Der Sohn des Gouverneurs, Teil 3

Der Sohn des Gouverneurs, Teil 3

Tage später. Unter vollen Segeln glitt die Brigg über das Meer. Schon seit Stunden begleiteten Möwen das Schiff, also müssten sie bald am Ziel sein. Diego Santos nahm sein Fernrohr und suchte den Horizont ab. Plötzlich rief der Mann oben im Ausguck: „Land in Sicht, Käptn!“
Ein hektisches Durcheinander herrschte an Bord, alle Seeräuber sahen jetzt zu dem schmalen Landstrich hinüber, der sich in der Ferne abzeichnete. Das Eiland schien nicht besonders groß zu sein, es lag wie eine Perle im Meer.
„Das muss die Insel sein“, meinte der Korsar und reichte das Fernrohr an Tom weiter. Argwöhnisch belauerte er ihn. Tom schaute mit klopfendem Herzen hindurch, schob das Glas bedächtig zusammen und gab es zurück.
„Du hast Recht“, sagte er, „sie ist es ganz offensichtlich. Gleich morgen werde ich dir die Stelle zeigen, wo wir mit dem Suchen des Schatzes beginnen müssen.“
Maja schwieg, sie beobachtete wachsam das Geschehen an Bord.
„Los, Kerle“, brüllte Santos, „dort in der kleinen Bucht gehen wir vor Anker. Macht schon, bereitet die Boote vor.“ Er konnte es nicht abwarten, bis sie endlich zu Wasser gelassen wurden. Tom und Maja sahen sich stumm an. Jetzt kam der gefährlichste Teil ihres Abenteuers. Die gesamte Mannschaft ging von Bord. Niemand dachte daran, eine Wache auf der Brigg zu lassen. Damit hatte Tom gerechnet. Mit seinem Dolch durchschnitt er in dem aufgeregten Chaos das dicke Tau, an dem der Anker befestigt war. Sie beide könnten später, wenn alles gut ginge, in einem der Beiboote von der Insel flüchten.
„He“, schrie der Freibeuter, der als erster das Schiff verlassen hatte, „was macht ihr denn noch da, herunter mit euch.“ Tom und Maja mussten sich zu ihm ins Boot setzen. „Von nun an wirst du immer hübsch in meiner Nähe bleiben, Tom Latimer“, sagte er schneidend.
Die Seeräuber ruderten, als ginge es um ihr Leben. Jetzt konnte man bereits Palmen ausmachen, die einen langen Sandstrand säumten, hinter dem sich tiefster Urwald ausbreitete. Unter ihnen standen vereinzelte, mit Palmblättern gedeckte Bambushütten. Halbnackte, dunkelhäutige Eingeborene winkten ihnen zu: „Kommt nur, kommt nur“, rief es aus vielen Kehlen, „seid uns willkommen.“

„So freundlich sind wir ja noch nie empfangen worden“, wunderte sich Hassan und kraulte seinen kleinen Affen. Misstrauisch schaute er zu Santos hinüber. Der hatte jedoch nur noch den Schatz im Sinn. „Sind eben einfältige Menschen“, meinte er achselzuckend.“ Die Gier glitzerte in seinen schwarzen Augen: „Hauptsache, wir finden hier, was wir suchen.“
Als sie das Eiland betraten, dämmerte es. Die Eingeborenen hatten inzwischen einige Lagerfeuer entzündet.
Ihr Häuptling Akira, bekleidet mit einem Tigerfell, empfing mit einer Gruppe seiner Krieger die Schiffsbesatzung und lud alle ins Dorf ein. Seine langen Haare waren kunstvoll geflochten und wurden mit einem Knochen, der als Spange diente, zusammengehalten. Akira hielt einen schön geschnitzten Bogen samt Köcher und Pfeilen in der linken Hand. Um den Hals trug er eine Kette aus Perlen, wie die Piraten nie edlere sahen. Der Bande fielen fast die Augen aus dem Kopf. Ihr Weg führte an einem großen Feuer vorbei, über dessen Glut ein riesiger Topf vor sich hindampfte. Als der Häuptling die fragenden Blicke der Ankömmlinge sah, meinte er leichthin: „Er ist groß, nicht wahr? Bei uns ist es Sitte, die Mahlzeiten stets für die ganze Gemeinschaft zu kochen. Hinein kommt alles, was das Meer hergibt.“ Bei dem letzten Satz grinste er verschlagen vor sich hin.

