Der Tote in der Waschkaue

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Bonnie

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Monika Majewski-Bunte,
hundoj@aol.com


Der Tote in der Waschkaue


Pro-Bau, eine der grössten Baufirmen im östlichen Ruhrgebiet stand kurz vor der Pleite. Eine Firma, welche in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern sollte. Der letzte grosse Auftrag hatte wohl zu lange auf sich warten lassen, aber es war nicht nur das. Unterschlagung und Veruntreuung waren der Hauptgrund. Das ganze begann eigentlich damit, dass Firmengelder in Millionenhöhe auf unerklärliche Weise verschwanden. Einer oder mehrere der Manager hatten wohl in die eigene Tasche gewirtschaftet. Nur ein Mann kam der ganzen Sache auf die Spur. Homann, der Personalchef, der aber hatte nicht die Absicht die Sache auffliegen zu lassen. Er hatte ganz andere Pläne, denn er wollte ein ziemlich grossen Stück von dem „Kuchen“ bevor alles den Bach `runter ging.

Punkt neun Uhr betrat Homann das Bürogebäude. Er ging an dem Empfangstisch vorüber, nicht ohne mit Frau Martin, der Empfangsdame, einige belanglose Worte zu wechseln. Den Aktenkoffer schlenkernd begab er sich gutgelaunt in den Aufzug, welcher ihn in die dritte Etage brachte.
Seine gute Laune wurde nur von einem kurzen Gedanken gestoppt, den er aber schnell wieder beiseite schob. Sicher, es war etwas riskant was er tat, aber er würde schon damit fertig werden. Warum sollte Hauser es sich diesmal anders überlegen?. Er würde wieder zahlen, wie er es schon einmal getan hatte.
Als er sein Büro betreten wollte, hielt Frau Uhlen, seine Sekretärin ihn kurz auf um ihm einige Briefe zu übergeben. Er sah diese noch am Schreibtisch seiner Sekretärin durch, und unterschrieb sie dann. Lächelnd ging er dann weiter in sein Büro.


<Ich sollte mir eine Waffe besorgen, die Welt ist so schlecht geworden> ,dachte Hauser bei sich. Nicht das er ein ängstlicher Mensch war, und er hatte auch keine Angst vor Homann. Welcher Mensch würde schon das Huhn schlachten das goldene Eier legte, nein das war es nicht, es war nur so ein Gefühl. Er war plötzlich unsicher geworden, und konnte nicht sagen woher dieses Gefühl kam. Vielleicht könnte man sich auch auf diese Weise Homanns entledigen.


Homann sah einige Papiere durch als die Sprechanlage summte. „Ja Frau Uhlen“. „Herr Homann, Herr Direktor Hauser bittet Sie, einen Moment zu ihm in sein Büro zu kommen“.
„Ich komme“, gab er zurück. Nachdem er seine Papiere zusammen gelegt hatte verliess er sein Büro. Mit dem Aufzug fuhr er zwei Etagen höher in die Chefetage. Schwungvoll betrat er Hausers Vorzimmer und begrüsste die Sekretärin.
„Gehen Sie gleich hinein, der Herr Direktor erwartet Sie“.
Nachdem Homann die Tür hinter sich geschlossen hatte hörte er Hausers Befehl, keine Anrufe durch zu stellen und setzte sich auf den Besuchersessel.
„Kommen wir gleich zur Sache“, begann Hauser zu sprechen. „Ich habe morgen einen sehr wichtigen Geschäftstermin im Ausland und möchte unsere kleine Vereinbarung so schnell wie möglich hinter mich bringen. Heute abend, wenn auch die Reinigungsleute nicht mehr da sind, kommen Sie zum Tor 4. Dort sind wir ungestört. Die Schreinerei daneben ist heute nicht abgeschlossen, dafür habe ich gesorgt. Und es wird das letzte mal sein, Sie haben es fest versprochen“.
Homann lehnte sich im Sessel zurück und lächelte. „Noch die Hunderttausend und Sie haben Ruhe, meinte er und fügte in Gedanken hinzu <Du hast Millionen unterbaut und willst mich mit Peanuts abspeisen, warten wir`s ab.> „Ich habe heute sowieso länger zu arbeiten, ist also kein Problem“, sagte er wieder laut.

