen, es piepste und ratterte leise. Niemand drehte sich nach mir um.

Als ich zu mir kam, lag ich in einer Sandkuhle. Meine Hände waren nicht mehr gefesselt, nur die Schulter schmerzte noch. Es zirpte rings um mich herum. Es war ein brach liegendes Feld vor der Stadt, heller Tag, Glockenläuten, irgendwo in der Ferne krähte ein Hahn. Eine magere Spinne kroch auf mich zu, ich erhob mich. Über mir kreiste ein Greif, ein Roter Milan. Jetzt stürzte er herab. Vielleicht hatte er ein Kaninchen ausgemacht.

Ich stapfte über das Feld und versuchte, meine Gedanken zu sammeln und mir über das Vergangene klar zu werden: Man hatte mich gekidnappt und dann in ein Gebäude ohne Fenster verschleppt, vielleicht ein unterirdisches Gebäude? Jemand, der sich nicht vorgestellt hatte, verhörte mich. Wozu wollte er wissen, wo meine Jungen waren und was sie studierten? Eine Bestätigung? Wozu? Und warum fragten sie mich nach meinem geschiedenen Mann? Das Erlebte war rätselhaft, ich suchte nach einem Sinn. Erst als ich die Frage nach dem Lösegeld stellte, ließ der Verhörer von mir ab. Worin bestand der Zusammenhang? Ich hatte mir nichts vorzuwerfen, ich war eine unauffällige Bürgerin, niemals mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ich war auch nicht vermögend – wer also wollte was von mir erfahren? Vor allem: Was? Die Angst um die Jungen begann mich zu überwältigen, ich wimmerte, ich stolperte und fiel auf die Knie, mit der Faust schlug ich auf die Erde, bis es schmerzte. Als hätte man mich ertappt. Wobei ertappt? Mir war, als folgten mir Augen, wohin ich auch gehen würde.

Das nahe Dorf, in das ich mich dann schleppte, kannte ich von früheren Ausflügen mit den Jungen. Sogar daran hatten sie gedacht. Zur Bahn waren es mehr als fünf Kilometer. Natürlich hatte ich keine Fahrkarte. Ich war sicher, erklären konnte ich mir meine Sicherheit jedoch nicht, dass ich nicht in eine Kontrolle kommen würde.

Anderntags, ich wollte nach einer unruhig verlaufenen Nacht zur Polizei gehen und meine Entführung anzeigen, führte mich mein Weg wieder an dem verfallenen Haus vorbei. Schon von weitem sah ich den Bagger. Er war dabei, das brüchige Gemäuer abzureißen. Soeben griff das Baggermaul nach der Wohnzimmerwand mit der großen Fensterhöhle und schwang seine Last über die Straße. Der Bagger verhielt einen Moment und öffnete dann die Greifer. Scheppernd rutschte und knallte das Gestein in den Kipper, eine Staubwolke wirbelte auf. Das Grün des verwilderten Gartens hatte sich weiß gefärbt.

Auf der anderen Straßenseite stand ein jüngerer Mann. Gelangweilt sah er den Abrissarbeiten zu. Sein Overall hob sich blau vor der weißen Hauswand ab.
 
L

Larissa

Gast
Liebe Hanna,

nachdem du mir gestern so ausführlich mit Tipps zur Seite gestanden hast, möchte auch ich dich nicht kommentarlos im Regen stehen lassen.
Allerdings muss ich vorab sagen, dass ich weder dich noch deinen Text kritisieren möchte, sondern lediglich ein paar Ratschläge und eine Unmenge Fragen in den Raum werfen will.

Als ich den Anfang deiner Erzählung in "Neueste Werke" entdeckte, war ich sehr gespannt auf den weiteren Verlauf der Handlung, denn sie begann vielversprechend. Umso enttäuschter war ich nach Beendigung der Lektüre und fragte mich: Was ist die Prämisse?
Wieder und wieder las ich Zeile für Zeile, suchte nach versteckten Hinweisen. Hatte ich ein Schlüsselwort überlesen, eine Aussage nicht wahrgenommen? Bitte, liebe Hanna, kläre mich doch auf, welche geheimnisvolle Botschaft hier dem wissbegierigen Leser übermittelt werden soll.

Völlig im Dunkeln bleibt auch das Motiv der Entführung, ebenso der Hergang. Mit keinem einzigen Wort wird erklärt, warum die Protagonistin den Kidnappern überhaupt die Tür öffnete. Oder verschufen sie sich gewaltsam Zutritt? Rätselhaft, sehr, sehr rätselhaft, zumal ihr kein Haar gekrümmt und die Frage nach dem Lösegeld von den Gangstern nicht beantwortet wurde.

