Der Schuhkarton

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Nightingale

Mitglied
Der Schuhkarton

Dieser Karton ist der Sarg unsrer Jugend
dein Foto ganz oben und darunter
die Torwarthandschuh‘ meines Vaters
Modelle von Haus und Eisen-
bahnen Zukunftsbilder sich
den Weg durch Kindheitsjahre
nahm ich mit viel zu großen Schuh'n

doch lernt‘ ich darin zu laufen
wuchs hinein in Hausruinen
hetzten wir die Sommer
lagen auf ihren Dächern und unter
uns die Toten blickten auf Sterne
das letzte Salz
ihrer ungepflückten Tränen

sie schossen auf mich ich stand
im Tor und fing jeden Ball bald
fing ich auch dein Herz bald
fuhr’n wir auf Schienen fern fern
im Totenlager braucht keiner Kisten
für Schuhe aus Holz ich schob
die Kindheit zum Träumen ins Kissen

ich schob die Schuhe zum Tanz
schlurfend auf asch'nem Parkett
du kamst aus dem Takt aus
der Haltung du fielst ich hielt
dich das Lagerlied war zu lang
leise fiel der Schnee und brach
den Mohn auf dem Feld deiner Wang'

dieser Karton ist der Sarg unsrer Jugend
ich lasse sie ruhen und ohne Schuhe
wand’re ich nun durch unsere Heimat
lauf ich in and’re Gefilde so weit
ein Bauer köpft traurig die Ähren
ich lernte dass nichts ewig währt nur ich
renne schneller als die Zeit.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Nightingale,

Torwarthandschuh‘
Wieso schreibst du eigentlich diese Worte nicht aus?
Das sieht nicht nur seltsam aus, das liest auch seltsam und passt m.E. so gar nicht zur restlichen Sprache.

Wenn du da sprachlich noch etwas feilst, kann dies ein melancholischer Rückblick in die Jugend werden, ohne in einen zu weinerlichen Ton zu fallen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Nightingale

Mitglied
Hallo,

danke für die Anmerkung.
War hin und hergerissen, ob ich es normal ausdrücken soll oder ob mein lyrisches Ich nicht eher salopper ist. Da es aber schon viele gestört hat, werde ich es wohl mal umändern.

LG David
 

Nightingale

Mitglied
Der Schuhkarton

Dieser Karton ist der Sarg unserer Jugend
dein Foto ganz oben und darunter
die Torwarthandschuhe meines Vaters
Modelle von Haus und Eisen-
bahnen Zukunftsbilder sich
den Weg durch Kindheitsjahre
nahm ich mit viel zu großen Schuh'n

doch lernte ich darin zu laufen
wuchs hinein in Hausruinen
hetzten wir die Sommer
lagen auf ihren Dächern und unter
uns die Toten blickten auf Sterne
das letzte Salz
ihrer ungepflückten Tränen

sie schossen auf mich ich stand
im Tor und fing jeden Ball bald
fing ich auch dein Herz bald
fuhren wir auf Schienen fern fern
im Totenlager braucht keiner Kisten
für Schuhe aus Holz ich schob
die Kindheit zum Träumen ins Kissen

ich schob die Schuhe zum Tanz
schlurfend auf aschenem Parkett
du kamst aus dem Takt aus
der Haltung du fielst ich hielt
dich das Lagerlied war zu lang
leise fiel der Schnee und brach
den Mohn auf dem Feld deiner Wangen

dieser Karton ist der Sarg unsrer Jugend
ich lasse sie ruhen und ohne Schuhe
wandere ich nun durch unsere Heimat
lauf ich in andere Gefilde so weit
ein Bauer köpft traurig die Ähren
ich lernte dass nichts ewig währt nur ich
renne schneller als die Zeit.
 



 
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