Homann erhob sich und verliess gedankenverloren Hausers Büro und begab sich wieder zum Aufzug. Es war ihm unheimlich, dass Hauser sich ausgerechnet das äusserste Ende aussuchte.
Was hatte Hauser nur vor? dachte er bei sich. Ein bisschen bekam Homann es nun doch mit der Angst zu tun, und er dachte daran aus welchem Grund Hauser wohl am äussersten Ende des Betriebsgeländes ihm die Geldtasche übergeben wollte. Und das dann auch noch bei Dunkelheit, und das es ihm hilflos ausgeliefert sein würde wenn er auf falsche Gedanken kommen würde. Wieder in seinem eigenen Büro angekommen ging er langsam zum Fenster hinüber. Tor 4 und auch die Schreinerei konnte er vom Hauptgebäude aus nicht sehen. Dies wurde einerseits von der Waschkaue und andererseits von dem riesigen Betonsilo, welcher rechts neben der Waschkaue stand verdeckt. Es gefiel ihm ganz und gar nicht was er sah. Er hatte bereits einhunderttausend Euro kassiert und das sollte eigentlich reichen, zumindest für`s erste. Er beschloss daher lieber nicht zu dem Treffen mit Hauser zu gehen, sondern es sich lieber in seiner Stammkneipe gemütlich zu machen. Hauser kam schliesslich in ein paar Tagen von seiner Geschäftsreise zurück und dann konnte man weiter sehen. Still lächelte er sein Spiegelbild in der Fensterscheibe an und wandte sich wieder dem Raum hinter sich zu.



Einen Tag später.

Die Leute der Schicht waren schon fort. Die Gänge zwischen den Spinden waren leer, und in der Kaue hatte jemand vergessen die Dusche abzustellen. Die Männer der Putzkolonne rückten an, und einer vor ihnen fing an zu fluchen, während er die Dusche abstellte.
„Mist, die können auch nicht aufpassen, und ich habe wieder die Arbeit.“
„Reg dich ab Erwin“, sagte ein anderer, und verschwand zu seinem Abschnitt.
Die Putzkolonne bestand aus vier Männern, von denen jeder einen Abschnitt der Kaue zu reinigen hatten. Normalerweise schafften sie ihre Arbeit in zwei Stunden, aber heute sollte alles anders sein.

