Der Schauspieler oder Übung macht den Meister

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Der Schauspieler oder Übung macht den Meister

Zum ersten Mal am Set einer großen Filmproduktion, fühlte er sich wie ein Fan, der es geschafft hatte, bis zu den Stars vorzudringen. Die Hauptdarsteller waren alle namhaft und er hatte sie in Wirklichkeit, zum Greifen nahe vor sich!

Er, der mit seiner schauspielerischen Leistung nie ganz zufrieden war, er, der an einer Privatschauspielschule in der Provinzhauptstadt drei Jahre Ausbildung absolviert hatte und ansonsten noch ein echtes Greenhorn war!
Er spielte auch nur eine Nebenrolle, aber immerhin mit Text. Beim Vorsprechen hatte er sich als Bester durchgesetzt.
Er musste auf höchst furchterregende Art sagen: „Wenn ich du wäre, würde ich den Mund nicht so voll nehmen!“. Seine Rolle mochte klein sein, aber sie sollte den Zusehern das Blut in den Adern und die Cola light im Literbecher gefrieren lassen, so schrecklich war sie anzulegen.
Diese Anweisungen hatte er lange vor dem eigentlichen Vorsprechtermin bekommen, und darauf hatte er sich – wie alle anderen Bewerber – intensiv vorbereitet. Er konnte diesen Satz auf 55 verschiedene, gefährliche Arten vortragen.

Einmal beispielsweise hatte er abends beim Leberkäsestand in der Altstadt zu einem emsig Kauenden eben diese Worte gesagt und dabei einen wahnsinnigen Serienmörder gemimt.
„Bist deppat?“ war die knappe Reaktion des Angesprochenen gewesen. Nicht schlecht, für den Anfang!

Beim Tequillatrinken mit Kollegen hatte er völlig überraschend seinen Satz an einen Ahnungslosen unter ihnen gerichtet, gerade als dieser sich das Salz vom Handrücken geleckt hatte und in die Zitronenspalte biss. Dazu wählte er Gesichtsausdruck und Körperhaltung des Terminators, der den tödlichen Feind anvisiert, und die Stimmlage eines erkälteten Starkrauchers. Der Kollege zeigte sich schwerstens beeindruckt und konnte sich vor Lachen kaum halten.

Im heimatlichen Dorf hatte er extra zu Übungszwecken an einer Gemeinderatssitzung teilgenommen. Nach der Rede, die ihm am sinnfreisten erschienen war, hatte er vor dem Plenum mit Ozzy Osbornes bester Singstimme die zu übenden Worte an den betroffenen Kommunalpolitiker gerichtet, sogar ohne das „du“ in ein „Sie“ umgeändert zu haben, um die Übung qualitativ nicht zu mindern. Und um der Ansage mehr Ausdruck zu verleihen, hatte er Marlene Dietrichs verführerischsten Blick angewendet, der – von Männern verwendet – verlässlich Angst und Schrecken verbreitete.
Der Politiker hatte gestutzt und etliche Male nachgefragt, was dem Schauspieler weitere, ungeahnte Möglichkeiten eröffnete. Als er den Satz schließlich in Anlehnung an die Hitler‘sche Redemanie(r) gab, rief das die Saalordner auf den Plan, die ihn mit bestimmter Unfreundlichkeit aus den Sitzungsräumlichkeiten wiesen. Und wieder einige glorreiche Gelegenheiten!
Kurz bevor er allerdings festgenommen worden wäre, besann er sich darauf, vorläufig aus der Rolle zu schlüpfen und wieder er selbst zu sein.

Hier am Set schließlich war er in der Pause der Erste beim üppigen, exklusiven Crew Buffet und tat sich zwanglos daran gütlich. Kurz darauf kam schon George Clooney an, schnappte sich ein Häppchen und sagte in amikalem Ton: „Hey my friend, are you alright? Nice buffet, isn’t it?“
„Ip if supf a plächur pu mbeet phu, Porge!” versuchte der junge Nebendarsteller mit hochrotem Kopf zu artikulieren, dann begann er stark zu husten.
„You’d better not bite off more than you can chew, buddy!” lachte da Mr. Clooney augenzwinkernd und dampfte ab Richtung Brad Pitt.
 
K

Karn Hardt

Gast
Liebe Rosa,

ein lustiger Text, den ich sehr gern gelesen habe.
In Kurzprosa zählt jedes Wort, da ist absolute Stringenz gefragt. Ein paar Ideen hierzu (wie es MIR besser gefiele):

[red]Einfügungsvorschläge[/red]
[blue]Anmerkungen[/blue]

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[strike]Zum ersten Mal[/strike] [red]Das erste Mal[/red] am Set einer großen Filmproduktion, [red]er[/red] fühlte [strike]er[/strike] sich wie ein Fan, der es geschafft hatte[strike], bis zu den Stars vorzudringen[/strike]. Die Hauptdarsteller waren alle namhaft und er [strike]hatte[/strike] [red]sah[/red] sie [strike]in Wirklichkeit,[/strike] zum Greifen nahe vor sich!

