Der Strandläufer

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anbas

Mitglied
Der Strandläufer

Er hat Urlaub - Gott sei Dank!
War vor Stress schon beinah krank.
Eine Auszeit musste her,
darum fuhr er auch ans Meer.

Dort sucht er die Einsamkeit,
freut sich auf die freie Zeit.
Ohne Druck und den Trara
wird entspannt beim FKK.

Doch bereits am zweiten Tag,
ist's, als träfe ihn der Schlag,
klingelt da fast wie zum Hohn
sein mobiles Telefon:

Die Geschäfte laufen schlecht,
Aktien stürzen regelrecht
tief in die Unendlichkeit,
und kein Fachmann weit und breit.

Ernsthaft blickend wandert er
splitternackt am Strand umher.
Presst das Handy dicht ans Ohr,
überbrüllt den Möwenchor.

Täglich dann mit schwerem Gang
wandert er am Strand entlang,
rettet, was zu retten ist,
mit Erfahrung und viel List.

In den Dörfern ringsherum
geht die Nachricht sehr bald um,
dass man einen nackten Mann
nachts am Strand noch hören kann,

wie er "Jetzt verkaufen!" schreit,
oder "Lasst euch noch ein wenig Zeit!",
"Schaut euch das noch einmal an!",
"Fragt, ob man verhandeln kann!"

Und mit seiner ganzen Kraft
hat er es dann auch geschafft:
Der Betrieb ist sorgenfrei
- bloß sein Urlaub ist vorbei.

Lang noch sieht man diesem Mann
seinen Urlaub deutlich an:
Braungebrannt bis hin zum Steiß,
nur sein Ohr ist strahlend weiß.
 

Herr Müller

Mitglied
Klasse anbas! Genau meine Längenwelle. Tolle Pointe.

Wenn die "Jetzt Verkaufen" ins Telefon brüllen, dann reden sie meist mit nur einem Partner, Wenn es denn hier um die schnelle spekulative Quicksanierung auf dem Börsenparkett geht. Das klingt jedenfalls hektischer.

wie er "Jetzt verkaufen!" schreit,
[blue]oder "gib dem Ganzen Zeit!",[/blue]
"Schau[strike]t[/strike] [strike]euch[/strike] [blue]dir[/blue] das noch einmal an!",
"Frag[strike]t[/strike], ob man verhandeln kann!"
 

anbas

Mitglied
Der Strandläufer

Er hat Urlaub - Gott sei Dank!
War vor Stress schon beinah krank.
Eine Auszeit musste her,
darum fuhr er auch ans Meer.

Dort sucht er die Einsamkeit,
freut sich auf die freie Zeit.
Ohne Druck und den Trara
wird entspannt beim FKK.

Doch bereits am zweiten Tag,
ist's, als träfe ihn der Schlag,
klingelt da fast wie zum Hohn
sein mobiles Telefon:

Die Geschäfte laufen schlecht,
Aktien stürzen regelrecht
tief in die Unendlichkeit,
und kein Fachmann weit und breit.

Ernsthaft blickend wandert er
splitternackt am Strand umher.
Presst das Handy dicht ans Ohr,
überbrüllt den Möwenchor.

Täglich dann mit schwerem Gang
wandert er am Strand entlang,
rettet, was zu retten ist,
mit Erfahrung und viel List.

In den Dörfern ringsherum
geht die Nachricht sehr bald um,
dass man einen nackten Mann
nachts am Strand noch hören kann,

wie er "Jetzt verkaufen!" schreit,
oder "Gib dem Ganzen Zeit!",
"Schau dir das noch einmal an!",
"Frag, ob man verhandeln kann!"

Und mit seiner ganzen Kraft
hat er es dann auch geschafft:
Der Betrieb ist sorgenfrei
- bloß sein Urlaub ist vorbei.

Lang noch sieht man diesem Mann
seinen Urlaub deutlich an:
Braungebrannt bis hin zum Steiß,
nur sein Ohr ist strahlend weiß.
 

anbas

Mitglied
Hallo Herr Müller,

vielen Dank fürs Lob und den Vorschlag, den ich gerne übernommen habe.

Während meines letzten Urlaubs kam mir am Strand tatsächlich ein telefonierender nackter Mann entgegen... In der "Komischen Lyrik" hatten wir "Nackter Mann mit Handy" dann auch mal als Thema.

Liebe Grüße

Andreas
 
B

Beba

Gast
Mal wieder etwas Humorvolles mit Niveau. Gefällt mir sehr gut. Ja, ja, man lacht, aber da steckt schon mehr hinter als ein Körnchen Wahrheit.

LG
BeBa
 

anbas

Mitglied
Stimmt Beba,

ich habe es selbst erlebt, wie ein Bekannter, der mich mit Familie hier in Hamburg besucht hat, fast eine halbe Stunde lang während seines Urlaubs beruflich telefonierte. Wir machten gerade einen Spaziergang an der Elbe und mussten auf ihn warten. Seine Frau sagte mir mal, dass der schönste Urlaub der war, als sie mal in einer Region Urlaub machten, in denen er kein Netz hatte...
Danke fürs Kommentieren und Bewerten.