Erwin sah seinen Kollegen nach, und machte sich schlecht gelaunt an seine Arbeit. Murrend sammelte er das Papier ein, dass die Arbeiter vor den Spinden liegengelassen hatten. Heute musste er sich beeilen, denn er war mit seiner Freundin verabredet. Rita durfte er nicht warten lassen, denn dann sprach sie wieder tagelang kein Wort mit ihm.
Es war drückendheiß hier, und während er die Wände und den Boden säuberte, lief ihm der Schweiß in die Augen. Er wollte sein Gesicht und die Augen abtupfen, denn er sah wie durch einen Schleier, als er mit der rechten Seite gegen eines der Spinde lief. Noch bevor er fluchen konnte, öffnete sich langsam die Spindtür, und Erwin blieb vor Schreck fast das Herz stehen.
Langsam, fast im Zeitlupentempo sackte der, bisher fast aufrecht stehende Körper, in sich zusammen.
Hatte er geschrieen?. Er wusste es nicht, aber es musste wohl so gewesen sein, denn seine Kollegen standen plötzlich neben ihm. Sie starrten ebenfalls auf den Körper, der nun zur Hälfte in dem Spind, und zur anderen auf der Bank davor lag.
„Was steht ihr denn hier `rum“, schrie Erwin, der sich zuerst wieder gefasst hatte. „Nix anfassen“ rief er seinen Kollegen noch zu, dann lief er über den Hof, zum Hauptgebäude. Er lief zum Telefon, rief die Polizei an, und kehrte dann wieder in die Kaue zurück.
gewagt sich zu bewegen. Erwin war der Erste, der den toten Mann betrachtete. „Kennt ihn einer von euch“, fragte er. Kopfschütteln war die Antwort.
In diesem Moment schlugen draußen auf dem Hof Autotüren. Mehrere Beamte, teils in Uniform, teils in Zivil, betraten die Kaue. Einer der Zivilbeamten kam auf Erwin und seine Kollegen zu. Er war sehr groß und kräftig, beinahe bullig könnte man sagen. Er stellte sich als Hauptkommissar Wegner vor, und ließ sich zu der Leiche führen. Neben ihm ging sein Assistent Kommissar Klaus Fechner, welcher nachdem er einen kurzen Blick auf den Toten geworfen hatte, sich dem Umstehenden zuwand. Die Beamten hatten Mühe, die Schaulustigen vom Tatort fern zu halten. In der Hauptsache waren es Betriebsangehörige, welche durch die Polizeifahrzeuge neugierig geworden aus ihren Büros kamen. Fechner begann damit, sich die Personalien der Schaulustigen zu notieren. „Für etwaige Nachfragen“ bemerkte er den Leuten gegenüber. „Halten Sie sich bitte zur Verfügung“, fügte er noch hinzu.
Nachdem Wegner den Toten betrachtet hatte, trat aus dem Hintergrund der Arzt hinzu. Hauptkommissar Wegner wollte gerade den Mund zu einer Frage öffnen, als der Arzt auch schon abwinkte. „Ich weiß ja, am liebsten alles vorgestern, aber lass mich erst einmal einen Blick auf den Toten werfen.“
Nach kurzem Betrachten wandte sich der Arzt an Wegner. „Wenn es nicht ausgeschlossen wäre würde ich fast auf Selbstmord tippen. Aber erkläre mir mal wie ein Selbstmörder sich zuerst erschiessen kann um dann in dieses Spind zu klettern, und auch noch die Tür hinter sich schliessen kann“. Ausserdem ist der Mann nicht hier gestorben, sondern nachdem er tot war hierher gebracht worden. Es handelt sich also um Mord, aber frag mich nicht warum man ihn ausgerechnet hier her gebracht hat. Seltsam ist es schon, denn er zeigt keinerlei Spuren von äusserer Gewaltanwendung. Wer auch immer ihn hier her gebracht hat, ist mit äusserster Vorsicht vorgegangen.“
„Sie sind sich also absolut sicher?“, hakte Kommissar Wegner nach. „Absolut“, sagte der Arzt. „Er ist aus nächster Nähe erschossen worden, und das auf keinen Fall hier. Nicht deutet darauf hin“.
Plötzlich stand Homann, durch die Streifenwagen und die Leute aufmerksam geworden in der Tür. „Mein Gott, das ist Direktor Hauser, mein Chef“, sagte er zu dem Kommissar. Seine Geldquelle war versiegt, aber er hatte ja vorgesorgt. Ihn würde man wohl zuletzt verdächtigen. Selbst wenn die Erpressung an`s Licht käme, wer tötet schon das Huhn, dass goldene Eier legt.




Ende
 

Roni

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hallo bonnie,

ich bin etwas ratlos.
ist das die ganze geschichte oder ein erstes kapitel?
das wort ENDE verweist eher auf ersteres. dann fehlt mir aber die aufloesung des falles.

mfg
roni

ps: was ist eine waschkaue?
 

Bonnie

Mitglied
Der Tote in der Waschkaue,Antwort

Hallo mein lieber Ron.
Erst einmal zu deiner ersten Frage.Die Geschichte ist zu Ende,und sie hat auch eine Auflösung.Lies sie dir noch einmal in Ruhe durch und du wirst es sehen.
Zu deiner zweiten Frage.Eine Waschkaue ist im Bergbau,aber auch bei grossen Baufirmen üblich.Es ist der Wasch und Umkleideraum der Bergleute oder Arbeiter.
Viele Grüsse Bonnie
 

Melchior

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...