Unbemerkt von der Gruppe ließen sich Tom und Maja immer weiter zurückfallen, sodass sie allmählich den Schluss bildeten. In einem günstigen Augenblick schlugen sie sich blitzschnell in die Büsche. Als ihre Flucht bemerkt wurde, hatte der Urwald die beiden schon verschluckt.
Diego Santos tobte.
„Lass nur, die kommen nicht weit, hier wimmelt es von giftigen Schlangen und Skorpionen“, versuchte Akira ihn zu beruhigen. „Wieso regst du dich eigentlich auf, wer sich in Gefahr begibt, kommt halt darin um. Oder sind die beiden etwa wichtig für dich?“ Lauernd sah er den Freibeuter an.
„Ob sie wichtig für mich sind, du einfältiger Tropf“, schrie Santos, „der Bengel ist der Sohn des Gouverneurs von Sumatra.“
„Wen interessiert das schon“, meinte der Häuptling gleichgültig und dachte grinsend bei sich: „Das tut seinem Geschmack beileibe keinen Abbruch“. Doch dann sprang er pfeilschnell auf den Piraten zu und ging ihm an die Gurgel. Sein Gesicht war ganz nahe vor dem des überraschten Santos. „Sag nie wieder einfältiger Tropf zu mir, sonst wirst du mich kennen lernen“.
Die Seeräuber hielten die Luft an, dies war eine mehr als brenzlige Situation für sie. Kämen sie ihrem Käptn zu Hilfe, würden sich diese Wilden sofort über sie hermachen, also warteten sie ab, wie Santos sich entschied. Der aber war schlau genug, sich zurück zu halten. Innerlich kochte er aber vor Wut. Sich mühsam beherrschend zischte er durch die Zähne: „Ich brauche den Entflohenen, er ist für mich von äußerster Wichtigkeit.“

„Wenn dir so viel an ihm liegt, helfen wir dir gleich morgen, ihn wieder einzufangen“, meinte Akira. „Die Nacht bricht herein und da können wir sowieso nichts ausrichten. Der Dschungel gehört jetzt den wilden Tieren. Wer ist eigentlich dieses hübsche Mädchen an seiner Seite?“
„Ach die, das ist Maja, die Tochter des Schamanen vom Volk der Badjo“, antwortete Diego Santos gelangweilt, während sie das Dorf erreichten.
Dem Häuptling verschlug es die Sprache. Seine Krieger wurden unruhig und griffen zu ihren Waffen. „Ihr habt die Tochter eines Schamanen in eurer Gewalt gehabt?“, keuchte er. „Bei allen Göttern, es wird euch teuer zu stehen kommen, wenn ihr etwas passiert.“


In der Zwischenzeit kämpften Tom und Maja sich durch den Dschungel. Mit einer Machete schlug Tom einen Weg durch das Dickicht. „Vor morgen früh wird man uns sicher nicht suchen“, meinte er dann. „Wir laufen am besten einen großen Bogen und nehmen uns eines der Beiboote, die anderen lassen wir aufs Meer treiben, so dass man uns nicht so schnell verfolgen kann.“
Ganz in der Nähe knackten Zweige, sicherlich schlich ein Raubtier dort herum. Tom standen die Haare zu Berge. Vorsichtig gingen sie Stück für Stück weiter. Die Stimmen des Urwaldes kamen ihnen in dem Halbdunkel unheimlich vor. Zweige schlugen den beiden ins Gesicht und sie verfingen sich in den Lianen, die überall wuchsen. Das Gelände wurde ständig unwegsamer.
Plötzlich sahen sie die Umrisse einer schäbigen, kleinen Hütte vor sich, die auf der gegenüberliegenden Seite eines sumpfigen Gewässers lag. Neugierig schlichen Tom und Maja dorthin. Eine ziemliche morsche Holzbrücke führte hinüber.
Als sie den Steg betraten, bemerkten sie zu ihrem Entsetzen, dass sich in dem brackigen Wasser mehrere Krokodile tummelten. Mit weit aufgerissenen Mäulern, in denen deutlich die rasiermesserscharfen Zähne zu erkennen waren, kamen sie bedrohlich nah heran.
Auf einem dicken Ast über ihnen lag träge eine riesige Anakonda und beobachtete die beiden aufmerksam. Schnell huschten Tom und Maja über die wackelige Brücke. Fahles Mondlicht erhellte mittlerweile die Umgebung ein wenig.

