Der Tag an dem die Welt unterging

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walter

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Der Tag an dem die Welt unterging

Und doch ging die Sonne auf. Blieb nicht versteckt – auch nach dem Tag an dem die Welt unterging. Ist sie vielleicht doch nicht untergegangen. Wie könnte dann ein Tag so schön mit dem Gesang der Vögel bei den ersten Sonnenstrahlen, die sich sanft auf dem morgendlichen Tau spiegeln, beginnen, oder zeigt gerade diese Pracht welch Leben wir nun niemals mehr genießen werden? Verhöhnt uns die Zeit indem sie nicht stehen blieb, auf uns wartet, oder zeigt sie uns auf diese Weise, dass wir sie nie besaßen? Nicht einmal die Musik verstummt, auch wenn sie wohl nun keiner hören kann – nein, sie ist selbst lauter als zuvor, da sie nun alleine, ganz alleine neben der Stille existiert.
Was wird nun aus dieser Welt, die sich Tag täglich mühte uns fühlen und empfinden zu lassen, wenn all ihre Eindrücke, keinem derer, die nie in einer solch ehrlichen Form, wie sie, ihr Innerstes nach außen trugen, neue Gefühle mehr vermittelt – doch halt sie ging ja unter. Tat sie das oder war es nicht nur ein kleiner Teil von ihr, so unbedeutend, dass er kaum erwähnenswert und doch so grundlegend, dass alles auf ihm lastete. Man hätte mehr empfinden sollen, nur wie, wenn keiner eines anderen Gedanken fassen kann – wenn jeder doch in seiner eigenen privaten Welt gelebt.
Die Sonne ging wieder auf, doch nicht in meiner Welt. Sie blieb mir verborgen, am Tag nachdem meine Welt unterging.
 



 
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