Der Staub (gelöscht)

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K

Kasoma

Gast
schön melancholisch, genau meine Stimmung zur Zeit, aber ich will doch Frühling, jetzt und sofort...
Tolles Gedicht, bin aber leider kein Profi, kann nur mein Gefühl dazu äußern und Dir sagen: Es gefällt!

Gruß von Kasoma
 

pipi-barfuss

Mitglied
staub

hallo lapismond,

da hast du ja wieder was schönes hingezaubert. ;)
ich versteh nur nicht was du mit dämmern meinst?

Spuren starker Scheuermittel
sieht man bei dem Dämmer nicht.

*grübel*

am ende hast du zweimal "auf" geschrieben.

...leckt mit Wasserrest bedeckt
gespenstig schnell das Staubnest auf.
Das bleibt nun so da liegen.
Und niemand macht den Vorhang auf.

mh, irgendwie stört mich ein auf davon, aber das ist nur meine meinung. :D

ansonsten find ich dein gedicht gelungen. :)

l.g. pipi
 
I

IKT

Gast
Hallo lap also für mich war Dein Werk erstmal "schwer". Der erste Gedanke: Ne, das gefällt mir nicht. Dann hab ich es nochmal gelesen und es gefiel mir besser. "Verliebt habe ich mich in die ersten 5 Zeilen:
[blue]Verhangen sind die Fenster,
der Staub schwebt zögernd in der Luft.
Im Fensterkreuz verborgen
trocknet eine Blume
welk ihr Leben aus.[/blue]
Das zeigt unheimlich viel Melancholie, Vergangenheit...
Aber sicher ist - der Frühling kommt. Und dieses Wissen hast Du, meiner Meinung nach, gut verpackt. Denn wer immer will, kann "den Vorhang aufmachen" und der "Frühling bleibt nicht vor dem Haus". Kann sein, ich interpretiere falsch, aber das ist dann auch kein Weltuntergang.

@ Pipi: Mit dem "Dämmer" ist dämmriges Licht gemeint (von wegen Vorhang am Fenster :) , glaube ich.

LG IKT
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,

Dankeschön für Eure Interpretationen und das Öfterlesen!
Iris hat den Dämmer schon erklärt; das erste "auf" ist dem Wandel anheim gefallen, hattest Recht Sandra.

Melancholie ist ein starkes Gefühl,
bemerkt
lap
 

pipi-barfuss

Mitglied
auf und ab ;)

hallo lapismond,

mensch so gefällt mir dein gedicht noch besser.
da hab ich ja nix mehr zu meckern. *lächel*

@ikt, danke für deine erklärung. :D

l.g. sandra
 

Schakim

Mitglied
Hi, lapismonti!

Ich spüre weder Kälte,
noch spüre ich den Staub -
Ob ich mich wohl verwählte
beim Sonnenstrahlenraub?
Da tanzt diffus ein Zauber
von Regenbogenfarben.
Die Fenster sind nicht sauber,
die Haut zeigt feine Narben ...
Ein Griff - er führt ins Leere -
Der Stuhl ist schon am Kippen.
Ich greife zu der Schere ...
Ein Schmerz fährt durch die Rippen.
Die Strahlen wollt' ich schneiden -
Das glaubt mir aber keiner -
Nun glänzt das Licht fast seiden
im Spiegel vom Putzeimer.
Da tauche ich die Hände
hinein ins kühle Nass
und spritze an die Wände -
Wie macht das plötzlich Spass!
Jetzt kann man sie entdecken
im Glanz vom Sonnenlicht,
die vielen Wasserflecken -
Sogar auch im Gesicht!


Ich schaufle Dir ein Loch in den hellen Morgen! Fang' Dir den Tag!
Schakim
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Oh je, liebste Schakim,

da scheint ein Putzeufelchen über Dich gekommen zu sein!
:D

Ich würde ja die schiessenden Frühlingssäfte in ein Gefäß der Liebe schütten!

Dankeschön und putzige Tage
wünscht
staublap
 
S

Stoffel

Gast
Dear Lapi,

spontan musste ich an meine Altbauwohnung in Berlin denken.*jaul*

Ich mag das, wenn ich Bilder bekomme, etwas sehe, nicht nur lese. Ich sehe hier und lese.

Meine Frage dennoch mal zum "Fensterkreuz". "verborgen"...die trockne Blume. Aber sie ist doch sichtbar?

Ich hab es nun gerade immer und immer wieder gelesen, habe auch ein Bild, aber es ist ohne jegliche Aussage.
Es könnte der Gedanke eines Alkoholikers sein, der zittrig dieses Glas nimmt, aber auch eines anderen einsamen Menschens, der sein Hauptaugenmerk auf Unwichtiges lenkt.

Das..sind meine Gedanken dazu.
lG
Sanne


Verhangen die Fenster,
Staub schwebt zögernd
in der Luft.
Im Fensterkreuz verborgen
trocknet eine Blume
welkt ihr Leben aus.
Verhäng ich jetzt auch
noch die Augen,
bleibt Frühling vor dem Haus.

Das halbgefüllte Glas
verloren auf spiegelglattem Tisch.
Spuren starker Scheuermittel
sieht man bei Dämmer nicht,
nur die Kälte kann man spüren
und diese fürchte ich nicht.