Hallo

etwas verwirrt, sozusagen bin ich auch. Das ende, naja da liese sich streiten, krimis liefern doch in den meiseten fällen eine 'richtige' auflösung, sprich motiv, tathergang und so, vielleicht muss das aber auch nicht sein. Dann ist allerdings die frage, wer könnte es gewesen sein, also wer könnte verdächtig sein? Dieser komische Homann, oder Erwin? Ich denke die polizei und der arzt scheiden aus. (Habe ich eine figur übersehen?) Aber wenn es einer der beiden war, warum? Also krimis laufen doch nicht so, dass man sagt: Eine leiche wurde gefunden, person x ist der mörder. Ein mord muss doch motiviert sein, oder nicht?

Jetzt nochmal was technisches, wieso findet das reinigungspersonal am nachmittag oder abend den toten? Er wollte doch ins ausland, also liegt es nahe zu denken er wurde am abend davor ermordet. War der spint nicht in nutzung durch einen der arbeiter? Andernfalls, wenn er nachdem die arbeiter verschwunden waren im spint deponiert worden war, wiso ist er nicht längst im ausland. Jetzt fällt mir ein, er sackt zusammen, wie verhält sich das mit der leichenstarre?

Wie kann der arzt in einem satz sagen, es gebe keine anzeichen äußerer gewalt, und im nächsten, dass er erschossen worden sei? Jemanden erschießen ist doch äußere gewalt, oder?

Als fazit, vielleicht, hast du versucht es so kurz wie möglich zu machen, ich nehme an du hast die komplette geschichte im kopf. Vielleicht ist das aber auch ein experiment, dann fühle ich mich als leser leider ziemlich allein gelassen. Ausserdem empfinde ich diese langen, fast ausschließlich berichtenden passagen als etwas langweilig. Warum nutzt du nicht die wenigen dialogszenen, baust sie aus, und führst den leser mehr als bisher auf eine fährte?

Bis dann dann
 

Bonnie

Mitglied
Antwort.

Hallo Melchior.Ich glaube,dass ich die ganze Sache noch einmal überarbeiten werde.An eine Sache hast du mich erinnert,nämlich das mit der Leichenstarre.Wie er in das Spind gekommen ist sollte ich besser erklären,da hast du recht.Ich werde alles noch einmal überarbeiten.
Grüsse Bonnie
 

Roni

Mitglied
hallo bonnie,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob dir klar ist, wo unser problem liegt (pardon, ich sag hier unser - weiss natuerlich nicht ganz genau, ob melchior das gleiche hat)..

ich hab den text jetzt mehrmals gelesen. auf stilistische sachen gehe ich gern einmal ein, wenn du moechtest. wiederholungen oder umstaendliche formulierungen, etc.

jetzt noch einmal zum inhalt:
es fehlt mir einfach ein tick logik ... - oder aber, ich habe den text immer noch nicht verstanden.

der ermordete kauft sich eine waffe. nicht, weil er sich von dem erpresser wirklich bedroht fuehlt, sondern 'weil die welt so schlecht geworden ist' und ihn ein gefuehl beschleicht. das duerfte die tatwaffe sein?

die dusche wurde nicht abgestellt. der tatort?

es finden sich papiere in der waschkaue ...
nach der abendlichen reinigung, nach der nachtschicht ...
das grosse raetsel oder einfach nur arbeiter-muell?

der hauptverdaechtige, der ja nicht zu dem treffen gehen wollte, (vielleicht aber doch ging und in irgendeiner art aus notwehr 'morden' musste) sagt gegen ende: er hat vorgesorgt??? wie denn?

die leichenstarre fiel mir auch auf, ist aber erst einmal sekundaer. die primaere frage ist, wer hat hier warum gemordet. das wie laesst sich dann prima in eine waschkaue-szene verpacken. aber warum?
'weil die welt schlecht geworden ist?'

oder habe ich immer noch entscheidendes uebersehen?

mfg
roni
 



 
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