Es dürfte weder für die Entführer noch für die Story und schon gar nicht für den Leser von irgendwelchem Interesse sein, dass ihre Söhne Jura bzw. Hochfrequenztechnologie studieren und ihr geschiedener Ehemann in Connecticut lebt. So what?

Dass bei Abrissarbeiten ein junger Mann im blauen Overall anwesend ist, soll vorkommen. Der Blaumann ist das bevorzugte Kleidungsstück im Handwerk. Es mit den ebenfalls blau gekleideten Entführern in Verbindung zu bringen, könnte ein durchaus ernst zu nehmender Hinweis auf eine ausgewachsene Paranoia der Protagonistin sein.

So viel zum Plot, liebe Hanna, der ja bekanntlich der wichtigste Aspekt ist. Ich an deiner Stelle würde in aller Ruhe Satz für Satz durchgehen, mir die Frage stellen: "Was will ich mit meiner Geschichte aussagen?" und dann die fehlenden Passagen einfügen oder besser die Erzählung noch einmal ganz neu beginnen.

Kommen wir zum Schreibstil, der gar nicht so übel ist (vielleicht ein bisschen "dröge"). Wie ich allerdings festgestellt habe, fehlt dir das "Unverwechselbare", jener Stil, der dich von den Abertausenden namenloser Autoren unterscheidet, die ebenfalls ihre Manuskripte an den Mann bringen wollen. Ich vermisse den Genius, bei dem der Leser das Aha-Erlebnis erfährt: "Das ist eine typische Hanna-Fleiss-Erzählung."
Genau wie ein Sänger oder Maler sollte auch ein Schriftsteller sich eines gewissen Wiedererkennungsmerkmals befleißigen.

Liebe Hanna, achte bitte darauf, dass sich die Sätze mit "als" nicht zu sehr häufen. Vielleicht kannst du sie ein wenig umstellen. Auch die Satzanfänge mit "Er" sind zu zahlreich vertreten. Vielleicht magst du statt "Er nahm mich in Empfang. Er ging wortlos neben mir her" lieber schreiben: "Er nahm mich in Empfang, ging wortlos neben mir her", zumal der Satz davor auch bereits mit "Er" beginnt.
( Er ähnelte...) Das Gleiche gilt für die vielen "Ich", z.B. "Ich zögerte mit der Antwort. Ich rückte mich...".
Warnung vor dem unkontrollierten Gebrauch von Adjektiven! Schnell wirkt ein Text schwülstig, und das willst du doch sicher nicht.

Last, but not least, möchte ich die Rechtschreibung anprechen.
"Saiten" wird natürlich in diesem Fall mit "a" geschrieben, da man nur Geigensaiten, Gittarensaiten etc. aufziehen kann, keinesfalls aber Buchseiten.
"gut erhalten" wird auseinander geschrieben, "hell erleuchtet" und "so viel" ebenfalls, während "vorbeiging" und "brachliegend" zusammengeschrieben werden. In dem Satz: "Es war noch ein junger Mann, höchstens dreißig" wird dreißig selbstverständlich klein geschrieben.

So, liebe Hanna, ich hoffe, dir mit meinen Hinweisen ein wenig geholfen zu haben, wünsche dir angenehme Träume und sende dir einen lieben Gute- Nacht-Gruß.

Larissa
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Larissa,

hab vielen Dank für deine Äußerung zu meinem Text. Du hast in vielem Recht, vor allem mit "brachliegen" und "Saiten", da war ich schusslig, danke für die Korrektur. Und jetzt geht es dir mit meinem Text so wie mir mit deinem: Du verstehst ihn nicht. Das ist kein Beinbruch. Aber ich habe nicht vor, einen Text zu erklären, wenn er sich dem Leser nicht von selbst erschließt. Er ist eine Allegorie auf etwas, auf unsere Gegenwart, auf das, was man unverblümt nicht aussprechen kann, und so etwas zu erklären ist vergebliche Liebesmüh. Wenn man allerdings nur an der Oberfläche der Handlung bleibt, ist es tatsächlich so, dass man rein gar nichts versteht, da hast du völlig Recht. Aber es ist legitim, solche Texte zu schreiben. Vielleicht ist mir der Text misslungen, ich ahne es düster (es ist der erste Versuch dieser Art), aber auch andere haben eben nicht nur Meisterwerke geschrieben. Nicht, dass ich mich hinter dieser Argumentation verstecken wollte.
Was den Stil angeht, so muss ich dir sagen, dass es mir wirklich egal ist, ob man einen "typischen Hanna-Fleiss-Text" erkennt oder nicht, ich habe noch nicht jene Stufe erreicht, wo ich es wagen dürfte, mich Schriftstellerin zu nennen, ich halte mich eben nicht für eine bemühte Dichterin, sondern nur für eine, die sich das Leben ansieht und daraus kleine Geschichten macht, nur so, zu meinem eigenen und dem Vergnügen oder Ärger Anderer. Und da benutze ich auch schon mal einen "drögen" Stil (aber es ist meiner und nicht geklaut von anderen). Manchmal bin ich übrigens ganz zufrieden, wenn man nicht erkennt, dass ich das Machwerk geschrieben habe. Hab aber noch mal vielen Dank für die Mühe, die du dir mit meinem Text gemacht hast.