Viele kleine Staubgewebe
atme ich beständig ein,
kleben schon wie Fesseln fast,
tief an meinen Lungenflügeln.
Ich sollte doch das Glas dort leeren,
will die Hand schon heben -
nur ein Zögern kurz -
da bricht es.
Scherben fallen in die Stille
und was spiegelglatt grad glänzte,
leckt mit Wasserrest bedeckt
gespenstig schnell das Staubnest ab.
Das bleibt nun so da liegen.
Und niemand macht den Vorhang auf.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Sannchen,

die Furcht sollte schon dabei sein.
Es ist ja nicht immer möglich, zu handeln.

Das Fensterkreuz ist für mich ein sehr starkes und vielschichtiges Bild. Es birgt den Tod.
Manche Fenster haben solch breite Rahmen, das in ein in der Mitte stehender Blumentopf vor hereindringenden Blicken verborgen ist.

cu
lap
 
B

bonanza

Gast
Überzogen - als hättest du wirklich ein Gefühl
für deine Lungenflügel als solche -.

bon.
 

Jongleur

Mitglied
Melancholia

Hallo Lapis,
ach, das kann ich richtig vor mir sehen! Etliche gute Bilder treffe ich da. Stimmung kommt an, zäh, grau, trocken - trotz der schwebenden Staubpartikel in der Luft. Das brechende Glas mit dem Nass bringt nicht Lösung, nicht Erfrischung gegen den trockenen Rachen, vielmehr neues, anderes Chaos. Der Akteur bleibt, als sei der Griff nach dem Glas die letzte verantwortbare Anstrengung des Tages gewesen, jetzt entschieden hinter seinem Vorhang. Melancholie, insofern stimmt das Bild auch, blüht und fesselt still für sich.

Das Fensterkreuz, verhangene Scheiben, ein polierter Tisch unter Staub: schöne Bilder.

Auch das Glas ... es "verliert" sich. Schön!!
Wobei ich zu diesem indifferenten "verlieren" dem Glas den unbestimmten Artikel mitgäbe, etwas in dieser Art:

Ein Wasserglas verliert sich
auf dem spiegelglatten Tisch.

Später dann das brechende Glas, das ein Einschnitt sein könnte, sich aus der Lethargie zu befreien, aber nur zur Bestätigung führt.
(hier müsstest Du vielleicht die Kausalitäten überprüfen? Bricht das Glas ohne die Hand? - Und: wer oder was leckt das Staubnest?)
Staubnest - auch ein schönes Bild! Neben dem leidigen Putzfaktor schwingt außerdem das gemütliche Nest mit, wo es nicht um Schmutz oder Reinlichkeit, sondern Geborgenheit, Intaktheit, Familie geht.

Für Melancholie oder dunkle Stimmung, frühling- und lichtscheuend, ist mir der Text aber ein bisschen zu wortopulent. Ich fände gern eine Parallele zur Melancholie, ihrem Fehlen an Freude, Antrieb usw. in strengerer Sprache, auch trocken, wie die Blume, ein Minimieren an gewissen Vokabeln - wie die Schwermut am Fehlen der Ansprechbarkeit, der Freude krankt.
Am Beispiel der Blume z. B. fällt mir auf: dass sie trocknet, alleine diese Aussage bereits, zeigt, dass sie stirbt. Mit dem Verb "trocknet" ist auch der Zustand "welk" bereits eingeschlossen. (Verhangen sind die Fenster, / Staub schwebt in der Luft. / Im Fensterkreuz verborgen
trocknet eine Blume.)
Auch der Staub könnte für mich "eingekürzt" werden. "schweben" ist bereits ein leichter, keinesfalls zielstrebiger und schneller Vorgang. Braucht es da noch ein "zögernd"? - Letztlich sind das natürlich mal wieder Geschmacksfragen. Und ich bin nur ein Leser unter vielen, kann nur meine Sprachauffassung, meine Ansprechbarkeit vertreten. Weshalb ich hier Wörter wie "fast - doch - schon" noch einmal unter die Lupe nehmen würde. "Beständig"? Mir würde es reichen: ich atme den Staub ein. Auch die Frage, da der "Staub" ja bereits benannt ist, ob man die "Staubgewebe" evtl. anders formuliern könnte.

Entschuldige Lapis, versteh mich nicht falsch, mir gefällt das Bild, das Du entwirfst wirklich sehr gut!! Weswegen ich mir Mühe gebe, das zu vermitteln, was es in meinen Augen und für mein Lesegefühl sprachlich noch perfekter machen könnte. Subjektiv meine Lesevorliebe befriedigend.
   Allerdings - sind manche Melancholien auch opulente Gesellen, breiten sich aus und wabern ... und man lässt sich hineinfallen und einweben und leidet. Das tut manchmal für begrenzte Zeit der Seele gut.

Lieben Gruß vom Jongleur,
an staubigem Glastisch sitzend, Wasserglas (halbvoll), Rotweinglas (fast leer), über der schrecklichen Arbeit des Abräumens, Ordnens sinnend, bis Staub gewicht werden könnte. Hoffentlich geht kein Glas zu Bruch ... Und: keine Vorhänge vor den Fenstern, freier Blick in die Nacht
;)
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi Lap,

wieder ein schön-tragisches Bild von Dir...
Schakims Antwort bringt dich hoffentlich dem Frühling etwas näher - kann ja so lang nich mehr dauern... ;)

LG, Rhea
 
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