Der Sonntagmittagsbrauch.

pleistoneun

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Der Wald war leer, kein Näschen schnüffelte an den wilden Pilzen, kein Fell wurde an des Baumes Rinde gewetzt, das liebliche Getümmel fehlte und mit ihm das ganze Leben. Das merkte auch der Jäger, der da durch das Dickicht streunte. Sein Schrotgewehr hing abgeknickt an seinem Arm und er liebte den Augenblick, wenn irgendwo im Unterholz ein Rehbock nach frischen Wurzeln suchte. Dann pirschte sich Weidmann mit leiser Sohle nah ans Wild heran, klappte vorn die Waffe hoch und schoss dem irren Bock gar garstig zwischen beide Augen. Der Treffer ließ den Bock erstaunen, wie schnell so etwas gehen kann, denn grad noch war im Kopf das Wurzelwerk und jetzt schon eine Ladung Schrot.

Und das Schönste für den Jägersmann war das Fallen des Tiers, das Aufstellen der Hufe, der Biss ins saftige Gras. Zuerst da wankt das Wild benommen im Kreis und sucht verzweifelt Halt, doch verliert sich das Vertrauen bald in seine schwachen Beine, gar ...

... seitwärts bricht das arme Pelztier ein,
und liegt nun ohne Stolz vor seinem Meister.
Denn als Mitglied bei ´nem Schießverein
weckt geschossnes Wild die Jagdblutgeister.

Was einst so lebensfroh durchs Unterholz stolzierte,
fragte jetzt mit Schmerzen nach dem Grund.
Dem Jäger war´s egal - der Anblick amüsierte,
und nicht nur ihn, bestimmt auch seinen Hund.

Mit einem Ruck das Tier war umgeschnallt
und flink zum Wagen transportiert,
Das Fuchs, der Hase, nach Futter sonst gekrallt,
wird noch warm nach Hause expediert.

Dort trachtet schon die Jägersfrau zu schneiden,
mit schnellem Schnitt in Hals und Bauch,
das arme Tier dann auszuweiden,
für den Sonntagsmittagsbrauch.

Da schmeckt der Hasenbraten und die Leber.
Und vom Reh war sowieso nur´s junge Kitzel
ein angemess´ner Appetitanreger
und Zutat für das Jägerschnitzel.

Hoffe nur, mein lieber Jägersmann,
dass dir der Tierfleischhunger bald vergeht,
denn vorm Gericht nach deinem Tode dann,
ist niemand, der den Sinn der Jagd versteht.
 



 
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