Beim näher kommen hörten sie leises Gemurmel aus der Hütte. Erstaunt sahen sie sich an. Ob hier tatsächlich Menschen lebten? Sie schlichen sich weiter heran. Tom erstarrte. Das war doch die Stimme seines Bruders! Er würde sie aus Tausenden heraus hören. Wie elektrisiert sprang er zur Tür und riss sie mit einem Ruck auf. Zwei Gestalten kauerten auf dem Lehmboden in einem engen Bambuskäfig, mit Stricken an Händen und Füßen gefesselt. „William“, schrie Tom geschockt, „bist du es? Wie kommst du nur hier her?“
William starrte seinen Bruder an wie einen Geist. Als er aus seiner Erstarrung erwachte, rief er erleichtert: „Oh Tom, du bist es, Gott sei Dank. Ich dachte gerade, sie würden uns holen. Jetzt wird alles gut, ich habe schon nicht mehr daran geglaubt.“
Dann entdeckte er Maja, die ihn sprachlos anblickte. „Mensch Maja, ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch einmal wiedersehe. Aber wie habt ihr uns gefunden? Schnell, befreit uns aus diesem verdammten Käfig, ehe die Kannibalen auftauchen und Nachschub für ihren Kessel besorgen wollen. Dies ist nämlich ihr Vorratshaus. Alle unsere Mitgefangenen haben sie in den letzten Tagen fortgebracht, nur wir beide sind noch übrig.“
Toms fragender Blick fiel auf das junge Mädchen neben William.
„Das ist Suleika, die Nichte des Sultans von Brunei“, erklärte William, „den Rest erzähle ich euch später, die Zeit drängt.“
„Ich glaube, für die nächsten Tage sind die Eingeborenen erstmal mit Frischfleisch versorgt“, lachte Tom und erzählte hastig von ihrem Abenteuer, während er mit seiner Machete den Käfig bearbeitete. Maja zerschnitt derweil mit ihrem Dolch die Fesseln. Die Brüder umarmten sich kurz und hasteten dann mit den Mädchen ins Freie. Sie liefen über den schwankenden Holzsteg, wo die Krokodile nur darauf lauerten, dass jemand von ihnen ins Wasser fiel. Die Riesenschlange hatte sich mittlerweile in den Urwald zurückgezogen.
Sie hatten fast das Ende des Steges erreicht, als Maja ausrutschte und mit einem spitzen Schrei hinfiel. Auf dem glitschigen Holz rutschte sie auf den Rand der Brücke zu. Schon gierten die riesigen Echsen in die Höhe und schnappten nach dem unglücklichen Mädchen. Entsetzt griffen die Gefährten zu, um ihrer Freundin zu helfen, die jetzt halb über dem Abgrund hing. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, das zitternde Bündel wieder nach oben zu ziehen.
Nach langem Marsch ruhte sich die kleine Gruppe ein wenig von den Strapazen aus. Der Morgen graute. Sie hatten seit Stunden nichts mehr im Magen, doch noch schlimmer war der Durst, der sie peinigte. Außerdem saß ihnen eine verteufelte Angst im Nacken, denn sie mussten damit rechnen, dass die Menschenfresser sie inzwischen verfolgten. Als Tom und William die Umgebung eingehender betrachteten, entdeckten sie hinter einem dichten Vorhang aus Lianen den Eingang zu einer Höhle.
„Was meint ihr“, fragten sie ihre Begleiterinnen, „ob wir es wagen sollten, dorthinein zu gehen? Eventuell gibt es irgendwo einen Ausgang, der uns zum Meer führt.“
„Oh ja“, meinte Suleika, in solchen Höhlen gibt es manchmal auch Wasser, ich komme um vor Durst. Maja, was sagst du?“
Maja verschwand wortlos hinter den Schlingpflanzen. Als William und Suleika ihr folgen wollten, hielt Tom die beiden zurück. Fragend sah William seinen Bruder an.
„Lasst sie allein“, flüsterte Tom, „du weißt doch, sie ist die Tochter eines Schamanen und weiß genau, was sie tut.“

