Der Winter ist (k)ein harter Mann!

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Rudolfus

Mitglied
Der Winter ist ein harter Mann,
So heißt's beim alten Dichter,
Ein frost'ger Kerl, ein Grobian,
Ein eiseskalter Richter.

Ein harter Mann? Das wär' er gern,
So kernig und so finster.
Sein Reich ist heute ziemlich fern,
Versteckt sich hinterm Ginster.

Ein wenig Weißes sieht man dort
Und spürt noch seine Kälte.
Doch bald flieht er an andern Ort,
Den Nordpol er er sich wählte.

Denn hier bei uns den armen Kerl,
Den schüttelt Fieber immer,
Verliert den Frost. Gleich König Erl
Hört fern man sein Gewimmer.

Im Sturmgebraus, da schreit er laut:
"Wo ist mein Frost, die Kühle?
Wer hat die Kälte mir versaut?
Ach elend, diese Schwüle!"

Sein Schwung erlahmt, er schrumpft dahin,
Gleicht einer alten Mähre.
Er schleicht davon: "Ich bin, ich bin
Ein Wicht, denn ich verjähre."

So flüstert er, so wispert er,
Schlurft müd' und krank von dannen.
Ein junger Mann, der springt daher.
Der Frühling hat gewonnen!
 
B

Beteigeuze

Gast
Hallo, Rudolfus!

Mir gefällt das Werk gut und ich frage mich oft dasselbe wie Dein Winter :)

Eine Stelle jedoch finde ich nicht so gelungen, nämlich das doppelte "ich bin". Normalerweise habe ich nichts gegen Dopplungen, Anaphern etc. - setzte sie selbst manchmal ein -, hier allerdings wirkt es wie ein Füller, um hinten noch den Reim stimmig zur Metrik zu bekommen.

Ansonsten gefällt es mir wie gesagt und ich bin schon wieder ruhig *g*

Lieber Gruß

Beteigeuze
 

LuMen

Mitglied
winterlich...

Hallo Rudolfus,

ich schließe mich zum guten Teil Beteigeuze an, würde an Deiner Stelle nur überlegen, ob man nicht hier und da ein paar Worte umstellen oder ändern sollte.
So könnte man statt "..denn hier bei uns den armen Kerl.." etwas flüssiger formulieren "..denn hier packt diesen armen Kerl/das Schüttelfieber immer.."
Weiter könnte man das "versaut", das manchen vielleicht etwas stört, ersetzen durch "..wer hat den Kältestrom gestaut.." oder "die Kälte weggestaut.."
und wenn Du schließlich noch den fehlenden Reim zwischen "dannen" und "gewonnen" überbrücken willst, könnte man "von dannen" durch "von hinnen" ersetzen, was sich dann auf "..der Frühling muss gewinnen!" reimen ließe.
Gut finde ich die "Verjährung" am Schluss!

Letzten Endes aber ist alles Geschmackssache, lieber Rudolfus!
Herzlichen Gruß

LuMen
 



 
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