Der Skalp der Dichter

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Perry

Mitglied
Hallo Ralf,

Gedichte als dem Skalp eines Lyrikers zu betrachten, öffnete tiefe Einblicke in die Dichterseele, denn einen Text in die Öffentlichkeit zu enlassen ist manchmal schmerzhaft, auch wenn er vom Mantel der Hermetik geschützt wird.
Ein starkes Bild, das mich sehr anspricht.
LG
Manfred
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Perry,
hab dank,ja der Dichter hat seine Trophäen: das gelungene Wort.
Ob im Kampf abgerungen oder in der Verschlossenheit der Muschel
gewachsen.
Hm,aber was ist das für eine Art von Perle. Sie entsteht doch als Umschluss um einen Fremdkörper im Muschelfleisch.

So hat alles Schöne seinen Schmerz

Lg
Ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Der Skalp der Dichter

In Gedichten
sind alle Worte
Monotheisten
Sie dulden nichts:
Bringt sie ins Sein

wenn sie erscheinen
Sprechen sie
vom Rande des Lichts
Vom Dämmern in Dunkelheiten
Von ewigen Zeiten
In Muschelgehäusen:

Nur was verschlossen ruht
Kann Perlen bilden
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Ja, du hast recht, im Gedicht hat jedes Wort Gewicht. Allerdings bin ich etwas skeptisch bei dem Begriff "Monotheisten", man muss ja nicht gleich religiös werden oder sein, um das treffende Wort zu finden. Sicher, man selbst kommt sich vor wie ein Gott, wenn man das eine, das einzig zutreffende Wort gefunden hat. Es soll aber auch Leute geben, die das treffende Wort für eine göttliche Eingebung halten, sie müssen sich dabei nicht unbedingt mit einem einzigen Gott zufriedengeben, sondern brauchen eine ganze Götterschar.

Nicht ganz einverstanden aber bin ich mit deiner Conclusio.
Die Muschel impliziert ja das Abgeschlossensein. Für mich wäre deine Formulierung ein Bild des Dichters als Eremiten in der Wohnhöhle. Was dabei herauskommt, kann niemals die Realität sein, sondern immer nur die kleine Blickwelt der verschlossenen Muschel, deshalb unwahr, weil nur die halbe Wahrheit.

Gute Gedichte entstehen aber nur dann, wenn der Dichter aufgeschlossen alles aufnimmt, was das Leben als Mensch auf ihn einstürmen lässt. Natürlich, seine Innenwelt, die ja von irgendwoher kommt, hat ebenfalls entscheidenden Anteil am guten Gedicht. Es ist also ein Zusammenspiel zwischen Innen und Außen, ein Geben und Nehmen.

Ich halte weder etwas vom göttlichen Tun des Dichters noch
von dem Gedicht als Gottesgeburt. Das Kriterium der Wahrheit ist für mich das entscheidende. Siehst du das auch so, hast du nur diesen Gedanken nur nicht zu Ende gedacht?

blackout
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo blackout
erst einmal recht herzlichen Dank für das Hinterlassen deiner vielschichtigen Gedanken zu meinem
Gedicht.
Leider werde ich heute und morgen aus beruflichen Gründen wenig Zeit finden um auf deinen Kommentar einzugehen.

Ein paar Dinge in aller Kürze

Ich schrieb Worte sind Monotheisten. Die conclusio von hier auf den Dichter selbst, ziehe ich in meinem Gedicht gar nicht. Das trägst du herein.

Hm, Wahrheit. Da tue ich mich schwer.

Ich kenne den Zweifel

Und abgesehen von der Emperie sehe ich kaum Wahres

Ich bleibe bei Wirklichkeiten - wenn schon-
Wirklichkeit entsteht wenn etwas wirkt, da braucht es keine Wahrheit....

Sorry ich muss los

Später mehr
Lg
Ralf
 

revilo

Mitglied
cooles gedicht.....by the way....ich gratuliere Schalke 07 zum grandiosen 14. Tabellenplatz.....da hat es bei den vollmundig angekündigten Sky-Übertragungen im Lenz wohl das eine oder andere Lange(r) Gesicht gegeben.....vom Tabellenhimmel grüßt recht herzlich und mitfühlend der GLADBACH-revilo....
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nur was verschlossen ruht
Kann Perlen bilden
eine höchst bedenkenswerte Sentenz.
Im Kontrapunkt zu der Kommunikation, in der Worte eingespannt sind.

Wunderbar!
 

Ralf Langer

Mitglied
Der Skalp der Dichter

In Gedichten
sind alle Worte
Monotheisten
Sie dulden: nichts

wenn sie sich zeigen
sprechen sie
von Dämmerungen
von Wartezeiten
in Muschelgehäusen:

Nur was verschlossen ruht
kann Perlen bilden
 

Monochrom

Mitglied
Hi RL,

cooler Text.

Monotheistisches Wort? Finde ich stark.
Präzise genug.

Bei mir blieb nach dem Lesen dieser Eindruck:

Mit den Worten treffend und sicher veranschaulichen, dass nichts treffend und anschaulich ist.
Und mit den Worten zeigen, dass auch nichts nebenher gilt als dieser Moment, diese Blickrichtung, wohl wissend, dass alles andere ebenso nichtig und gültig zugleich ist.

Wie der chirurgische Eingriff in eine Nebelwand...

Manchmal lohnt es sich doch mal, hier rein zu gucken,

ciao,
M.
 



 
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