Nach einem kurzen Augenblick kam Maja wieder aus dem Versteck hervor. Ein Lächeln lag auf ihrem zarten Gesicht, als sie ihren Gefährten mitteilte: „Kommt jetzt, wir werden dort drinnen Wasser finden. Allerdings sollten wir uns beeilen, denn die Kannibalen kennen die Höhle sicherlich auch.“
Erstaunt folgten ihr die Weggefährten.
„In dieser Grotte haben die Ureinwohner einst ihre Medizinmänner bestattet“, erklärte Maja, „ihre Geister befinden sich heute noch hier.“
Als sie den Schrecken in den Augen ihrer Freunde sah, beruhigte sie die Gruppe sogleich: „Ihr braucht keine Furcht vor ihnen zu haben. Da ich ja selbst die Tochter eines Medizinmannes bin, steht ihr unter meinem Schutz. Am Ende dieser Kaverne gibt es tatsächlich einen Ausgang zum Meer.“
„Alles ist besser, als den Wilden in die Hände zu fallen“, meinte Tom ernst.
Vorsichtig betraten sie die Felsenhöhle. Sie schien riesig zu sein. Durch Löcher in der Decke leuchtete ein wenig das erste Tageslicht, sodass die vier sich orientieren konnten. An den Wänden konnte man noch deutlich alte Fackelhalterungen erkennen. Verschlungene Wege führten durch Nischen, die sicherlich mal als Räume genutzt wurden. Über schmale Pfade ging es in dem Höhlenlabyrinth steil bergan. Sie mussten höllisch aufpassen, da es keinerlei Befestigung gab und das Erdreich unter ihnen seitwärts abrutschte. Ein leises Plätschern war jetzt zu vernehmen. Tatsächlich fanden sie hinter einer Biegung eine Nebenhöhle, die sie überraschte. Sie war heller als die anderen Hohlräume, in ein unwirkliches Licht getaucht. Eine bezaubernde Farbenpracht breitete sich über Wände, Decken und Nischen aus. Außergewöhnliche Tropfsteine spiegelten sich in einem kleinen, schillernden Grottensee, in den sich eine Quelle ergoss. Bizarr geformte Felsen ragten zur Decke auf.
„Unglaublich“, murmelte Tom fasziniert.
Eilig liefen sie zum Wasser, um ihren Durst zu löschen. Sie genossen das kühle Nass und spürten, wie ihre Lebensgeister wieder erwachten.

