Der Wandteller

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animus

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Der Wandteller
(überarbeitet-Rechtschreibung)

„Mama“, was ist ein Wandteller?
„Ein Wandteller?“
„Ein Wandteller ist ein......“, fängt meine Mutter an, und sie hätte es mir bestimmt genau erklärt, wenn...
„Drago“, unser Hund legt plötzlich vor der Tür los. Er bellt wie besessen.
„Drago, sei still“ schreit meine Mutter dem Hund entgegen und ich mache es ihr nach.
Den Drago interessieren unsere Schreie nicht. Er bellt, als wenn ihn ein ganzer Wespenstaat angreifen würde.
Es half nichts, wir laufen vor die Tür. „Au waia“, dass es schneit, haben wir völlig vergessen.
Wir stehen wie angewurzelt da, in Socken, mit langsam kalt werdenden Füßen, Drago wälzt sich im Schnee und bellt ununterbrochen weiter.
Wir schauen uns an, dann auf unsere im Schnee versteckte Füße und fangen an zu lachen.
„Komm schnell ins Haus, Joschi“,
„Der Drago wird sich schon beruhigen, er hat gerade den ersten Schnee entdeckt“ jauchzt mir Mutter noch teils lachend zu, nimmt meine Hand und läuft mit mir auf den Zehenspitzen zurück ins Haus.
„Zieh die nassen Socken aus und hol dir oben trockene aus der Kommode“, ruft sie mir im Lauf zu und eilt zum Ofen, denn sie hat in der Aufregung völlig ihre Suppe, den Braten und das Sauerkraut vergessen.
Sie schiebt hastig die Töpfe von den heißen Stellen des Ofens weg, schaut unter jeden Deckel und freut sich laut;; Nichts ist angebrannt.
„Der Tisch ist gedeckt.“ ruft sie und breitet die Arme aus um mir so mitzuteilen:
„komm in meine Arme, Joschi“
Alles ist fertig, wir sind hungrig, nur einer fehlt; ER, mein Vater.
Es passiert nicht zum ersten mal, dass ER nicht pünktlich zum Essen kommt.
Seine Kumpane in der Kneipe sind ihm wichtiger als seine Familie und seine Mutter.
So warten wir zu dritt in der Küche auf den Kopf der Familie.
„Mama, bevor Drago draußen begann verrückt zu spielen, habe ich dir eine Frage gestellt.“
„Kannst du dich erinnern?“ fragte ich meine Mutter.
„Welche Frage, Joschi?“
„Ich wollte wissen, was ein Wand........“
Die Haustür geht auf und mit einem lauten Knall wurde sie wieder geschlossen.
ER ist endlich gekommen.
ER betritt die Küche mit einem Ausdruck im Gesicht, als wenn er sagen möchte;
„Da bin ich, freut ihr euch, ist das Mittagessen fertig?“
Meine Mutter hat es ihm sofort angemerkt.
„Du hast wieder getrunken. Musste das sein?“ sagt meine Mutter.
Das Grinsen verschwindet aus seinem Gesicht.
„Getrunken? Ja ich habe getrunken. Ein paar Bier, ist doch nicht die Welt“, sagt ER und geht langsam zum Tisch. ER sitzt noch nicht ganz....
„Und überhaupt, ich kann trinken was ich will und wann ich will“, seine Stimme ist sehr gereizt.
„Ja, ist schon gut, ich dachte nur...“, versucht meine Mutter das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen.
„Können wir anfangen mit dem Essen?“, sagt ER, nimmt den Löffel und tut, als ihm alles zu langsam ginge.
Die Oma steht von ihrem Rollstuhl auf, setzt sich an die Seite Ihres Sohnes, breitet die Serviette in ihrem Schoß aus und wartet.
„Joschi, geh dir die Hände waschen, bitte.“
„Du bleibst hier, das hättest du schon vorher machen können. Jetzt wird gegessen.“
„Setzt dich hin.“ schreit ER mich an.
„Musst du den Jungen so anschreien?“, sagt meine Mutter.
„Lass den jungen seine Hände waschen“, sagt meine Mutter, als wenn nichts vorgefallen wäre. ER kocht vor Wut.
„Beeile dich bitte.“ Ruft sie mir nach.
Als ich zurück kam sitzen schon alle drei am Tisch.
„Guten Appetit, hoffentlich schmeckt es euch.“ sagt meine Mutter.
„Guten Appetit“, antworten wir gleichzeitig und fangen an zu essen.
Es wird nicht geredet, es wird gegessen.
„Musst du so schlürfen?“ in scherzhaftem Ton versucht meine Mutter das Übel abzustellen.
Seine Gesichtszüge werden hart. Sein Atem schwer und laut.
Der letzte Versuch seine Wut zu unterdrücken. ER schaut nicht hoch, ER spricht mit seinem Teller, damit man ihn nicht seine Wut ansieht.
„Lass mich in Ruhe zu Ende essen“ sagt ER
„Es geht auch ohne, wir schlürfen auch nicht, nicht mal der Junge“, lässt sich meine Mutter nicht abfertigen.
ER spricht immer noch mit seinem Teller: „Ja es geht ohne“ braust ER hoch.
„Ich zeige es dir, wie es ohne geht?“
ER knallt den Löffel auf den Tisch, greift sich den Teller und wirft ihn mit ganzen Kraft an die Wand.
Ich höre wie der Teller in viele kleine Stücke zerbricht. Ich höre wie die Scherben klirrend zu Boden fallen.
Es wird ganz still um uns herum. Keiner rührt sich.
ER, nach vorne gebeugt mit beiden Händen auf dem Tisch abgestützt schreit meine Mutter an: „Ihr könnt mich doch mal.“
Ich drehe mich um und sehe, dass Drago der einzige ist, der von dem Wutausbruch was hat.
Er frißt hastig die Fleischstücke und schlürft die Suppe, die so herrlich nach Kräutern duftet.
Nun weiß ich auch, was ein Wandteller ist.

©animus
 

Charly

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Hallo animus,

du solltest dich auf eine bestimmte Zeit einigen.
Entweder spielt die momentane Geschichte in der Gegenwart oder in der Vergangenheit.

Die Idee ist, meiner Ansicht nach, gut umgesetzt.
Wo es aber happert, das ist die Zuordnung des Gesagten und der Zeit.

Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht.
„Getrunken?“
„ Ja ich habe getrunken.“
„Die paar Bier, ist doch nicht die Welt“, und ging langsam zum Tisch.
ER saß noch nicht ganz am Stuhl....
Ich vermute, dass das alles der Vater sagt …

Also, ich denke, es lohnt sich hier noch einmal korrigierend drüber zu gehen.

Gruß Charly
 

Gorgonski

Mitglied
Hallo Animus

Wie schon mein Vorredner bemerkte, stören auch mich die Wechsel in der Zeitform. Entweder Du läßt alles im Präsens geschehen oder Du nimmst das Präteritum. Kannst Du ja noch mal überarbeiten, ist nicht schrecklich viel.


MfG; Rocco
 



 
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