Der Weg am Fluss

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zyranikum

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Der Weg am Fluss

Laub bedeckt nun tot und taub,
Den Weg, den ich zu gehen pflege,
Die Sonne hoch, das Menschlein tief,
Der Fluss hält meinen Blick gebannt.
Schon unsichtbar scheint hier zu sein,
Der Schritt, der auf der Erd' zerfließt.

Warum so öd die Äste brachen,
Der Bäume Arme nun ganz nackt?
Sieh hin! Sieh hin! Der Herbst ist da,
Trist wird mein Herz, wie jedes Jahr.

Die kalte Hand - sie greift nach mir,
Und wärmt mein Sein wie eh gewohnt,
Hinweg den Lichtern führt sie mich,
Im Wasser tanzen sie wie Flammen.
Wie schön der Wind sein Leid hier pfeift,
So ruhig, so hold, so desolat.

Doch welcher Rausch treibt mich noch weiter,
Da nebst zu mir nichts lohnt zu weilen?
Voran! Voran! Die Schritte peitschen,
Da stumme Geister fort mich treiben.

Bald steh ich nun auf frommer Heide,
Wo keine Häuser mehr den Blick vertrüben,
Und spüren lässt's mich was es heißt,
Ein weitrer Teil Natur zu sein.
Wie frei doch hier mein Herz erblüht,
Der Fluss so reichlich Wässer prallt.

Warum ward meine leere Hülle wohl,
Noch nie zuvor geschwemmt hierher?
Niemals! Niemals! Möchten meine Schritte,
Noch einmal diesen Weg verlier'n.

Und wie ich so wander' im finsteren Tal,
Indem kein Hirte befähigt scheint zu weilen,
Seh' ich den roten Feuerball wie einst,
In stiller Ewigkeit versinken.
Zum Schutze legt sich nun der Teppich,
Der schwarz das ganze Land bedeckt.

Doch seltsam regt sich mein Gemüt,
Wieso spür ich meine Ängste nicht?
Wie unverzagt sich hier mein Wesen löst,
Als hätt' ich keinen Tag gelebt.

Die Ruhe ist nun eingekehrt,
Sogar der Wind hat sich zum Schlaf gelegt,
Und wie aus jedem Busche Schweigen dringt,
So mürbe schlägt mein Herz dazu.
Nur bleiben kann und will ich nicht,
Auf sternerhelltem freiem Feld.

Wo endet wohl der Weg der Wässer,
Wo fällt zur Ruh mein müder Schritt?
Ich muss es wissen zweckgesetzt,
Eh mich verletzt das Labyrinth.

Des Mondes Angesicht ist mein Begleiter,
Auf weiter Reise ohne Ende,
Doch weder frier noch halt ich,
Da mich die Nacht so warm umarmt.
Die Schatten tanzen auf den Wogen,
Und wieder bleibt mein Blick gebannt.

Doch halte ein, oh müder Körper,
Was glänzt so schwarz am Wegesrand?
Nicht der Fluss ist noch zu meiner Seite,
Und viel zu spät hab ich's erkannt!

So wurden einst Tränen zu Regen,
Und Regen zu schneeweißem Eis,
Am Horizont verliert sich etwas,
Es ist der letzte Blick zurück.
Vor mir der Wald mit spitzen Türmen,
Er sei das Ende meines Wegs.

Doch wohin, sag mir doch wohin,
Sollte ich den Schritt jetzt lenken?
So tief im Hain ist alles gleich,
Verloren in der Einsamkeit.
 



 
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