Er, der mit seiner schauspielerischen Leistung nie ganz zufrieden war, [strike]er,[/strike] der an einer Privatschauspielschule in der Provinzhauptstadt drei Jahre Ausbildung absolviert hatte und ansonsten noch ein echtes Greenhorn war!
Er spielte [strike]auch[/strike] nur eine Nebenrolle, aber immerhin mit Text. Beim Vorsprechen hatte er sich [strike]als Bester [/strike]durchgesetzt.
Er musste auf höchst furchterregende Art sagen: „Wenn ich du wäre, würde ich den Mund nicht so voll nehmen!“. Seine Rolle mochte klein sein, aber sie sollte den Zusehern das Blut in den Adern und die Cola light im Literbecher gefrieren lassen[strike], so schrecklich war sie anzulegen[/strike].
Diese Anweisungen hatte er lange vor dem eigentlichen Vorsprechtermin bekommen, und darauf hatte er sich – wie alle anderen Bewerber – intensiv vorbereitet. Er konnte diesen Satz auf 55 [strike]verschiedene,[/strike] gefährliche Arten vortragen.

Einmal [strike]beispielsweise[/strike] hatte er abends [red]am[/red] [strike]beim[/strike] Leberkäsestand in der Altstadt zu einem emsig Kauenden eben diese Worte gesagt und dabei einen wahnsinnigen Serienmörder gemimt.
„Bist deppat?“ war die knappe Reaktion des Angesprochenen gewesen. [strike]Nicht schlecht, für den Anfang![/strike]

Beim Tequillatrinken mit Kollegen hatte er [strike]völlig[/strike] überraschend seinen Satz an einen Ahnungslosen unter ihnen gerichtet, gerade als dieser sich das Salz vom Handrücken geleckt hatte und in die Zitronenspalte biss. Dazu wählte er Gesichtsausdruck und Körperhaltung des Terminators[strike], der den tödlichen Feind anvisiert,[/strike] und die Stimmlage eines erkälteten Starkrauchers. Der Kollege zeigte sich schwerstens beeindruckt und konnte sich vor Lachen kaum halten.

Im heimatlichen Dorf hatte er [strike]extra[/strike] zu Übungszwecken an einer Gemeinderatssitzung teilgenommen. Nach der Rede, die ihm am sinnfreisten erschienen war, hatte er vor dem Plenum mit Ozzy Osbornes bester Singstimme die zu übenden Worte an den betroffenen Kommunalpolitiker gerichtet[strike], sogar ohne das „du“ in ein „Sie“ umgeändert zu haben, um die Übung qualitativ nicht zu mindern[/strike]. Und um der Ansage mehr Ausdruck zu verleihen, hatte er Marlene Dietrichs verführerischsten Blick angewendet, der – von Männern [strike]verwendet[/strike] [red]benutzt[/red] – [strike]verlässlich[/strike] [red]stets[/red] Angst und Schrecken verbreitete.
Der Politiker hatte [strike]gestutzt und[/strike] etliche Male nachgefragt, was dem Schauspieler weitere, ungeahnte Möglichkeiten eröffnete. Als er den Satz schließlich in Anlehnung an die Hitler‘sche Redemanie(r) gab, rief das die Saalordner auf den Plan, die ihn mit bestimmter Unfreundlichkeit aus den Sitzungsräumlichkeiten wiesen. [strike]Und wieder einige glorreiche Gelegenheiten!
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[strike]Kurz bevor er allerdings festgenommen worden wäre, besann er sich darauf, vorläufig aus der Rolle zu schlüpfen und wieder er selbst zu sein.[/strike]

[strike]Hier[/strike] [strike]a[/strike][red]A[/red]m Set [strike]schließlich [/strike]war er in der Pause der Erste [strike]beim[/strike] [red]am[/red] üppigen[strike], exklusiven [/strike]Crew Buffet [strike]und tat sich zwanglos daran gütlich[/strike]. Kurz darauf kam [strike]schon[/strike] George Clooney an, schnappte sich ein Häppchen und sagte in amikalem Ton: „Hey my friend, are you alright? Nice buffet, isn’t it?“
„Ip if supf a plächur pu mbeet phu, Porge!” versuchte der [strike]junge[/strike] Nebendarsteller [strike]mit hochrotem Kopf [/strike]zu artikulieren, dann begann er stark zu husten.
„You’d better not bite off more than you can chew, buddy!” lachte da Mr. Clooney augenzwinkernd und dampfte ab Richtung Brad Pitt.

