Der Weg

maskeso

Mitglied
Der Weg

Äußerst karg. So würde man die Landschaft beschreiben, die sich vor dem Wanderer
ausbreitete. Von seinem Hügel aus konnte er viele Kilometer weit in die vor ihm liegende
Ebene blicken, aber der Anblick war wenig ermutigend. Es war eine Landschaft ohne Leben,
ohne Pflanzen, Tiere und - am Schlimmsten - ohne Menschen. Grau und Braun bot sie sich ihm
dar, ein Bild der Tristesse. Er schaute kurz zurück, sah die Einöde, die er hinter sich gelassen
hatte, sah die Einöde, die vor ihm lag. Hatte er überhaupt eine Wahl? Also schritt er weiter.
Als er den halben Abstieg hinter sich gebracht hatte, sah er mit einem Mal ein helles Licht und
ein Schimmer der Hoffnung breitete sich in seinem Inneren aus. Es war ein schwaches, aber
trotzdem klar zu erkennendes Leuchten, ein Strahlen gar, dass angesichts der einsetzenden
Dunkelheit den Weg wies. Den Weg. Wie lange war er schon gewandert? Lange, lange Zeit.
Anfänglich wohl voller Hoffnung, bald seine Ankunft feiern zu können, dann bald resigniert. Er
kannte nun sein Ziel nicht mehr, kannte nicht mehr Sinn und Zweck seiner Wanderung. Und
doch setzte er seinen Weg unbeirrt fort. Hatte er eine Wahl? Und selbst als er an jenem Tag
nach langem Marsch erkennen musste, dass auch jenes Leuchten nur eine Illusion gewesen war,
da schritt er weiter. Unbeirrt. Denn er hatte keine Wahl.
 
E

Eddie

Gast
der weg von allen

ich finde die geschichte gut,
sie spiegelt genau das da, was
viele menschen in ihrem leben
sehen: eine einbahnstraße.
aber gerade in schwierigen situationen
ist es wichtig, das man einsieht,
dass es immer einen zweiten weg gibt.

viele menschen rennen wie lemminge
in ihren tod und haben nie gelebt.

danke für die geschichte.
 

TheRealCure

Mitglied
nagel auf den kopf!

gut, du hast den nagel auf den kopf getroffen! tatsächlich denken immer noch viele, ihr jämmerliches leben hätte einen sinn. sie reden von gott, von liebe, von familie, von ihrem sportverein! frage sie danach, was sie für den sinn des lebens halten und du wirst nicht mehr aufhören können zu lachen! die wahrheit ist, dass hauptsächlich der zufall entscheidet, dass dieser planet eines tages explodiert, dass sich das universum eines tages zu einem winzigen punkt unendlicher masse zusammenziehen wird, dass der mensch nichts weiter ist, als der grösste fehler einer absolut unwichtigen evolution auf einem absolut unwichtigen planeten in einem absolut unwichtigen chaos aus sternen, die geboren werden und zerplatzen!

und was willst du nun mit dieser erkenntnis anfangen?
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Labyrinth

Insofern ist es eine Form des Labyrinthes. Es gibt davon viele verschiedenartige und die Wege sind merkwürdig.
Also ein Labyrinth.
Erstaunlich.

Grüße von Bernd
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Maskesko,

nach einem Monat habe ich mir das Gedicht noch mal angesehen, und es gefällt mir immer noch gut.

Ist es ein Gedicht?

Die Entscheidung, wo einzuordnen, traf der Autor.
Aber es hat auch die wesentlichen Eigenschaften, wie Bildhaftigkeit, Mehrdeutigkeit.

Grüße von Bernd
 

maskeso

Mitglied
Auf der Suche nach alten Werken, die meine Platte vrloren hat traf ich auf deine unbeantwortete Frage - ist es ein Gedicht? Nachdem mir die Leselupe offensichtlich die Zeileneinrückung versaut hat, sieht es mal gewaltig danach aus..
Im Ernst: Die Einordnung geschah nach dem Ausschlussprinzip - es war keine Kurzgeschichte, keine Erzählung keine Satire... Kein Gedicht, aber doch eher Poesie als Prosa, oder? Kann Poesie keine anderen Formen annehmen??
 

iso

Mitglied
sinnloses Leben?

Wir werden so lange im Labyrinth herumirren, bis wir -wie Dädalus- den einzig möglichen Ausweg finden. eine andere Dimension. Aber auch das Herumirren erscheint mir nicht sinnlos, denn dabei lernen wir, z.B. die Illusionen zu durchschauen.
 

Saphier

Mitglied
Aber Leute,

warum geht der Wanderer weiter? Was treibt ihn? Warum bleibt er nicht einfach stehen, warum setzt er sich nicht, warum wandert er weiter?

Saphier
 
S

Steppenwolf28

Gast
Denkt mal über alle Aussagen hier nach ... Findet Isos Sicht ganz treffend ... Tja, warum wandern wir? Weil wir instinktiv unsere Mission spüren, die wir nicht benennen können? Wir sind wohl wie in die Luft geworfene Steine, die der Werfer beobachtet, von denen erwartet wird, dass sie sich in eine Taube verwandeln oder in einen Falken. Oder einen geflügelten Griechen (*zwinker* Iso). Manchem geht wenigstens noch die Idee einer anderen Dimension auf, bevor er hart auf die Erde schlägt. Was uns gemeinsam ist: Der Zwang zur Bewegung, das Steigen und Fallen ... Fragt man den Werfer nach dem Sinn, wird er nur schelmisch grinsen wie ein Kind und mit den Schultern zucken. Genießt einfach den Flug, denn selbst Anschnallen bringt nichts :))
Im Übrigen handelt es sich bei dem Text vom Weg wohl um lyrische Prosa, aber um kein Gedicht; es erinnert mich an den poetischen Anfang von Knut Hamsuns "Segen der Erde". Weiterschreiben!

Liebe Grüße vom Wolf
 



 
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