Liebe Grüße

Andreas
 
B

Beba

Gast
Seine Frau sagte mir mal, dass der schönste Urlaub der war, als sie mal in einer Region Urlaub machten, in denen er kein Netz hatte...
... das hier ist dann für mich das Sahnehäubchen auf den Text ... :)

Ich kenne selbst solche Leute. Zum Lachen ist das dann oft nicht mehr.

LG
Beba
 

anbas

Mitglied
Nein, zum Lachen ist das dann irgendwann nicht mehr - es nervt! Gleichzeitig ist es auch tragisch. In "meinem" Fall wußte mein Bekannter nämlich sehr genau, dass es genügend andere Leute gab, die seinen Job sofort machen würden - und wer riskiert schon gerne seinen Job in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit?

Liebe Grüße

Andreas
 

MarenS

Mitglied
Sehr fein, Andreas, sehr fein sinnig.
Das wirft wieder die Frage auf: Was ist mir mein derzeitiger Lebensstandard wert?

Es grüßt dich die Maren
 
D

Donkys Freund

Gast
Eine unterhaltsame Karikatur! :)

So anspruchsvoll inklusive Denkanstößen finde ich das Gedicht jedoch nicht. Dazu ist die Figur zu schablonenhaft (könnte einer Hollywood-Srewball Komödie entspringen, wie man sich Top-Manager so massentauglich vorstellt) und - nur vom Gefühl her - von sehr weit außen betrachtet.

Lächelnd
Donkys Freund
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Anbas,
da es Dir wohl kaum um eine ausführliche Manager-Darstellung geht, sondern vorrangig um die Gesamtschilderung - im wunderbaren Gag endend:
Gute Idee - gut umgesetzt.
... und der Tipp von Herr(n) Müller verbesserte die Strophe!
 
P

Pelikan

Gast
Ohne Druck und den Trara
wird entspannt beim FKK.

Hmm..müßte das nicht "dem Trara" heißen? Es heißt ja auch:
man macht ein großes Trara...nicht einen großen Trara.

Ansonsten hat es eine Super-Pointe! :D

mit herzlichen Grüßen, Pelikan ;)
 

anbas

Mitglied
@ Maren
Ja, in solchen Situationen kann die Frage nach dem Lebensstandard aufgeworfen werden, wenn man für diese Frage offen ist und nicht gerade in den sogenannten Sachzwängen untergeht.

@ Donkys Freund
Natürlich ist das eine Karrikatur und es ist von weit außen betrachtet. Aber auch Karrikaturen können Denkanstöße geben ;).

@ Haget
Danke, genau so ist es. Eine Gesamtschilderung ohne all zu großen vordergründigen Tiefgang. Und dennoch zeigen ja die Kommentare, dass da trotzdem weitere Gedanken in Gange gesetzt werden. Das freut mich übrigens sehr.

@ Pelikan
Auch Dir danke ich. Was "dem/den Trara" betrifft, bin ich mir nicht ganz sicher, glaube aber - jetzt, wo Du's schreibst - dass Du recht hast. Ich werde es erstmal ändern.

@ Herr Müller
:D

@ plotzn
Auch Dir vielen Dank für die Rückmeldung. Schön, dass Dir das Gedicht gefallen hat.

Noch einmal vielen Dank an alle für die Rückmeldungen, aber auch für die Bewertungen.

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Der Strandläufer

Er hat Urlaub - Gott sei Dank!
War vor Stress schon beinah krank.
Eine Auszeit musste her,
darum fuhr er auch ans Meer.

Dort sucht er die Einsamkeit,
freut sich auf die freie Zeit.
Ohne Druck und dem Trara
wird entspannt beim FKK.

Doch bereits am zweiten Tag,
ist's, als träfe ihn der Schlag,
klingelt da fast wie zum Hohn
sein mobiles Telefon:

Die Geschäfte laufen schlecht,
Aktien stürzen regelrecht
tief in die Unendlichkeit,
und kein Fachmann weit und breit.

Ernsthaft blickend wandert er
splitternackt am Strand umher.
Presst das Handy dicht ans Ohr,
überbrüllt den Möwenchor.

Täglich dann mit schwerem Gang
wandert er am Strand entlang,
rettet, was zu retten ist,
mit Erfahrung und viel List.

In den Dörfern ringsherum
geht die Nachricht sehr bald um,
dass man einen nackten Mann
nachts am Strand noch hören kann,

wie er "Jetzt verkaufen!" schreit,
oder "Gib dem Ganzen Zeit!",
"Schau dir das noch einmal an!",
"Frag, ob man verhandeln kann!"

Und mit seiner ganzen Kraft
hat er es dann auch geschafft:
Der Betrieb ist sorgenfrei
- bloß sein Urlaub ist vorbei.

Lang noch sieht man diesem Mann
seinen Urlaub deutlich an:
Braungebrannt bis hin zum Steiß,
nur sein Ohr ist strahlend weiß.
 
M

Marlene M.

Gast
ich lach mich tot, lieber Anbas...
Schön aufs Korn genommen, wie Mann so am gelde hängt.
Witzige Pointe mit dem weißen Ohr.
Könnte vielleicht ein wenig kürzer sein, das ganze. Breit geschmunzelt von Marlene
 



 
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