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Warum so viele Streichungsvorschläge? Weil sie "in Kurzprosa" redundant sind. Hier muss nichts erläutert oder erklärt werden. Hier braucht es Spielraum für den Gedankenspin der Leser, Spielraum für Eigeninterpretationen. Sobald man beginnt, etwas hilfsweise erklären zu wollen, hat man eigentlich schon verloren.

Deinen Text finde ich wirklich gut, aber er hat - s.o. - zu viele Wörter und Hilfswerben und Umschreibungen (für mich, andere Leser könnten das wieder gaaanz anders lesen... :) )

Kürzer ist besser - vor allem in Kurzprosa. Beschreibe nicht eine Handlung, sondern lass sie passieren.

LG, Karn
 
Hallo Karn,

vielen Dank für Deine konstruktiven Hinweise, davon wird sicher vieles bei der Überarbeitung eingebaut!
Eigentlich War ich mir vor allem bei den Zeiten-Wechsel unsicher, ob ich das so machen kann - das waren Fehler, die schon mein Deutschlehrer anno dazumal häufig auszubessern hatte :).

Schönen Tag jedenfalls!
LG Rosa
 
Der Schauspieler oder Übung macht den Meister

Zum ersten Mal am Set einer großen Filmproduktion, fühlte er sich wie ein Fan der es geschafft hatte, bis zu den Stars vorzudringen. Die Hauptdarsteller waren alle namhaft und er sah sie zum Greifen nahe vor sich!

Er, der mit seiner schauspielerischen Leistung nie ganz zufrieden war, der an einer Privatschauspielschule in der Provinzhauptstadt drei Jahre Ausbildung absolviert hatte und ansonsten noch ein echtes Greenhorn war!
Er spielte nur eine Nebenrolle, aber immerhin mit Text. Beim Vorsprechen hatte er sich durchgesetzt.
Er musste auf höchst furchterregende Art sagen: „Wenn ich du wäre, würde ich den Mund nicht so voll nehmen!“. Seine Rolle mochte klein sein, aber sie sollte den Zusehern das Blut in den Adern und die Cola light im Literbecher gefrieren lassen.
Diese Anweisungen hatte er lange vor dem eigentlichen Vorsprechtermin bekommen, und darauf hatte er sich – wie alle anderen Bewerber – intensiv vorbereitet. Er konnte diesen Satz auf 55 erschreckende Arten darbieten.

Einmal hatte er abends am Leberkäsestand in der Altstadt zu einem emsig Kauenden eben diese Worte gesagt und dabei einen wahnsinnigen Serienmörder gemimt.
„Bist deppat?“ war die knappe Reaktion des Angesprochenen gewesen. Nicht schlecht, für den Anfang!

Beim Tequillatrinken mit Kollegen hatte er seinen Satz überraschend an einen Ahnungslosen unter ihnen gerichtet, gerade als dieser sich das Salz vom Handrücken geleckt hatte und in die Zitronenspalte biss. Dazu wählte er Gesichtsausdruck und Körperhaltung des Terminators und die Stimmlage eines erkälteten Starkrauchers. Der Kollege zeigte sich schwerstens beeindruckt und konnte sich vor Lachen kaum halten.

Im heimatlichen Dorf hatte er zu Übungszwecken an einer Gemeinderatssitzung teilgenommen. Nach der Rede, die ihm am sinnfreisten erschienen war, hatte er vor dem Plenum mit Ozzy Osbornes bester Singstimme die zu übenden Worte an den betroffenen Kommunalpolitiker gerichtet. Und um der Ansage mehr Ausdruck zu verleihen, hatte er Marlene Dietrichs verführerischsten Blick aufgesetzt, der – von Männern angewendet – stets Angst und Schrecken verbreitete.
Der Politiker hatte etliche Male nachgefragt, was dem Schauspieler weitere, ungeahnte Möglichkeiten eröffnete. Als er den Satz schließlich in Anlehnung an die Hitler‘sche Redemanie(r) gab, rief das die Saalordner auf den Plan, die ihn mit bestimmter Unfreundlichkeit aus den Sitzungsräumlichkeiten wiesen.
Erst kurz vor seiner Festnahme schlüpfte er wieder aus der Rolle.

Hier am Set schließlich war er der Erste am üppigen, exklusiven Crew Buffet, an dem er sich zwanglos bediente. Kurz darauf kam schon George Clooney an, schnappte sich ein Häppchen und sagte in amikalem Ton: „Hey my friend, are you alright? Nice buffet, isn’t it?“
„Ip if supf a plächur pu mbeet phu, Porge!” versuchte der Nebendarsteller zu artikulieren, dann begann er stark zu husten.
„You’d better not bite off more than you can chew, buddy!” lachte da Mr. Clooney augenzwinkernd und dampfte ab Richtung Brad Pitt.
 



 
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