Der Wirklichkeitsstrom

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Ohrenschützer

Mitglied
Wenn die Realität dich entzweit und schockiert,
Dann wär's gut, wenn dein Geist sich nicht träumend verliert,
Sondern ausharrt im eiskalten, reißenden Fluss -
Weil der Schmerz, wenn man dann wieder eintauchen muss,
Umso größer wird, kann man inzwischen noch flieh'n
In die eigenen, wärmenden Weltphantasien.
Mag es noch so verlocken, das süße Gespinst,
Es ist doch nur Schimäre, die du dann gewinnst.
Und der Schönheiten edelste, glaub' mir aufs Wort,
Schwimmen nur in der Wirklichkeit, wirklich nur dort!
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Ohrenschützer,

ein toller Rhythmus. Was mir fehlt ist der Titel
über dem Gedicht, wenn's geht in Fettdruck, dann
sähe es optisch besser aus.
Mit dem Inhalt gehe ich nicht konform.
" Und der Schönheiten edelste, glaub' mir aufs Wort,
schwimmen nur in der Wirklichkeit, wirklich nur dort!"
Dafür muß man schon Realist sein.
Träume sind das, was uns wirklich leben läßt -
die Wirklichkeit ist für mich nur pure Existenz.
Nur ist das alles Ansichtssache und nicht zu
veralgemeinern.

Sende Dir liebe Grüße
 

Ohrenschützer

Mitglied
Verehrter Klopfstock!

Und ich habe noch überlegt, den Titel nochmals anzuführen. Ich denke überhaupt, dass in der Lupe der Titel ein bisschen zu weit weg vom Text steht und sich das Ganze daher ein wenig unharmonisch präsentiert. Ich dachte mir, nachdem hier doch NUR intelligente Leute vorbeikommen, werden sie Titel und Torso kombinieren; aber das Optische, da hast du Recht, darf man nicht unterschätzen.

Deine inhaltliche Kritik kann ich sehr gut nachvollziehen. Es ist für einen Freund von mir geschrieben, der sich zu stark mit Traumbildern auseinandersetzt und immer von der Realität wie mit einem Hammerschlag aufgeweckt wird. Die süßesten Schönheiten gibt's wohl im Traum; aber die edelsten, im Sinne von nachhaltig, greifbar, einmalig (Schönheiten, die kein Klon sind, kein fliehendes Geistmodell)?

Ich quäle mich ein wenig, um das auszudrücken, was ich meine, und hoffe, du hast es verstehen können. Zum Glück hat das Gedicht ein paar Kanten, woran man sich reiben kann...

Danke und schönen Tag
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Ohrenschützer,

danke für Deine Antwort - jetzt kann ich die ganze
Sache doch besser verstehen. Du hast schon recht mit
den "süßesten Schönheiten" und den "nachhaltigen, greifbaren
die keine Klon sind".
Man quält sich immer mit dem was man empfindet und ausdrücken will - die Empfindung ist König, die Sprache
hingegen ein Bettler..*zwinker*...Und beides soll man
verbinden - nicht einfach.

Sende Dir liebe Grüße
 

LuMen

Mitglied
Hallo Ohrenschützer,

ich schließe mich den Ausführungen von Klopstock an. Ich habe das Gedicht mehrfach gelesen und es dabei immer besser verstanden. Lebensphilosophie ist eine Glaubenssache!

Herzliche Grüße
LuMen
 

Ohrenschützer

Mitglied
...und Ansichtssache

Lutz, Sohn des Lichts!

Ich dachte schon, du seist verschollen; aber da hab ich wohl nur nicht genau genug gelugt. Weshalb ein neues Nym? Frei und unbelastet von Jugendsünden? ;)

Du hast doppelt Recht: Erstens muss man es wahrscheinlich wegen seiner "Dichte" mehrfach lesen, und zweitens ist Lebensphilosophie Glaubens- und damit auch Ansichtssache. Warum sollte auch gerade dieses Sujet nur eine Seite haben bzw nur von einer betrachtet werden können? Bei mir hat sich beim Abwägen vom Begriff der "edlen Schönheiten" die Frage gestellt, ob es auch dann nicht ratsam wäre, in Traumwelten abzutauchen, wenn man nie wieder in die Realität zurückkehren müsste...

@Klopfstock, von wegen "Emfindung & Sprache verbinden": Da kenn ich Leute, denen das viel schwerer fällt als dir...

Herzliche Grüße
 
K

Kadra

Gast
Hallo Ohrenschützer,

die Gedanken die du mir hier anträgst sind denkenswert. Nur sind sie, nach meinem Geschmack, unschön verpackt.

Sondern drin bleibt im eiskalten, reißenden Fluss -
Das kannst du sprachlich besser, ich bin sicher!

Lieben Gruß von
Kadra
 

LuMen

Mitglied
Hallo Ohrenschützer,

komme gerade zufällig noch einmal vorbei und stutze: Wie wär´s, wenn Du statt "bleibt drin" "verweilt" nimmst?

Gruß
LuMen
 

LuMen

Mitglied
Hallo Ohrenschützer,

ich habe gerade an Dich geschrieben, aber mein Text ist seltsamerweise nicht mehr vorhanden. Ich wollte ihn berichtigen: "verweilt" paßt von der Metrik her nicht recht, "aushält" wäre wohl besser.

Angenehme Nachtruhe wünscht
LuMen
 

Ohrenschützer

Mitglied
Hallo Kadra, Hallo Lutz,

ich habe mir eure Anregungen ernsthaft durch den Kopf gehen lassen. Zuerst hätte ich mich an "drin bleibt" nicht gestoßen, konnte aber die mangelnde Poesie darin dann doch entdecken. In der Folge hab ich mich gefragt, ob ich nicht bewusst einen harten, rissigen Ausdruck verwenden wollte. Ein "drin bleibt" mit einer starken Hebung, mit einer ausholenden Zeigefinger-Bewegung wie ein Degenstich. Und dachte mir, genau das wollte ich ausdrücken.

Dann kam die Herausforderung; das gibt's doch nicht, dass es kein Wort gibt, das besser passt. Und siehe da, es erschien vor meinem geistigen Auge, perfekt und formschön.

Ich danke für die Anregung, eine echte Verbesserung für das Gedicht.

Liebe Grüße
 



 
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