„Wer seid ihr? Was habt ihr hier zu suchen?“, donnerte plötzlich eine Stimme durch die Felslandschaft. Außer Maja erschraken alle anderen fast zu Tode, als sie die Lichtgestalt erblickten, die sich wie ein pastellfarbener Nebel auf die Gruppe zu bewegte. Die schemenhaften Umrisse eines alten Mannes zeichneten sich darin ab.
„Ich bin Maja, die Tochter des Schamanen vom Volk der Badjo“, antwortete Maja mit klarer Stimme. „Meine Begleiter sind Tom Latimer, der Sohn des Gouverneurs von Sumatra und sein Bruder William, sowie Suleika, die Nichte des Sultans von Brunei. Wir befinden uns auf der Flucht.“
Sie erzählte dem Geist in knappen Worten von ihrem bisherigen Abenteuer. Während sie sprach, bemerkten die anderen, dass weitere Erscheinungen den Raum bevölkerten. Tiefes Grauen bemächtigte sich der Gefährten.
„Seid uns willkommen“, ertönte die donnernde Stimme wieder. „Ich bin Barsan, der Geist des großen Medizinmannes. Sucht ihr etwa nicht den Schatz, der schon seit Urzeiten unserem Stamm gehört?“
Lauernd betrachtete er die vier. Die anderen Geistwesen murmelten aufgeregt.
„Ach ja, der Schatz“, rief Tom aus, „wir hatten ihn ganz vergessen, zumal er ja auch nur meiner Fantasie entsprungen ist, um die Piraten von Sumatra wegzulocken. Uns ist die Freiheit lieber, als alle Schätze der Welt zusammen. Wir haben kein Interesse an ihm und wollen nur auf dem schnellsten Weg wieder in unsere Heimat zurückkehren.“
„Das ist klug von euch“, meinte der Alte etwas leiser werdend, „denn viele haben schon versucht, ihn zu stehlen und scheiterten kläglich.“
„Dann gibt es ihn also tatsächlich, so wie es auch diese Insel gibt, die ich mir als List habe einfallen lassen?“, fragte Tom aufgeregt. „Wie ist das denn nur möglich?“
„Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich nicht erklären lassen“, antwortete das Geistwesen, „manchmal erfüllen sich auf geheimnisvollem Wege innerste Wünsche und Sehnsüchte. Der Geist eines Lebenden wird niemals die Zusammenhänge ergründen, das muss dir genügen.“
„Aber was hat es denn mit dem Schatz auf sich?“, meldete sich William zu Wort.
„Bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit einem feindlichen Stamm brachten ihn einige Eingeborene hier her, damit er in Sicherheit war. Es entstand ein fürchterliches Gemetzel und die wenigen Menschen, die das Blutbad überlebten schworen, niemals wieder einem Fremden das Versteck des Schatzes zu verraten. Doch eines Tages nahm das Schicksal seinen Lauf. Die Männer fuhren zum Fischfang aufs Meer hinaus und wurden von einem gewaltigen Sturm überrascht. Ihre Boote drohten an den meterhohen Wellen zu zerbersten. Plötzlich tauchte in höchster Not ein Schiff auf. Es war ein alter Seelenverkäufer und die Besatzung nahm sie alle unter großer Gefahr an Bord. Sie brachten die Fischer wieder sicher an Land zurück, somit retteten sie ihnen das Leben. Dankbar führte der Stammshäuptling die Seeleute in diese Höhle und jeder durfte sich etwas von den Kostbarkeiten aussuchen. Kurz darauf stachen die Männer wieder in See. Man hätte sie nicht ziehen lassen sollen, denn nun sprach sich in Windeseile auf allen Meeren herum, welch ein Reichtum auf unserer Insel zu finden ist. Von da an hatten wir keine Ruhe mehr. In Scharen fielen die Abenteurer in unsere Heimat ein. Da ihnen kein Dorfbewohner das Versteck verraten wollte, brachten die Halunken viele von unserem Volk um und durchstreiften dann auf eigene Faust die Insel, bis sie irgendwann den Eingang zu dieser Grotte fanden. Nicht einer von ihnen verließ sie jedoch wieder lebend, dafür sorgten die Geister aus dem Schattenreich.“
Tom, William, Maja und Suleika sahen sich erschauernd an. Würde sie das gleiche Schicksal ereilen?
„Was ist mit ihnen passiert?“, flüsterte Suleika kaum hörbar.
„Es war fürchterlich, das kann ich euch sagen“, redete die Erscheinung weiter, „mehr braucht ihr nicht zu wissen. Da ihr in Begleitung der Tochter eines Schamanen seid und keine bösen Absichten habt, werde ich euch helfen, damit ihr gefahrlos die Höhle verlassen könnt. Danach seid ihr auf euch selbst gestellt, also hört gut zu. Weiter oben stoßt ihr auf ein großes Labyrinth, das ihr durchqueren müsst. Ich warne euch aber, bleibt auf keinen Fall stehen, sondern geht zügig immer weiter, ohne in Panik zu verfallen, ist die Angst auch noch so groß. Ihr werdet unglaubliche Dinge erleben, doch bleibt ganz ruhig. Wird es für euch gefährlich, so ruft laut: „Wir stehen unter dem Schutz von Barsan!“ Dann wird euch nichts geschehen. Nun geht, denn ich sehe, dass eure Verfolger nicht mehr weit sind. Einer von ihnen trägt einen Affen und sie werden von einem kleinen krummen Mann angeführt.“
„Diego Santos und seine Leute“, entfuhr es Tom, „er lebt also noch. Rasch, lasst uns aufbrechen.“
Eilig machte sich die Gruppe auf den Weg. Als sie sich noch einmal umdrehten, waren die Erscheinungen verschwunden.
 



 
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