Liebe Grüße
Hanna
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Larissa,

ich muss noch ein Schwänzchen dranhängen, ich habe das mit dem Schlüsselwort übersehen. Du findest in dem Text viele Schlüsselwörter, wenn du genau liest (um Himmels Willen will ich meinen Text nicht verteidigen). Ich weiß, man liest am Computer über vieles hinweg, das flutscht Zeile für Zeile, und am Ende ist man oft nur halb so begeistert wie über einen Papierausdruck, den man in Ruhe liest, das ist der Ärger des Autors mit dem Lesen am Computer.

Liebe Grüße
Hanna

P.S. Liebe Larissa, wenn wir uns schon gegenseitig korrigieren: Gitarre wird auch nach Duden nur mit einem "t" geschrieben. (Nun ja, so was passiert auch den Mitarbeitern der Duden-Redaktion. Ich habe es sogar schriftlich!)
 
L

Larissa

Gast
Liebe Hanna,

hahaha, siehst du, da hat sich doch das Tippfehlerteufelchen kurzerhand auch bei mir eingeschlichen. C'est la vie!

Ich werde deine Werke gern weiterhin im Auge behalten.

Liebe Grüße

Larissa

P.S. Auch nach der heutigen Rechtschreibung wird "anderer" klein geschrieben. Ausnahme, wenn etwas völlig Andersartiges gemeint ist, was in deinem Satz nicht der Fall ist.
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Larissa,

lies immer schön den Duden, dann schreibst du Andere nur noch klein, aber in Ausnahmefällen groß. Hab ich mir doch die Neue Deutsche Falschschreibung so zu Hertzen genommen, dass ich jätzt bei jehdem dritten Wort überlege: Wie schreibt man das eigentlich falsch? Denn falsch geschrieben, das hat mich die NDF gelehrt, ist immer richtig. Am besten ist es wohl, ich bleib bei der guten alten deutschen Rechtschreibung, die kann ich aus dem FF, darin bin ich getrimmt worden, aber dann tun mir wieder die Augen weh, wenn ich die NDF lese. Wie man's macht, ist's verkehrt.

In diesem Sinne

liehbe Grüße
Hanna
 

annaps

Mitglied
Hi Hanna,
kann es sein, dass Du aus den östlichen Regionen kommst? irgendwie rieche ich Stasi. Ansonsten ist mir bis auf die Herdplatte nichts aufgefallen.
Gruss, Anna
 
H

HFleiss

Gast
Und wenn? Kann es sein, dass du aus dem Westen kommst? Nein, du riechst nicht Stasi, du riechst Arbeitsamt.

Hanna
 

annaps

Mitglied
Und wenn doch? Meine Mutter kommt aus Frankfurt/Oder. Mein Grossvater stammt aus Löcknitz. Meine Grossmutter wurde im heutigen Polen geboren. Und die andere Seite kommt aus Hannover. Was bin ich: Ost oder West? Arbeitsamt oder nicht: Auf jeden Fall Ängste, Depression. Zumindest kommt das bei MIR so rüber. Und was die Stasi angeht: Ich musste einmal am Grenzübergang mehrere Stunden in einem Raum warten, in dem nichts ausser einem Stuhl und einer nackte Glühbirne war. Meinen Pass hatten sie mir abgenommen. Mein Fahrer durfte draussen warten. Ich bekam einen Ersatzpass, mit dem ich die DDR durchqueren durfte. Danach bin ich fast nur noch geflogen.
LG, Anna
 
H

HFleiss

Gast
Nein, mit Depressionen hat der Text nichts zu tun, da liest du etwas völlig Falsches heraus. Eher mit Pressionen.
Übrigens, manchmal bedaure ich, dass eine Pille gegen Naivität noch nicht erfunden wurde. Aber gräm dich nicht, es geht auch anderen so.

Gruß
Hanna
 
H

HFleiss

Gast
Unsere Apotheke hat alles. Die sind so auf Umsatz bedacht - ich kann mir nicht vorstellen, dass die das Antikarnevallopsus nicht vom anderen Ende der Welt ranschaffen. Wirklich fleißige Leute.

Gruß
Hanna
 



 
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